Agrarmesse in Berlin - Maul- und Klauenseuche überschattet Grüne Woche - weniger Tiere auf der Messe

Fr 17.01.25 | 11:58 Uhr
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Kai Wegner ( Mitte l-r, CDU), Regierender Bürgermeister von Berlin, Joachim Rukwied, Präsident des Deutschen Bauernverbandes, Cem zdemir (Bündnis 90/Die Grünen), Bundesminister für Ernährung und Landwirtschaft, am 17.01.2025 bei der Eröffnung der Grünen Woche. (Quelle: dpa-Bildfunk/Hannes Albert)
Video: rbb24 | 17.01.2025 | Bild: dpa-Bildfunk/Hannes Albert

Der Ausbruch der Maul- und Klauenseuche überschattet die Grüne Woche: Auf der Agrarmesse, die am Donnerstagabend eröffnet wurde, sind weniger Tiere zu sehen als sonst. Für das Wochenende ruft ein Bündnis zur jährlichen Großdemonstration auf.

Die Grüne Woche in Berlin hat am Donnerstagabend offiziell begonnen. An der Eröffnungsfeier nahmen Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne) und der Regierende Bürgermeister von Berlin, Kai Wegner (CDU), teil.

Am Freitagmorgen öffnete die Agrarschau ihre Tore schließlich für Besucherinnen und Besucher, bis zum 26. Januar erwarten die Veranstalter rund 300.000 Menschen auf dem Berliner Messegelände.

Cem Özdemir (Grüne) sagte beim Auftaktrundgang, es brauche bei der Produktion und dem Konsum von Lebensmitteln den Zusammenhalt von Stadt und Land. Es sei wichtig, alles dagegen zu tun, "dass die Polarisierung noch stärker wird". Berlins Regierender Bürgermeister Kai Wegner (CDU) sagte bei der Eröffnung, die Messe stehe für Tradition. Man könne aber auch viel für die Zukunft und den Umgang mit Lebensmitteln lernen.

1.500 Aussteller aus fast 60 Ländern

In ihrem 99. Jahr befasst sich die Grüne Woche unter anderem mit den Themenbereichen moderne Landwirtschaft, Nachhaltigkeit und alternative Ernährungsformen. 1.500 Aussteller aus fast 60 Ländern präsentieren Produkte, Services und Workshops zum Verkosten, Ausprobieren und Mitmachen.

Rund 300 Veranstaltungen sollen der Messe zufolge über Herausforderungen in der Land- und Ernährungswirtschaft und Lösungsansätze informieren. Im Mittelpunkt von Fachvorträgen, Panels und Seminaren stünden Themen wie Ernährungssicherheit, stabile Lieferketten, nachhaltige Landwirtschaft, alternative Kraftstoffe oder ländliche Räume. Politischer Höhepunkt sei das 17. Global Forum for Food and Agriculture (GFFA) vom 15. bis 18. Januar. Mehr als 2.000 Expertinnen und Experten aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Zivilgesellschaft sollen sich im Citycube Berlin austauschen.

Keine Paarhufer auf der Grünen Woche

In diesem Jahr werden weniger Tiere als sonst auf der Grünen Woche zu sehen sein. Grund ist ein Fall von Maul- und Klauenseuche in Brandenburg, dessen Ausbreitung möglichst verhindert werden soll. Am Freitag vergangener Woche war das Virus bei einer Wasserbüffelherde in Hönow im Landkreis Märkisch-Oderland nachgewiesen worden.

"In Abstimmung mit dem Veterinäramt werden wir keine Paarhufer vor Ort haben", sagte Lars Jaeger, Direktor der Grünen Woche. "Es gibt also nicht wie geplant Rinder, Schafe, Ziegen und Alpakas zu sehen, dafür aber viele andere Nutz- und Heimtiere."

Auch das Live-Programm der Grünen Woche wurde wegen der Sicherheitsvorkehrung geändert. "Wir werden improvisieren. Die Shows machen wir jetzt mit Pferden, Kaninchen und Eseln", sagte Direktor Lars Jaeger dem rbb.

Bauernpräsident Rukwied fordert Bürokratieabbau für Betriebe

Zum Auftakt der Grünen Woche forderte Bauernpräsident Joachim Rukwied einen Politikwechsel in Deutschland. Nötig sei "ein grundsätzlicher Neustart", sagte Rukwied und drang auf einen "wirksamen Bürokratieabbau für unsere Betriebe".

Rukwied betonte, dass den Landwirtinnen und Landwirten gerade in unsicheren Zeiten eine entscheidende Rolle zukomme. Die Versorgung mit heimischen Lebensmitteln müsse aufrechterhalten werden, Deutschland dürfe sich nicht abhängig von Importen aus dem Ausland machen.

10.000 Teilnehmer auf Demo für Agrarwende angemeldet

Derweil will am Wochenende ein Zusammenschluss aus rund 60 Organisationen aus Landwirtschaft und Zivilgesellschaft wenige Wochen vor der Bundestagswahl 2025 für eine sozial-ökologische Agrarwende demonstrieren. Unter der Frage "Wer profitiert hier eigentlich" ruft das Bündnis "Wir haben es satt" für Samstag zum Protest in Berlin auf.

"Wir erwarten, dass die kommende Bundesregierung endlich Gemeinwohl vor Konzerninteressen stellt", sagte Kampagnenleiterin Anne Skambraks in Berlin. Martin Kaiser von Greenpeace sprach von "drei verlorenen Jahren Ampel-Agrarpolitik". SPD, Grünen und FDP sei es nicht gelungen, eine fortschrittliche und nach vorn gerichtete Agrarpolitik zu entwickeln.

Zur Demonstration hat das Bündnis 10.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmer angemeldet. Zeitgleich finden in Berlin eine internationale Agrarministerkonferenz sowie eben die Grüne Woche statt. Das Bündnis "Wir haben es satt" ruft seit Jahren anlässlich der Agrarmesse zu Demonstationen in Berlin auf.

Sendung: rbb24, 15.01.2025, 13:00 Uhr

52 Kommentare

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  1. 50.

    Tja, welcher Grund? Jahrelang habe ich die Leute zur Messe gefahren, jetzt, wo wir Zeit haben, sehen wir uns mal an, warum die Gäste dort hin wollten. Finde, das ist ein guter Grund.

  2. 49.

    Das liegt generell an Social-Media:
    ,,Instagram, Facebook und X sind asoziale Aufmerksamkeitsmaschinen. Social-Media ist tot.Bewegt man sich heute auf Social Media, dann fühlt es sich dort manchmal ein bisschen so an wie auf einer aus dem Ruder gelaufenen Party. Man dachte, man tauscht ein paar nette Anekdoten mit ein paar Freunden und Gleichgesinnten aus – und plötzlich wird die Feier immer größer, Unbekannte stürmen herein, jemand pöbelt herum und ein anderer grölt in der Mitte des Raums Naziparolen. Wo, bitte, ist man hier gelandet?'' Völlig richtige Einschätzung von Lisa Hegemann.

  3. 48.

    Ja sicher habe ich diesen Artikel gelesen, sonst hätte ich doch keinen Post verfasst, was denken Sie denn? Unterlassen Sie diese Unterstellungen.

  4. 47.

    Mal gelesen?? "...befasst sich die Grüne Woche unter anderem mit den Themenbereichen moderne Landwirtschaft, Nachhaltigkeit und alternative Ernährungsformen" - Aber erst mal sicherheitshalber lauthals ins Blaue drauflos meckern...

  5. 46.

    In Teilen bestimmt - andernfalls schlage ich vor, den Markt zu wechseln, besser zum Metzger ihres Vertrauenes zu gehen.

  6. 45.

    Diese ,,Messe'' ist ein Relikt aus den 50er jahren, da paßte sie noch hin, aber inzwischen, im Angesicht der Ernährungsumstellung in Deutschland, hat sie ihren Sinn verloren. und ,,grün'' ist sie auch nicht, nur das Etikett.

  7. 44.

    >"Es geht im Prinzip nur um mehr mehr mehr. Die Zeiten haben sich aber geändert."
    Ja eben Hendrik. Sie waren wohl lange nicht mehr da oder überhaupt nicht. Seit paar Jahren schon geht es um neue Ernährungstrends, neue Produkte, ökologische Erzeugung, Präsentation der jeweiligen Erzeuger und Produzenten und viel mehr um regionale Erzeugung und Vermarktung. Die Zeiten, in denen Fresswellen durch die Hallen rauschten, sind längst vorbei. Die Zeiten mit Taschen voller kostenlosen hinterhergeworfenen Nahrungsmitteln sind seit der Jahrtausendwende auch vorbei. Es ist alles viel gediegener und eigentlich auch luftiger, weil auch nicht mehr so viele Leute kommen als noch bis zur Jahrtausendwende.

  8. 43.

    Was für einen Grund gibt es eigentlich da noch hin zu gehen, als Normalverbraucher? Das ganze Jahr schaust Du auf den Geldbeutel, und kaufst das verpannschte Zeug vom Discounter, wenn Du Glück hast nichts dabei was zurück gerufen wird, weil die panscherei mal wieder Überhand genommen hatte. Und dann gehe ich zur GRÜNEN-WOCHE?????? Was passt hier eigentlich noch zusammen? Ach ja, es soll ja auch zur Unterhaltung dienen.

  9. 42.

    Also ich war schon in einigen Supermärkten, aber einem Rind,Schwein, Lamm oder auch Huhn bin ich noch nie begegnet.

  10. 41.

    „ Unter der Frage "Wer profitiert hier eigentlich" ruft das Bündnis "Wir haben es satt" für Samstag zum Protest in Berlin auf.“
    Ein Glück, dass solche „wirtschaftlich denkenden Rechenkünstler“ nichts zu sagen haben!
    Es gibt übrigens wirklich WhatsApp-Gruppen für „interessierte Demonstranten“, ich was fassungslos!

  11. 40.

    Nächstes Jahr wird die Grüne Woche 100 Jahre alt. Sie ist eine Traditionsveranstaltung. Mittlerweile Gehen ja fast nur noch Rentner hin. Es geht im Prinzip nur um mehr mehr mehr. Die Zeiten haben sich aber geändert. Vielleicht sollten einige Schweinezuchtbetriebe in ihren Ställen Cannabis züchten, damit auch die Nachbarn entspannter sind.

  12. 39.

    Ja,ja stimmt,
    und im Januar schneit es auch noch kaum
    und Nachts ist es dunkler als am Tag.

  13. 38.

    Grüne Woche als Westberlin noch eine Insel war. Jetzt denke ich brauchst nicht mehr.

  14. 37.

    Paradox ist, dass unsere Ernährer für sich werben müssen und sie sterben langsam aus. Könnte man sich vor kurzem noch vorstellen, dass Lebensmittelknappheit real werden kann? Die großen Lebensmittelketten warnen bereits...
    Selbstgewählte „Deindustrialisierung“ durch eigene Politik?

  15. 36.

    >" Das geht auch anders (Pappaufsteller, Videos oder Hologramme vielleicht?)."
    ... und Stallduft-Übertragung! ;-))

  16. 34.

    Jeder weiß, wie diese Tiere aussehen und wie sie in Wirklichkeit in den verschiedensten Haltungssystemen stehen. Jedenfalls, wenn man nicht die Augen verschließt. Dafür braucht es keine Tiere, die auf der Messe noch zusätzlich gestresst werden. Das geht auch anders (Pappaufsteller, Videos oder Hologramme vielleicht?).

  17. 33.

    Vielleicht einfach gar keine Shows mit Tieren veranstalten? Die Messe kann es auch so geben.

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