Nach Grundsteuerreform - Berlin setzt vorläufig 891 Millionen Euro Grundsteuereinnahmen für 2025 fest

Fr 17.01.25 | 17:56 Uhr
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Wohnhäuser in Berlin, aufgenommen am 16.10.2024. (Quelle: dpa-Bildfunk/Jens Kalaene)
Bild: dpa-Bildfunk/Jens Kalaene

Zur Auswirkung der Grundsteuerreform auf die Einnahmen des Landes Berlin liegen nun erstmals Zahlen vor. Diese gehen aus einer Antwort des Senats auf eine schriftliche Anfrage des Berliner SPD-Abgeordneten, Matthias Kollatz, hervor.

Viereinhalb Millionen Euro mehr Grundsteuer im Vergleich zum Vorjahr

Nach Angaben der Finanzverwaltung konnte bis zum 30. November 2024 ein Kassensoll der neuen Grundsteuer 2025 von 891.282.000 Euro ermittelt werden. Die Zahlen sind vorläufig. Mit der alten Grundsteuer 2024 wurde ein Kassensoll von 886.658.000 festgesetzt.

Im Vergleich zum Vorjahr würde Berlin 2025 demnach etwa viereinhalb Millionen Euro mehr Grundsteuer einnehmen. Trotz dieses Aufwuchses würden die Annahmen der Aufkommensneutralität aber eingehalten, heißt es aus der Senatsverwaltung für Finanzen. Ein Sprecher der Senatsverwaltung sagte dem rbb: "Durch Neubau werden in Berlin jedes Jahr Wohn- und Geschäftsgebäude bezugsfertig. Durch diesen Wertzuwachs der Grundstücke - nicht etwa aufgrund von Steuererhöhungen - generiert das Land Berlin pro Jahr im Durchschnitt rund 10 Millionen Euro mehr an Grundsteuereinnahmen."

Stichhaltige Aussagen zur Aufkommensneutralität würden sich aber erst machen lassen, wenn die Zahlen endgültig seien.

Kritik von "Haus und Grund"

Finanzsenator Stefan Evers (CDU) hatte im vergangenen Jahr zugesichert, dass Berlin durch die Reform der Grundsteuer nicht mehr einnehmen werde als zuvor. Im Sommer wurde 2024 wurde eigens ein neues Gesetz beschlossen. Allerdings hatte der Eigentümerverband "Haus & Grund" zuletzt kritisiert, dass durch die Reform die Steuerlast für Einzelne deutlich steigen würde. Der Verband hat dafür die Daten von 200 seiner Berliner Mitglieder ausgewertet. Danach liegt der durchschnittliche Anstieg bei 74,4 Prozent. Ende 2024 wurden in Berlin gut 900.000 Grundsteuerbescheide verschickt. Die neue Grundsteuer wird erstmals Mitte Februar eingezogen.

Warum der Grundsteuer-Betrag in einigen Fällen steigt, wann er gezahlt werden muss und weitere Fragen, beantwortet das rbb|24-Grundsteuer-FAQ.

Korrekturhinweis: In einer früheren Version des Textes war von 812 Millionen Euro Grundsteuer die Rede - dies ist jedoch nicht die neueste Zahl. Korrekt sind vorläufig 891 Millionen Euro Grundsteuer. Wir haben den Text entsprechend korrigiert.

37 Kommentare

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  1. 37.

    Und was vielleicht das Wichtigste ist: Wenn Sie substantiierte Zweifel.an der Rechtmäßigkeit einer Entscheidung der Steuerverwaltung haben, können Sie dagegen Einspruch einlegen oder Klage vor dem Finanzgericht erheben.

  2. 36.

    Obwohl es bei Ankündigung eigentlich klar war was passiert (Anpassung der Bodenrichtwerte auf ein gemeinsamens Bewertungsniveau), mutet es in der Praxis doch kurios an. Die selbe Strasse, im Verlauf ein Teil im ehem. Westen, ein Teil im ehem. Osten. Beide "einfaches Wohngebiet" im nördlichen Teil, der südliche Teil "mittleres Wohngebiet". Das liegt vermutlich an dem "Lärm", der plötzlich und unerwartet in Straßenmitte endet. Entsprechend auch die Zahlen der Bodenrichtwerte.
    Die Folge: Der Eigentümer im Westen, nördliche Straßenseite, zahlt deutlich weniger. Der im Osten, nördliche Seite deutlich mehr. Der "Wessi" in südlichen Teil liegt zwischen dem Wessi/Nord und Ossi/Nord, aber auch mehr wie vorher. Der Eigentümer im Osten, südliche Straßenseite zahlt das Vierfache vom Wessi/Nord. Alles kleine Grundstücke mit älterem EFH-Bestand und in einem Abstand von acht Hausnummern. Erklär' das mal einem ohne Karte und Kompass. Die Verwirrung und der Frust ist zu verstehen.

  3. 35.

    Selbstverständlich sind Steuern gerecht. Sie folgen aus unseren Entscheidungen in einer Demokratie. Und verfassungsrechtlich gründen sie auf dem Grundsatz der Leistungsfähigkeit. Die Steuern werden festgesetzt von Fachpersonal, das eine sehr hochwertige Ausbildung durchlaufen muss. Und die Finanzverwaltung ist stets ansprechbar für die Bürger-innen. Oder haben Sie schon einmal davon gehört, dass sie in einem Finanzamt so lange warten mussten wie im Bürgeramt? Welche Vorstellung haben Sie denn von Gerechtigkeit? Gerecht ist, wenn sie nix bezahlen müssen für öffentliche Güter? Gerecht ist, wenn Sie meckern können?

  4. 34.

    Der Grundsteuerwert wird auch dann neu festgestellt, wenn der Wert, nach oben oder unten um mehr als 15 000 Euro abweicht. Das nennt sich Wertfortschreibung (§ 222 Bewertungsgesetz).

  5. 33.

    Das finde ich auch. Bei uns sind die Bodenrichtwerte um 30% gesunken und auch die fiktive Miete ist unrealistisch hoch angesetzt worden. Dafür, dass der Senat angeblich die Wohnkosten niedrig halten will, ist das ziemlich heuchlerisch.

  6. 32.

    Danke für die Info. Das hat schon was von Glücksspiel.

    Mal ist man der Hund, mal der Baum. :-(

  7. 31.

    Der Bodenrichtwert wird jährlich angepasst, die Werte fließen jedoch nur alle sieben Jahre in die Grundsteuerberechnung ein - wie bisher auch. Waren Steuern schon jemals gerecht?

  8. 30.

    Das Ergebnis von rd. 891 Mio. Euro ist eine großartige Punktlandung. Man hat fast gleich hohe Einnahmen wie vorher. Das Versprechen der Aufkommensneutralität ist eingehalten worden. Gratulation an die Leute, die dies so gut organisiert haben. Und die Zeitungen mit den vier Buchstaben, die die Bevölkerung seit Wochen emotional gegen die Grundsteuer aufpeitschen, sollten sich öffentlich entschuldigen.

  9. 29.

    Der Anstieg ist viel geringer als die Lobby-Gruppe "Haus und Grund" angibt. Was ja kein Widerspruch sein muss. Es kann sein, dass die - ich vermute wohlhabenden - Mitglieder von "Haus und Grund" wirklich viel mehr zahlen müssen. Der Durchschnitt der Bevölkerung aber offenbar nicht.

  10. 28.

    Der Stichtag für den Bodenrichtwert war der 01.01.2022 für die Neuberechnung.
    Die Bodenwerte sind aber wieder gefallen ( für Berlin ca. 18%) Warum wird das nicht bei der Berechnung der Grundsteuer berücksichtigt? …..Da hat ja der Staat richtig Glück, dass 2022 die Bodenpreise so hoch lagen.

    Ist das nicht ungerecht.

  11. 27.

    Liebe Tine, bitte lese vor deinem Kommentar doch den Artikel durch. Berlin erhebt weniger Grundsteuer als vor der Reform. Die Grundsteuer wird vom Land Berlin erhoben, in dem weder Herr Habeck noch seine Partei vertreten sind. Ich würde mir hier ein bisschen mehr Sorgfalt wünschen.

  12. 26.

    Die Ergebnisse der Grundsteuererhebung weiß das Finanzamt und hat sicher eine Übersicht für Berlin in petto. An die könnte man per IFG als Bürger bzw. der RBB über das Presserecht rankommen.

    @RBB: Bitte mal Recherchieren und Fakten schaffen!

  13. 24.

    Es gibt keinen "Habeck-Klau". Freiwillig in der gesetzlichen Kasse versicherte zahlen schon immer Beiträge auf alle Einnahmen bzw. Einkünfte. Dazu zählen auch sogenannten Einnahmen aus Kapitalvermögen wie Zinsen und Dividenden.
    Nur die Pflichtversicherten zahlen Beiträge, die sich lediglich aus ihrem Lohn berechnen.

  14. 23.

    Von wegen "großer Habeck-Klau". Die gesetzliche Krankenkasse ist eine Solidargemeinschaft. Alle Versicherten sollten also je nach Leistungsfähigkeit (Einkommen) zahlen. Derzeit werden die Pflichtversicherten bevorzugt, da die Beiträge nur nach dem steuerpflichtigen Bruttolohn berechnet werden. Die freiwillig Versicherten zahlen schon immer Beiträge auf alle ihre Einnahmen/EInkünfte, also auf Bruttolohn (inclusive ggf. steuerfrei gezahlte Zulagen), Einnahmen aus Kapitalvermögen (also Zinsen, Dividenden u.ä. ohne Anrechnung von Werbungskosten, Sparerfreibetrag...) und Einkünfte aus Gewerbebetrieb, selbstständiger Arbeit, Vermietung und Verpachtung usw..
    Bei der Festsetzung meiner Beiträge werden neben meinen Bruttobezügen als Beamtin auch die ca. 2,50 EURO Sparbuchzinsen grundsätzlich mit berüchsichtigt.

  15. 22.

    Hat sich eigentlich jemand mal den Kopf zerbrochen mit welchem Recht der Staat sich die Grundsteuer zu eigen macht??
    Grundstücke die schon beim Kauf oder Verkauf besteuert wurden??Gebiete die längst erschlossen waren??
    Die Grundsteuer ist einfach nur kriminelles Abzocken.

  16. 21.

    Ich meckere nicht, weil ich früher zu viel bezahlt habe. Stelle es nur fest, um denen, die meckern aufzuzeigen, dass es nun einen Ausgleich gibt und keine Abzocke.
    Und ich finde es grundsätzlich richtig, überhaupt Steuern zu zahlen, denn von was soll denn das Gemeinwesen existieren?

  17. 20.

    4xmehr für was? Statt 100 sind es jetzt 400 Euro im Quartal. Der hohe Bodenrichtwert ist für mich ein Märchenwert. Bei uns werden kaum Häuser verkauft und die wenigen gehen für ne Mio. + an Spekulanten und Gutbetuchte. Dies steht in keinem Verhältnis zu dem was ich mal bezahlt habe oder mir heute leisten könnte. Ganz ehrlich, hatte nicht das Gefühl mal zu viel gezahlt zu haben und gönne allen eine Ersparnis. Aber nicht realisierte Immobilienwertsteigerungen sind ne ziemlich blöde Steuergrundlage

  18. 19.

    Hallo Tine, wie kommst Du denn auf den großen Habeck-Klau?
    Das Thema ist, dass das Vermögen von sehr Reichen nichts beiträgt zu unseren Sozialsystemen.
    Also die oberen 10% sollen auch von ihren Kapitalerträgen in die Sozialsysteme einzahlen.
    Wenn ich deinen Beitrag lesen und richtig verstehe, gehörst Du dazu.
    Oder warum regst Du dich auf, dass er an dein Erspartes will - das will niemand - nur an die ohne Arbeit gewonnen Gewinn von Reichen soll es Abgaben geben

  19. 18.

    Nein. Es gibt Fälle, in denen jetzt mehr Grundsteuer gezahltvwird und es gibt Fälle, in denen weniger getahlt wird als vorher. Dafür sind Bewertungsmethode und Bezugspunkte der Bewertung jetzt gleich. Aber "typisch" für Berlin?!?: Die einen meckern, weil sie früher zu viel vezahlt hätten und die anderen, weil sie jetzt mehr zahlen. Es ginge auch anders herum, aber nicht in dieser Stadt?!? Und wenn gar nichts mehr gezahlt werden müsste, wird gemeckert, weil die öffentliche Infrastruktur so schlecht ist: Schulen, Kitas, Straßen, usw. Geht's noch? Es gibt Tage, da frage ich mich hier, ob ich richtig bin. Haben Berliner-innen Gemeinsinn? Auch übers Portemonnaie?

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