OpenAI-Gründer - Sam Altman in Berlin: "Nutzt KI, um nicht abgehängt zu werden"

Fr 07.02.25 | 18:59 Uhr | Von Efthymis Angeloudis
  58
Sam Altman, Mitgründer und Vorstandsvorsitzender von OpenAI, spricht während einer Podiumsdiskussion über die Zukunft Künstlicher Intelligenz an der TU Berlin. (Quelle: dpa/Sebastian Gollnow)
Video: rbb24 Abendschau | 07.02.2025 | Antje Tiemeyer | Bild: dpa/Sebastian Gollnow

Nach dem Schock durch den Erfolg des chinesischen KI-Startups Deepseek ist OpenAI-Chef Sam Altman an der TU Berlin. Hier will er mit gleich zwei Neuigkeiten punkten: Einer neuen Version von ChatGPT und einem Büro in Deutschland. Von Efthymis Angeloudis

"Es wird keinen Menschen geben, der behaupten kann, schlauer als ChatGPT 5 zu sein", sagt Sam Altmann am Freitag auf dem Podium der TU Berlin zur Künstlichen Intelligenz. Der OpenAI-Chef scheint von der neuen Version seines Sprachmodells überzeugt zu sein, erweckt aber auch den Eindruck, dass er die Zweifel, die nach dem Erfolg des chinesischen KI-Unternehmens Deepseek entstanden sind, unbedingt widerlegen möchte.

Der Erfolg von Deepseek [tagesschau.de] hatte vergangene Woche den US-Tech-Sektor und den Börsenwert des Mikrochip-Riesen Nvidia erschüttert. Denn Deepseek hat einen Chatbot entwickelt, der es mit US-Modellen aufnehmen kann - und das zu einem Bruchteil des Preises der US-Konkurrenz - ohne die letzte Generation der US-Halbleiter zu nutzen.

Mit der neuen Funktion, die OpenAI "Tiefenrecherche" nennt, soll ChatGPT "hunderte Online-Quellen finden, analysieren und zusammenfassen", teilte das Unternehmen Anfang der Woche mit. Und diese Neuigkeit soll dem US-Unternehmen helfen, die Nase im Rennen um die leistungsstärksten KI-Sprachmodelle vorne zu halten.

Deepseek? Nicht beim Namen nennen

Auf dem Panel mit Fatma Deniz, Vizepräsidentin für Digitalisierung und Nachhaltigkeit an der TU, Volker Markl, Co-Direktor von BIFOLD und Leiter des Fachgebietes Datenbanken und Informationssystemen der TU, und Nicole Büttner, Mitgründerin und CEO von Merantix Momentum, kommentiert Altman den Erfolg der Konkurrenz aus China aber nicht.

Eine Frage von Deniz zu Deepseek und seinem frei zugänglichen Open-Source-Modell kontert Altman zwar diplomatisch, ohne aber Deepseek beim Namen zu nennen. "Open-Source ist gut, dafür gibt es Platz auf der Welt."

Deepseek erhebt nämlich den Anspruch, anders als die geschlossenen Alternativen von OpenAI und Google, ein gemeinnütziges "Open-Source"-Projekt zu sein. Dabei gab Altman in Hinblick auf die Zugänglichkeit seines Modells erst vergangenen Freitag zu, "auf der falschen Seite der Geschichte zu stehen", wenn es darum gehe, offen über die Funktionsweise seiner Technologie zu sprechen.

Altman: Europa muss sich entscheiden

In der Podiumsdiskussion bei der Berliner TU soll es aber, wie könnte es auch anders sein, um Deutschland gehen. "Deutschland ist einer der größten Märkte für uns, Top5 auf der Welt", bekräftigt Altman. "Wir wollen hier etwas aufbauen, doch wir brauchen Unterstützung."

In den USA hat Altman diese Unterstützung schon. Dort befindet sich das Unternehmen in Gesprächen zu einer neuen Finanzierungsrunde über 40 Milliarden US-Dollar. Das Geld soll unter anderem aus dem von US-Präsident Donald Trump vorgestellten Programm "Stargate" [tagesschau.de] fließen, das die Errichtung neuer KI-Datenzentren in den Vereinigten Staaten forcieren soll.

Auch die Europäer müssen sich laut Altman entscheiden, wie sie mit KI umgehen. "Ich bin zwar vielleicht befangen, aber Europäer sollten KI nutzen, um nicht abgehängt zu werden."

Danach befragt, wie sich das Unternehmen in Hinsicht auf das vergleichbar strenge EU-Regelwerk verhalten will, beteuerte Altman, dass OpenAI die Regeln befolgen will, was zu Gelächter im Saal führte. Europäische Datenschutzorganisationen hatten letztes Jahr Beschwerde gegen den ChatGPT-Anbieter OpenAI eingereicht [tagesschau.de].

OpenAI eröffnet Büro in Deutschland

In Berlin kündigte Altman eine Forschungspartnerschaft mit der TU und der BIFOLD-Initiative an. "Sie werden hier großartige Arbeit leisten", sagt er in Richtung des Co-Direktors der Initiative, Volker Markl. Trotz der Bewunderung für die Forscher der TU wird OpenAI sein erstes deutsches Büro allerdings nicht in Berlin, sondern in München eröffnen. Das teilte das Unternehmen hinter ChatGPT in der Nacht auf Freitag in San Francisco mit. In der bayerischen Landeshauptstadt sitzen bereits die Deutschlandzentralen von US-Tech-Konzernen wie Apple, Microsoft und Intel. Außerdem ist München ein global bedeutender Entwicklungsstandort.

Altman sagte bereits vor der Veranstaltung an der TU, Deutschland sei für technisches Know-how und industrielle Innovation bekannt. Da überrasche es nicht, dass das Land auch weltweit führend in der KI-Nutzung sei. "Mit der Eröffnung unseres ersten Büros in Deutschland können wir noch mehr Menschen, Unternehmen und Institutionen dabei unterstützen, von dieser transformativen Technologie zu profitieren."

Sendung: rbb24 Abendschau, 07.02.2025, 19:30

Beitrag von Efthymis Angeloudis

58 Kommentare

Wir schließen die Kommentarfunktion, wenn die Zahl der Kommentare so groß ist, dass sie nicht mehr zeitnah moderiert werden können. Weiter schließen wir die Kommentarfunktion, wenn die Kommentare sich nicht mehr auf das Thema beziehen oder eine Vielzahl der Kommentare die Regeln unserer Kommentarrichtlinien verletzt. Bei älteren Beiträgen wird die Kommentarfunktion automatisch geschlossen.

  1. 58.

    KI und Kreativität: Ja, KI verwurstet meist Vorhandenes. KI kann aber auch Vorhandenes neu kombinieren. Da kann also auch wirklich Neues herauskommen. Der Vorteil ist, dass eine gut trainierte KI Wissen in praktisch allen Bereichen des menschlichen Wissens hat. Da können auch Transferleistungen entstehen, die Neuland betreten. Haben Sie sich mal einen Song komponieren lassen? Haben Sie sich mal ein Werbekonzept erstellen lassen? Haben Sie sich mal ein technisches Problem lösen lassen? Haben Sie sich mal ein Bild generieren lassen? Unsere menschlichen Komponisten, Designer, Techniker, Maler und Fotografen haben auch nicht jeden Tag nur Geistesblitze und wachsen über sich hinaus. Wer die generative Kreativität von KI unterschätzt, macht in meinen Augen einen großen Fehler.

  2. 57.

    Hier rutscht gerade ein ganzes Land nach rechtsextrem, ich bin leider Zeitzeuge....

    Stimmt nicht ganz.

    Die Versuche sind nicht neu.

  3. 56.

    Es ist ein Irrtum zu glauben, die "KI" würde hier überhaupt mit "Konzepten" arbeiten. Es sind reine Sprachmodelle, hier ist keine symbolische Kognition vorhanden. Das scheint fast niemand zu kapieren, sonst wäre man nicht überrascht, dass das Ding fabuliert.

    Es ist wenigstens lustig. Ich freue mich schon sehr auf das baldige Platzen der KI-Blase.

  4. 55.

    Aber sie kriegen den Geist der einmal die Flasche verließ nie mehr eingefangen, geschweige denn kontrolliert, weil sein mathematische Rüstzeug in der Wissenschaft schon in diesem Anfangsstadium derart viele Türen aufschlägt und Lösungen generiert, von denen man vorher nur träumen konnte. Das wird zweifellos ein neues Zeitalter einläuten.
    Aber der dienstbare Geist verlangt dafür einen hohen Preis und wird Runde für Runde mächtiger. Es hat etwas Mephistophelisches und das Ende noch nicht entschieden.
    Die klügsten Köpfe ringen längst um den Beweis, wird es irgendwann sein inneres Auge aufschlagen oder für immer in der Finsternis gefangen bleiben. Das ist die alles entscheidende Frage.

  5. 54.

    Wenn es allein um die Sprache ginge, wäre es kein Problem. Aber hier wird Wissen selektiert, indem amerikanische Quellen bevorzugt eingegeben werden. Die KI ist in ihren Anfängen immer davon abhängig, wer sie füttert. Auf diese Weise kann man sie manipulieren. Und darin besteht nun mal eine Gefahr.

  6. 53.

    Wenn Sie das machen, Ihr Problem, dann sind Sie aber nicht kreativ, sondern diese Software. Der Mensch ist kreativ und schafft Kunstwerke, ob Malerei, Literatur, Musik. Diese KD (künstliche Dummheit) ist nur ein Abklatsch des Vorhandenen!

  7. 52.

    Ich nutze KI täglich bei der kreativen Arbeit. ChatGPT, Copilot, Gemini und jetzt auch DeepSeek. Genial. KI ist ein Werkzeug wie seinerzeit der Rechenschieber: 7 x 5 ist ca. 35! Alle dachten, jetzt geht die Welt unter, weil keiner mehr im Kopf rechnet. Dann kam der Taschenrechner. Oh Gott. Dann der PC, dann das Internet. Herrjemineh. Wir haben aber alle überlebt und nur die, die die Ergebnisse der Maschinen einschätzen und einordnen konnten, nur die konnten Gewinn aus den neuen Hilfsmitteln ziehen. So ist es jetzt auch: Nur wer die richtigen Fragen stellen kann und die Antwort der KI richtig einschätzen kann, nur der zieht Nutzen daraus. Alle anderen glauben jeden von der KI halluzinierten Mist.

  8. 49.

    Ja, laßt Euch nicht abhängen, freßt mir aus der Hand! Nutzt KI und Ihr nutzt uns!

  9. 48.

    Gewiss waren solche Distopien wie Golem und Frankenstein schon immer da, doch dieses Mal scheint es mir keine irgendwie geartete irrtionale Phantasie mehr zu sein, sondern eine begründete Distopie. Züge werden als Ausfall angekündigt, die gerade vor aller Augen real einfahren und es wird eine Zugeinfahrt angekündigt, auf die die Fahrgäste dann vergeblich warten. Der Grund dafür ist bislang noch eine Nachlässigkeit von Menschen, die das System beaufsichtigen, es aber nicht korrigieren. Mit jeder Kostenersparnis, genau diese "Letztinstanz" von Menschen einzusparen, erklimmt derlei Desinformation sagenhafte Höhen.

  10. 47.

    ,,Flooding the zone" nennt man wohl diese Taktik: man ist noch nicht mal dabei, die negativen Folgen von social media auf die Gesellschaft in ihrem vollen Umfang zu verstehen und schon ploppt ein neues ,,Genie" aus dem Nowhere vor uns auf und empfiehlt uns AI. Schickt auch gleich noch eine Warnung hinterher, als ginge es um die ,,limited edition" einer Speiseeissorte: nutzt besser AI, um nicht abgehängt zu werden. Da denk ich mir, oh, der Mann ist nicht vielleicht befangen, der ist ganz bestimmt befangen, der will sein Produkt vermarkten. Warum sonst sollte jemand aus Trumps ,,America first!"USA nach Europa und in das immer noch demokratisch regierte Deutschland kommen, um uns in das ,,goldene Zeitalter" mitzunehmen? Ach ja, Fachkräfte, Kompetenzen, es ist ja noch nicht entschieden, ob die Tech-Milliardäre sich gegen die MAGA-Leute durchsetzen und ihre Einwandererquoten genehmigt bekommen.

  11. 46.

    "Oder andersherum, den Planeten erst durch menschliches Handeln in den Abgrund zu stürzen und auf eine alles fixende Superintelligenz zu hoffen ist mehr als dumm. "

    Durchgeknallte Narzissten wie Musk oder Altman glauben fest daran. Blindes Vertrauen im Maschinen war schon immer gefährlich.

    Versuchen sie mal den Text von "Stairway to heaven" mit KI zu übersetzen und sehen sie dann welcher herrlicher Blödsinn dabei herauskommt.

    Blindes Maschinenvertrauen war schon immer gefährlich, wenn auch nicht so gefährlich wie die neuen technikgläubigen Messsias wie Altman.

  12. 45.

    KI als freier, unabhängiger und frei zugänglicher "Wissenssammler" oder in technischen, industriellen, wissenschaftlichen Bereichen - ja, damit kann ich leben - wenn es sich um eine "Betraterfunktion" handelt. Nur sollte jegliches Rumfingern in individuellen Lebensbereichen unterbleiben und auch durch entsprechende Algorithmen, einem internationalem, unabhängigen Gremium letztlich einem großen "Off"-Schalter gesichert sein.

  13. 44.

    Ja nur wächst der Hebel im Gleichschritt mit den Möglichkeiten, also exponentiell.
    Die Frage ist doch nur, wie lange wir noch trotz Missbrauch unterm Strich vernünftig leben können? Oder andersherum, den Planeten erst durch menschliches Handeln in den Abgrund zu stürzen und auf eine alles fixende Superintelligenz zu hoffen ist mehr als dumm.
    Sollte sich tatsächlich, woran ich aber persönlich nicht glaube, irgendwann anorganisches Bewusstsein induzieren lassen, braucht niemand mehr die Spezies Mensch.

  14. 43.

    Wäre gut, aber ich meinte die Millionen Chipgesteuerten Menschmaschinen, die ferngelenkt konsumieren und arbeiten: ,,Schon 1890, lange vor Orwell und Huxley, hat Oskar Panizza sich in Die Menschenfabrik prophetisch, fesselnd und verstörend mit den Gemeinsamkeiten und Unterschieden von Mensch und Maschine auseinandergesetzt. Seine Erzählung handelt von der Optimierung der Menschheit, von der drohenden Herrschaft der künstlichen Intelligenz – und fragt danach, was den Menschen überhaupt ausmacht.“
    No Future?

  15. 42.

    Die Chips sollen Querschnittsgelähmten therapeutisch nutzen oder täusche ich mich?

  16. 41.

    Ich stimme zu!
    KI ist phantastisch. Bei der Komplexität der Welt kann nur KI dafür sorgen, dass wir die Dinge im Griff behalten. Man muss dafür aber selbst entsprechende Kompetenzen besitzen, um KI vernünftig einzusetzen.
    Dass KI auch missbraucht werden kann, ist eine Binsenweisheit, das ist bei fast allem so.

  17. 40.

    Wissenschaft ist international und die internationale Sprache ist nun mal Englisch. Das ist ganz normal.

  18. 39.

    Das haben sie schon richtig zusammengefasst, aber auch DeepSeek ist nicht europäisch und das solche Techbuden „Opensource“ nur als strategisches Mittel einsetzen, kann ja auch niemanden beruhigen.
    Solange wir europäisch nur auf kleiner Flamme köcheln, sind die ganzen Diskussionen sowieso keinen Pfifferling wert.

Nächster Artikel