Statistisches Bundesamt - Bierabsatz 2024 in Deutschland gesunken
Im vergangenen Jahr hat sich der langfristige Trend fortgesetzt, dass die Menschen in Deutschland immer weniger Bier trinken. Auch der wieder anziehende Export kann die Bilanz nicht retten. Die Brauer nennen Gründe.
Deutschen Brauereien haben im vergangenen Jahr eine historisch niedrige Menge Bier im eigenen Land verkauft. Insgesamt ist der Absatz im Vergleich zum Jahr 2023 um 1,4 Prozent auf 8,3 Milliarden Liter gesunken, wie das Statistische Bundesamt berichtet. Das bedeutet einen erneuten langjährigen Minus-Rekord, weil die Menschen in Deutschland weniger Bier konsumieren.
Auch der wieder anziehende Export konnte die Bilanz der Brauer nicht retten. Im Inland ging der Absatz laut Steuerstatistik um 2,0 Prozent zurück, während die Ausfuhren 1,6 Prozent über dem Vorjahresniveau lagen. Nicht enthalten sind alkoholfreie Sorten, die nicht versteuert werden und seit Jahren einen kontinuierlichen Aufwärtstrend verzeichnen.
Knapp 1.500 Brauereien deutschlandweit
Mit über 1.500 Brauereien hat Deutschland weltweit eine der höchsten Brauereidichten. In Berlin und Brandenburg gab es 2023 nach Angaben des Brauerei-Verbandes 64 betriebene Braustätten. Die Anzahl geht demnach seit 2019 mit 73 leicht zurück jährlich [brauer-bund.de]. In Bayern, Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen befinden sich etwa 70 Prozent der deutschen Brauereien.
Brauer-Bund: 2024 war Achterbahnfahrt
Seit 2014 ist der Absatz der Brauereien und Bierlager um 13,7 Prozent oder 1,3 Milliarden Liter zurückgegangen. Nun ist der niedrigste Stand seit der Wiedervereinigung erreicht. Wesentliche Gründe sind Trends zu einem gesünderen Lebensstil mit weniger Alkohol und die Alterung der Gesellschaft.
Der Deutsche Brauer-Bund (DBB) beschreibt das Jahr 2024 als Achterbahnfahrt: Hatte der Bier-Absatz bis Mai 2024 im Inland noch ein Plus von 2,5 Prozent aufgewiesen, drehte der Markt über den Sommer überraschend ins Minus. Dazu hätten die "Wetterkapriolen" beigetragen, mit Regenperioden im Frühjahr und Sommer, teilt der Verband mit. "Viele Biergartenbesuche fielen buchstäblich ins Wasser, betroffen waren auch Events rund um die Fußball-Europameisterschaft. Der nasse Juni war der schlechteste Bier-Monat im Vorjahresvergleich mit minus 13,5 Prozent national." Die knapp 1.500 Brauereien in Deutschland hätten aber auch die hohe Inflation und die schlechte Konsumlaune zu spüren bekommen.
Große Fußballturniere hatten in der Vergangenheit zu höherem Absatz geführt. "Die letzten großen Fußball-Events haben gezeigt, dass während der Turniere mehr Bier getrunken wird als sonst in Sommerwochen üblich", sagte DBB-Hauptgeschäftsführer Holger Eichele bereits 2018 der "Deutschen Handwerkszeitung". Demnach wurden 2006 vor und während der WM in Deutschland rund fünf Prozent mehr Bier verkauft, bei den Weltmeisterschaften 2010 und 2014 waren es rund vier Prozent. "Je mehr Spiele die deutsche Elf erfolgreich bestreitet, desto höher ist natürlich die Nachfrage", sagte Eichele weiter.
Starke Nachfrage nach alkoholfreien Bier
Für dieses Jahr zeigt sich die Branche verhalten optimistisch. "Zwar werden uns die hohen Kosten vorerst weiter begleiten", sagte jetzt Hauptgeschäftsführer Eichele. "Jedoch zeigt sich auch, dass die deutsche Brauwirtschaft mit ihren überwiegend handwerklichen und mittelständischen Betrieben zuletzt in unterschiedlichen Krisen eine bemerkenswerte Resilienz bewiesen hat." So würden alkoholfreie Biere immer stärker nachgefragt. Künftig dürfte bereits jedes zehnte in Deutschland gebraute Bier alkoholfrei sei.
"Seit 2003 hat sich die Produktion mehr als verdoppelt auf 670 Millionen Liter im Jahr 2023", erklärte der DBB. Nach ersten Daten vom Herbst 2024 lag der Marktanteil bei 8,9 Prozent; Alkoholfreies war damit nach Pils und Hellem die drittbeliebteste Biersorte.
Sendung: rbb24 Inforadio, 03.02.2025, 10:20 Uhr