Warnstreik - Flughafen BER stellt Flugbetrieb am Montag komplett ein

Fr 07.03.25 | 13:13 Uhr
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Archivbild:Eine Kundgebung von Beschäftigten am Flughafen. Warnstreik der Gewerkschaft ver.di am 14. März 2024 am Flughafen Berlin Brandenburg ( BER ).(Quelle:picture alliance/R.Keuenhof)
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Die Gewerkschaft Verdi will am Montag den Flughafen Berlin-Brandenburg und andere deutsche Flughäfen bestreiken. Das hat gravierende Folgen für Passagiere: Am Montag finden keine An- und Abflüge am BER statt.

  • Warnstreik am BER und zehn weiteren deutschen Flughäfen am Montag
  • BER streicht an diesem Tag alle regulären An- und Abflüge
  • Verdi nennt Warnstreik "alternativlos", scharfe Kritik vom Flughafenverband

Der Flughafen Berlin-Brandenburg (BER) stellt den regulären Flugbetrieb am Montag wegen des von der Gewerkschaft Verdi angekündigten Warnstreiks vollständig ein. Sämtliche geplanten Abflüge und Ankünfte können am Montag nicht stattfinden, wie der Flughafen am Freitag mitteilte. Demnach waren für Montag je 246 An- und Abflüge geplant, mit etwa 67.000 Passagieren.

Fluggästen werde empfohlen, sich bei ihrer Fluggesellschaft oder ihrem Reiseveranstalter über Möglichkeiten zu Umbuchungen und alternativen Reisemöglichkeiten zu informieren. Die Fluggesellschaften sind laut BER im Falle eines Streiks verpflichtet, Ersatzflüge oder Alternativen anzubieten. Fluggäste könnten sich den Ticketpreis auch erstatten lassen.

Der BER wird nach eigenen Angaben den Flugbetrieb voraussichtlich zum Betriebsstart am Dienstag wieder planmäßig aufnehmen.

Warnstreik an elf deutschen Flughäfen

Wie Verdi am Freitagmorgen mitteilte, soll am Montag neben dem BER auch an zehn weiteren Flughäfen das Bodenpersonal streiken. Dazu zählen der Frankfurter und der Münchener Flughafen, die Flughäfen in Stuttgart, Köln/Bonn, Düsseldorf, Dortmund, Hannover, Bremen, Hamburg und Leipzig-Halle. Aufgerufen sind laut Verdi deutschlandweit bis zu 23.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.

Der Flughafenverband rechnet damit, dass es deutschlandweit zu 3.400 Flugausfällen kommen könnte, betroffen seien demnach etwa 500.000 Passagiere.

"Wir sehen uns zu diesem Warnstreik gezwungen, da die Arbeitgeber in den laufenden Tarifverhandlungen für die Beschäftigten des öffentlichen Dienstes bisher kein Angebot vorgelegt und keine Bereitschaft gezeigt haben, unsere berechtigten Forderungen zu erfüllen", wird die stellvertretende Verdi-Vorsitzende Christine Behle in der Mitteilung zitiert.

Verdi kündigte den Warnstreik eigenen Angaben zufolge frühzeitig an, um den Passagieren Planungssicherheit zu geben.

Tarifstreit im öffentlichen Dienst

Hintergrund ist der Tarifstreit im öffentlichen Dienst. Im vergangenen Jahr waren die Branchentarifverträge für die Beschäftigten der Bodenverkehrsdienstleister an die allgemeinen Tarifentwicklungen im öffentlichen Dienst angekoppelt worden. Das gilt auch für die Beschäftigten bei privaten Unternehmen.

In der aktuellen Tarifrunde für die Beschäftigten von Bund und Kommunen fordert die Gewerkschaft für die insgesamt 2,5 Millionen Beschäftigten acht Prozent mehr Lohn, mindestens aber 350 Euro mehr im Monat sowie mehr freie Tage. Die Arbeitgeber haben bisher kein konkretes Angebot vorgelegt.

Verdi bittet um Verständnis, Arbeitgeber kritisieren Streiks

Die Vize-Vorsitzende der Gewerkschaft, Christine Behle, bat um Verständnis bei den Fluggästen, erklärte den Streik aber dennoch für alternativlos. "Wir bedauern die Unannehmlichkeiten, die dieser Streik für die Fluggäste mit sich bringt. Doch ohne den Druck durch Arbeitskampfmaßnahmen wird es keine Bewegung in den Verhandlungen geben."

Es sind nicht die ersten Streiks an deutschen Flughäfen in den aktuellen Tarifverhandlungen. In Köln, Düsseldorf, Hamburg und München war es bereits zu Streiks mit zahlreichen Flugausfällen gekommen. Beim Streik in München vor rund einer Woche fielen mindestens 80 Prozent der Flüge aus.

Der Flughafenverband ADV kritisierte den nun angekündigten Warnstreik. Durch die Streiks an elf deutschen Flughafen-Standorten gleichzeitig, werde "ein ganzes Land vom Luftverkehr abgeschnitten", sagte ADV-Geschäftsführer Ralph Beisel und sprach von einer "neuen Dimension". Verdi nutze seine "Streikmacht" zu Lasten der Reisenden und verursache "erhebliche Umsatzeinbußen für den Luftverkehr", so Beisel. Er forderte, eine Lösung am Verhandlungstisch zu suchen. Flughäfen würden zur kritischen Infrastruktur gehören und müssten vor Streikeskalationen geschützt werden, so Beisel weiter. Auch der Verband rief Reisende auf, sich bei ihrer Fluggesellschaft frühzeitig über den Flugstatus zu informieren.

Sendung: rbb24 Inforadio, 07.03.2025, 12:30 Uhr

84 Kommentare

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  1. 84.

    Ich urteile über andere auf basis ihrer Aussagen. Sie reden von "Maßhalten und angemessenem Agieren" und behaupten, einige wenige würden zu Lasten der Gesellschaft übertrieben Forderungen stellen und Unbeteiligte wie sie damit "bestrafen". Und so gesellschaftlichen Zusammenhalt beschädigen. Waren doch ihre Worte, oder? Und ja, sie sind nicht grundsätzlich gegen Streiks, das mag sein, aber sie scheinen ja zu wissen, welches Maß hier richtig wäre. Dann klären sie uns mal auf. Und ich beurteile Gewerkschaften so wie alle sozialen Errungenschaften grundsätzlich erstmal nach ihrem Erfolg. Mindesturlaub und -Lohn, Tarifverträge, Betriebsräte, Lfz im Krankheitsfall, arbeitszeitgesetze, Arbeitgeberanteile der Sozialversicherung, u.u.u. sagen sie mal, welchen Sinn sollte der vorgeschlagene Perspektivwechsel haben?

  2. 83.

    Ich denke, Sie sollten nicht den Fakern und Verschwörungstheoretickern im Netz glauben! Ich bin im letzten halben Jahr mindestens 15 mal dort angeflogen und angekommen. Alles ist dort ok! Sehr sauber auch die Toiletten und die Gastronomie ist voll in Ordnung. Ok, wenn man die Billigfliger nimmt sind die Wege weit aber das ist anderswo auch so!

  3. 82.

    Ist jab auch nicht so, ich klär sie gern auf: Über einen Streik entscheiden doch nicht eine handvoll Gewerkschaftsbosse sondern 3/4 der in der Gewerkschaft organisierten Beschäftigten müssen i.d.R. Für Streik stimmen.


    Und betroffen bin ich ebenso wie alle Anderen. Ich arbeite im ganzen Stadtgebiet. Wenn die BVG streikt habe ich die gleichen Probleme durch die Stadt zu kommen. Und?

  4. 81.

    Was ist peinlich am BER?
    Ich fliege beruflich fast jede Woche und habe nur im Ausnahmefall was zu Meckern, und das auf hohem Niveau.
    Incl. aufgegegebenem Gepäck

  5. 80.

    Gehaltserhöhungen allein, werden die Zustände am Flughafen nicht verbessern…das Management muss hinterfragt werden! Damit dieser Hauptstadtflughafen, für Mitarbeiter u vor allem, die Fluggäste besser wird. Aktuell ist der Flughafen für Berlin nur peinlich!!!

  6. 79.

    Stop, vor 2 Tagen gab es schon einen Tag, dazu 4 Tage BVG, macht schon 6 Tage innerhalb von 3 oder 4 Wochen.

    Und selbst „nur“ ein Tag: Menschen, die festhängen, deren Urlaub geplatzt ist, deren geschäftliche Termine und damit Verdienst ausfallen… das zählt nix? Kollateralschaden?
    Solange Sie nicht betroffen sind, können Sie gut gönnerhaft darüber hinwegsehen

  7. 78.

    Ich habe Freunde und Bekannte in den USA, Indien und Australien.
    Von denen fliegt längst keiner mehr nach Frankfurt oder München, weil Sie Angst haben die Anschluß Flüge zu verpassen. Soviel zum unserem Standing in der Welt.

  8. 77.

    Wir reden hier von EINEN Tag! Was machen die ganzen Untergangspropheten hier eigentlich wenn die mal ZWEI Wochen streiken?

  9. 76.

    Dieser Flughafenstreik ist nicht nachvollziehbar für Menschen die ohne Tarifbindung mit Mindestlohn arbeiten müssen und jetzt im Urlaubsland festsetzen. Wir sind nicht dagegen, dass gute Arbeit auch bezahlt werden muss, aber pauschale Gehaltserhöhung für Alle sind kein Zeugnis von Solidarität und treiben nur die Preise weiter hoch.

  10. 75.

    Nur weil Sie aus welchen Gründen auch immer das Fliegen ablehnen, müssen ander dem Gedanken doch nicht folgen. Ihr Argument ist einfach nur Schwachsinn.

  11. 74.

    Ich weiß nicht, woher Sie Ihr Recht ableiten, über andere Menschen zu urteilen und sich anmaßen, diese charakterlich zu bewerten. Darin kommt genau dieser Egoismus zum Ausdruck, mit dem Verdi derzeit agiert.

    Nur mal zur Klarstellung: ich habe mich nirgendwo gegen Gewerkschaften und Streiks geäußert. Im Gegenteil. Aber für Maßhalten und angemessenes Agieren. Wenn Sie nicht in der Lage oder bereit dazu sind, diffenziert zu werten, ist das nicht mein Problem.

    Verhandeln heißt, sich aufeinander zu zubewegen. Und da offenbaren beide Seiten massive Defizite. Und leider ist es so, dass das kompromisslose Agieren von Verdi diexGeselkachaft zusätzlich spaltet.
    Bitte nehmen Sie mal einen Perspektivwrchsrl vor. Zumindest mal versuchsweise. Und studieren Sie die Geschichte der Gewerkschaften nicht nur von der Erfolgsseite her, sondern auch von den Niederlagen her.

  12. 73.

    Es kann doch nicht angehen, dass eine Handvoll Gewerkschafter, tausende Menschen in Mitleidenschaft zieht, nur um ihre absonderlich hohen Forderungen umzusetzen. Wieviel Mitglieder hat VERDI denn bei den Streikenden, bezogen auf die Gesamtzahl der Beschäftigten in dieser Branche?? Sicher würden Sie auch ganz ander reden, wenn Sie davon betroffen wären, aber wie das so ist, mit vollen Hosen ist gut stinken.

  13. 72.

    Gesellschaftliche Solidarität bedeutet für mich, mein Individualschicksal zu Gunsten einer größeren Gruppe zurück zu stellen. Ich war auch betroffen von Streiks, und trotzdem habe ich Verständnis. Die Arbeitgeber haben bislang kein Angebot vorgelegt. Die Tarifverträge sind an den öffentlichen Dienst angekoppelt. Gesellschaftliche Solidarität bedeutet auch, aus Sicht der Arbeitgeber proaktiv ein Angebot zu unterbreiten, um Streiks auszuschließen. Aber da schaut keiner hin. Menschen wie sie schauen auf die Dienstleistenden, die in diesem Land vieles am Laufen halten, maßen sich an, darüber zu entscheiden, ob Forderungen angemessen sind und verteufeln Gewerkschaften als raffgierige Egoisten. Sie haben den Kapitalismus im Gen. Wir verdanken Gewerkschaften vieles, und solange Arbeitgebende nicht Willens sind, Lohnanpassungen freiwillig zu unterstützen wird es Streiks brauchen, auch wenn Leute wie sie dann jammern, weil sie an einem Tag den schwarzen Peter ziehen.

  14. 71.

    Aha, was für eine weltfremde Auffassung.

    Aber mal zu den Fakten:
    Kerosin ist weltweit steuerbefreit, geregelt im Chicagoer Abkommen.
    Und ja, Flugverkehrvist bei eritem nicht CO2-frei.
    Aber der CO2-Ausstoss aus der Massentierhaltung von Rindern ist deutlich höher. Also bittecdie Kirche im Dorf lassen.

    Weniger atmen reduziert übrigens auch dennCO2-Ausstoss. * Ironie aus*

  15. 70.

    Flughäfen sollen nicht für privates Vergnügen genutzt werden. Es sei denn du zahlst Kerosinsteuer für die Umweltverpestung die du anrichtest.

  16. 69.

    Viele pochen auf das Grundgesetz und sagen das es ihr gutes Recht ist zu streiken. Ja ist es, aber was viele nicht wissen und verstehen wollen, ein Grundgesetz kann auch geändert werden. Und was Verdi hier macht, würde mich nicht wundern das eine Änderung in den nächsten Jahren erfolgen wird. Und hinterher schreien alle ganz schön laut. Und alle werden in der Rechten Ecke wieder geschoben.

  17. 68.

    Ver.di macht es sich als "Dienstleistungsgesellschaft" extrem leicht. Sowohl bei der BVG, wie auch beim Reisen mit dem Flugzeug zahlt man ja per Vorkasse. Das dann die bezahlte Beförderung nicht erbracht wird schadet ja nur den Kunden und nicht dem Arbeitgeber.

  18. 67.

    Das ist der Sinn eines Streiks?
    Sich auf dem Rücken Millionen anderer Beschäftigter seine Vorstellungen durchzusetzen?
    Meinen Sie das im Ernst?
    Was hat das noch mit Solidarität zu tun, die man für sich selbst einfordert?

    Und um bei Ihrer Wortwahl zu bleiben: Wenn Sie immer noch nicht begriffen haben, dass damit der Zusammenhalt der Gesellschaft aufs Spiel gesetzt wird, dann sollten Sie sich mal mit der Geschichte gewerkschaftlicher Niederlagen und deren Ursachen auseinandersetzen.
    Streiks ja, aber mit Sinn, Maß und Verstand.
    Ich bin am Montag Streikgeschädigter. Ich werde von Verdi gestraft, ohne irgendetwas dafür zu können oder zur Lösung beitragen zu können . Schon mal über sowas nachgedacht?

  19. 66.

    Ich freue mich immer wieder über die satirischen Beiträge vom Weltenbürger Norbert.
    Aber am Montag läuft ja vom BER wirklich alles penibel pünktlich.
    Da kein Flug mehr geplant ist, kann es auch nicht zu Verspätungen kommen.

    Grüße nach Johannesburg und Kaiserslautern!

  20. 65.

    Das ist der Sinn eines Streiks. Wenn ein Streik keine Auswirkungen hätte, würde er ja nichts bringen. Was ist nur so schwer zu verstehen daran. Und an alle die das immer noch nicht begriffen haben: es streikt nicht Verdi selbst, sondern es streiken Behäftigte. Daher kann Verdi auch nicht "für Rentner streiken" wie das hier schon hemand gefordert hat. "Streikrecht streichen und Verdi verbieten" Wer so etwas ruft der profitiert entweder von Ausbeutung oder hat schlichtweg nichts verstanden. Dann bitte nochmal die Schulbank drücken und Geschichte der Gewerkschaften nachlesen.

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