Schwedt - Unternehmerin stellt emissionsreduzierende Deckel für Chemie-Tanks her

Mo 10.03.25 | 15:12 Uhr | Von Felicitas Montag
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Unternehmerin stellt emissionsreduzierende Deckel für Chemie-Tanks her. (Quelle: rbb)
Video: rbb24 Brandenburg aktuell | 08.03.2025 | Felicitas Montag | Bild: rbb

Die Welt ein Stück besser machen: Mit dieser Vision gründete Joanna Hajnaj-Kraume 2018 ein Start-up in Schwedt. Mit ihrer Technologie will sie die Emissionen von Chemietanks senken - heute leitet sie ein 20-köpfiges Team. Von Felicitas Montag

Was neben den riesigen, runden Chemie-Tanks wie ein Ufo in der Luft schwebt, ist der ganze Stolz von Joanna Hajnaj-Kraume: Es sind quasi Dächer für die Tanks. Sie schwimmen wie ein Schutzschild direkt auf der Flüssigkeit und sollen so verhindern, dass schädliche Dämpfe in die Luft gelangen. Nach Unternehmensangaben könne mit den sogenannten Schwimmdächern eine Emissionsreduzierung von bis zu 98,5 Prozent erreicht werden.

Die Dächer sind aus glasfaser-verstärktem Kunststoff hergestellt und ersetzen so herkömmliche Stahlkonstruktionen. Damit soll die energieintensive Industrie umweltfreundlicher gemacht werden, erklärt Hajnaj-Kraume: "Das heißt, das Design und der Kunststoff selbst sorgen dafür, dass dieses Dach langlebiger wird, kaum Korrosion hat und dementsprechend korrosionsbedingte Schäden wie Lecks nicht entstehen können."

Patent für Abdichtungs-Technologie

Ihr Unternehmen Environmental Protection Technology (EPT) for Storage Tanks GmbH hat die 32 Jahre alte Hajnaj-Kraume im Jahr 2018 als Mittzwanzigerin gegründet, finanziert aus eigenen Rücklagen sowie Krediten. 2020 landete sie damit auf der deutschen Forbes-Liste der wichtigsten Frauen in der Wirtschaft. Heute arbeiten in ihrer Firma, die auf dem PCK-Gelände in Schwedt (Uckermark) ansässig ist, 20 Menschen.

Zu den Kunden zählt auch die Raffinerie in Schwedt und die Mineralölkonzerne BP und Shell. Die Abdichtungs-Technologie habe sie sich inzwischen patentieren lassen, erzählt die studierte Betriebswirtin.

Schwimmtankdeckel der Firma "Environmental Protection Technology for Storage Tanks" mit Sitz in Schwedt.(Quelle:rbb)Ein Kran hebt ein "Schwimmdach" auf einen Chemie-Tank.

"Man muss sich mehr beweisen"

Schon als Teenagerin sei ihr die Idee zur Firmengründung gekommen, sagt die aus München stammende Unternehmerin: "Das war damals eine Möglichkeit, meinen Stiefvater vor Ort zu begleiten, um mir mal anzuschauen, wie so eine Raffinerie aufgebaut ist, wie sie Rohöl zu Benzin verarbeitet." Die Faszination habe sie nicht losgelassen, so Hajnaj-Kraume. Daher habe sie das Thema dann auch in ihr Studium in London integriert.

Bis ihr Produkt entwickelt war, habe sie viel Zeit investiert und sich mit Ingenieuren zusammengesetzt. Sich als Frau in einer männerdominierten Branche durchzusetzen, sei herausfordernd, so Hajnaj-Kraume: "Man muss sich mehr beweisen, mehr liefern, man muss auch dafür sorgen, dass die Kompetenz sichtbar ist und der Fokus auf der Technologie liegt und nicht auf mir als Person alleine", sagt sie.

Bei ihren überwiegend männlichen Kollegen genieße die 32-Jährige ein hohes Ansehen, sagt Bauleiter Martin Fialik: "Sie weiß fachlich sehr gut Bescheid und hat auch durch die weibliche Seite durchaus auch einen anderen Blickwinkel, den sie in die Beratungen einbringt." Das finde er sehr erfrischend.

Die junge Unternehmerin ist mittlerweile zweifache Mutter. Familie und Job unter einen Hut zu kriegen, sei oft schwierig und anstrengend, sagt sie. Doch ihr Ziel, einen Beitrag zum Umweltschutz zu leisten, treibe sie weiter an.

Sendung: Antenne Brandenburg, 10.03.2025, 14:30 Uhr

Beitrag von Felicitas Montag

5 Kommentare

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  1. 5.

    Die allermeisten Männer würden das niemals packen, zwei Schwangerschaften, Kinder zur Welt bringen, ernähren, großziehen + und parallel dazu so ein Unternehmen gründen und zum Erfolg bringen. Große Leistung, danke dafür!

  2. 4.

    Mich würde ja interessieren, was mit weiblicher Seite als anderer Blickwinkel gemeint ist?

    So lange in solchen Artikeln auf die besondere Bedeutung des Geschlechts eingegangen wird, werden vorhandene Vorurteile nur zementiert.

    Einfach über die Innovation berichten und gut ist.

  3. 3.

    Der Artikel hat Schwächen...wenn man die Frauenpower herausstellen will. Die lose Behauptung ist journalistisch zu wenig. Das ist meine Meinung.

  4. 2.

    Sorry, aber solange es solche Kommentare gibt kann in einem solchen Artikel gar nicht genug herausgestellt werden, dass eine junge Frau sich mit einer solchen technischen Idee durchgesetzt hat. Das der Nutzen erheblich sein muss, zeigt aus meiner Sicht der Fakt, dass der schwimmende Tankdeckel jetzt bei der PCK-Raffinerie eingesetzt wird. Bestimmt finden Sie im Internet zu dem Thema weitere technische Einzelheiten, für einen ersten Überblick und die Leistung der Erfinderin, finde ich den Artikel gelungen.
    Wir brauchen noch mehr von solchen innovativen Erfindungen und mehr Unterstützung für Frauen, um Beruf und Familie möglichst optimal vereinbaren zu können.

  5. 1.

    Zuviel „Frau“ im Artikel und Zuwenig Technik? Was bewirkt denn 98% weniger Emissionen? Welchen Wert dies hat, ist erst dann deutlich, wenn die Relationen stimmen.
    (Salzkörner aus Meerwasser zu gewinnen ist zu 100% möglich. Trotzdem wird das Meer kein Süsswasser werden können. Nicht im geringsten).
    Es wird einer besonderen Frau mehr gerecht, wenn der Nutzen klarer herausgestellt wird.

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