67.000 Passagiere betroffen - Warnstreik legt Flughafen BER lahm

Mo 10.03.25 | 19:33 Uhr
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Brandenburg, Schönefeld: Streikende Flughafenmitarbeiter gehen durch das Terminal am Flughafen Berlin Brandenburg BER am 10.03.2025. (Quelle: dpa/Christophe Gateau)
dpa/Christophe Gateau
Video: rbb24 Brandenburg Aktuell | 10.03.2025 | Diana Azzam | Bild: dpa/Christophe Gateau

Wegen eines ganztägigen Warnstreiks fallen am Montag am Flughafen Berlin-Brandenburg alle Flüge aus. Ein Ausweichen auf andere Airports ist kaum möglich, denn Verdi hat an allen größeren Flughäfen zu Arbeitsniederlegungen aufgerufen.

Am Berliner Flughafen BER sind wegen des Warnstreiks der Gewerkschaft Verdi seit dem Morgen fast sämtliche Flüge ausgefallen. Der Ausstand soll den gesamten Tag andauern. Nach Angaben eines Sprechers sind je 246 Ankünfte und Abflüge und damit rund 67.000 Passagiere betroffen.

Zwei Tarifkonflikte

Hintergrund sind zwei verschiedene Tarifkonflikte: Die Gewerkschaft Verdi fordert in den Tarifverhandlungen für den Öffentlichen Dienst von Bund und Kommunen unter anderem acht Prozent mehr Lohn, mindestens aber monatlich 350 Euro mehr, sowie drei zusätzliche freie Tage. Die Arbeitgeber haben bisher kein konkretes Angebot vorgelegt.

In der Luftsicherheit fordert Verdi unter anderem die Verbesserung des Arbeits- und Gesundheitsschutzes, 30 Tage Urlaub und Zusatzurlaub für Schichtarbeit. Die im Bundesverband der Luftsicherheitsunternehmen (BDLS) organisierten Arbeitgeber kritisierten die Warnstreikausweitung, Verhandlungsführer Christian Huber bezeichnete sie als "nicht zielführend".

Nach dem Streikaufruf von Verdi legten am Montagfrüh gegen 3.30 Uhr Beschäftigte der Firmen, die für den Bodenverkehr zuständig sind, die Arbeit nieder, wie Gewerkschaftssekretär Enrico Rümker am frühen Morgen der Deutschen Presse-Agentur sagte. Der Flughafen war am Morgen zwar geöffnet, aber nahezu leer. Nur wenige Reisende, die vom Streik überrascht wurden, waren zu sehen. Viele Geschäfte hatten geschlossen, Polizisten liefen durch die leeren Gänge und Hallen. Auf den Anzeigetafeln waren die Flüge als "gestrichen" zu sehen.

Zwei Maschinen landeten trotz Streik

Nur zwei Flugzeuge landeten am Montag am BER und wurden abgefertigt, weil die entsprechenden Airlines Einzelvereinbarungen mit den Bodendiensten gehabt hätten, sagte ein Flughafen-Sprecher dem rbb am Montagabend. Es handelte sich demnach sich um eine United-Maschine aus New York und eine Eurowings-Maschine aus Dschidda. Außerdem werde voraussichtlich noch kurz vor Mitternacht eine Turkish-Airlines-Maschine aus Istanbul landen und abgefertigt.

Am Dienstag nimmt der Flughafen dann voraussichtlich wieder seinen regulären Betrieb auf. Da es zehn zusätzliche Landungen und Starts geben wird, rechnet der Flughafen mit einem deutlich höheren Passagier-Aufkommen und rät Reisenden, mehr Zeit für die Abfertigung einzuplanen, so der Sprecher weiter.

13 Flughäfen, 560.000 Passagiere

Verdi rief für Montag insgesamt an 13 deutschen Flughäfen Beschäftigte der Betreibergesellschaften und der Bodenverkehrsdienste zu dem ganztägigen Warnstreik auf.

Davon betroffen sind neben Berlin auch die Flughäfen in Hannover, Bremen Hamburg, Düsseldorf, Dortmund, Köln/Bonn, Leipzig/Halle, Frankfurt, Stuttgart und München. An den Airports Weeze bei Düsseldorf und Karlsruhe/Baden-Baden sind nur Beschäftigte des Luftsicherheitsbereichs zum Ausstand aufgerufen.

Der Flughafenverband ADV bezifferte den Ausfall auf knapp 3500 Flüge mit rund 560.000 betroffenen Passagieren. Die Deutsche Bahn vermeldete deutlich mehr Bahn-Reisende.

Ab morgen wieder Normalbetrieb

Auch die anderen deutschen Flughäfen nehmen für Dienstag wieder den normalen Flugbetrieb ins Visier. Allerdings dürften auch dann noch Nachwirkungen des Arbeitskampfes am Montag zu spüren sein, teilten mehrere Airports mit.

"Mit dem Streik an den deutschen Flughäfen wird eine neue Eskalationsstufe erreicht, die mit einem Warnstreik nichts mehr zu tun hat und nicht weiter hinnehmbar ist", kritisierte Hauptgeschäftsführer Joachim Lang vom Luftfahrtverband BDL.

Die Gewerkschaft Verdi verteidigte ihr Vorgehen und rief derweil in anderen Branchen Zehntausende Beschäftigte zu Warnstreiks auf. Vor der nächsten Verhandlungsrunde im Öffentlichen Dienst am Freitag werde man den Arbeitgebern klar signalisieren, "dass wir durchsetzungsfähig sind", sagte Verdi-Chef Frank Werneke. "Das wird in den kommenden Tagen noch einmal deutlich gemacht."

Sendung: rbb24 Brandenburg Aktuell, 10.03.2025, 19:30 Uhr

33 Kommentare

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  1. 33.

    Beispiel:
    E3 - 2.700 Euro ohne Berufserfahrung
    E3für angelernte oder ungelernte Beschäftigte

    Ohne jeden weiteren Kommentar ...


  2. 30.

    Gibt es denn noch andere Möglichkeiten sich gegen ständig steigende Lebenshaltungskosten zu wehren!? Nein gibt es nicht, und wenn müsste das politisch geregelt werden. Weil das nicht passiert wird eben gestreikt. Es wird noch viel zu wenig gestreikt, und viel zu kurz bis das bis in den Landtag mal so richtig auffällt.

  3. 29.

    Fällt gar nicht auf, sonst 10 Langstreckenflüge pro Tag, absolute Nullnummer der BER.

  4. 28.

    "Aber, berechtigt all dass ein Lohnforderung von mindestens 350,-€, 3 Tage mehr Urlaub und die Anrichtung eines solchen enormen wirtschaftlichen Schadens."

    Hier muss die Antwort auf Ihre Frage eindeutig: "Ja!" lauten.
    Denn ein Streik ist ja eben genau dazu da die Abläufe eines Betriebes zu stören und die Arbeitgeberseite zum einlenken zu bewegen. Alles andere wäre kollektives Betteln. Eine Einschränkung des Streikrechtes wie sie der BDL-Vorsitzende vorschlägt würde in meinen Augen gegen das Grundrecht auf Streik verstoßen. Außerdem ging es bei diesem Streik ja nicht nur um die BVD sondern auch um die Luftsicherheitskräfte und dort besonders um den Gesundheits- und Arbeitsschutz. Ich empfehle hier einen Blick auf die Website von verdi-nrw zu werfen. Dort ist alles umfassend erläutert.

  5. 27.

    26/ Das okay alles ganz gut und schön und ich schätze die dort arbeitenden Mitarbeiter auch sehr. Die meisten sind freundlich und hilfsbereit. Aber, berechtigt all dass ein Lohnforderung von mindestens 350,-€, 3 Tage mehr Urlaub und die Anrichtung eines solchen enormen wirtschaftlichen Schadens. Die Forderungen sind doch völlig überzogen und gehen an der Realität vorbei. Wenn genügend Geld vorhanden wäre, könnten sie auch 500,-€ mehr bekommen. Der Unfug muss aber irgendwie bezahlt oder finanziert werden.

  6. 26.

    Nur zu Ihrer Information ich bin aktueller Flughafenmitarbeiter. Und die Unterstellung die Sie hier tätigen das ich ohne Argumente auf die Emotionale Ebene wechsele ist an purer Arroganz und Sturheit nicht zu überbieten. Also frage ich Sie erneut: "Haben Sie schon einmal am Flughafen gearbeitet oder nicht?" Denn nur wenn Sie bereits einmal an einem Flughafen in einem der heute bestreikten Berufe gearbeitet haben können Sie wirklich verstehen was dort alles dranhängt. Nehmen wir meinen Beruf. Die Luftsicherheitskontrolle gem. §5 LuftSiG. Also die Passieger- und Gepäckkontrollen. Sollten wir einmal irgendetwas übersehen und ein Flugzeug stürzt ab, wären Sie vermutlich die Erste die sich darüber aufregen würde. Aber arbeiten Sie mal 10 Stunden lang hochkonzentriert. Ich wette mit Ihnen dass Sie das nicht schaffen werden.

  7. 25.

    Wenn Ihnen die Mitarbeiter egal sind, warum sollte denen interessieren ob ihr zu einer Kreuzfahrt kommt? Schon mal gegoogelt was der Tarifangestellte in der E3-E6 verdient? Die würden sicher auch gerne mal mit ihren Kindern in den Urlaub

  8. 24.

    3500 Flüge fallen aus und 560 000 Passagiere sind von dem gewerkschaftlichen Kaspertheater betroffen!! Es gibt tatsächlich einige Leute die der Ansicht sind, dass der Streikt verhältnismäßig ist und das alles nichts mit Größenwahn zu tun hat.

  9. 23.

    Das mag sein.

    Was hat jedoch der zahlende Kunde mit den internen Schwierigkeiten seines Vertragspartners zu tun?

  10. 22.

    „ übrigen werden es die Ladenbesitzer überleben wenn 1 Tag Umsatz fehlt. Das holen sie mit den völlig überteuerten Preisen wieder doppelt und dreifach rein“

    Haben Sie schon mal darüber nachgedacht, wie diese Preise entstehen?
    Wie hoch Betriebskosten an Flughäfen sind, Miete, Service, Reinigung, Transport, Sicherheitskosten…?
    Was glauben Sie, wieviel davon wirklich beim Ladenbesitzer übrig bleibt?

  11. 21.

    Was für eine engstirnige Sicht auf einen Flughafen-Betrieb, was für eine Herabwürdigung für all die Menschen, die im Hintergrund einen reibungslosen Flughafen-Betrieb erst ermöglichen!
    Natürlich erwarten Sie, daß Ihre Gepäck äußerst sorgfältig behandelt und nicht beschädigt wird, das es am richtigen Ziel-Flughafen ankommt und nicht fehlgeleitet wird oder gar verloren geht!
    Natürlich erwarten Sie eine blitzblanke, klinisch saubere Flughafen-Toilette - aber die Menschen, die für all dies sorgen, die interessieren Sie nicht!
    Und erklären Sie bitte Ihren Satz "Gute Menschen schreiben über gute Dinge.": was wollen Sie damit zum Ausdruck bringen?

  12. 20.

    Wieso wird in Berlin gestreikt? Der BER hatte sich doch erst in der 2. Jahreshälfte 2024 mit den Streikenden geeinigt und viele Zugeständnisse gemacht!?

  13. 19.

    Ohweh ohweh.

    Als Gewerkschafter habe ich einen gänzlich anderen Blick auf viele vermeintlich "selbstverständliche" Dinge. Sie sind eben NICHT selbstverständlich.

  14. 18.

    Streik ist ein Grundrecht. Im übrigen werden es die Ladenbesitzer überleben wenn 1 Tag Umsatz fehlt. Das holen sie mit den völlig überteuerten Preisen wieder doppelt und dreifach rein

  15. 17.

    Doch, genauso läuft das.

    Ich komme am Flughafen an, checke ein, gebe mein Gepäck auf und warte auf den Abflug. das ist das, was mich interessiert. Und vielleicht wo die nächste Toilette ist. Und auch sie interessiert es in Wahrheit nicht. Sie schreiben das nur, um sich wohl zu fühlen. Gute Menschen schreiben über gute Dinge.

  16. 16.

    Viel Erfolg allen Streikenden! Laut euch von den Wutbürgern nicht ärgern! Ihr habt ein Grundrecht auf Arbeitskampf.

  17. 14.

    Das lahm legen von so vielen Flughäfen und die Schädigung von vielen Unbeteiligten (Shop - und Restaurantbesitzer im Flughafen, Fluggesellschaft, Flughäfen, Taxiunternehmer, übrigen Flughafenmitarbeiter, Piloten, Passagiere usw ) ist nicht mehr verhältnismäßig.
    Dieser Missbrauch muss gesetzlich unterbunden werden

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