Korrigierte Statistik - Arbeitszeit der Erwerbstätigen in Berlin und Brandenburg gesunken

Di. 29.04.25 | 16:48 Uhr
  10
Karpfenernte in Peitz (Bild: dpa)
Bild: dpa-Zentralbild

Die Erwerbstätigen in Berlin und Brandenburg haben 2024 weniger gearbeitet als im Vorjahr.

In Berlin ist die Zahl der geleisteten Arbeitsstunden erstmals seit 2020 wieder zurückgegangen. Insgesamt belief sich das Arbeitsvolumen im Vorjahr in der Hauptstadt auf rund 2,94 Milliarden Arbeitsstunden, wie das Amt für Statistik Berlin-Brandenburg am Dienstag in einer korrigierten Mitteilung schrieb [statistik-berlin-brandenburg.de]. Das waren demnach 0,3 Prozent weniger als im Jahr davor. Pro Erwerbstätigem bedeutet das einen Rückgang von etwa acht Stunden auf 1.338 Stunden im Jahr.

Zuvor jahrelanger Anstieg mit Unterbrechungen in Berlin

Zwischen 2006 und 2023 war das Arbeitsvolumen in der Hauptstadt den Statistikern zufolge kontinuierlich gestiegen. Nur während der Finanzkrise 2009 sowie der Corona-Pandemie 2020 gab es jeweils einen deutlicheren Rückgang.

Das lag über die Jahre vor allem an immer mehr Erwerbstätigen. Auch 2024 stieg ihre Zahl um 0,3 Prozent auf knapp 2,2 Millionen. Dennoch nahm die Pro-Kopf-Arbeitszeit ab. Grund dafür sei eine höhere Teilzeitquote.

Der Rückgang umfasst alle Wirtschaftsbereiche. Lediglich in der Land- und Forstwirtschaft sowie Fischerei wurde mehr gearbeitet. Hier nahm die Arbeitszeit um knapp 1,5 Prozent zu.

Arbeitsvolumen sinkt seit 2018 in Brandenburg

Auch in Brandenburg ging die Zahl der Arbeitsstunden von Erwerbstätigen im vergangenen Jahr zurück. Pro Kopf nahm die Arbeitszeit um 0,2 Prozent ab und sank damit um drei Stunden auf 1.366 Stunden, wie das Amt für Statistik Berlin-Brandenburg mitteilte. Insgesamt arbeiteten alle Erwerbstätigen in Brandenburg rund 1,56 Milliarden Arbeitsstunden ab - ein Rückgang von 0,3 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.

"Damit setzte sich die rückläufige Entwicklung der letzten Jahre bei der tatsächlich geleisteten Arbeitszeit fort: Das gesamtwirtschaftliche Arbeitsvolumen ist in Brandenburg seit 2018 gesunken", teilten die Statistiker mit. Ausnahme ist demnach das Jahr 2021, als nach dem starken Einbruch während der Corona-Pandemie die Arbeitszeit wieder zugelegt hatte.

Mehr arbeiteten Erwerbstätige in Brandenburg, ebenso wie in Berlin, lediglich im Bereich Land- und Forstwirtschaft sowie Fischerei. Die Arbeitszeit stieg hier im Vergleich zum Vorjahr um 3,7 Prozent. In allen anderen Wirtschaftsbereichen ging sie zurück.

Dazu habe vor allem eine höhere Teilzeitquote unter den Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern beigetragen, hieß es vom Statistikamt. Ein geringerer Ausfall durch Krankheiten sowie mehr Nebenjobs führten indes dazu, dass es nicht noch weniger Arbeitsstunden waren.

Weil die Pro-Kopf-Arbeitszeit weitgehend kontinuierlich sinkt, liegt die Zahl der geleisteten Arbeitsstunden in Brandenburg im langfristigen Vergleich mit 1,58 Milliarden unter dem Niveau des Jahres 2000 mit rund 1,74 Milliarden - obwohl statistisch mehr Menschen beschäftigt sind. Brandenburg reiht sich dem Amt zufolge damit in einen bundesweiten Trend ein.

Korrektur: In einer ersten Fassung dieses Beitrags hieß es am 27. März fälschlicherweise, die Zahl der Arbeitsstunden in Berlin und Brandenburg sei jeweils gestiegen. Die Angaben stammten vom Amt für Statistik Berlin-Brandenburg und beruhten auf fehlerhaften Daten.

Das Amt hat nun neue korrigierte Daten geliefert und erklärt: "Für die Berechnung des Arbeitsvolumens der Länder der Bundesrepublik Deutschland durch den Arbeitskreis "Erwerbstätigenrechnung der Länder" (AK ETR) werden zahlreiche statistische Datenquellen verwendet. Durch eine fehlerhafte Datenlieferung des Statistischen Bundesamts an den Arbeitskreis kam es zu einem Fehler bei der Ermittlung des Arbeitsvolumens 2024 in den Ländern." Die Ergebnisse wurden vom Statistischen Bundesamt noch einmal intensiv geprüft und nach Berichtigung nun erneut veröffentlicht.

Sendung: rbb 88.8, 27.03.2025, 14:30 Uhr

10 Kommentare

Wir schließen die Kommentarfunktion, wenn die Zahl der Kommentare so groß ist, dass sie nicht mehr zeitnah moderiert werden können. Weiter schließen wir die Kommentarfunktion, wenn die Kommentare sich nicht mehr auf das Thema beziehen oder eine Vielzahl der Kommentare die Regeln unserer Kommentarrichtlinien verletzt. Bei älteren Beiträgen wird die Kommentarfunktion automatisch geschlossen.

  1. 10.

    "Die Ergebnisse wurden vom Statistischen Bundesamt noch einmal intensiv geprüft und nach Berichtigung nun erneut veröffentlicht." Was genau war der Fehler und wie so exakt die Korrektur aus? Etwas mehr Nachfragen wäre bei so gravierenden Änderungen der Aussage schon schön seitens des rbb.

  2. 9.

    Wie verteilt sich das auf Vollzeit und verschiedene Teilzeitvarianten? Gab es da eine Verschiebung oder ist das Arbeitvolumen generell pro Person gesunken? So summarisch kann man wenig aus dieser Statistik schließen.

  3. 8.

    Definieren Sie doch mal bitte ihren Begriff von Arbeit.
    Auch Ingenieur, Sachbearbeiter, Wissenschaftler, etc. leisten Arbeit, fallen, aber vermutlich nicht unter ihre Definition,
    Genauso wie sämtliche Leitungsebene.

  4. 7.

    Und Wer, arbeitet eigentlich noch richtig und Wer, bekommt nur Lohn und Gehalt für Lau ???
    Arbeiten tut wahrscheinlich gar Keiner mehr - ist nämlich Alles, kaputt, dreckig und viel zu teuer.

  5. 6.

    Steht doch in der Überschrift - die Arbeitszeit der Erwerbstätigen! Welche Arbeitszeit haben eigentlich die Nichterwerbstätigen?

  6. 5.

    Die Statistik wäre besser, wenn diese die Wochenarbeitszeit und deren Entwicklung nachvollziehbar widerspiegeln würde. Wenn in Brandenburg 2-5 Stunden mehr gearbeitet wird, dann sind das 2-5 Jahre mehr Lebensarbeitszeit nach jetzt 35 Jahren.... und weniger Rentenpunkte im Vergleich.ßß

  7. 4.

    Immer mehr Arbeitende , sollen doch angeblich immer weniger arbeiten.
    Andauernd lese ich von mehr Freizeit , also mehr Urlaub , die 38 Stunden Woche, die 35 Stunden Woche , die 4 tage Woche.
    Versteh den RBB .

  8. 3.

    Was die Seriösität der Meldungen des rbb betrifft, konnten die Nutzer schon einige Erfahrungen sammeln.
    Aber zur "Verteidigung" sei gesagt, dass es gerade bei den Online Medien üblich ist, erst die Meldung/Schlagzeile raushauen und dann zu prüfen. Nicht das noch vorher ein anderer den Punkt macht.
    Und falls es den rbb selbst betrifft wird die Kommentarfunktion erst gar nicht geöffnet. Anmerkungen oder Kritik wird unterdrückt.

  9. 2.

    Und fast gleichzeitig liest man, dass Lehrende in Brandenburg 1 Stunde kostenlos mehr arbeiten sollen. Wau!
    Die Hetze gegen Bürgergeldempfangenden und Geringverdienenden als Arbeitsfaule wirkt! Aber leider wählen sogar viele dieser Betroffenen selber diese Hetze. Es ist einfacher nach unten zu treten, als nach oben. Nach oben bücken, nach unten drücken. Fahrradfahrendenprinzip!
    Und die Steigerung der Vermögen der Superreichen ist nicht mit Arbeitsstunden zu erklären...

  10. 1.

    Hier geht irgendwie einiges durcheinander in der Statistik.
    "Pro Kopf nahm die Arbeitszeit um 0,5 Prozent zu", also inklusive der Arbeitslosen? Exklusive Rentner? Inklusive U18? Wäre eine sinnvollere Basis nicht Arbeitszeit nur von Beschäftigten und Selbständigen als Basis?
    "Gleichzeitig gab es laut Statistik mehr Teilzeit-Beschäftigte als im Vorjahr." Also wurden vorher die Arbeitslosen bei der Berechnung der Zeit pro Kopf mitgezählt? Ansonsten wäre die Aussage ja nicht relevant zu den Teilzeitstellen.
    "Im langfristigen Vergleich liege die Zahl der Arbeitsstunden in Brandenburg mit 1,58 Milliarden unter dem Niveau des Jahres 2000 mit rund 1,74 Milliarden geleisteten Arbeitsstunden, weil die Pro-Kopf-Arbeitszeit sank." Warum nicht gleich eine normierte Angabe, wenn die Absolutgrößen nichts aussagen?
    Gibt der rbb nur Meldungen unverändert weiter oder sehen da auch noch mal Journalisten inhaltlich auf Stimmigkeit durch?

Nächster Artikel