Angaben von Bausenator Gaebler - Berlin verfehlt Ziel für Wohnungsneubau erneut deutlich

Sa. 26.04.25 | 10:22 Uhr
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Symbolbild: Bauarbeiten in Berlin Mitte am 24.04.2019.(Quelle: imago/Florian Gaertner/photothek.net)
Audio: rbb24 Inforadio | 26.04.2025 | Jonas Ziegler | Bild: imago/Florian Gaertner/photothek.net

20.000 Wohnungen pro Jahr: Dieses Ziel hatte sich die Berliner Landesregierung in ihren Koalitionsvertrag geschrieben. Noch nie wurde es in den vergangenen Jahren erreicht. Auch für dieses Jahr zeigt sich der Bausenator pessimistisch.

In Berlin werden in diesem Jahr womöglich weniger neue Wohnungen fertig als zuletzt. "Ich glaube, wir können schon irgendwo bei 15.000 landen", sagte Bausenator Christian Gaebler (SPD) der Deutschen Presse-Agentur am Samstag. "Aber es ist schwer berechenbar, weil das Ergebnis von unterschiedlichen Faktoren abhängt." Unter anderem sei offen, ob einige größere Projekte noch in diesem Jahr vollständig fertig werden.

"Mein Ziel ist schon, dass wir nicht stark unter dem Vorjahr liegen", so Gaebler. "Aber die endgültigen Zahlen für 2024 kennen wir auch noch nicht. Das sind bislang noch Prognosen." Diesen Prognosen zufolge wurde für 2024 mit rund 15.000 fertiggestellten Wohnungen gerechnet - nach 17.300 und 16.000 in den Jahren davor.

Senatsziel bisher noch nicht erreicht

Im Koalitionsvertrag hatten CDU und SPD vereinbart, dass angesichts der Mangelsituation jährlich bis zu 20.000 neue Wohnungen entstehen sollen. Obwohl die Marke absehbar auch 2025 gerissen wird, wertet Gaebler die Entwicklung beim Wohnungsbau positiv.

In den vergangenen drei Jahren seien zusammen fast 50.000 Wohnungen entstanden. "Das bedeutet für 100.000 Menschen ein neues Zuhause", sagte er. Und zumindest sei es gelungen, in etwa den Zuzug nach Berlin auszugleichen - wenn auch nicht den Nachholbedarf an neuem Wohnraum, um den aktuellen Wohnungsmarkt zu entspannen. "Insofern verstehe ich, dass die Leute immer sagen, das könnte noch mehr sein. Das sage ich ja auch", so Gaebler. "Aber so zu tun, als ob Politik und Bauwirtschaft hier versagt haben, stimmt halt auch nicht. Weil 50.000 neue Wohnungen sind 50.000 Wohnungen."

Schwierige Rahmenbedingungen

Zuletzt waren die Preise im Wohnungsbau stark gestiegen, hinzu kommt Material- und Fachkräftemangel. In der Folge tun sich Investoren immer schwerer, überhaupt noch neue Bauprojekte anzugehen.

Ein weiterer Indikator für die Entwicklung sind die Baugenehmigungen. Die Zahl der genehmigten Wohnungen sank im Vorjahr in Berlin laut Statistikamt von rund 15.900 auf 9.800 Wohnungen, was einem Rückgang von 38,5 Prozent entspricht. Der sogenannte Bauüberhang jedoch, also bereits genehmigte, aber teils noch nicht begonnene Projekte, liegt bei knapp 59.000 Wohnungen.

Können kommunale Gesellschaften mehr bauen?

Gaebler zufolge überlegt der Senat vor diesem Hintergrund, die landeseigenen Wohnungsunternehmen noch stärker als bisher schon in die Pflicht zu nehmen. "Ja, wir wollen, dass die Landeseigenen mehr machen", sagte er. Man schreibe derzeit mit den kommunalen Gesellschaften deren Bauplanungen - die sogenannte Roadmap - fort. Dabei gehe es darum, "eben auch noch mal Steigerungen einzubauen".

Nach derzeitiger Planung wollen die sechs kommunalen Firmen Degewo, Gesobau, Gewobag, Stadt und Land, Howoge und WBM 2025 und 2026 rund 12.000 Wohnungen fertigstellen, 2027 dann weitere 3.500. Gaebler verwies darauf, dass sie bereits dabei seien, auch in Kooperationen mit privaten Investoren, weitere Projekte anzugehen und zu entwickeln. "Wie wir das finanziell noch unterstützen über die Wohnungsbauförderung hinaus, die ja schon wichtig ist im Moment, ist ein Punkt", so der Senator.

"Trotzdem muss ich am Ende sagen, wenn ich aktuell aufgrund der Marktsituation Baupreise habe, zu denen ich nicht vermieten kann, kann ich das auch nicht dauerhaft subventionieren", fügte er hinzu. "Deswegen gucken wir, wie können wir Kosten verringern, indem wir Verwaltungs- und Genehmigungsprozesse vereinfachen und Auflagen reduzieren. Stichwort: Schneller-Bauen-Gesetz." Ein Abspecken bei bestimmten Normen und Vorgaben bautechnischer Art würde sowohl den landeseigenen als auch privaten Firmen helfen.

Sendung: rbb24 Inforadio, 26.04.2025, 10 Uhr

60 Kommentare

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  1. 60.

    Dazu müsste man die ganzen staatlichen Hilfen für Bürger mit einem superfinanzamt bündeln.

    Wenn alle Bürger einmal die Einnahmen und Ausgaben offenlegt, könnten steuerrückzahlungen und/oder staatliche Hilfen gebündelt ausgezahlt werden. Bafög, bab, Grundsicherung, Wohngeld, sozialhilfe, Arbeitslosengeld, Kindergeld. Es gibt zu viele unterschiedliche Behörden. Oft braucht man eine Bescheinigung einer anderen Behörde, dass z. B. Kein Wohngeld beantragt wurde.

    Danach könnte verwaltungsaufwand eingespart werden. Staatliche Hilfen sollten nie zu hoch sein, damit sich eine Arbeitsaufnahme wirklich lohnt.

    Bei Grundsicherung bezahlt die Miete das Jobcenter meist komplett. Wenn du arbeiten gehst und keine aufstockung oder Wohngeld bekommst, musst du deine Miete usw selbst bezahlen... Je höher die Mieten, um so schwieriger ohne wbs Schein eine günstige Wohnung zu bekommen.

    Da der Staat fast alle Mieten übernimmt, steigen auch die mietspiegel. Und damit Mieterhöhung für fast alle.

  2. 59.

    Das die Stimmung im Land noch so ruhig ist, angesichts der immer größer werdenden Not um bezahlbaren Wohnraum, verwundert mich dabei noch am meisten. Und auch die Medien berichten nicht annähernd so häufig über dieses Problem, wie es eigentlich bei solch einem brisanten und wichtigen Thema sein müsste. Wenn in den nächsten Jahren politisch weiterhin nichts gegen die diese Wohnungsnot getan wird, wird dass in der Konsequenz zum sozialen Sprengstoff in der Gesellschaft führen.

  3. 58.

    Zwangsmassnahmen gegen KORRUPTE Vermieter wären angebracht. Dieses Bauen Bauen Bauen nervt wirklich langsam. Wieviel sollte man denn Bauen, damit es irgendwann mal ausreicht? Im flächenmäßig sehr begrenzten Berlin.

  4. 57.

    Sorry. Ich schadet dem ganzen Land, wenn Volksvertreter nur bis zur nächsten Wahl denken.

    Da wir in Deutschland 16 Länder und eine Bundesregierung wählen, erklärt dies diesen stillstand. Irgendwo ist immer ein Wahlkampf. Dazu kommen noch parteispender von Unternehmen und lobbyarbeit. So ändert sich kaum etwas.

    Gucken Sie sich die Tagesschau vor 20 Jahren mal an. Die meisten Probleme sind seit mindestens zwei Jahrzehnten bekannt.

    Es braucht nicht noch mehr Untersuchungen. Das Bauen mit fertigteilen z. B. Fernwärme ist keine Raketen-Wissenschaft. Aufs Dach und an den Balkon könnte etwas solar. Fertig.

    Auch in Wien und anderen Städten könnte man sich angucken, wie man erfolgreich gegen mietwucher vorgehen kann. Kommunal bauen. Dann können sich mehr Leute ein Berlin mieten können. Der Arbeitnehmer in unter-/mittelschicht geht nicht nur für Miete und Inflation arbeiten.

    Eine Arbeitsaufnahme würde sich für mehr Menschen lohnen.

    Derzeit werden oft nur die reichen reicher.

  5. 55.

    Weil kaum jemand bereit ist, die dafür notwendige Miete zu zahlen. Die meisten wollen billig wohnen und suchen Schuldige dafür, dass es nicht genügend billigen Wohnraum gibt. Dass Schaffung und Erhalt von Wohnraum mit immer höheren Kosten verbunden ist, begreifen die wenigsten.

  6. 54.

    Selbstverständlich ist es nicht, wenn es im gleichen Moment in anderen Regionen Wohnungsleerstand gibt. Niemand zwingt Menschen dazu, alle im selben Haus wohnen zu müssen!

  7. 53.

    Kann mal einer de Frage beantworten, warum wird denn so wenig gebaut?

  8. 52.

    Also, ein Sozialstaat, da steht Deutschland an erste Stelle innerhalb der EU, und hat versäumt aufzupassen, dass Deutschland ein System der Sozialen Marktwirtschaft haben sollte, und die wirtschaftliche und strukturelle Zukunft des Landes als die Quelle der künftigen Sicherung für Soziales sein wird.

    In Deutschland pflegt man Probleme nicht anzugehen, sondern mit verteilen von Geldern vermeintlich schnell gelöst zu haben, aber wie man sieht, führt auf lange Sicht dieser der Weg zum wirtschaftlichen Abstieg des ganzen Landes.
    In sofern drängen sich Vergleiche zum ehemaligen Osblock auf!

  9. 51.

    Sollte das jetzt ein Scherz sein? Selbstverständlich treffen sich Massen an Menschen, wenn 3 Wohnungen im Angebot sind. (Bezahlbar!)

  10. 50.

    Die Mietpreise für Wohnungen in Berlin liegen aktuell bei durchschnittlich 17,4 € pro Quadratmeter. Im Vergleich zum letzten Jahr liegt der Trend bei etwa -0,23%. Zum Vorquartal hat sich der Quadratmeterpreis um +0,23% verändert.

  11. 49.

    Nach 10 Sekunden Suche:
    https://www.rbb24.de/panorama/beitrag/2024/06/mieten-berlin-wohnen-mietpreis-brandenburg-zensus.html
    Die Mieten sind zu niedrig, wie ich schon die ganze Zeit sage.

  12. 48.

    "Wie kann man so eine Situation entstehen lassen"
    Liegt doch an den Leuten selbst, wenn alle in die selbe Wohnung wollen, statt auch mal woanders zu gucken.

  13. 47.

    Nur was nützt das, wenn die Menge nicht da ist. Ich möchte nie in der Situation stecken, wo 50 -100 Interessenten eine Wohnung besichtigen, und einen Personalbogen ausfüllen müssen. Ich will nicht wissen wie viele Menschen hier in dieser Stadt aus dem Grund verzweifelt da sitzen und auch keine Hoffnung mehr haben. Wie kann man so eine Situation entstehen lassen, und so viele Menschen enttäuschen. Einfach nur ekelhaft!!!

  14. 45.

    Belegt ist, dass die durchschnittliche Wohnung in Berlin unter 8 Euro kostet. Stand auch hier im rbb letztes Jahr.

  15. 43.

    ,,Wohlfahrt'' ist es nicht. Da haben Sie Unrecht. Ein gesunden Sozialstaat ist nötig, um die Gesellschaft zusmmenzuhalten. Nicht alle Menschen sind so arbeitswütend, wie z.B. ich! Oder können nicht soviel arbeiten, ist ja auch in Ordnung und dafür muß es auch einen starken Sozialstaat geben.

  16. 42.

    Und Bürohäuser, Hotels und prestigeträchtige Einkaufszentren scheinen irgendwie baubar zu sein, da klappt es. Merkwürdig....

  17. 41.

    Jetzt kommt wieder die Mär von unbezahlbarer Wohlfahrt. So ein Blödsinn. Einfach mal ne echte Steuerreform, Schlupflöcher schließen und kapitaleinkünfte vernünftig besteuern, zusätzlich dann noch Verstöße gegen z.b. Mietpreisbremse mit Bußgelder ahnden und schwupp ist auch Geld da. Das hat mit dem Sozialstaat überhaupt nichts zu tun.

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