Abstellfläche in Ruhezeiten - Verband will Stellplätze für Lkw auf Autobahnraststätten zählen

Mi. 30.04.25 | 14:58 Uhr
  18
Ein Rastplatz übervoll mit Lastwagen (Quelle: dpa/Jochen Tack)
Audio: Antenne Brandenburg | 30.04.2025 | LKW-Fahrerin Michaela | Bild: dpa/Jochen Tack

Lkw-Parkplätze sind an den deutschen Autobahnen Mangelware - bis zu 25.000 fehlen nach Angaben des Automobilclubs Europa (ACE). Die Fahrer müssen aber Ruhezeiten einhalten und parken teils rechtswidrig. Der ACE will das nun dokumentieren.

Der Automobilclub Europa (ACE) ist seit dieser Woche bundesweit auf den Autobahnen unterwegs und nimmt die Lkw-Parkplätze auf den Rastplätzen und deren Auslastung unter die Lupe. Es soll herausgearbeitet werden, wie überbelegt die Rastplätze sind und wie viele Fahrzeuge verkehrsbehindernd stehen. Grundlage ist die Anzahl der Stellplätze, die laut Autobahn GmbH offiziell vorhanden sind. Es ist laut ACE die erste derartige Zählung.

Es sei eine Überbelegung von circa 20 bis 30 Prozent pro Rastplatz zu erwarten, hieß es im Vorfeld der Aktion. Die Rastplätze entlang der deutschen Autobahnen sind oft überfüllt, vor allem abends finden viele Lkw-Fahrer dort keinen geeigneten Parkplatz. Der ACE geht von 20.000 bis 25.000 bundesweit fehlenden Parkplätzen für Lastwagen aus.

Pausenzeiten nicht einhalten kann teuer werden

Die Lkw-Fahrer müssen aber ihre Ruhezeiten einhalten. Darüber hinaus gilt an Sonn- und Feiertagen für Lastwagen mit einem zulässigen Gesamtgewicht über 7,5 Tonnen sowie für Lkw mit Anhänger ein Fahrverbot von 0 bis 22 Uhr auf allen Straßen.

"Wenn sie ihre Pausenzeiten nicht einhalten können, weil sie ewig rumfahren müssen, um einen Parkplatz zu suchen, dokumentiert das der Fahrtenschreiber", erklärt Frank Fleischhauer vom Automobilclub im Gespräch mit dem rbb. Das führe dann zu Problemen bei Kontrollen und könne teuer werden.

Unfall mit zwei Toten am Dienstag

Die Fahrer sind daher in gewissen Situationen gezwungen, ihren Lkw rechtswidrig abzustellen. Sie parken deshalb mitunter auch auf dem Standstreifen oder blockieren Pkw-Parkplätze. Teils werden die Fahrzeuge auch in den Ein- und Ausfahrten abgestellt.

Erst am Dienstagabend war es auf dem Ratsplatz Schwielowsee an der A10 zu einem schweren Unfall gekommen: Ein Pkw fuhr in einen Lastwagen, der am rechten Fahrbahnrand geparkt hatte. Die beiden Kfz-Insassen starben.

In Brandenburg stehen sechs Rastplätze an der A2 und der A10 im Fokus, darunter ist auch der Parkplatz Am Fichtenplan im Landkreis Dahme-Spreewald. Dort wurden am Tag der Zählung 117 Lastwagen abgestellt, zugelassen ist er für 75 Lkw. "Die meisten Rastplätze sind schon um 20 Uhr überbelegt", so Fleischhauer. Das zeigte sich auch in Michendorf (Potsdam-Mittelmark).

Dort ist Platz für mehr als 100 Lastwagen, aber dennoch zu wenig. Die Lastwagen standen bei der Begehung des ACE kreuz und quer, auch in verbotenen Zonen. "Wir wollen auf die Zustände hinweisen, und nicht die Lkw-Fahrer als Deppen dastehen lassen, sie leiden", berichtete Fleischhauer weiter.

Anzahl der Lkw-Stellplätze gestiegen

Die Anzahl der Lkw-Stellplätze an deutschen Autobahnen ist in den vergangenen Jahren gestiegen. Die Kapazitäten haben sich von 2018 auf 2023 um rund 16,5 Prozent erhöht. Das zeigt eine Erhebung des Bundesministeriums für Digitales und Verkehr (BMDV), die alle fünf Jahre durchgeführt wird. Im Jahr 2023 standen deutschlandweit demnach rund 82.500 Lkw-Abstellmöglichkeiten zur Verfügung. Rund 61.800 davon befinden sich an Rastanlagen, rund 20.700 weitere in der Nähe der Autobahnen, zum Beispiel auf Autohöfen.

Aber auch der Lkw-Verkehr ist in den vergangenen Jahren stark gestiegen, unter anderem durch die zentrale Lage Deutschlands als Transitland in Europa, die Zunahme des Online-Handels und veränderte Konsumgewohnheiten, die eine ständige Warenverfügbarkeit erfordern.

App zeigt freie Parkplätze

Das BMDV und die Autobahn GmbH des Bundes arbeiten seit Jahren intensiv daran, die Anzahl an Lkw-Parkständen auf Rastanlagen entlang der Autobahnen zu erhöhen, teilte das Bundesverkehrsministerium mit. Man werde den Ausbau konsequent weiterverfolgen, hieß es. Wichtig dabei sei auch, dass ausreichend freie Bauflächen für Lkw-Parkstände zur Verfügung stehe.

Bis Anfang Juni wird der ACE weiter zählen und Probleme dokumentieren - auch in Brandenburg. Die Zahlen sollen helfen, Druck auf die Regierung auszuüben. Die Forderung ist klar: Es sind mehr Lkw-Parkplätze nötig. Das Geld für den Ausbau sollte bestenfalls aus dem Sondervermögen für die Infrastruktur kommen, so der ACE. Der ADAC empfiehlt darüber hinaus, auch private Firmengelände stärker zu nutzen. Es gibt aber auch Verbesserungen für die Fahrer: Über eine App ist es mittlerweile möglich, zu prüfen, ob auf einem Parkplatz noch freie Plätze verfügbar sind.

Mit Material von Alexander Goligowski

Sendung: rbb24 Brandenburg aktuell, 2.5.2025, 19:30 Uhr

18 Kommentare

Wir schließen die Kommentarfunktion, wenn die Zahl der Kommentare so groß ist, dass sie nicht mehr zeitnah moderiert werden können. Weiter schließen wir die Kommentarfunktion, wenn die Kommentare sich nicht mehr auf das Thema beziehen oder eine Vielzahl der Kommentare die Regeln unserer Kommentarrichtlinien verletzt. Bei älteren Beiträgen wird die Kommentarfunktion automatisch geschlossen.

  1. 18.

    Da kommt das Problem neue Rasthofe und die Parkplätze sind immer zur Autobahn gerichtet allein die Schwertransporte schlafen tagsüber an der Autobahn da müsste dran gearbeitet werden das die Autobahn beim Bau von Parkplätzen die Lkw Fahrer die Autobahn im Rücken haben

  2. 17.

    Einfach: runter von der Bahn und parken. Geht. Ist einfach. Behindert keinen.
    Die Problematik ist nicht nur unser Konsumverhalten, sondern leider auch die Tatsache, dass Firmen ihre Lagerkapazität so stark reduziert haben. Just in time sozialisiert die Lagerhaltungskosten auf uns alle. Mehr Verkehr ist da unausweichlich.

  3. 16.

    Mit dem Teil der deutschen Gesellschaft, der offenbar nicht versteht kann oder will, welche Möglichkeiten abseits des automobilen Verkehrs und der fossilen Stromerzeugung bestehen, klaro, mit diesem Teil habe ich ein großes Problem. Unsere letzten VM gehören dazu. Gute Gesellschaft kann ich das leider nicht nennen. Egal
    ob deutsch oder nicht.

  4. 15.

    Das ist ein Hotspot für Drogen und Sexarbeiter. Warum verbietet man nicht solche massiven Treffpunkte seitens des Gesetzgebers?

  5. 14.

    Nee, brauchen Sie nicht, vorausgesetzt, alles wird innerstädtisch produziert. Falls dem nicht so ist, sollten Sie zuerst Ihren Sachverstand prüfen und gleichzeitig darüber nachdenken, wo der Strom für Ihre E-LKWs herkommt. Sie stellen eine Blechkiste an den Straßenrand und oben rennt ein Hamster im Rad und spielt Turbine?
    Wenn Kabeldiebe oder Teslafeinde mal wieder für Bahnchaos sorgen, bleiben die Regale im Supermarkt leer und der Bäcker backt eben ne Weile nicht - ja solche Schlaumeier soll es geben. Und übrigens, da ich in Deutschland lebe, habe ich absolut kein Problem mit guter deutscher Gesellschaft. Sie etwa?

  6. 13.

    Schon Frage 1 zeigt fehlenden Sachverstand. Denn: Brauche ich für die Verteilung vom stadtnahen Güterbahnhof durch Lkw ... elektrisch möglich da kurze Distanz ... Autobahnstellplätze? Der Rest des Kommentar zeigt einfach nur fehlenden Weitblick. Sind Sie in guter deutscher Gesellschaft.

  7. 12.

    Es gibt viel zu viel Verkehr.

    Hier jwd wurden vor kurzem zahlreiche Wohnungen vernichtet, große Blöcke abgerissen. Jetzt werden an genau der gleiche Stelle neue Wohnungen gebaut.

    Pervers. Schafft aber halt Arbeit und Geld.

    Bin stark dagegen.

  8. 10.

    Wollen Sie vom Güterbahnhof aus die Waren mit dem Bollerwagen zu Verarbeitungsbetrieben oder zum Einzelhandel transportieren, jedem Aldi sein Gleis bauen oder wie stellen Sie sich das vor?
    In Berlin fehlen Wohnungen, erklären Sie bitte wie das Baumaterial dafür zur Baustelle gebracht werden soll.
    Wenn der Individualverkehr bei der Verkehrswende angekommen ist, wäre das ein großer Schritt, der mangels Schienennetz und sonstiger Infrastruktur Meilen entfernt ist.
    Wenn ein ehemaliges Stasiobjekt direkt an der A13 mit gut und gerne über 50 LKW- Stellplätzen, Gastronomie und sanitären Anlagen nicht genutzt werden kann, weil dort mitten in der Pampa etwa 100 Asylbewerber untergebracht werden mussten, muss auch die Frage erlaubt sein, ob das anders geht. Man kann Probleme auch selber backen, falls man welche braucht.

  9. 9.

    Es gibt viele Transporte der ganz unnöthig sind, womit aber Geld gescheffelt wird.

    Ich denke an Mineralwasser aus ferne Bundesländer, Italien, Frankreich, Italien.

    Oder auch Mineralwasser aus der Region. Völlig sinnlos.

    Eine Halblösung könnte sein: Mineralwasser viel teurer machen sodass viel weniger nachgefragt wird.

    Hier jwd schmeckt Leitungswasser hervorragend.

  10. 8.

    Da es keiner bisher benannt hat als das was es ist: Irrsinn. Wir reden von Verkehrswende und prahlen dann doch nur mit mehr als 11500 neuen Lkw-Stellplätzen in 5 Jahren. Finanziert aus öffentlichen Mitteln. Und versprechen, weiter auszubauen. Und das aus dem Sondervermögen für Infrastruktur. Eine kranke Wirtschaftsordnung, nichts anderes ist das.

  11. 7.

    Manche GVZ bieten das an, jedoch nur für "Lieferanten". Da ist dann auch meist ein "Nachtwächter", der will bezahlt werden. Die WC's reinigen sich auch nicht von alleine und, wie soll es anders sein, wo nicht gereinigt wird fühlt sich ein Dixi in der Pampa wie der pure Luxus an. Speditionen liegen oft auch in Städten, nicht selten grenzt da ein Wohngebiet an. Stell' da mal 'ne Kühlkiste ab. Die Anwohner kommen mit Fackeln und Mistgabeln und bei privaten Unternehmen fallen auch Kosten an. Drück' die dem Brummi auf und der Hof ist leer, bleibt der Endkunde - is' so. Auch sind die Flächen in GVZ und Spedis meist sehr begrenzt - Fläche ist teuer und so'n Zug kein Einkaufswagen. Ein bisschen Platz braucht man da schon und man ist auch nicht der Einzige dort. Insgesamt behaupte ich mal, sie sind noch nie LKW im Fernverkehr gefahren. Es ist kein Vorwurf, aber die Ihre Vorchläge wären dafür typisch.

  12. 6.

    Unfälle sind vorprogrammiert das geht nicht die Fläche wäre da natürlich wieder mal nicht das Geld

  13. 5.

    Das glaubt doch kein Mensch.Es werden zwar neue Parkplätze gebaut doch im Gegenzug werden alte Parkplätze gesperrt oder mit erdaushub unbrauchbar gemacht

  14. 4.

    Als Zwischenlösung bis zum Bau neuer Parkflächen bestimmt eine interessante Idee. Ein LKW fährt auf einen Rastplatz und wenn dort nix frei ist wieder raus und auf dem Beschleunigungsstreifen weiter geradeaus auf den gekennzeichneten Standstreifen bis nach vorne hinter die bereits parkenden anderen LKW. Die Antworten auf: Wie lang dieser Not-Park-Standstreifen sein sollte, welche Parkzeiten und Geschwindigkeiten auf der Fahrbahn daneben zulässig sein sollten, ob die rechte Spur vielleicht in der Parkzeit durch ein Leitsystem als gesperrt angezeigt sein sollte, damit wieder weiterfahrende LKW gefahrlos einscheren können u.a., überlasse ich mal den Experten :)

  15. 3.

    Parkmöglichkeiten gibt es eigentlich genug. Die vielen Umschlaglager / Speditionen haben genug Platz. Aber vor oder nach dem Be- und Entladen dürfen die LKW nicht auf dem Gelände stehen.
    Diese Flächen mit WC u.ä. ausstatten, würde die Aufenthaltsqualität für die Fahrer steigern.
    Nur wird der Zeitdruck das Verhindern, weil bis letzten Minute ihre Fahrzeit ausnutzen wollen/müssen.

  16. 2.

    Wir brauchen definitiv mehr standzonen für LKWs der Platz reicht nicht mehr aus und die Gefahr ist nicht gebannt wenn die LKWs in einem Fußleiste zu Parkplatz stehen Unfälle sind vorprogrammiert das geht nicht die Fläche wäre da natürlich wieder mal nicht das Geld

  17. 1.

    Man könnte im Bereich der Rastplätze die Standstreifen ab 20 Uhr zum parken zulassen und dort die Geschwindigkeit auf 60 beschränken. Damit wäre allen geholfen, aber das ist bestimmt zu pragmatisch und damit nicht möglich.

Nächster Artikel