Wald zu Gewerbegebiet umgewidmet - Red Bull kann Werk in Baruth/Mark ausbauen - wachsende Sorge um Grundwasser

Der Getränkehersteller Red Bull und Abfüller Rauch haben vor zwei Jahren das Werk des Baruther Mineralwasserherstellers übernommen. Nun soll die Produktion mehr als verdoppelt und noch mehr Grundwasser entnommen werden. Von Philipp Rother
Der österreichische Getränkehersteller Red Bull und dessen österreichischer Abfüllpartner Rauch können in Baruth/Mark (Teltow-Fläming) ihre Produktion ausbauen. Die Stadtverordnetenversammlung genehmigte im März, dass knapp 17 Hektar Wald zu gewerblicher Baufläche umgewidmet werden, und den den entsprechenden Bebauungsplan für das Industriegebiet Bernhardsmüh im Baruther Ortsteil Mückendorf. Die Planungszeit betrug mehr als zwei Jahre.
Produktion soll deutlich gesteigert werden
Red Bull und Rauch hatten vor zwei Jahren den Baruther Mineralwasserhersteller Brandenburger Urstromquelle gekauft. So konnte die Schließung des Werks in Baruth/Mark, einer Kleinstadt mit rund 4.000 Einwohnerinnen und Einwohnern, verhindert werden; rund 300 Arbeitsplätze wurden so erhalten. Seitdem wird in Baruth nicht mehr nur Mineralwasser abgefüllt, sondern es werden auch Energydrinks für Red Bull produziert.
Deutschland ist für Red Bull mit einem Absatz von über 700 Millionen Dosen jährlich ein wichtiger Markt - wie viele davon in Baruth abgefüllt werden, ist nicht bekannt. Es ist aber klar, dass die Produktion vor Ort durch die Neuerungen mehr als verdoppelt werden soll. Im Zuge dessen wird auch mehr Grundwasser benötigt.
Fabrik für Einweg-Dosen soll gebaut werden
Geplant sind nun ab 2028 drei neue Abfüllanlagen. "Im Moment werden auf zwei Linien Red-Bull-Dosen abgefüllt, später sollen es mal fünf Linien werden", erklärte Baruths parteiloser Bürgermeister Peter Ilk im Gespräch mit dem rbb am Mittwoch. Zusätzlich soll ein Logistikzentrum entstehen.
Ein US-amerikanischer Partner plant darüber hinaus den Bau einer Fabrik für Einweg-Aluminiumdosen. Zunächst wird vor Ort aber eine Kläranlage erichtet, um das zuckerhaltige Abwasser filtern zu können. Rund 200 neue Arbeitsplätze sollen entstehen.
92 Prozent des erlaubten Entnahmemenge steht Industrie zu
Die Getränkeindustrie darf in Baruth jährlich bis zu zwei Millionen Kubikmeter Wasser aus der über 100 Meter tief liegenden Urstromquelle nutzen. Das entspricht 92 Prozent des jährlichen Grundwasser-Entnahmevolumens. Das wurde dem Vorbesitzer vertraglich zugesichert.
Red Bull und Rauch haben die Wasserentnahmerechte übernommen und einen entsprechenden Vertrag mit der Stadt unterzeichnet. Damit steht den Unternehmen mehr Wasser zur Verfügung als der Tesla-Fabrik in Grünheide. Die acht Prozent bleiben für die Trinkwasserversorgung der Bevölkerung.
Aktuell nutzen die Getränke-Unternehmen in Baruth weniger als die Hälfte der genehmigten Menge, doch der Wasserbedarf dürfte durch die Erweiterung des Werks und der dann höheren Produktion des Energydrinks steigen.
Sorge um Grundwasser und Energieverbrauch
In der Region wird inzwischen die Sorge laut, dass die Versorgung der Bevölkerung mit Trinkwasser durch die vertragliche Bindung an die Konzerne gefährdet werden könnte - insbesondere in Zeiten von Wasserknappheit. Die Frage lautet auch, ob das Grundwasser aus den tiefen Schichten im Baruther Urstromtal auch in Zukunft ausreichend zur Verfügung steht. Umweltverbände fordern mehr Nachhaltigkeit im Umgang mit den tiefen Wasserreserven.
Auch die Stadtverordnete Corinna Jänchen (Frauennetzwerk Baruth) kritisiert die Erweiterung. Die Produktion an sich koste schon sehr viel Energie. Zudem seien die Dosen nicht nachhaltig. "Dieser Kreislauf muss nicht sein - gerade, weil wir uns als Kommune dafür ausgesprochen haben, eine nachhaltige Kommune zu sein", so Jänchen.
Verträge mit Wasserbetrieb laufen über 25 Jahre
Bürgermeister Ilk weist die Kritik zurück: Studien würden zeigen, dass in der Region maximal 25 Prozent des verfügbaren Wassers genutzt wird, sagt er. "Wir haben hier noch genügend Wasser", so der Bürgermeister. Zudem sei alles durch hydrogeologische Gutachten begleitet worden.
Umweltschützer und eine regionale Bürgerinitiative halten die Daten, auf denen die Fördergenehmigung beruht, jedoch für überholt. Veränderungen durch den Klimawandel seien nicht berücksichtigt.
Darüber hinaus gibt es einen weiteren Kritikpunkt: Die Verträge mit dem städtischen Wasserbetrieb laufen über 25 Jahre. "Auch der vorige Vertrag lief 25 Jahre, es geht da auch um Planungssicherheit - für die Unternehmen und für uns", erklärt Bürgermeister Ilk. Er betont: "Die Versorgung der Bevölkerung hat immer Vorrang, das steht in allen Verträgen. Das stand auch schon vor 30 Jahren in den Verträgen. Im Ernstfall muss sich die Industrie danach richten."
Mit Material von Susanne Hakenjos, Antenne Brandenburg
Sendung: Antenne Brandenburg, 17.4.2025, 15:30 Uhr