Neuzulassungen bei Pkw - Hersteller von E-Autos erleben Absatzhoch - abgesehen von Tesla

Tesla musste im ersten Quartal einen deutlich höheren Gewinnrückgang verschmerzen als erwartet. Parallel dazu sind die Autoverkäufe in Deutschland stark eingebrochen. Dabei sind insbesondere E-Autos aktuell ziemlich beliebt. Von M. Devantier und O. Noffke
- Tesla verkündet höheren Gewinnrückgang als erwartet
- Autoverkäufe des US-Herstellers sind in Deutschland deutlich unterhalb des Vorjahres
- Pkw mit alternativen Antrieben erfahren hierzulande ein Absatzhoch, insbesondere reine Stromer
- deutsche Hersteller profitieren, bei ebenfalls schwachem internationalem Geschäft
Der Gewinn des E-Autoherstellers Tesla ist im ersten Quartal des Jahres weltweit eingebrochen. Nach eigenen Angaben verdiente der US-Konzern zwischen Januar und März 409 Millionen Dollar - und damit 71 Prozent weniger als im vergleichbaren Vorjahreszeitraum.
Damit verfehlte Tesla die Erwartungen vieler Analysten, die von einem geringeren Verlust ausgegangen waren. Viele Beobachter führen diese Entwicklung insbesondere auf die politischen Aktivitäten von CEO Elon Musk zurpck.
Probleme gab es zuletzt aber auch mit sich häufenden Rückrufen beim Cybertruck in den USA. Für das Modell gibt es keine Zulassung innerhalb der EU. Zudem hat Tesla durch seine alternde Modellpalette an Attraktivität verloren. Mehrere Updates in jüngster Zeit konnten nur schwer verbergen, dass viele Konkurrenten deutlich modernere Fahrzeuge im Angebot haben.
Teslas aus Brandenburg für Saudi-Arabien
Nachdem Tesla in seinem Werk in Grünheide (Oder-Spree) die Produktion wegen eines Modellwechsels zwischenzeitlich eingestellt hatte, würde nun wieder langsam hochgefahren, sagte Werksleiter André Thierig dem rbb. "Wir sind aktuell wieder bei einer Produktion von über 900 Einheiten am Tag und befinden uns damit in unserem Plan des Hochlaufs der Produktion des neuen Modell Y."
Tesla erschließe derzeit neue Märkte, von denen auch die Produktion in Brandenburg profitiere, sagte er. Seit zwei Wochen verkaufe Tesla auch in Saudi-Arabien Fahrzeuge. Dies sei der 38. Markt der aus Grünheide beliefert werde, so Thierig. "An der Nachfrage wird sich dann letztlich die Produktion orientieren." Fragen zu den jüngsten Geschäftszahlen oder zum Absatz wollte Thierig nicht beantworten.
VW mit massiven Zuwächsen, Tesla stürzt gegen den Trend ab
Bundesweit erleben Pkw mit Elektroantrieb aktuell ein Absatzhoch. Vergangene Woche veröffentlichte das Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) Zahlen für Neuzulassungen aus denen dies hervorgeht [kba.de]. Insbesondere Autos, die komplett elektrisch unterwegs sind, verkauften sich demnach deutlich besser.
Bundesweit wurden in den ersten drei Monaten des Jahres 112.966 Autos mit reinem E-Antrieb erstmals angemeldet, im entsprechenden Vorjahreszeitraum waren es 81.337 – ein Plus von 38,9 Prozent.
Tesla konnte von dieser Entwicklung nicht profitieren. Im ersten Quartal wurden in diesem Jahr bundesweit 4.935 Fahrzeuge des US-Herstellers zugelassen, vor einem Jahr waren es zwischen Januar und März noch mehr als doppelt so viele (13.068) – ein Rückgang von -62,2 Prozent.
Zuletzt kauften die Deutschen vor allem E-Autos aus dem Volkswagen-Konzern sowie – mit deutlichem Abstand - von BMW oder Mercedes. Allein unter der Marke VW wurden in diesem Jahr bis März 25.393 E-Autos neu zugelassen. Ein Plus von 194 Prozent – und nach Stückzahl mehr als fünfmal so viele wie von der Musk-Marke. Selbst die Tochterunternehmen der Wolfsburger – Audi, Seat und insbesondere Skoda – konnten jeweils deutlich mehr Fahrzeuge absetzen als Tesla.
Makel Musk, Preisnachlässe bei deutschen Herstellern
Diese Entwicklung hat mehrere Gründe. Zum einen hat das Image von Tesla zuletzt massiven Schaden erlitten. Das aggressive und teilweise erratische Verhalten von CEO Elon Musk innerhalb der Regierung von Donald Trump scheint potentielle Kunden nachhaltig verprellt zu haben. Musk hat angekündigt, sein Engagement für die US-Regierung weitestgehend einzustellen und sich künftig stärker auf Tesla zu konzentrieren [tagesschau.de]. Am Mittwoch wiederholte Musk diese Ankündigung noch einmal. Weitere Details nannte er jedoch nicht.
Die aktuelle Stärke deutscher Hersteller auf ihrem Heimatmarkt wird von Experten aber nicht unbedingt darauf zurückgeführt, dass sie mittlerweile bessere Produkte bauen. Ein Sprecher des ADAC-Regionalclubs Berlin-Brandenburg teilte rbb|24 auf Anfrage mit, dass dies eine Folge von zurückgehenden Absätzen auf anderen Märkten sei.
Deutsche Hersteller würden insbesondere in China straucheln, hieß es, woraufhin viele batterieelektrische Fahrzeuge "abgeschrieben" worden seien. "In Deutschland haben seit Anfang des Jahres Preisnachlässe und Rabatte zu guten Absatzzahlen der deutschen Hersteller geführt", so der ADAC-Sprecher. "Mit diesen Preisnachlässen wird versucht, die EU-Flottengrenzwerte so gut es geht einzuhalten."
Berlin bei alternativen Antrieben Spitzenreiter
Im ersten Quartal des Jahres wurden in Berlin deutlich weniger Autos zugelassen als im Vergleichszeitraum des Vorjahres. Aus den Zahlen des Kraftfahrt-Bundesamts geht hervor, dass der Rückgang 9,43 Prozent betrug [kba.de]. Im März schmälerte sich der Unterschied wieder, so dass vergangenen Monat 7,26 Prozent weniger Fahrzeuge in Berlin zugelassen wurden verglichen mit dem Vorjahresmonat.
Rückgänge wurden bei allen Antriebsarten verzeichnet, aber insbesondere bei Verbrennern. Im Ergebnis bedeutet dies, dass mittlerweile der Anteil von Pkw mit alternativen Antrieben bei den Neuzulassungen in Berlin deutlich gestiegen ist. Zwischen Januar und März waren in diesem Jahr 63,3 Prozent mit Elektro-, Hybrid- oder anderen Motoren ausgestattet. Im ersten Quartal des vergangenen Jahres betrug dieser Wert noch 58,9 Prozent.
Besonders auffällig: Mittlerweile ist fast jedes zweite Fahrzeug davon rein batterieelektrisch unterwegs. Im Vorjahreszeitraum traf dies auf etwas mehr als ein Drittel zu für Berlin. Nirgendwo in Deutschland ist aktuell der Anteil von alternativen Antrieben bei den Neuzulassungen höher als in der Hauptstadt.
Dennoch gebe es auch Berlin Raum für Verbesserungen, so der ADAC. "Ein deutliches Zeichen dafür: Der Anteil von Elektrofahrzeugen in der Flotte des Carsharing-Anbieter Miles sank 2023 auf nur noch 17 Prozent. " Im Jahr davor seien es noch 25 Prozent gewesen. Dies sei auch eine Reaktion auf zu wenig vorhandene Ladestellen zurückzuführen gewesen. "Um die Elektromobilität in Berlin nachhaltig zu stärken, ist ein gezielter Ausbau der Ladeinfrastruktur unerlässlich", so der Autoklub.
Stabiles Brandenburg
In Brandenburg stellt sich die Situation etwas anders dar. Die Zahl der Neuzulassungen ist stabil: Zwischen Januar und März wurden zwischen Uckermark und Elbe-Elster 11.876 Pkw zugelassen. Das entspricht einem leichten Plus von 1,51 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Der Anteil von Pkw mit alternativen Antrieben lag bei 53,6 Prozent (erstes Quartal 2024: 46,1 Prozent).
Im Bundesvergleich befindet sich das Land damit im unteren Mittelfeld. Aber: Immer häufiger handelt es sich dabei um Fahrzeuge, die rein batterieelektrisch unterwegs sind. Bis Ende März wurden in Brandenburg 2.659 von ihnen zugelassen, fast 600 mehr als noch vor einem Jahr. Fahrzeuge, wie sie in Grünheide produziert werden, sind auch in Brandenburg aktuell sehr beliebt.
Dass E-Autos auf deutschen Straßen in Brandenburg gebaut wurden, ist unterdessen deutlich seltener geworden.
Sendung: rbb24 Abendschau, 23.04.2025, 19.30 Uhr
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