Zughersteller - Stadler gibt Standortgarantie für Berlin-Pankow bis 2032

Fr 11.04.25 | 11:04 Uhr
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Archivbild:Neue U-Bahn-Wagen stehen am 2. Mai 2022 in der Montagehalle im Stadler Werk in Berlin.(Quelle:imago images/Funke Foto Services)
Audio: rbb24 Inforadio | 11.04.2025 | Kerstin Reinsch | Bild: imago images/Funke Foto Services

Die Auftragslage ist gut, doch der Zughersteller Stadler angeschlagen. Eine Teilschließung des Berliner Werks in Pankow konnte abgewendet werden. Doch die Beschäftigten müssen Zugeständnisse machen.

Der wirtschaftlich angeschlagene Zughersteller Stadler wird bis 2032 weiter in Berlin-Pankow produzieren und keine Beschäftigten entlassen. Darauf haben sich der wirtschaftlich angeschlagene Konzern aus der Schweiz und die Gewerkschaft IG Metall in einem Tarifvertrag geeinigt, wie beide Seiten am Freitag mitteilten.

Die etwa 2.000 Beschäftigten müssen im Gegenzug mehr arbeiten: Die Wochenarbeitszeit erhöht sich vorübergehend von 38 auf 40 Stunden - ohne Lohnausgleich. In dem Werk in Pankow wird unter anderem die neue U-Bahn-Baureihe J/JK für die BVG gefertigt, die ab dem Spätsommer in Betrieb gehen soll.

Gewerkschaft sieht gutes Verhandlungsergebnis

Stadler hatte Ende Februar mitgeteilt, trotz guter Auslastung unter erheblichen wirtschaftlichem Druck zu stehen. Als Gründe wurden zum einen die anhaltenden Folgen des Zusammenbruchs von Lieferketten infolge der Corona-Pandemie genannt, zum anderen Preissteigerungen für Energie und Rohmaterial infolge des russischen Angriffskriegs in der Ukraine. Deshalb forderte Stadler einschneidende Maßnahmen. Die IG Metall kritisierte das, es gab Proteste der Belegschaft.

Nach der Einigung sprach der Erste Bevollmächtigte der IG Metall Berlin, Jan Otto, von einem guten Verhandlungsergebnis: "Die Standortgarantie bis 2032 ist ein deutliches Zeichen für die langfristige Perspektive von Stadler in Berlin."

"Mir ist bewusst, dass diese Maßnahmen unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern viel abverlangen", teilte der Geschäftsführer von Stadler Deutschland, Jure Mikolčić, mit. Er sei jedoch erleichtert, dass drastische Maßnahmen wie eine Teilschließung oder nominale Lohnkürzungen verhindert werden konnten.

Sendung: rbb24 Inforadio, 11.04.2025, 11:00 Uhr

7 Kommentare

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  1. 7.

    Also die Zahlen der AG sehen wirklich nicht rosig aus.
    Über die genannten Gründe kann ich aber nur noch schmunzeln. Wie fast immer werden diese falsch dargestellt. Die Politik ist jedenfalls unschuldig..

  2. 6.

    Genau das Problem zieht seit Jahrzehnten durchs Land. Es kann der frömmste nicht in Frieden leben, wenn es Gehaltserhöhungen gibt und im gleichen Atemzug aus der rechten Tasche nicht wieder abkassiert werden kann. So haben sich die Lebenshaltungskosten so hochgeschaukelt, und ein Ende nicht in Sicht. Chemie, Papier, Keramik, IG Metall, sorgen dafür das der Arbeiter etwas mehr hat wie von der Hand in den Mund, und dann kommen sie, die Aasgeier. Strom, ÖPNV, Wasser etc. weil sie wissen, da ist wieder was zu holen! Seit über 60 Jahre mache ich das mit. Dann gab es sogar die Aasgeier, obwohl es keine Gehaltserhöhung gab. Alles politisch so gewollt!!!

  3. 5.

    Problematisch ist nur, dass eine Standortgarantie nicht rechtsverbindlich ist und jederzeit widerrufen werden kann. Kein Unternehmen kann heute noch mittelfristig für die Zukunft planen.

    Solange Deutschland immer mehr zum Hochlohnland wird, erholt sich die Wirtschaft nie nachhaltig.

  4. 4.

    Stimme Ihnen voll und ganz zu. Stadler ist nur ein Beispiel, wo sich das sogenannte Management die Taschen seit Jahren vollstopft.
    Mit 40 Stunden und kein Urlaubsgeld in der Zukunft????
    Nur die in diesem Land noch malochen, werden , nicht alle, am Ende des Tages doch beschissen.
    Aber in ca 100 Tagen nach dem Merz endlich Kanzler ist, wird es uns doch schon besser gehen!!
    Ich bin gespannt!!!????

  5. 3.

    Das nennt man klagen auf hohem Niveau! Wer am lautesten stöhnt und dann noch das Argument Arbeitsplätze ins Spiel bringt, wird immer gehört.
    Was mich nun überrascht ist, dass bei den Verträgen zu den neuen Zügen für Berlin mit Stadler nicht eine Garantie für Produktion in Deutschland ausgemacht wurde. Denn auch die S-Bahnen wurden / werden bei Stadler gefertigt. Jeder Großauftragnehmer hat in den Verträgen auch ne Preisanpassung für zum Vertragsabschluss unkalkulierbare Preisrisiken wie Lohnsteigerungen oder Energiekosten drin. Die Verträge wurden ja vor 2020 gemacht.
    Da bleibt dann die Frage, ob das Land Berlin mit seiner BVG nur den damals vereinbarten Preis zahlt oder schon einen höheren durch Stadler neu kalkulieren Preis bezahlt.

  6. 2.

    Diesem Unternehmen produziert Schienenfahrzeuge für die ganze Welt, es ist super aufgestellt und hat tolle Produkte, in so einem Umfeld, wo die Beschäftigten einen grandiosen Job machen, wäre es doch mal angebracht, dass das gesamte Management auf ihr Einkommen verzichtet, das was sie die Jahre vorher eingesackt haben, und ich habe nichts gegen die hohen Gehälter, aber in solchen Situationen müsste allererst das Management Zugeständnisse machen und nicht die Belegschaft!

  7. 1.

    Die sollen endlich mal eine Liefergarantie abgeben, denn kann ja wohl nicht sein, dass die Berliner pünktlich zahlen und Stadler aus eigenem Verschulden mit der Auslieferung der neuen U-Bahnen jahrelang hinterher hinkt und wir uns nun mindestens einen weiteren Sommer mit stinkenden Wagen aus grauer Vorzeit herumärgern müssen.

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