Künstliche Intelligenz auf der IFA 2019 - So soll mit Cloud-Cooking die Küche verschwinden

Mi 04.09.19 | 13:22 Uhr | Von Johannes Frewel
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Eine Frau steht am Herd und kocht (Quelle: imago images/Panthermedia)
Audio: Inforadio | 04.09.2019 | Johannes Frewel | Bild: imago images/Panthermedia

Städte boomen, Mieten schießen in die Höhe, Wohnungen schrumpfen: Besonders Hersteller von Küchen sind gefragt, noch kleiner, unauffälliger und smarter herzustellen. Und die geschmacklichen Vorlieben ihrer Kunden zu treffen. Von Johannes Frewel

Urbanisierung, Individualisierung, Digitalisierung - diese und andere Megatrends beschäftigen auch Hausgerätehersteller auf der diesjährigen Elektronikmesse IFA in den Messehallen unterm Berliner Funkturm, die an diesem Freitag startet.

Die Hersteller reagieren in diesem Jahr besonders auf das anhaltende Bevölkerungswachstum und immer größer werdende Städte: Gab es 1950 mit New York und Tokio weltweit nur zwei Städte mit mehr als zehn Millionen Einwohnern, könnten es in einigen Jahren 40 sein - an der Spitze Dehli und Tokio mit 35 Millionen Einwohnern.

Und wegen steigender Mieten werden Wohnungen immer kleiner gebaut. Damit wird ein separater Raum als Küche seltener. Küchengeräte wandern in Wohnräume und müssen dort optisch zurücktreten, wenn sie nicht genutzt werden. Beispielsweise das Kochfeld, erklärt Roland Hagenbucher von Siemens Hausgeräte. Im ausgeschalteten Zustand sei es so gut wie nicht zu erkennen, betont er. Der Herd habe keine vorgezeichneten Kochfelder mehr und es gebe fast keine Bedruckung, so Hagenbucher.

Software und Algorithmen werden wichtiger

Die Dunstabzugshabe schwebt nur noch ins Blickfeld, wenn sie gebraucht wird, erklärt Harald Friedrich von Bosch: "Sie ist oben an der Decke montiert und wird nur zum Kochen heruntergefahren." Wenn das Essen fertig ist, verschwindet sie wieder aus dem Blickfeld.

Auch Mike Henkelmann von Samsung erwartet, dass Digitalisierung, Vernetzung und künstliche Intelligenz die Geräteschlacht in der Küche bremsen könnte. Was mehr zählen wird, sind Software und Algorithmen. "Es wird nicht mehr so sein, dass sich ein Produkt künftig über seine Hardware-Features unterscheidet", sagt Henkelmann, "der Erfolg wird maßgeblich davon geprägt, wie intelligent ein Produkt ist".

Perfektes Brathähnchen dank Cloud-Cooking

Der Trend heißt Cloud-Cooking. Küchengeräte schicken anonymisierte Daten zu den Herstellern, die daraus digitale Dienstleistungen generieren. Etwa, um den Garvorgang beim Brathähnchen mit Hilfe Hunderttausender anderer Brathähnchendaten zu optimieren, umreißt Thomas Salditt, Digitalmanager bei Bosch-Siemens Hausgeräte BSH, die Vision künstlicher Schwarm-Intelligenz: Der Backofen weiß, wie sein Besitzer sein Brathähnchen mag. "Weil sie das Backhendl vielleicht besonders kross haben mögen", sagt Salditt, "und Ihr Backofen lernt von Ihnen, wie sich besonders kross anfühlt und kann genau dieses besonders krosse Ergebnis für Sie replizieren".

Hausgeräte sollen in eng bewohnten Häusern nicht stören und bekommen deutlich leisere Motoren. Zudem erkennen Waschmaschine oder Geschirrspüler mit künstlicher Intelligenz, ob sie in einer wasserreichen Region arbeiten oder aber ob Wassersparen in Mega-Cities wichtig ist und es dafür beim Spülen ruhig etwas gemächlicher zugehen darf.

IFA-Infos

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Beitrag von Johannes Frewel

11 Kommentare

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  1. 11.

    Was ein Blödsinn!?
    Wir wissen doch alle, wie anfällig Computer und Co. sind !! Dann müssen wir auch noch unseren Herd, den Kühlschrank und die Waschmaschine und den Staubsauger und die Mikrowelle
    vor Viren und Hackern schützen und uns damit herumärgern, wenn wiedermal das Netz ausfällt oder zu langsam zum Kochen ist ....
    Mein smarter Fernseher spielt immer nur den halben Film aus der Mediathek ab - und niemand kann mir sagen warum... So einen Herd brauche ich nicht auch noch !!

    Gute Nacht Smartlife 5.0 !

  2. 10.

    Danke. Mir kam dieser Gedanke neulich, als ich mal wieder diverse alte Rentenunterlagen eingescannt, in mein Dokumentenverwaltungsprogramm getan und dann sicherheitshalber in die Cloud kopiert habe.
    Und ehrlich gesagt bin ich in Bezug auf Renten- und Sozialversicherung praktisch ahnungslos, habe keinen Überblick, wer das was tut oder von mir haben/wissen will und wem ich dann mal was/wann vorlegen soll.
    Auch dass man heutzutage ständig seinen Ausweis mit sich führen muss, halte ich für albern (wann braucht man den denn mal?).
    Daher halt ich Cloud Computing gerade bez. selten Gebrauchtes, Kryptisches und Trockenes für ideal.
    Was ich nicht zu sehen oder wissen brauche, kann auch hinter die Kulissen oder in die Abstellkammer.

  3. 9.

    Das ist doch mal eine tolle Idee! Der Behördenkram wird immer mehr zum Graus, zumal wenn man das auch noch für pflegebedürftige Angehörige, Kinder und beruflich am Hals hat. Und die Piñata ist sehr witzig, leider aber auch wahr...

  4. 8.

    Ach Berlinerin, falls Sie den Thermomix als Kerl dargestellt haben, gehe ich mit, falls Sie es auf die männlichen Menschen abgesehen haben sollten wären Sie einfältig.
    Ich als "Kerl" bekoche, vor allem mit Phantasie, gerne meine Frau, unsere Gäste und freue mich immer wieder auf das Gemeinsame, was dabei entsteht.
    Können Sie als Frau sowas verstehen? *lol*

  5. 7.

    Was ich sehr viel sinnvoller fände:

    Eine Bürgercloud, in der oft benötigte Daten (wie z. B. alles was auf dem Personalausweis steht) und wichtige Unterlagen (beispielsweise für die Sozialversicherung) von den entsprechenden Ämtern verschlüsselt und fälschungssicher abgelegt werden, um den Amtsschimmel nicht länger zu einer Piñata zu machen.
    Kein Zusammensuchen (bzw. Verlorengehen) wichtiger Dokumente mehr, kein unnötiges Aufsuchen irgendwelcher Behörden, keine kostenpflichtige Briefpost mehr, die verlorengehen kann.

  6. 6.

    Ich finde schon einen Thermomix mit Digitalisierung absurd. Ich koch heute so, wie ich es will, morgen anders, und vor allem anders als tausende andere. Ich hab einen Kopf zum Denken. Ich bin KEIN Kerl. So ein Zeugs, wo du nix mehr selber variieren kannst/brauchst/musst ist was für Männer, die dann nur noch so ein Trumm da stehen haben, und die dann die Tuss mit einem fertigen Essen beeindrucken können, wo alle Zutaten aus der Kochbox kommen. So einen "Einfallspinsel" möchte ich aber eben nicht als Typ kennen lernen. Der nur noch anschaltet und der Rest macht eine Maschine. Womöglich im Wohnzimmer. Oder im Bad? Es gibt ja Leut, die kochen in der Spülmaschine (vakuumierte Speisen). Nächstens waschen sie dort auch ihre SChlüppis. Ne danke, lass mal. Spielerchen für Ingenieure beim Siemens, und deren männliche Fans.

  7. 5.

    Zitat: "Damit wird ein separater Raum als Küche seltener. Küchengeräte wandern in Wohnräume..."

    Aha, und Koch- und Küchenutensilien (wie Kochtöpfe, Pfannen, Zutaten) lagern wir dann unterm Bett; und das Wasser zum Kochen schleppen wir dann aus dem Badezimmer ins Wohnzimmer - wo wir dann natürlich auch den Abwasch erledigen.

    Na, dann macht Mal - aber ohne mich!
    Da warte ich lieber noch ein paar Jahre auf den Nahrungsmittel-Replikator aus Star Trek.

  8. 4.

    Dinge die die Welt nicht braucht. Hanebüchener Nonsens.

  9. 3.

    "und Ihr Backofen lernt von Ihnen, wie sich besonders kross anfühlt und kann genau dieses besonders krosse Ergebnis für Sie replizieren".
    Das will ich aber nicht! Nicht in meinem Haus! Schade eigentlich, Herr Salditt. Was nun? Erfinden sie lieber nützliche Sachen!

  10. 2.

    Danke, aber ich koche weiterhin im Topf, und nicht in der Wolke ;)

  11. 1.

    Nee lasst mal, ich bleibe analog, vor allem beim Leben, Wohnen und Kochen.
    Dieser ganze Mist hat noch gefehlt. Aber es wird genug Jünger des Digitalen geben, die dem Digi-Wahn huldigen und dem Gott der Gläsernen zu Füßen liegen werden.
    Das goldene Kalb der Vernetzung.

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