Einbruch der Passagierzahlen - Lütke Daldrup fordert Finanzhilfe für Berliner Flughäfen

Di 17.03.20 | 07:39 Uhr
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Blick auf Flughafen Berlin-Tegel mit mehreren EasyJet-Maschinen am Boden (Quelle: dpa/Gora).
Inforadio | 17.03.2020 | Thomas Rautenberg | Bild: dpa/Andreas Gora

Wegen der Corona-Krise brechen den Berliner Flughäfen Einnahmen weg. Der Flughafen-Chef fordert Unterstützung von Bund und Ländern. Er glaubt nach eigener Aussage nicht an eine Schließung wie in Stuttgart - und beteuert: Der BER-Eröffnungstermin sei nicht in Gefahr.

Was Sie jetzt wissen müssen

Die Berliner Flughäfen Tegel und Schönfeld dringen wegen des Einbruchs der Passagierzahlen infolge der Corona-Krise auf eine Finanzspritze von Bund und Ländern. "Wir erwarten keinen wirklichen Osterreiseverkehr", sagte Flughafen-Chef Engelbert Lütke Daldrup der Nachrichtenagentur DPA. Entsprechend werde man die Unterstützung der Gesellschafter brauchen.

Wie hoch die Verluste sein werden, lässt sich dem Flughafen-Chef zufolge noch nicht beziffern. Lütke Daldrup sprach aber von erheblichen Einnahmeverlusten. Im Vergleich zum Vorjahr haben die Berliner Flughäfen demnach in den vergangenen Tagen nur "etwa die Hälfte der Fluggäste". "In der Wochen davor lag das Minus bei 30 Prozent, davor bei zwölf Prozent."

Überstundenabbau und Kurzarbeit als Optionen

Die Berlin-Brandenburger Flughafengesellschaft ist Eigentum der beiden Länder und des Bundes. "Die Flughafengesellschaft gehört dem Staat. Und natürlich ist es so, dass wir für das, was wir nicht durch den Flugverkehr einnehmen können, die Hilfe unser Eigentümer benötigen", sagte Lütke Daldrup. Das sei in den Aufsichtsgremien des Unternehmens besprochen und den Gesellschaftern angekündigt worden.

Die Flughäfen rechnen damit, dass die Passagierzahlen weiter schmelzen. Das dürfte auch Folgen für die Mitarbeiter haben. "Wir beschäftigen uns damit, wie wir Überstunden und Gleitzeitkonten abbauen, natürlich müssen wir auch Kurzarbeit prüfen."

Die genutzten Flächen am Flughafen sollen zudem eingeschränkt werden. "Wir prüfen, ob es erforderlich ist, Terminalabschnitte abzusperren, damit wir nur so viel Personal auf der Fläche haben wie wir auch wirklich benötigen", sagte Lütke Daldrup.

Lütke Daldrup: Berliner Flughäfen sind systemrelevant

Die Ausbreitung von Covid-19 trifft die Tourismusbranche derzeit mit voller Wucht. Veranstalter sagen Reisen ab, einige Fluggesellschaften stellen vorerst den Betrieb ein. Turkish Airlines, El Al und Hainan Airlines fliegen nicht mehr nach Berlin.

Die Landesregierung von Baden-Württemberg hatte am Vortag verkündet, im Laufe der Woche den Betrieb der Flughäfen in dem Bundesland einzustellen. Für Berlin erwartet Lütke Daldrup diesen Schritt nicht. "Wir gehen davon aus, dass die Flughäfen der deutschen Hauptstadt systemrelevant sind. Das heißt, der Flugverkehr muss aufrecht erhalten werden." Tegel und Schönfeld seien kritische Infrastruktur, die während der Krise gebraucht werde, etwa für Fracht, Medikamententransporte und Flüge der Regierung.

BER-Eröffnung nicht in Gefahr

Auf die Eröffnung des neuen Hauptstadtflughafens BER soll die Corona-Krise aber keinen Einfluss haben. Es bleibe bei dem geplanten Termin am 31. Oktober, versicherte Lütke Daldrup. Auch wenn auf der BER-Baustelle wegen der Corona-Krise zum Teil Personal fehle. Das betreffe das Terminal 2, das als zusätzliches Abfertigungsgebäude neben dem ursprünglichen BER-Terminal 1 entsteht.

"Dort arbeiten wir daran, dass das Fehlen einiger Bauleute aus Osteuropa kompensiert werden kann und nicht zu Verzögerungen führt", sagte Lütke Daldrup. "Aber es wäre kein Thema, den BER ohne das T2 zu eröffnen, zumal wenn wir weniger Flugverkehr haben." Das Terminal 1 sei nicht betroffen, weil dort lediglich Restarbeiten liefen.

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23 Kommentare

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  1. 23.

    Wenn ich höre, daß Lüttke-Dal... Finanzhilfen für Berliner Flughäfen fordert, dann muß ich mich doch sehr über diese Person wundern. Es scheint, daß es immer noch zu viele Zeitgenossen gibt, die den Knall noch nicht gehört haben und in ihrer Denk- und Sichtweise zu kurz betrachten. Jetzt ist doch der richtige Zeitpunkt -auch wegen dem hochgespielten Corona- schluß mit dem Irsinn des immer höher und weiter zu machen. Wer jetzt für Umweltschädliche Projekt Geld vom Staat fordert(Autoindustrie, Reisebranche, Energieversorger....) hat nichts aber auch gar nichts zu bekommen. Jetzt gilt es aus bestehenden, schlechten Projekten auszusteigen und umzudenken und endlich mit der überdimensionierten Kluckenhaftigkeit des Staates auszusteigen.

  2. 22.

    Wenn die Gewinn-und Verlustrechnung zu kompliziert ist, hier ein Artikel, den man rasch durchlesen kann und der auch den traurigen Zustand des TXL zugunsten des BER erklärt: https://www.berliner-zeitung.de/mensch-metropole/rekordgewinn-fuer-berlin-tegel-so-profitabel-ist-der-flughafen-li.42544

  3. 21.

    Die Berliner Flughäfen machen keine Gewinne. Jeder Fluggast wird seit Jahren vom Steuerzahler subventioniert.

  4. 20.

    Hat Lütke Daldrup kein Radio gehört? Die Bundesregierung stellt uneingeschänkte Hilfen, bloß er sollte sich hinten anstellen. Da gibts nämlich einige die wichtiger sind.

  5. 19.

    Genau, wenn Die Mitarbeiter zB in Kurzarbeit gehen müssen, dann auch die Leitung mit entsprechend weniger Geld. Und gleich noch ein „Solizuschlag“ mit rauf.

  6. 18.

    Toll, Ihro Gnaden Herr E. L.-D. hat wieder mal geniale Hirngespinste zur Finanz- und allg. Situation aufm Flughafen. Glückwunsch, man muß erstmal soviel Selbstgefälligkeit an den Tag legen, um das alles noch öffentlich rauszuposaunen.
    Und "das Fehlen einiger Bauleute aus Osteuropa" hört sich auch schwer nach kapitalistischer Ausbeutung nach Gutsherren Art, übelstem Lohndumping und moderner Sklaverei an, an der sich der Steuerzahler auch noch mitschuldig macht. Falls diese armen lohngedumpten und nicht mal den branchenüblichen Mindestlohn erhaltenden Arbeiter überhaupt jemals ihr Geld für die harte Arbeit bekommen :-(

  7. 17.

    Die Gewinne der FBB lassen sich einsehen und errechnen.
    Auch dort gibt es Mitarbeiter, die von ihren Löhnen abhängig sind und hart dafür arbeiten.
    Natürlich sollten Lütke-Daldrup und andere Führungsmitarbeiter mit gutem Beispiel voran gehen und auf einen Teil ihrer stattlichen Gehälter so wie auf Auszahlung von Prämien verzichten.

  8. 16.

    Völlig unverständlich! Die Flughäfen bekommen doch sowieso alle roten Zahlen durch die Hauptgesellschafter Land Berlin und Brandenburg ausgeglichen. Was soll diese Jammerei nach Geld jetzt wieder in dieser angespannten Situation? Der Mittelstand hat viel mehr Unterstützung verdient. Zur Erinnerung: Der Mittelstand ist der Wirtschaftsbereich mit den meisten Arbeitnehmern, den meisten Steuerzahlungen und Sozialabgaben. Wenn der wegbricht, ist wirklich Land unter bei uns im Land.

  9. 15.

    Lieber rbb, bitte fragt nach, warum bei 50% weniger Fluggästen nicht 50% weniger Flughafen betrieben wird, sprich Tegel dicht gemacht wird. Sind wirklich beide Flughäfen "systemrelevant"? Ich befürchte Verschwendung von Steuergeld.

  10. 14.

    bin am Sonntag noch mit der ersten Maschine nach Amsterdam und frage mich was Staatshilfe bewirken soll, die Technik ist in Tegel einfach am Boden ( Ausfall Gepäckband u.s.w. )
    wenn Hilfe, dann fuer die Mitarbeiter die genau wissen Corona geht vorbei, aber die naechsten Sommerferien kommen und der BER ???

  11. 13.

    Und kein Wort zu den zwingend notwendigen Passagiertests, die ab April beginnen müssen, damit der BER zertifiziert werden kann. Da müssen ja tausende Personen ran.

  12. 12.

    Die kleinen Einzelhändler zuerst, schnell und unbürokratisch. Wieviel Geld soll noch in diesen Flughafen gesteckt werden. Bei „vernünftiger Planung und Management“ sollte doch noch genug übrig sein, oder!? Unglaublich diese Frechheit.

  13. 11.

    Das war klar, dass diejenigen, die ihre Gewinne prinzipiell privatisiert haben, in Notzeiten das Geld der Solidargemeinschaft abgreifen wollen.
    Es sind der Mittelstand und auch die vielen kleinen Betriebe, die dringend Unterstützung brauchen. Hier gibt es kaum oder keine Rücklagen, schon allein aufgrund der hohen Steuerbelastung, aus der sich große Unternehmen oftmals geschickt teilweise oder ganz herauslavieren konnten.
    Die von Frau Popp angekündigten 100 Millionen reichen hinten und vorne nicht. Bayern klotzt da schon eher mit mehreren Milliarden.
    Und hier auch noch darauf zu verweisen, der Eröffnungstermin von BER sei nicht gefährdet, klingt angesichts der massiven Auswirkungen dieser Krise weltfremd, gar zynisch.
    Es geht um Existenzen, nicht nur von Firmen, auch deren Mitarbeiter können Miete, Hauskredit etc. bald nicht mehr bezahlen. Und ganz ehrlich: ich habe nicht das Vertrauen in die Gläubiger, dass sie Zahlungen wirklich stunden.

  14. 10.

    Reichen die erheblichen Mittel für einen Provinzflughafen immer noch nicht?
    Einfach auf unbestimmte Zeit schliessen, da ein unnötiger Verteiler der Viren.

  15. 9.

    | Der BER-Eröffnungstermin sei nicht in Gefahr.

    LOL! Wetten, dass?

  16. 8.

    Tk fliegt doch berlin an !!!!!

  17. 7.

    Dass die Eröffnung nicht in Gefahr sei, ist eine recht gewagte Aussage, wenn bei einem derart knappen Zeitplan jetzt viele Arbeiter fehlen. Wenn vielleicht bis weit in den Sommer keine Testläufe mit Tausenden Komparsen möglich sind, wird die Eröffnung vermutlich wieder verschoben werden müssen. Immerhin ist auch das Verkehrsaufkommen niedriger, so das TXL und SXF das weiterhin noch bewältigen.

  18. 6.

    Flughäfen systemrelevant? Sehr geehrter Herr D. lassen sie sich bitte im Falle einer schweren Lungenentzündung im BER behandeln.

    Ein Flughafen pro Land in Europa. Der Rest: Eisenbahn. Grundrecht auf Billigflugurlaub nicht erkennbar.

  19. 5.

    Mal langsam Herr Daldrup. Fast jeder braucht jetzt Hilfe. Sozial-, Gesundheits-, Kultur- und Bildungseinrichtungen, Kneipiers, Hoteliers, Einzelhandel und so weiter. Wie lange kann der Staat die gesamte Volkswirtschaft stützen? Eine Woche? Einen Monat? Zwei? Irgendwann ist die Kasse leer. Hilfen sollten vorrangig als Notmaßnahme gezahlt werden: um den Beschäftigten einen Lohn zu garantieren, und um zu verhindern daß Einrichtungen mangels Wartung zerstört werden. Alle anderen sollen sich bitte hinten anstellen, auch die Flughäfen.

  20. 4.

    Nehme er das Geld aus dem Fond für den BER, da hat er genügend.

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