Einbruch der Passagierzahlen - Lütke Daldrup fordert Finanzhilfe für Berliner Flughäfen

Wegen der Corona-Krise brechen den Berliner Flughäfen Einnahmen weg. Der Flughafen-Chef fordert Unterstützung von Bund und Ländern. Er glaubt nach eigener Aussage nicht an eine Schließung wie in Stuttgart - und beteuert: Der BER-Eröffnungstermin sei nicht in Gefahr.
Die Berliner Flughäfen Tegel und Schönfeld dringen wegen des Einbruchs der Passagierzahlen infolge der Corona-Krise auf eine Finanzspritze von Bund und Ländern. "Wir erwarten keinen wirklichen Osterreiseverkehr", sagte Flughafen-Chef Engelbert Lütke Daldrup der Nachrichtenagentur DPA. Entsprechend werde man die Unterstützung der Gesellschafter brauchen.
Wie hoch die Verluste sein werden, lässt sich dem Flughafen-Chef zufolge noch nicht beziffern. Lütke Daldrup sprach aber von erheblichen Einnahmeverlusten. Im Vergleich zum Vorjahr haben die Berliner Flughäfen demnach in den vergangenen Tagen nur "etwa die Hälfte der Fluggäste". "In der Wochen davor lag das Minus bei 30 Prozent, davor bei zwölf Prozent."
Überstundenabbau und Kurzarbeit als Optionen
Die Berlin-Brandenburger Flughafengesellschaft ist Eigentum der beiden Länder und des Bundes. "Die Flughafengesellschaft gehört dem Staat. Und natürlich ist es so, dass wir für das, was wir nicht durch den Flugverkehr einnehmen können, die Hilfe unser Eigentümer benötigen", sagte Lütke Daldrup. Das sei in den Aufsichtsgremien des Unternehmens besprochen und den Gesellschaftern angekündigt worden.
Die Flughäfen rechnen damit, dass die Passagierzahlen weiter schmelzen. Das dürfte auch Folgen für die Mitarbeiter haben. "Wir beschäftigen uns damit, wie wir Überstunden und Gleitzeitkonten abbauen, natürlich müssen wir auch Kurzarbeit prüfen."
Die genutzten Flächen am Flughafen sollen zudem eingeschränkt werden. "Wir prüfen, ob es erforderlich ist, Terminalabschnitte abzusperren, damit wir nur so viel Personal auf der Fläche haben wie wir auch wirklich benötigen", sagte Lütke Daldrup.
Lütke Daldrup: Berliner Flughäfen sind systemrelevant
Die Ausbreitung von Covid-19 trifft die Tourismusbranche derzeit mit voller Wucht. Veranstalter sagen Reisen ab, einige Fluggesellschaften stellen vorerst den Betrieb ein. Turkish Airlines, El Al und Hainan Airlines fliegen nicht mehr nach Berlin.
Die Landesregierung von Baden-Württemberg hatte am Vortag verkündet, im Laufe der Woche den Betrieb der Flughäfen in dem Bundesland einzustellen. Für Berlin erwartet Lütke Daldrup diesen Schritt nicht. "Wir gehen davon aus, dass die Flughäfen der deutschen Hauptstadt systemrelevant sind. Das heißt, der Flugverkehr muss aufrecht erhalten werden." Tegel und Schönfeld seien kritische Infrastruktur, die während der Krise gebraucht werde, etwa für Fracht, Medikamententransporte und Flüge der Regierung.
BER-Eröffnung nicht in Gefahr
Auf die Eröffnung des neuen Hauptstadtflughafens BER soll die Corona-Krise aber keinen Einfluss haben. Es bleibe bei dem geplanten Termin am 31. Oktober, versicherte Lütke Daldrup. Auch wenn auf der BER-Baustelle wegen der Corona-Krise zum Teil Personal fehle. Das betreffe das Terminal 2, das als zusätzliches Abfertigungsgebäude neben dem ursprünglichen BER-Terminal 1 entsteht.
"Dort arbeiten wir daran, dass das Fehlen einiger Bauleute aus Osteuropa kompensiert werden kann und nicht zu Verzögerungen führt", sagte Lütke Daldrup. "Aber es wäre kein Thema, den BER ohne das T2 zu eröffnen, zumal wenn wir weniger Flugverkehr haben." Das Terminal 1 sei nicht betroffen, weil dort lediglich Restarbeiten liefen.