Home-Office und Streaming - Corona-Maßnahmen führen zu deutlich höherer Internetnutzung
Ob Home-Office, Kommunikation oder reiner Zeitvertreib: Gerade in Zeiten des Coronavirus ist das Internet unverzichtbar. Vielen stellt sich dabei allerdings die Frage: Hält unser Netz dieser Massennutzung stand? Annika Krempel hat Experten dazu befragt.
Während der landesweiten Corona-Quarantäne ist die Internetnutzung in Italien um 70 Prozent angestiegen. Seit dieser Woche arbeiten auch die meisten Deutschen zu Hause. Droht damit eine Netzüberlastung? Der Netzknoten-Betreiber De-Cix meldet zumindest neue Rekordwerte.
Im Februar stieg der Internetverkehr um zehn Prozent, wie De-Cix dem rbb mitteilte. Am vergangenen Mittwoch (11. März) wurde dort ein neuer Rekord gemessen: 9,1 Terrabit rauschten pro Sekunde durch die Kabel, das entspricht etwa dem Volumen von vier bis fünf handelsüblichen PC-Festplatten in jeder einzelnen Sekunde. Dieser Wert war eigentlich erst für Ende des Jahres erwartet worden.
50 Prozent mehr Videokonferenzen
Dabei sind die vielen E-Mails, die sich Mitarbeiter aus dem Home-Office schicken, das geringste Problem - die benötigen nämlich nur kleine Datenpakete. Deutlich mehr Volumen nutzen hingegen beispielsweise Videokonferenzen. Deren Nutzung ist in den vergangenen Tagen laut De-Cix um 50 Prozent angestiegen.
Die Datenraten würden "sehr stark durch Videostreaming wie auch Skype- oder WhatsApp-Video-Calls getrieben", sagte der De-Cix-Sprecher im Gespräch mit dem rbb-Inforadio. Genaueres werte der Netzknoten-Betreiber noch aus. Richtig datenintensiv seien auch Computerspiele, gezockt werde aber vorwiegend am Abend.
Netzbetreiber: Stau ist nicht zu befürchten
Wirkliche Staus im Netz müssen Nutzer allerdings nicht befürchten, heißt es von De-Cix: Die Netzbetreiber hätten sich schon früh auf mögliche Engpässe vorbereitet. Für Erleichterung sollen auch Verabredungen zwischen Politik und Videostreaming-Diensten sorgen. Die EU-Kommission hat am Mittwoch mit Netflix abgesprochen: Wenn das Netz gerade besonders belastet wird, könnte die Plattform die Qualität ihrer Videos von HD auf Standard senken, um die Datennutzung runterzufahren.
Die Deutsche Telekom hatte schon im Januar ihren Notfall- und Pandemieplan in Kraft gesetzt, damit Rettungsdienste, Krankenhäuser und Behörden im Datennetz Vorrang bekommen, also auf der Datenautobahn überholen dürfen, falls es wirklich eng wird. Fiete Wulff von der Bundesnetzagentur sagte dem rbb: "Die Betreiber sind auf eine mögliche Steigerung des Datenverkehrs nach unserer Einschätzung sehr gut vorbereitet."
Sendung: Inforadio, 20.03.2020, 09:08 Uhr