Aktionäre sollen auf Dividende verzichten - Deutsche Wohnen will Fonds für strauchelnde Mieter einrichten

Mi 25.03.20 | 22:32 Uhr
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Symbolbid: Ein Wohnhaus in Berlin (Quelle: dpa/Robert Guenther)
Bild: dpa/Robert Guenther

Der Immobilienkonzern Deutsche Wohnen hat angekündigt einen 30 Millionen Euro schweren Hilfsfonds für Mieter einzurichten, die wegen der Corona-Krise in Zahlungsschwierigkeiten geraten. Finanzieren sollen das die Aktionäre.

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Der Immobilienkonzern Deutsche Wohnen will einen Hilfsfonds einrichten, mit dem Mietern geholfen werden soll, die aufgrund der Corona-Krise in Zahlungsschwierigkeiten kommen könnten. Am Mittwoch kündigte das Unternehmen an, dass 30 Millionen Euro bereitgestellt werden sollen, "um insbesondere betroffenen Gewerbe- und Wohnungsmietern sowie Handwerks- und kleineren Dienstleistungsunternehmen unbürokratisch zu helfen".

Finanzieren sollen den Hilfsfonds die Aktionäre, indem sie eine geringere Dividende akzeptieren. "Zur Finanzierung des Hilfsfonds haben Vorstand und der Aufsichtsrat beschlossen, der Hauptversammlung eine auf 90 Cents je Aktie reduzierte Dividende vorzuschlagen", heißt es in der Mitteilung des Unternehmens. Die Entscheidung soll demnach also am 5. Juni in Frankfurt am Main gefällt werden.

Mehr Details in den kommenden Tagen

Der CEO des Konzerns, Michael Zahn, wird in der Pressemitteilung unter anderem mit den Worten zitiert: "Wir wollen Mietern und langjährigen Geschäftspartnern dort helfen, wo staatliche Unterstützung nicht greift". Man gehe davon aus, dass die Aktioniäre dem zustimmen werden.

Ob der Konzern darüber hinaus eigene Gelder in den Fonds einfließen lassen möchte, wurde nicht mitgeteilt. Ebensowenig geht aus der Mitteilung hervor, wie hoch die Dividende ursprünglich hätte sein sollen. Für die kommenden Tage wurden weitere Details zu dem Vorhaben angekündigt.

Investitionen außerhalb Berlins sollen steigen

Die Deutsche Wohnen hält bundesweit knapp 170.000 Wohnungen, davon rund 116.000 im Großraum Berlin. Doch bauen wird teurer und die Flächen in Berlin sind knapp. Bei der Vorstellung der Jahresbilanz teilte das Unternehmen deshalb am Mittwoch mit, verstärkt in anderen deutschen Städten bauen zu wollen, die ebenfalls attraktive Investitionsmöglichkeiten böten, sagte ein Sprecher.

Seit Februar dieses Jahres gilt in Berlin zudem ein Mietendeckel, den die Wohnungs- und Bauindustrie bekämpft. Danach werden die Mieten für die kommenden fünf Jahre zunächst auf dem Stand vom Juni 2019 eingefroren und dürfen ab 2021 höchstens um 1,3 Prozent jährlich steigen.

Sendung: Abendschau, 25.03.2020, 19.30 Uhr

4 Kommentare

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  1. 4.

    Es ist auch zu hinterfragen, ob die Hilfe bedingungslos vergeben wird, oder als Kredit. Denn wer sowieso schon in eine finanzielle Schieflage geraten ist, wird den Kredit auch nicht stemmen können und zögert das Unausweichlie nur hinaus. Für den Konzern ergeben sich nur Vorteile. Durch den Fonds, der eigentlich nichts anders als ein Kreditgeschäft wäre, hat die Aktiengesellschaft de facto keine Einnahmeausfälle, der Kurs bleibt stabil. Der Schuldner ist dem Konzern, und nicht einer Bank verpflichtet. Der Termin zur Abstimmung liegt so weit in der Zukunft, dass, sollte sich der Lage normalisiert haben, ausser einer Ankündigung nichts geleistet wurde, sollte es sich zuspitzen, hat man sich über die Gläubiger refinanziert. Und umgeht vor allem mögliche gesetzliche Regelungen, die Mieter vor Zwangsmassnahmen schützen. Man darf gespannt sein.

  2. 3.

    "Wir wollen Mietern und langjährigen Geschäftspartnern dort helfen, wo staatliche Unterstützung nicht greift"

    Da bleibt es wohl bei den Geschäftspartnern, voran die konzerneigenen Dienstleister.
    Buchungstechnisch wird da wohl nur Geld verschoben werden ohne einen Nutzen für die kleinen Mietern.

  3. 2.

    Solange dort nur "will und soll"und nicht" haben und werden "steht, ist das ganze mit einer gewissen Distanz zu sehen. Ob die Aktionäre gerade in Kriesenzeiten auf Gewinn verzichten, bleibt abzuwarten. Und die Ankündigung, die" ach so mieterfeundlichen "Verhaltensweisen nach Brandenburg zu verlagern,da in Berlin nichts mehr zu holen ist, sollte die Politik auf den Plan rufen, dieses einzuschränken.

  4. 1.

    Bitte alle Mieter die Mietzahlung für die Zeit der Pandemie einstellen. Dann könnte DW insolvent gehen und der Staat kann übernehmen.

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