Verband mahnt zu Ruhe und Geduld - Handel beobachtet wachsende Aggressivität in Supermärkten

Sa 21.03.20 | 12:37 Uhr
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17.03.2020, Berlin: Ein Kunde kauft mit Mundschutz und Handschuhen am frühen Morgen in einem Supermarkt im Berliner Stadtteil Friedenau ein (Quelle: dpa / Kay Nietfeld).
Video: Abendschau | 21.03.2020 | Ulli Zelle | Nils Busch-Petersen im Gespräch | Bild: dpa

Händler fragen sich inzwischen, wo manche Kunden die ganzen Lebensmittel und das Toilettenpapier lassen, die sie in Berliner und Brandenburger Supermärkten kaufen. Der Handelsverband registriert Spannungen - und ruft die Käufer zu mehr Gelassenheit auf.

Was Sie jetzt wissen müssen

Hamsterkäufe, Verkäuferinnen und Verkäufer werden angemotzt: Der Handelsverband Berlin-Brandenburg beobachtet wachsende Spannungen in den Supermarktgängen und an den Kassen. Die Umgangsformen in den Lebensmittelgeschäften würden rauer, sagte der Hauptgeschäftführer Nils Busch-Petersen am Samstag der dpa. "Unsere Verkäufer spüren eine steigende Aggressivität."

Das zeige sich etwa, wenn Verkaufspersonal in der Corona-Krise darauf hinweise, wenn mehr als haushaltsübliche Mengen im Einkaufswagen landen. Dann sei es schon vorgekommen, dass Kunden Mitarbeiter mit dem Wagen abdrängten. "Wir brauchen das Gegenteil: Solidarität", sagte Busch-Petersen. Noch immer kaufen manche Kunden in Berliner und Brandenburger Supermärkten weit mehr, als sie für sich selbst oder ihre Familie eigentlich bräuchten - und andere schauen dementsprechend in leere Regale, suchen tagelang nach alltäglichen Dingen wie Toilettenpapier.

Supermärkte und Lieferanten arbeiten am Limit

Die Nachfrage nach Lebensmitteln und Hygieneprodukten in den Berliner Supermärkten übersteigt momentan das Volumen des Weihnachtsgeschäfts um fast das Dreifache. "Ein großes Zentrallager am Berliner Stadtrand konfektioniert derzeit täglich eine Menge von bis zu 700.000 Einheiten. Zu Weihnachten sind es nur rund 250.000", sagte Busch-Petersen. Die Geschäfte leiden demnach immer noch unter einem "irrationalen Abverkauf" von Waren wie Toilettenpapier, Seife, Drogerieartikeln, Mehl und Pasta.

Das Problem sei also nicht, dass nicht genug Waren in den Lagern lägen. "Der Flaschenhals ist die Belieferung per Lkw. Es gibt nur eine begrenzte Anzahl von Fahrzeugen. Die Firmen arbeiten mit Volldampf und Überlast", sagte der Mann vom Handelsverband. Fahrer aus Bereichen wie dem Event- und Messebau würden die Lebensmittellogistik unterstützen, um die Lieferketten aufrecht zu erhalten.

Busch-Petersen:"Leute, entspannt Euch"

Staatliche Vorgaben zur Begrenzung des Kundenansturms seien nicht nötig, betonte Busch-Petersen: "Es ist klüger, das den Häusern selbst zu überlassen". Angesichts der hohen Nachfrage dürfen die Supermärkte und Drogerien jetzt auch am Sonntag öffnen. Der Verband geht aber davon aus, dass die meisten Lebensmittelmärkte dann dennoch geschlossen bleiben. "Wir nutzen den Sonntag, um uns erstmal wieder zu sortieren. Wir gehen auf dem Zahnfleisch." Einzelne Märkte von Edeka und Rewe sowie kleinere Geschäfte und Spätis dürften nach Erwartung des Verbands aber die Gelegenheit nutzen und auch am Sonntag öffnen. Der Senat hatte dies für die Zeit von 12 bis 18 Uhr vorerst bis zum 19. April genehmigt.

Nils Busch-Petersen bittet die Kunden, für ihren Wocheneinkauf mehr Ruhe und Geduld mitzubringen. "Leute, entspannt Euch", sagte der Mann vom Handelsverband. "Wenn es voll ist, kommt später oder kommt am nächsten Tag früh wieder. Es wird niemand verhungern."

Sendung: Antenne Brandenburg, 21.03.2020

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116 Kommentare

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  1. 116.

    Genau, und wenn man darüber nachdenkt, wer seine Griffel mit im Spiel hat, dann hat man auch richtig Vertrauen, was?

  2. 115.

    Cool. Oh ja, jetzt kann man sehr schöne Photos machen. Nicht nur von der Innenstadt. War schon unterwegs durch meine Nachbarschaft um s/w Photos zu schießen. LG.

  3. 114.

    Auch wir beschäftigen uns mit anderen Dingen, als im Supermarkt herum zu laufen um unnötige Dinge einzukaufen. Das einzige ist, das ich meinen Vater versorge.
    Es gibt vieles was einen wieder "runterkommen" lässt. Mit dem Fotoapparat das Erwachen der Natur festzuhalten ist bei diesem Wetter eine sehr schöne Sache.:-)

  4. 113.

    Wahrsager und Hellseher mag es wohl in Thailand geben; ein toller Bericht über Thailand vor so 2 Tagen mit Froschpaarungsgewitter. Aber hier erleben wir etwas was nie angedacht war. Plötzlich mangelt es an bestimmten Dingen. Allerdings bei ebay zu Höchstpreisen zu haben. Sofort müssen wir da weg von der "neuen Mentalität" und sei es mit der Staatsmacht. Covid-19 hätte viel intensivere Gegenmaßnahmen erfordert. Wir sind da Wehrlosigkeit nicht gewohnt. Aber Grippeschutzimpfung wollen auch nicht alle. Denkt aber jetzt darüber nach; es wird nämlich auch gegen covid-19 einen Impfstoff geben. Unsere Forscher gehören zu den besten der Welt. Danke an die Forschung.

  5. 112.

    Leider sind manche Verkündigungen nicht unschuldig daran, dass es überhaupt zu Hamsterkäufen gekommen ist. Vor ein paar Wochen wurde noch ganz besonnen und unaufgeregt lediglich empfohlen, sich für 10-14 Tage zu bevorraten für den Fall, in Quarantäne gehen zu müssen. Damals begann ich, mich nach brauchbaren Konserven umzusehen, es gab noch ganz viel und auch ein paar Wochen später, als die Gefahr näher rückte, gab es immer noch reichlich, auch haltbares Gemüse und TK-Kost. Erst als die Schlagzeilen dann auf einmal bewusst betonten, hamstern wäre ja gar nicht nötig, die Versorgung bleibe gesichert, gingen bei vielen die Alarmlichter an und der Run setzte ein, ein "ansteckender" Teufelskreis. Und jetzt kann man nur noch müde lächeln, wenn immer wieder propagiert wird, dass die Lieferketten weiterhin stimmen würden, es keine echten Engpässe gäbe. Vermutlich ist auch eine Ursache für die spät losgetretene Einkaufs-Welle, dass das Virus lange nicht ernst genommen wurde und "weit weg" war.

  6. 111.

    Liebe Heike. Sehr gerne können wir auch beim Du bleiben. Ich bin von Natur aus kein Freund von „Shopping gehen“. Meine Einkäufe beschränken sich zur Zeit nur auf das notwendige. Panikkäufe sind mir derart zuwider. LG.

  7. 110.

    Lieber Lothar, ich war heute für meinen Vater im Supermarkt. Diese Unfreundlichkeit gegenüber dem Personal hat mich wirklich wieder schockiert.Toilettenpapier und Nudeln waren alle. Morgen kommt eine neue Lieferung, aber das kapieren viele nicht.
    Die Leute sollten sich schämen. Ein kleines Lächeln und ein Danke hilft wirklich Wunder. Und tut einem selber ja auch gut.
    Auch Sie bleiben bitte Gesund:-)Liebe Grüße

  8. 109.

    Volle Zustimmung liebe Heike. Aggressives Verhalten ist jetzt das letzte, was wir gebrauchen können. Ein Dankeschön und ein Lächeln hat schon immer kleine Wunder bewirkt. Und gerade jetzt sollten wir das „Zauberwort“ ruhig mal öfter benutzen. Bleiben Sie gesund.LG

  9. 108.

    @CD: Vielen Dank auch Ihnen! ... persönlich bin ich Leasingkraft in der Pflege und freue mich über die vielen Patienten, die sich momentan häufiger noch als sonst für die nächtliche "Begleitung" bedanken. Auch auf den Stationen vom Klinik-Stammpersonal höre ich nun viel häufiger ein DANKE! ...das tut unendlich gut! :)

  10. 107.

    Sehr schöne Vorschläge, ein Dankeschön auszusprechen und die Idee mit dem Trinkgeld.
    Ein Dank und Anerkennung ist etwas, was enorm motivieren kann.

  11. 106.

    Mein Gruß beim Eintreten in einen Supermarkt oder bei der Kasse: Hallo und VIELEN DANK, dass Sie hier sind! ... wird von vielen Besuchern (und auch der Mitarbeiter) lächelnd aufgenommen. Dies ist vll der BESTE SCHUTZ vor aggressivem Verhalten, anstecken mit DANK und möglichst GUTER LAUNE! ........ insofern BITTE ICH DIE GESETZGEBER: Erlauben Sie derzeit TRINKGELDKASSEN für SUPERMARKTMITARBEITER! Denn wo Regelungen für "Gefahrenzulagen" derzeit fehlen, sollten WIR BÜRGER die MÖGLICHKEIT erhalten, unseren Dank AUCH finanziell äußern zu dürfen!

  12. 105.

    :-) ich hoffe nicht, sonst wird es langweilig. Aber ich hoffe Sie bleiben gesund.

  13. 104.

    Ich muß ihnen heute schon das zweite Mal uneingeschränkt recht geben!

    Also nicht dass das hier einreißt! :-D

  14. 103.

    Im Moment geht es nicht darum, was im Handel geändert werden kann, sondern darum wie die Menschen anfangen sich zu verändern. Aggressivität gegenüber dem Personal und auch anderen Kunden gegenüber ist ein NO GO......
    Münzzähler und längeres Band an der Kasse hin und her.

  15. 102.

    Das ist ja das Problem, Auslagerung ins Billiglohn Land. Zweiter Punkt, ich nehme mal an das sie noch kein Großlager von innen gesehen haben, was denken Sie wie lange die Versorgen können ohne nachzufüllen .

  16. 101.

    So langsam müssten alle Scheißer die Toilettenpapier horten ,für ihren Hintern genug Papier haben.Oder verkaufen sie es für teueres Geld weiter?

  17. 100.

    Sorry, aber die habe ich nicht gemeint, sondern Fleiß, Ehrlichkeit und Respekt.

  18. 99.

    recht haben sie, das könnte man aber auch asozial nennen. und das ist ne riesen frechheit sowas.

  19. 98.

    aber sonst gehts noch ja? du wirfst tatsächlich dem handel vor nur abkassieren zu wollen? denke mal an die ganzen idioten die paketeweise klopapier hamsten kistenweise nudeln und kiloweise mehl. was bitte kann da der handel für. gut man hätte schon immer und zwar bei allen artikeln mengenbeschränkungen haben sollen. "Nur handelsübliche mengen..." aber der handel kann nichts für die selbssüchtigkeit dieser ganzen "kunden"

  20. 97.

    Der Handel kann aber auch mal selbst investieren und nicht nur kassieren wollen. Nur immer die Schuld beim Kunden suchen und von sich selber ablenken, ist auch nicht hilfreich. Viele andere Länder in Europa, haben in den Supermärkten, schon Zählautomaten fürs Münzgeld. Aber in Deutschland, möchte der Handel nur fettes Geld verdienen - ohne Geld auszugeben. Und das Menschen, einen Abstand zum Mitmenschen beibehalten, wäre auch schon vorher wünschenswert gewesen. Erkältung und Grippe gab es ja wohl schon. Da wären längere Kassierbänder, oder eine generelle Abstandsregelung angebracht. Also, der jetzt meckernde Handel, kann selbst sehr Vieles ins Positive verändern. Aber die Bundesrepublik Deutschland, ist ja das Land, wo man auch ohne große Investitionen, abkassieren kann. Und Vater Stadt, greift ja auch schon wieder, zur Milliarden-Unterstützung.Da braucht der Handel, sich natürlich nicht ändern und endlich mal in moderne Technik investieren.Wäre mal gut für die Verkäuferinnen/Verkäufer

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