Interview | Selbstständig in der Corona-Krise - "Jetzt wird sichtbar, wo unser soziales Netz Löcher hat"

Do 19.03.20 | 08:28 Uhr
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In der Korsettmanufaktur. (Quelle: Z. Elava)
Bild: Z. Elava

Die Coronakrise trifft die selbstständigen Kreativen in Berlin und Brandenburg, wie Musikerinnen, Künstler, Schauspielerinnen oder Designer hart. Die Aufträge bleiben nun aus, finanzielle Rücklagen haben die Unternehmer oft nicht. Eine Betroffene erzählt.

Was Sie jetzt wissen müssen

Tonia Merz arbeitet seit 19 Jahren als selbstständige Modedesignerin in Berlin. Sie hat fünf Angestellte und ist Inhaberin einer Korsett-Manufaktur in Prenzlauer Berg. Die Coronakrise trifft die Unternehmerin hart: Der Produktionsablauf muss umgestellt werden, Merz geht davon aus, dass die Aufträge massiv einbrechen werden. Sie befürchtet, dass die zugesagten staatlichen Hilfen nicht ausreichen werden.

Tonia Merz. (Quelle: T. Merz)
Tonia Merz | Bild: T. Merz

rbb|24: Frau Merz, warum ist die Coronakrise für Sie als selbstständige Designerin so existenzgefährdend?

Tonia Merz: Wir fertigen hier in Berlin Korsetts nach Maß, die bekannt dafür sind, dass sie perfekt passen. Das heißt allerdings, wir brauchen mindestens eine Anprobe, manchmal gibt es auch mehrere Anproben. Wir arbeiten also sehr eng mit unseren Kunden und sehr eng an deren Körper. Das geht nun leider nicht mehr. Außerdem reise ich viel mit meinen Korsetts. Das heißt, ich packe sie ein, fahre für einen Tag in eine andere Stadt und organisiere dort Kaufevents – sogenannte Pop-up-Stores. Denn ich bin der Meinung, dass die Kunden meine Produkte anprobieren müssen. Das unterscheidet mich von normalen Onlineshops. Ich bin der Meinung, meine Kunden müssen spüren, ob das Korsett wirklich perfekt passt. Aber auch diese Kaufevents sind nun hinfällig.

Haben Sie denn Verständnis für die Maßnahmen, die das Virus eindämmen sollen?

Grundsätzlich sehe ich die Notwendigkeit der Maßnahmen. Aber das ändert trotzdem nichts an den Auswirkungen auf den kompletten Markt in Deutschland und auf viele Branchen in verschiedensten Bereichen.

Wie arbeiten Sie und Ihr Team aktuell?

Wir arbeiten jetzt noch die letzten Aufträge ab, die wir noch vor der Coronavirus-Epidemie bekommen haben. Wir hatten mit Ach und Krach noch eine letzte Messe vor zwei Wochen. Die war allerdings auch schon schlechter besucht als vor dem Coronavirus. Wir haben auch noch Aufträge für Theater und Opernhäuser, zum Beispiel für die Oper in Wien. Aber uns werden jetzt nach und nach die Märkte wegbrechen.

Das heißt, für wie lange sind Sie noch mit Arbeit versorgt?

Ich schätze, so zwei Wochen, vielleicht auch drei.

Was haben Sie für laufende Kosten?

Ich habe fünf Mitarbeiter, also habe ich Personalkosten. Außerdem muss ich Ladenmiete bezahlen. Und ich muss auch noch meine eigenen Lebenshaltungskosten bestreiten. Im Gegensatz zu meinen Mitarbeitern, die Kurzarbeiter-Geld oder – wenn es hart auf hart kommt – Arbeitslosengeld bekommen können, bin ich am schlechtesten abgesichert.

Und wie bestreiten Sie dann diese Ausgaben?

Tja, gute Frage. Lange wird’s nicht reichen.

Wie geht es Ihnen mit dieser Ungewissheit?

Ich habe Existenzangst. Auch für meine Mitarbeiter ist die Situation schlimm. Klar, im Zweifel greift das Kurzarbeiter-Geld und wenn ich im schlimmsten Fall entlassen muss, das Arbeitslosengeld. Beides bedeutet im Niedriglohnsektor aber trotzdem totale Einschnitte. Wenn du plötzlich von deinem ohnehin nicht wahnsinnig hohen Schneider-Lohn nur noch 60 Prozent bekommst. Es ist jetzt plötzlich sichtbar, wo unser soziales Netz ganz schöne Löcher hat. Man hat als Unternehmer in Deutschland sowieso oft das Gefühl, der Staat tut nicht sehr viel für einen. Es wird zum Beispiel wenig honoriert, dass ich seit fast 20 Jahren Arbeitsplätze schaffe. Und nun soll ich einen Kredit aufnehmen, um eine Grundsicherung für meine Existenz zu haben? Ich meine, ich zahle Steuern, arbeite überdurchschnittlich viel und ich gebe der Gesellschaft etwas.

Haben Sie sich schon Gedanken gemacht, wie es auch mit den ganzen Einschränkungen im Arbeitsalltag jetzt weitergehen kann?

Ja, das ist das Gute an Kreativen: Die haben relativ schnell irgendwelche Ideen. Wir haben vorher schon gelegentlich Anproben per Webcam gemacht, aber das geht nicht immer, es kommt immer darauf an, wie komplex die Änderungen sind. Von unseren treuen Stammkunden haben wir ohnehin die Schnitte da, das ist sehr hilfreich. Aber auch da muss man gucken, wie gut eine Webcam-Anprobe klappt. Ich kann jetzt schon sagen: Es wird auch mit den Webcam-Anproben nicht der gleiche Umsatz werden, den wir sonst in einem normalen Monat haben.

Können Sie das mit den Webcam-Anproben noch mal genauer erklären? Wie funktioniert das?

Wir schicken das Korsett zum Kunden, der probiert es an und wir schalten uns per Webcam dazu. Da können wir dann sehen: Hat der Kunde es überhaupt richtig angezogen? Da kann man schon viele Fehler machen. Wenn es versierte Korsettträger sind, funktioniert das mit der Webcam-Anprobe oft ganz gut. Manchmal reicht dann auch so eine Anprobe. Aber manchmal eben auch nicht.

Sie haben eine Online-Petition gestartet, in der Sie von der Bundesregierung ein monatliches Grundeinkommen für alle von 800 bis 1.200 Euro pro Person für die nächsten sechs Monate fordern. Warum ausgerechnet ein Grundeinkommen? Immerhin hat die Bundesregierung günstige Kredite in Aussicht gestellt.

Ich möchte erst mal betonen, dass ich die günstigen Kredite nicht komplett ablehne. Aber im Grunde ist die Situation jetzt ein staatlich angeordnetes Arbeitsverbot. Das heißt, unsere Situation ist nicht auf eine selbstverschuldete, unternehmerische Fehlentscheidung zurückzuführen, sondern der Staat sagt: "Ihr dürft jetzt ne ganze Weile nicht arbeiten." Ich bin nie eine Grundeinkommen-Aktivistin gewesen. Aber jetzt ist einfach klar, dass diese ganzen Anträge auf Fördergelder, Kredite aber auch Kurzarbeit dauern werden. Ich glaube, das Geld nicht schnell genug ankommen wird. Die Bearbeitung der Anträge wird einfach viel zu viel Zeit in Anspruch nehmen.

Das Thema bedingungsloses Grundeinkommen ist nicht neu. Und es wird auch viel kritisiert: Kritiker sind der Meinung, das Bürgergeld würde den Bundeshaushalt überfordern. Dieses Argument greift nun natürlich auch, vielleicht sogar noch mehr denn je. Glauben Sie also, dass Sie mit der Petition durchkommen werden?

Fakt ist: Die Unterstützerfront ist auf jeden Fall riesengroß. Die Petition hat innerhalb weniger Tage mehr als 200.000 Unterschriften und es werden im Minutentakt mehr. Auch große Verbände, wie zum Beispiel der Musikbund, unterstützen die Idee. Und in der Pressekonferenz mit unserem Wirtschaftsminister Peter Altmaier ist doch klar geworden: Deutschland hat Geld und viele Rücklagen. Und ich denke, jetzt in der Ausnahmesituation ist es auch mal Zeit in diesem Land allen etwas zurückzugeben.

Hat Sie die Resonanz auf die Petition überrascht?

Die Petition war eigentlich so ein fixer Gedanke. Aber ich habe schon beim Schreiben gedacht, dass es viel Zustimmung geben wird. Und es war schon meine Intention meine Idee möglichst laut in die Welt zu rufen, in der Hoffnung, dass das Grundeinkommen als Option bedacht wird. Aber das das so viel Fahrt aufnehmen wird, hätte ich nicht gedacht.

Was für Menschen unterschreiben die Petition? Haben Sie da einen Überblick?

Wenn man die Kommentare anguckt, bestätigt sich das, was ich mir schon vorher gedacht habe. Es betrifft einfach so viele Menschen. So viele Schichten, Berufe, es betrifft Studenten, Menschen, bei denen nun der 450-Euro-Job wegfällt. Das sind Menschen, die kriegen kein Kurzarbeitsgeld. Die sind einfach raus aus ihren Jobs.

Und günstige Kredite würden diesen Menschen auch nicht helfen?

Wenn ein Unternehmer es über Jahre nicht geschafft hat, große Rücklagen zu bilden und nun einen massiven wirtschaftlichen Einbruch erlebt, wie soll er es schaffen, seinen Umsatz so wachsen zu lassen, dass er auch noch zusätzlich in der Lage ist, einen Kredit abzuzahlen. Das ist meiner Meinung nach unmöglich.

Das Interview mit Tonia Merz führte Kira Pieper, rbb|24

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22 Kommentare

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  1. 22.

    im Moment meine ich wirklich das sehr auf die Kleinunternehmer rumgehackt wird. Wenn man hier so die Antworten liest dann könnte ich bei so viel Solidarität heulen und kein Mensch hackt auf zb VW rum die 2019 ja ein Spitzenjahr hatten. Diese Firmen schnipsen mit dem Finger und bekommen Millarden. Mein Geschäft hatte 2017 ein Spitzenjahr und daher hab ich einen 2 Mitarbeiter eingestellt. 2018 gingen dann rapide die Zahlen runter und ich hab beobachtet das in diesem Jahr alles Teurer wurde. Im September wollte dann ein Glück der erste Mitarbeiter zurück in sein Heimatdorf und hat gekündigt und dem 2 musste ich dann für Februar dieses Jahr die Kündigung geben .
    Ich kenne so viele Selbständige denen es wie mir geht. Nach 11 Jahren stehe ich kurz vor dem aus
    Euer lieblings Frisör an der Ecke wird es bald nicht mehr geben . Aber dafür kommt bestimmt ein 10 Euro Frisör und das deutsche Restaurant wird abgelöst von eine Döner Bude
    Der Stein fängt jetzt an zu rollen

  2. 21.

    Die Bundesregierung wird schon die richtigen Richtlinien für die Bundesländer gestalten. Was allerdings Berlin diesbezüglich konkretisieren wird, bleibt abzuwarten. Vermutlich geht das Berliner Projekt mal wieder voll in die Hose, wie sonst auch. Könnte sich für die in B. ansässigen Selbstständigen als Standortortnachteil erweisen. Wie man aber einen Betrieb mit fünf Beschäftigten führen kann, ohne dass jegliche Rücklagen für kritische Zeiten vorhanden sind, ist mir schleierhaft. Denn schließlich hat das Verhältnis Arbeitgeber-Beschäftigter mit Verantwortung zu tun. Möglicherweise wären weiniger Beschäftigte angemessen gewesen. Häufig wollten sich hippe Großstädter selbstverwirklichen, obwohl zuletzt auf dem deutschen Arbeitsmarkt dringend qualifizierte Arbeitskräfte gesucht wurden. Mit Grundeinkommen ist ja ein Selbstständiger nicht mehr so selbstständig. Niemand soll verhungern, aber wenn grds. Gewinne kassiert und Risiken der Allgemeinh. aufgebürdet werden, ist dies suboptimal.

  3. 20.

    Die Bundesregierung wird schon die richtigen Richtlinien für die Bundesländer gestalten. Was allerdings Berlin diesbezüglich konkretisieren wird, bleibt abzuwarten. Vermutlich geht das Berliner Projekt mal wieder voll in die Hose, wie sonst auch. Könnte sich für die in B. ansässigen Selbstständigen als Standortnachteil erweisen. Wie man aber einen Betrieb mit fünf Beschäftigten führen kann, ohne dass jegliche Rücklagen für kritische Zeiten vorhanden sind, ist mir schleierhaft. Denn schließlich hat das Verhältnis Arbeitgeber-Beschäftigter mit Verantwortung zu tun. Möglicherweise wären weiniger Beschäftigte angemessen gewesen. Häufig wollten sich hippe Großstädter selbstverwirklichen, obwohl zuletzt auf dem deutschen Arbeitsmarkt dringend qualifizierte Arbeitskräfte gesucht wurden. Mit Grundeinkommen ist ja ein Selbstständiger nicht mehr so selbstständig. Niemand soll verhungern, aber wenn grds. Gewinne kassiert und Risiken der Allgemeinh. aufgebürdet werden, ist dies suboptimal.

  4. 19.

    Sie ist ignorant, erst jetzt zu erkennen, dass unser hochgelobtes Sozialsystem löcher hat und manch einer hier in den Antworten ist ignorant, wenn er/sie denkt, dass in Deutschland niemand ohne Geld dasteht.

    Seit die SPD die Krankenversicherungspflicht eingeführt hat, gibt es Unzählige, welche in die Schuldnerschaft getrieben wurden. Zum einen sind da Selbstständige, welche sich privat versichern mussten, bei denen das Geschäft nicht mehr läuft, sie sich die Beiträge privater Versicherungen nicht mehr leisten können, aber auch nicht mehr in die Pflichtversicherung gelassen werden. Auf der anderen Seite sind z.B. Studenten, welche kein BaföG bekommen und vielleicht grad so um die Runden kommen, aber denen Krankenkassenbeiträge an einem fiktiven Einkommen von monatlich rund 1038€ (2019) berechnet werden.
    Wer von diesen Gruppen nicht zahlen kann, deren Schuldenberg wächst monatlich um den monatlichen Beitrag plus 1% Säumniszuschlag auf die Gesamtschulden.

  5. 18.

    "Was machen die Selbständigen, die jetzt nach Staatshilfe schreien, eigentlich im Krankheitsfall? Jeder kann plötzlich und unerwartet längerfristig arbeitsunfähig werden."
    Dafür gibt es entsprechende Krankengeld oder Krankentagegeld-Versicherungen. Oder man selbst/ der Partner/ die Familie/ hat Rücklagen. Oder man veräußert sein Unternehmen. Zuletzt bleibt - wie bei allen anderen auch - zurecht die Möglichkeit, Sozialhilfe zu bekommen.
    "Wer selbständig arbeitet trägt auch die Risiken, die damit verbunden sind." Bis zu einem gewissen Grad machbar und sollte selbstverständlich sein. Nun ist ein sofort wirksames staatliches Verbot nicht gleichzusetzen mit fehlerhaften unternehmerischem Handeln.
    Glaubt einer von den Foristen mit starker Meinung gegenüber Selbständigen eigentlich, dass eure Arbeitgeber keine Schwierigkeiten haben werden? Und dass sie den Lebensstandard mit Krankengeld/ Arbeitslosengeld/ Sozialhilfe dauerhaft aufrecht erhalten könnten?

  6. 17.

    Die Dame hat ein Unternehmen, in dem neben ihr 5 weitere Menschen Arbeit gefunden haben. Sie sagt: "Aber jetzt ist einfach klar, dass diese ganzen Anträge auf Fördergelder, Kredite aber auch Kurzarbeit dauern werden. Ich glaube, das Geld nicht schnell genug ankommen wird. Die Bearbeitung der Anträge wird einfach viel zu viel Zeit in Anspruch nehmen."

    Fördergelder, Kredite und Kurzarbeitergeld fließen doch nicht in Fr. Merz eigene Tasche sondern sollen dazu dienen, ihre Mitarbeiter trotz des Umsatzeinbruchs dauerhaft weiter zu beschäftigen. Sie kann es sich einfach machen: alle schnellstmöglich rausschmeissen und den restlichen Umsatz nur für sich selbst generieren. Oder den Laden zumachen und vom Geld ihres Mannes/ihrer Frau/Oma/privaten Rücklagen/ Hartz IV leben.
    Wären Sie dann zufriedener?

  7. 16.

    Sowohl für Selbstständige, als auch für deren Angestellte hält der Staat Leistungen bereit. Das manche es nicht verstehen, dass in D niemand ohne Geld da steht. Wir haben über 100 Sozialleistungen die man beantragen kann, man muss sich nur informieren. Die Agenturen, die Jobcenter und die Sozialämter helfen im Rahmen des SGB II, SGB III und SGB XII. Personen die ihren 450.- Job verlieren, bekommen sofort wieder SGB II Leistungen, das problemlos beantragt werden kann und sofort bearbeitet wird. In Berlin gibt es Tausende Selbstständige, die zusätzlich SGB II Leistungen beziehen.
    Und das der Dame, die nicht müde wird in Selbstmitleid zu versinken, das bedingungslose Grundeinkommen gut gefällt, wundert mich nicht. Eine typische Vertreterin der Vollkasko-Mentalität. Solange alles gut läuft grinst sie sich eins und behält die Gewinne. Aber wehe es passiert mal was, dann wird der Ruf nach dem Staat gaaanz laut.

  8. 15.

    Wir haben das diskutiert, uns aber dagegen entschieden, weil es zurzeit viele Aktionen, Aufrufe und Petitionen gibt und wir nicht für alle werben dürfen, können und wollen. Wer sich für die Petition von Frau Merz interessiert, wird aber sicher fündig.

  9. 14.

    Das thematisieren wir in unserem Programm ebenfalls, z.B. hier https://www.rbb24.de/wirtschaft/thema/2020/coronavirus/beitraege/arbeitsagentur-jobcenter-arbeitslosengeld-publikumsverkehr-eingestellt.html oder hier https://www.rbb-online.de/abendschau/videos/20200317_1930/arche_armut_corona_siggelkow.html und sicher noch in vielen weiteren, auch folgenden Beiträgen. In diesem hier geht es aber nun einmal um die Sorgen und Nöte von Selbstständigen und Freiberuflern.

  10. 13.

    Und da sind sie wieder, die prekären Beschäftigungsverhältnisse und jene, die sich ganz bewusst für ein anderes Lebensmodell jenseits der sozialen Absicherung entschieden haben:

    So lange der Laden läuft ist alles cool und hippi yeah yeah Apfelkuchen - aber wenn der Motor stottert, sollen diejenigen (mit)zahlen, die für ihre eigene Absicherung sowieso schon ordentlich Beiträge gezahlt haben. So geht das nicht!

    Wenn ich mich selbstständig mache, muss ich meine Leistungen auch so kalkulieren, dass ich Rücklagen bilden kann: für eine Flaute, falls ich mal lange krank bin, für die Rente. Wenn ich das nicht tue, muss ich mir die Frage gefallen lassen, warum ich "nackt" bin.

    Klar, Geiz ist leider noch immer geil. Aber wenn ich meine Dienstleistung nicht zu einem Preis verkauft bekomme, der fair genug für die Bildung von Rücklagen ist, dann muss ich es eben bleiben lassen.

  11. 12.

    Was machen die Selbständigen, die jetzt nach Staatshilfe schreien, eigentlich im Krankheitsfall? Jeder kann plötzlich und unerwartet längerfristig arbeitsunfähig werden. Wer selbständig arbeitet trägt auch die Risiken, die damit verbunden sind. Unabhängig arbeiten wollen, im Notfall aber die Hand aufhalten. Mir gehen die wohlstandsverwöhnten "irgendwas mit Medien"-Menschen, DesignerInnen und YogalehrerInnen mit ihrer Anspruchshaltung ziemlich auf den Senkel.

  12. 11.

    Viele Kinder, die sonst Schulessen bekommen haben, oder Einrichtungen wie die Arche in Hellersdorf besucht haben oder deren Eltern zur Tafel gegangen sind, hungern jetzt. Jetzt. Heute. Gestern und vorgestern auch schon. Das weiß auch jede, die diesen Sender hier verfolgt. Und was berichtet dieser Sender unter der Überschrift "soziale Löcher"? That´s Capitalism, nothing else!

  13. 10.

    Das Leben ist leicht, wenn das Weltbild einfach ist.

  14. 9.

    Bitte nennen Sie mir die Sozialversicherung, die meine 2 Mitarbeiter, mein Büro, Material, Betriebsversicherungen,
    Kredit für Dienstautos und Büroausstattung und Verbrauchsmaterial, meine eigene soziale Absicherung (freiwiilige gesetzliche KV, PV und RV)und Wohnkosten übernimmt.

    Sie scheinen nicht zu verstehen, dass es bei der Unterstützung von (Klein-)Unternehmern und Freiberuflern nicht darum geht, deren persönliche Absicherung zu verbessern, denn dafür gibt es schlimmstenfalls Hartz-IV. Es geht darum, dass diese Betriebe irgendwie die nächsten Monate überbrücken können, auch dass sie ihren geschäftlichen Verpflichtungen erfüllen können.
    Wenn 10.000de Betriebe insolvent gehen reißen sie ihre Lieferanten, Gläubiger, Kooperationspartner, Kreditgeber leicht mit. Diese Kettenreaktion gilt es zu verhindern.

  15. 8.

    Ja, auch der Unternehmer kann sich freiwillig in der Arbeitslosenversicherung absichern. Allerdings erhält man zwischen 897 € (ohne Ausbildung) und 1595 € (höchste Ausbildungsstufe).
    Meine beiden (Teilzeit-)Mitarbeiter kosten mich über 4500 € Gehalt und sonstigen Arbeitskosten im Monat,
    das kleine Büro mit Mini-Lager sehr günstige 550,00 €. Es wäre wirtschaftlicher Suizid, sowohl den treuen und wertvollen Mitarbeitern, die mittlerweile mehr Freunde als Mitarbeiter sind, als auch das günstige Büro zu kündigen. Beides finde ich nach dieser Krise nie wieder. Insgesamt hat mein Mini-Unternehmen fixe Kosten von 7.500 im Monat. Rücklagen sind natürlich vorhanden. Wir kommen vielleicht 4 Monate über die Runden.
    Die Arbeitslosenversicherung bringt mir dabei nichts.

  16. 7.

    @rbb wird aus einem bestimmten Grund die Petition zwar besprochen aber nicht erwähnt, dass sie bei change.org ist? Bzw. warum sie nicht als Quelle verlinkt wird?

  17. 6.

    Unternehmergewinne/-chancen und Unternehmerrisiko

    Gewinne kassieren, Verluste soll die Gesellschaft tragen

  18. 5.

    In den ganzen Jahren meiner selbständigen Tätigkeit als Versicherungsmakler habe ich jedem Selbständigen empfohlen, als es noch möglich war, freiwillig in die ALO-Versicherung einzuzahlen. Und ab einem gewissen Alter auch Mindestbeitrage in die DRV. Wenn ich so zurück denke, waren es vielleicht 2 % die das beherzigt haben. Die Anderen haben fette Kisten geleast. Das haben sie nun davon. Aber das Sytem hat extreme Lücken.

  19. 4.

    Vielen Dank für dieses Interview. Auch ich bin Designerin in Berlin, zwar nicht für Korsetts sondern für Brautkleider, aber mein Atelier darf ich nicht öffnen. Anproben fallen weg. Die Sommer-Bräute haben schon ihre Aufträge gecancelt. Gerade jetzt habe ich normalerweise Hochsaison mit mehreren Anproben pro Braut. Ich habe zwar noch einen Online-Shop, aber natürlich bestellt auch dort niemand Kleider - wenn es keine Anlässe dafür gibt. Ich hoffe nun, dass Herr Müller bei seiner Aussage von gestern bleibt und unkompliziert Unterstützung geben kann. Es steht zu befürchten, dass einfach zuviele danach von Transferleistungen abhängig werden, denn das Geschäft nach einer solchen Krise wieder anzuschieben ist nicht leicht. Ansonsten arbeite auch ich weiter an kreativen Einfällen. Natürlich sehe ich auch die Notwendigkeit, das Virus einzudämmen, aber es gilt eben auch, die psychschen, sozialen und wirtschaftlichen Folgen einzudämmen.

  20. 3.

    2/2 Menschen, die in dieser Krise unter allen Umständen arbeiten müssen, sei es im Krankenhaus oder an der Kasse sollten ihr Einkommen zusätzlich behalten können. Als Anerkennung für ihre großartigen Leistungen unsere Gesellschaft am leben zu erhalten.
    Und an der Ausgangssperre in Bayern zeigt sich noch ein anderes Ungleichgewicht: Der Weg zur Arbeit ist ausgenommen. Arbeitslose müssen zuhause bleiben und sich die Decke auf den Kopf fallen lassen. Oder sind Angestellte immuner als andere?

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