Grenzschließungen wegen Coronavirus - Spargelbauern fordern "Passierschein" für Erntehelfer

Di 17.03.20 | 10:56 Uhr
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Arbeiter entfernen Plastikplanen von einem Spargelfeld in Brandenburg (Quelle: dpa/Zinken).
Audio: Antenne Brandenburg | 17.03.2020 | Karsten Steinmetz | Bild: dpa/Paul Zinken

Der Beelitzer Spargelverein befürchtet in diesem Jahr große Ernteeinbußen. Wegen der Corona-Krise könnten hunderte Erntehelfer aus Rumänien nicht nach Brandenburg reisen, sagte Jürgen Jakobs, Vorsitzender des Spargelvereins, am Montag. Von etwa eingeplanten 2.300 Helfern sollten 85 Prozent aus Rumänien, der Rest aus Polen kommen. Stündlich erreichten ihn und seine Kollegen Absagen aus Rumänien.

Jakobs forderte deshalb eine Art "Passierschein" für die gebuchten Erntehelfer. Sie sollten freies Geleit bis nach Brandenburg bekommen. Bislang seien erst 20 Prozent der erwarteten Helfer angereist.

Kein Durchkommen an der österreichisch-ungarischen Grenze

Er habe erfahren, dass sich in Rumänien Busunternehmer und Fahrer weigerten, den Weg nach Deutschland anzutreten. Sie würden an der österreichisch-ungarischen Grenze meist nicht durchgelassen. Grund seien fehlende Bestätigungen, dass die Insassen nach Deutschland zur Ernte fahren. "Zudem müssen Busfahrer, die wieder in ihre Heimat zurückkehren, in Rumänien 14 Tage in Quarantäne verbringen", sagte Jakobs. Individuell anreisende Rumänen in ihren Privatautos würden gar nicht erst über die Grenze gelassen. "Das schreckt alles von Fahrten zur Spargelernte ab", sagte Jakobs.

Für die fest gebuchten Kräfte müsste es Bestätigungen für die Saisonarbeit in Deutschland geben. "Die Botschaft könnte 'Passierscheine' ausstellen", verlangte Jakobs. Die Saisonkräfte würden nun Einkommen verlieren, mit denen sie fest rechneten.

Spargelbauern hoffen auf polnische Arbeiter

Auch die Spargelbauern stünden unter enormen Stress, sagte der Vereinsvorsitzende. In dieser Woche werden die ersten Spargelstangen gestochen, bereits zu Ostern werde mit einem guten Angebot gerechnet. Doch wer das edle Gemüse von den Feldern holt, sei offen.

Einige Spargelbauern sorgen wegen dieser Ungewissheit derzeit sogar dafür, dass der Spargel etwas langsamer wächst. "Das kann man dadurch machen, dass man nicht die schwarze Folie nach oben dreht sondern die weiße; die reflektiert dann das Sonnenlicht, der Spargel wächst nicht so zügig", so Jakobs. Das sei allerdings auch nur eine Abhilfe für zehn bis 14 Tage. Voraussichtlich werde in diesem Jahr deshalb nicht der gesamte Spargel geerntet werden können.

Jakobs hofft nun auf mehr polnische Saisonkräfte, die sich in den vergangenen Jahren rar gemacht hatten. Sie hatten oft besser bezahlte Jobs in Westeuropa angenommen oder in der Heimat Arbeit gefunden.

In Beelitz wächst Spargel auf 1.700 Hektar, insgesamt sind es landesweit 3900 Hektar. Die Saison endet traditionell am 24. Juni.

Sendung: Brandenburg Aktuell, 17.03.2020, 19:30 Uhr

12 Kommentare

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  1. 12.

    Hallo Herr Kretschmer,
    geben sie im Internet die Suchanfrage Nachbarschaftshilfe ein. Dort können sie sich eintragen als Helfer - oder sie fragen auf ihrem Markt in der Stadt oder im Ort einen Bauern
    Kurt Walter - St.Ingbert

  2. 11.

    Ist es jetzt eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, den Unternehmensgewinn der Landwirte zu sichern?
    Die Frage stellt sich tatsächlich. Die Politik täte gut daran, den Mantra artigen Forderungen aus der Landwirtschaft nicht ständig, grade zu reflexartig, folge zu leisten.
    Regional begrenzte Anbauflächen für Spargel haben sich in den letzten Jahren explosionsartig ausgeweitet. Im Bereich Landwirtschaft sieht man das Phänomen immer wieder. Egal, ob bei Raps oder Mais oder oder. Es entwickelt sich fast monokulturartiger Anbau je nach zu erwartendem Gewinn. Und wehe Frost, Regen, Sturm, Gewitter, Schädling, Trockenheit oder nun Corona: Dieser Berufszweig ist immer sehr schnell dabei, nach Subventionen, öffentlichen Gelder und Hilfe zu rufen. Davon träumen andere Wirtschaftszweige wie Handwerk, Pflege, Einzelkämpfer mit kleinen Läden usw. seit Jahren.
    Vor allem die Geststätten und Hotels die den Spargel jetzt wegen Schließung nicht loswerden würden.

  3. 10.

    Ist es jetzt eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, den Unternehmensgewinn der Landwirte zu sichern?
    Die Frage stellt sich tatsächlich. Die Politik täte gut daran, den Mantra artigen Forderungen aus der Landwirtschaft nicht ständig, grade zu reflexartig, folge zu leisten.
    Regional begrenzte Anbauflächen für Spargel haben sich in den letzten Jahren explosionsartig ausgeweitet. Im Bereich Landwirtschaft sieht man das Phänomen immer wieder. Egal, ob bei Raps oder Mais oder oder. Es entwickelt sich fast monokulturartiger Anbau je nach zu erwartendem Gewinn. Und wehe Frost, Regen, Sturm, Gewitter, Schädling, Trockenheit oder nun Corona: Dieser Berufszweig ist immer sehr schnell dabei, nach Subventionen, öffentlichen Gelder und Hilfe zu rufen. Davon träumen andere Wirtschaftszweige wie Handwerk, Pflege, Einzelkämpfer mit kleinen Läden usw. seit Jahren.
    Vor allem die Geststätten und Hotels die den Spargel jetzt wegen Schließung nicht loswerden würden.

  4. 9.

    Ich würde ja Helfen nur es müsste eine Seite geben wo die Leute sich Melden können !

  5. 8.

    Lassen Sie mal all die Frötzeleien mit FDJ-Hemd und fff. Es muss irgendwie gelingen, dass die Ernte erfolgreich abläuft. Spargelernte würde ich nicht jeden machen lassen. Sie scheinen 0 Ahnung zu haben. Wer stets oder oft 3cm zu hoch absticht, der erntet deutlich weniger. Das hat man im Blut und in den Händen. Jeder Spargelbauer ist auf Kräfte angewiesen, die das können und abends den schmerzenden Rücken ertragen können.

  6. 7.

    Na, na, wer wird denn gleich in die Luft gehen. Greife lieber zum Telefon u. vereinbare gleich einen Termin mit dem Spargelbauer. Ist immer noch besser, als wenn per Flieger Saisonarbeiter eingeflogen werden. Sie verstehen, wegen dem CO2 Ausstoß.

  7. 6.

    Oh ja, verstärkter Konsum einheimischer Produkte hilft dem Klima. Oder wollen Sie Spargel aus Peru?
    Hergebracht mit luftverpestenden Frachtschiffen!
    Das mit dem FDJ- Hemd erschließt sich mir nicht.

  8. 5.

    Dummdreiste Kommentatoren, ihr habt die einmalige Chance statt zu meckern mosern jammern einfach mal der Welt zu helfen !

  9. 4.

    Die Spargelernte hilft dem Klima sicher nicht. Im Gegenteil, der Anbau mit Folien schadet der Umwelt. Ziehen Sie sich gern ein FDJ Hemd an und gehen zum Ernteeinsatz.

  10. 3.

    Klimaaktivisten, " Friday's for Future " Anhänger, Ihr habt die einmalige Chance. Meldet Euch bei den Spargelbauern. Damit helft Ihr unser Land in der schwersten Krise seit 1945. Und rettet obendrein das Klima.

  11. 2.

    Arbeitsfähige Sozialhilfeempfänget, Ersatz für Ersatzhaftstrafe durch Arbeit, durch aktuelle Krise arbeitslos Gewordene...da müssen doch Arbeitskräfte - ob willig oder unwillig - vorhanden sein.

  12. 1.

    Die AfD Parteimitglieder und Anhänger helfen bestimmt gerne und kostengünstig aus. Sind sie es doch, die auch nach der Corona-Krise die Grenzen geschlossen halten wollen...

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