Flugindustrie in der Corona-Krise - Berliner Flughäfen erhalten 300 Millionen Euro Staatshilfen

Mo 30.03.20 | 18:41 Uhr
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30.03.2020, Berlin: Die Vorfahrt am Terminal - A am Flughafen in Tegel ist menschenleer. (Quelle: dpa/Michael Kappeler)
Audio: Inforadio | 30.03.2020 | Sebastian Schöbel | Bild: dpa/Michael Kappeler

Weltweit haben Airlines ihr Angebot wegen der Corona-Krise massiv ausgedünnt. Um dadurch entstandene Einnahmeausfälle zu kompensieren, unterstützt der Staat die Berliner Flughäfen mit 300 Millionen Euro. Dennoch bleibt Tegel vorerst geöffnet.

Was Sie jetzt wissen müssen

Die Flughafengesellschaft Berlin-Brandenburg (FBB) bekommt in der Corona-Krise nach eigenen Angaben bis zu 300 Millionen Euro vom Bund und den beiden Ländern. Die Eigenkapitalerhöhung solle dem Staatsunternehmen helfen, den Einbruch der Passagierzahlen finanziell zu bewältigen, teilte die FBB am Montag mit. An den Flughäfen Tegel und Schönfeld gibt es momentan nur wenige Tausend Fluggäste pro Tag, üblich sind durchschnittlich insgesamt rund 100.000.

Vertreter des Bundes und der Länder Berlin und Brandenburg als Gesellschafter der Flughafengesellschaft Berlin Brandenburg berieten am Montag über die Lage. Stimmen die drei Parlamente zu, könnte die staatliche Flughafengesellschaft die Millionenzahlung in diesem Jahr als zusätzliches Eigenkapital erhalten.

Schönefeld als Frachtumschlagpunkt wichtiger

"Diese Entscheidung bestätigt unsere bisherigen Anstrengungen, in der aktuellen Situation so kostensparend wie möglich zu agieren, um diese harte Zeit für das Unternehmen überstehen zu können", sagte Flughafenchef Engelbert Lütke Daldrup. Berlin scheiterte aber bei den Mitgesellschaftern damit, die sofortige Schließung des Flughafens Tegel durchzusetzen. Auch das sollte Kosten senken. Nach Ostern soll entschieden werden, ob der Flughafen Tegel vorübergehend geschlossen wird. "B.Z." und "Tagesspiegel" hatten zuvor über die vorläufige Offenhaltung berichtet. Die bisherigen Maßnahmen gelten bis zum 19. April.

Die Flughafengesellschaft erhoffte sich monatliche Einsparungen von etwa sechs Millionen Euro, wenn Tegel vorübergehend geschlossen und nur noch von Schönefeld geflogen würde. Dort liegt das Frachtzentrum, Nachtflüge sind anders als in Tegel erlaubt. Berlin wäre damit dem Vorbild Paris gefolgt, das den Flughafen Orly am Mittwoch schließt.

Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) hatte Überlegungen des Berliner Senats den Flughafen zu schließen in der vergangenen Woche als "fatalen Fehler" bezeichnet. "Die Hauptstadt braucht die Anbindung über die beiden Flughäfen", sagte Scheuer im Interview mit "Bild.tv" am Freitag. "Deutschland muss flexibel bleiben in allen Infrastruktureinrichtungen." Nur weil der Betrieb auf Null runtergefahren sei, dürfe nicht einfach ein Flughafen geschlossen werden. "Eine Stadt der Luftbrücke darf nicht so geschichtsvergessen sein", sagte Scheuer weiter.

Easyjet stellt Betrieb vorerst ein

Unterdessen gab Easyjet, der zuletzt größte Anbieter an den Berliner Flughäfen, am Montag bekannt, dass die gesamte Flotte des Unternehmens vorerst am Boden bleibt. Davon sind sowohl die Flugzeuge des britischen Mutterunternehms, als auch die Ableger in der EU und Schweiz betroffen. Derzeit sei unklar, wann die insgesamt 344 Maschinen wieder abheben können, teilte Easyjet mit.

Um die Auswirkungen auf die Bilanz möglichst gering zu halten, würden Kosten reduziert. Zudem traf Easyjet mit der Gewerkschaft eine Urlaubsregelung mit teilweiser Lohnfortzahlung für die rund 4.000 Flugbegleiter, die ab 1. April für zwei Monate gilt. Kabinenmitarbeiter mit Erste-Hilfe-Ausbildung wären als Verstärkung in den Krankenhäusern willkommen, hatte die britische Gesundheitsverwaltung erklärt.

21 Kommentare

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  1. 20.

    Ich gebe auf.
    Macht alle Flughäfen in Deutschland bis zum Sommer zu.
    Als Mitarbeiter einer Berliner Luftfrachtspedition werde ich mich nicht weiter zu diesem Thema äußern.
    Gute Nacht!

  2. 19.

    Glauben Sie wirklich, Ihre Angaben sind der FBB nicht bekannt? Da sitzen ganz sicher keine Ahnungslosen, die wissen genau, was wo vorhanden ist, und was genau jetzt ausreichend genutzt wird. Wäre das ausschlaggebend, hätte es auch nie den Vorschlag der temporären TXL-Schließung gegeben. Einfach mal kurz überlegen, ehe man superschlaue Ratschläge gibt.

  3. 18.

    Dem ist nichts hinzuzufügen, leider für unsere Laien zu viel Kompetenz.

  4. 17.

    Tegel hat übrigens auch ein gut funktionierendes Frachtzentrum und hier wird bis heute täglich Ware umgeschlagen, auch Hilfsgüter aller Art. Hier wird im Moment 24 Stunden am Tag abgefertigt, auch wenn es nach draußen nicht den Anschein hat. Und die BVG fährt auch weiter nach Tegel - das ist auch gut so.
    Ich hoffe, alle von den Superschlauen wissen, wo die Frachthalle am BER liegt, die jetzt schon für SXF im Minimalbetrieb arbeitet? Wenn man kein Auto hat, kommt man da nicht hin! Und eine 24-stündige Erreichbarkeit auch mit dem ÖPNV kommt frühestens zur Eröffnung des BER.
    Heute und morgen findet in Schönefeld lt. aktuellem Flugplan EIN Flug statt, in jeweils 24 Stunden.
    Meiner Meinung nach sind die Nachtflugverbote für alle deutsche Flughäfen temporär ausgesetzt, um Frachtcharter oder Rückholflüge zu gewährleisten. Das Sonn- & Feiertagsfahrverbot für LKW ist übrigens auch ausgesetzt.
    Warum also nicht SXF temporär schließen, da ist noch weniger los als in Tegel.

  5. 15.

    BITTE beachtet auch die anderen Beförderungsunternehmen ... bundesweit auch mit Staatshilfen, in Berlin - auch mit anderen Geldern - allen voran auch die BVG, die bestmöglich weiterhin für eine angemessene Beförderung aller systemrelevanten Berufsgruppen sorgt. Momentan funktioniert dies BESSER, als ohne Corona-Situation! Zeitgleich hat die BVG sicherlich jetzt ab Monatswechsel Einbußen in den Einnahmen, wo doch viele Berufsgruppen nun im Home-Office bzw. in Kurzarbeit NICHT mit den Öffis fahren und daher auch keine Einzel-oder Dauerfahrkarten kaufen! ..... BITTE lasst die BVG nicht außen vor, wenn es nun um STABILISIERUNGSHILFEN geht! DANKE!

  6. 14.

    Man hat hier gleich die prognostizierte Weltwirtschaftkrise an Corona drangehangen. Scheiß egal Geld kostet nun nichts mehr.
    Die EU "empfehlt" mindestens 5 Billionen zur Behebungen der Corona-Krise in Europa.
    FÜNF-TAUSEND-MILLIARDEN !!! Die sind alle wahnsinnig geworden.
    Sollte welche deutsche Regierung auch immer jemals dem Corona-Eurobond zustimmen, bleibt mir nur die "Blauen" zu wählen.

  7. 13.

    Haben die Flughäfen bzw. Daldrup auch einen ordnungsgemäßen Hilfe-Antrag bei der Investitionsbank gestellt? Oder hat man hier wieder pi mal Daumen geschätzt? 300 Millionen? Einfach ungeprüft?

  8. 12.

    "Nur weil der Betrieb auf Null runtergefahren sei, dürfe nicht einfach ein Flughafen geschlossen werden." --> Öhm, wieso nicht? Ist das nicht die logische Konsequenz?

  9. 11.

    Immerhin können dringend geforderte Hilfsliefungen noch direkt nach Berlin eingeflogen werden. Da ist mir die Anzahl von Paxe völlig egal.

  10. 10.

    Oh Mann, wer druckt dieses viele Geld eigentlich?

  11. 9.

    300 Mio € bei 50 Mio Fluggästen jährlich von denen jetzt wieviele weg fallen? Nehmen wir mal an es sind am Ende nur 20 Mio Fluggäste weniger macht das 15€/ ausgefallen Fluggast. Läuft würd ich mal sagen

  12. 8.

    Fairerweise sollte man sagen, dass der Hinweis auf Luftfracht/-post angebracht ist. TXL hatte da 2019 ca. 32.000 Tonnen Luftfracht/-post sowie rund 46.000 Tonnen im Luftfrachtersatzverkehr, was weit mehr als SXF hatte (und kann?). Das sind im Durchschnitt 213 Tonnen täglich. Aber, auch wenn sich sowas viel anhören mag, es sind "nur" 11 schwere LKWs, bzw. Bruchteil dessen was Lokomotive zu ziehen schafft. Und da zu sagen, dass Flughafen wegen paar größtenteils europäischen Lieferungen subventioniert werden soll (mit Umsatzeinbuße bei Bahn, welche vielleicht eben deswegen auch subventioniert), sowas scheint kaum sachlich. Bzw. wenn es darum geht, dass TXL von Regierungsmitgliedern benutzt, da ist es nicht so, dass man Komfort nicht gönnen würde, aber bei der Summe hört es sich nach teurem Spaß an, und nicht nach arbeitsbedingter Notwendigkeit sich Weg zu SXF zu ersparen (wobei eigentlich schon seit Jahren bei eröffnetem BER normal wäre, dass nur in der Ecke von Berlin wo Flughafen).

  13. 7.

    Wie oft fliegt denn Herr Scheuer aktuell von/nach Berlin?

  14. 6.

    Statt zu schließen, wird Geld hinein gepumpt.
    Geld, was woanders hätte sinnvoller eingesetzt werden können.
    Das nenn ich gute Lobbyarbeit.

  15. 5.

    Statt zu schließen, wird Geld hinein gepumpt.
    Geld, was woanders hätte sinnvoller eingesetzt werden können.
    Das nenn ich gute Lobbyarbeit.

  16. 4.

    Ich als studierter Geschichtslehrer verstehe das Argument von Scheuer absolut nicht. Es ist doch nicht etwa im Entferntesten absehbar, dass Berlin aus der Luft versorgt werden müsste?! Wir leben in einer komplett anderen Situation. Deutschland ist nicht mehr geteilt. Guten Morgen Scheuer. Setzen, sechs.

    @rbb: Hat er das wirklich so gesagt? :-D

    Wenn der Staat durch eine aktuelle Schließung sozialverträglich Geld sparen kann, dann soll er das schnellstens tun. Das Geld wird dringend an anderen Stellen gebraucht.

  17. 3.

    Hör auf doch auf hier herumzutrollen, wie Du es im Beitrag zum Coronazuschuss auch schon gemacht hast hast.
    Außerdem solltest Du in Sachen Kontaktverneidung hier nicht zu einer Demo, sprich Menschenansammlung auffordern, wenn Du Dich nicht strafbar machen willst.
    Bleib gesund, bleib zuhause und trolle nicht rum.

  18. 2.

    Scheuer ist dagegen. Klar. der hat ja auch genug Erfahrung mit Verbrennen von Steuergeldern. Und dass CSU-Minister grundsätzlich pro Tegel sind ist logisch, wenn sie Konkurrenz für München sehen. Spätestens im Herbst ist trotzdem Schluss. Ganz egal, wie oft dieser unfähige Mann sich noch zu Wort meldet.

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