Folgen der Corona-Krise - Arbeitslosigkeit in der Region im April deutlich gestiegen

Do 30.04.20 | 13:04 Uhr
  21
Symbolbild/Archiv -Menschen am Eingang des Jobcenters in Berlin Neukoelln am 17. Juli 2017. (Bild: imago-images/Emmanuele Contini)
Audio: Inforadio | 30.04.2020 | Thomas Weber | Bild: imago-images/Emmanuele Contini

Angesichts der Corona-Pandemie kommen die aktuellen Zahlen der Arbeitsagentur nicht überraschend: Im April sind die Erwerbslosenzahlen sowohl in Berlin als auch in Brandenburg deutlich gestiegen - um zweistellige Prozentwerte.

Die Corona-Krise schlägt voll auf die Arbeitsmärkte in Berlin und Brandenburg durch. In der Hauptstadt waren im ablaufenden April 182.618 Menschen ohne Job, wie die Regionaldirektion der Bundesagentur für Arbeit am Donnerstag mitteilte. Das sind 18,4 Prozent mehr als im März und 22,7 Prozent mehr als im April des Vorjahres.

Auch in Brandenburg stieg die Zahl der Arbeitslosen, allerdings deutlich geringer als in Berlin. Hier waren im April 83.140 Menschen ohne Job, das sind zehn Prozent mehr als im März und 8,4 Prozent mehr als im April 2019.

Die Arbeitslosenquote stieg in Berlin im Jahresvergleich um 1,6 Prozent auf jetzt 9,3 Prozent. In Brandenburg liegt die Arbeitslosenquote aktuell bei 6,2 Prozent, das sind 0,4 Prozentpunkte mehr als im April 2019.

In ganz Deutschland ist die Zahl der Arbeitslosen stark angestiegen: Im April lag sie bei 2,644 Millionen, das waren 308.000 mehr als im März. Die Arbeitslosenquote stieg saisonuntypisch um 0,7 Punkte auf 5,8 Prozent.

"Kurzarbeit verhinderte Schlimmeres"

In Berlin meldeten sich vor allem aus den Bereichen Dienstleistungen, Gastgewerbe, Verkehr und Lagerwirtschaft deutlich mehr Menschen arbeitslos. In Brandenburg betraf es insbesondere Dienstleistungsbereiche und Gastgewerbe sowie Handel, Instandhaltung und Reparaturen von Kraftfahrzeugen.

Die Vollbremsung in weiten Teilen der Wirtschaft spiegelt sich auch in einer sprunghaften Zunahme der Kurzarbeit wider, dabei vor allem in den Branchen Gastronomie und Einzelhandel in beiden Ländern. In Berlin haben wegen der Corona-Pandemie im März und im April 2020 insgesamt 32.201 Unternehmen Kurzarbeit angezeigt. Im Vorjahreszeitraum waren es nur 32 Unternehmen.

In Brandenburg zeigten in den Monaten März und April dieses Jahres 21.584 Unternehmen Kurzarbeit an. Im Vorjahreszeitraum waren es 37 Unternehmen mit 755 Personen. Insgesamt sind in Berlin und Brandenburg derzeit 546.697 Menschen von Kurzarbeit betroffen. Im März und April des Vorjahres waren es in beiden Bundesländern insgesamt nur 1.515 Menschen. Kurzarbeit ist das wichtigste Instrument, um Kündigungen zu vermeiden und die Fach-und Arbeitskräfte in den Unternehmen zu halten. 

Die jetzt starke Nutzung der Kurzarbeit habe Schlimmeres am Arbeitsmarkt verhindert, betonte Bernd Becking, Geschäftsführer der Regionaldirektion Berlin-Brandenburg der Bundesagentur für Arbeit, bei der Vorstellung der Zahlen. Gleichwohl sei die Region "von der Corona-Krise hart getroffen", so Becking. "Die Unternehmen in beiden Ländern handeln verantwortungsbewusst. Wir müssen damit rechnen, dass die angespannte Situation mittelfristig anhält."

Breitenbach und Müller fordern Korrekturen beim Kurzarbeitergeld

Berlins Arbeitssenatorin Elke Breitenbach (Die Linke) teilte in einer ersten Reaktion mit, es sei "deutlich" sichtbar, wie stark sich die Corona-Pandemie auf den Arbeitsmarkt auswirke. Als Konsequenz fordert sie, beim Kurzarbeitergeld nachzubessern. Die Bundesregierung hatte sich am Mittwoch darauf verständigt, diese Leistung von derzeit 60 bzw. 67 Prozent auf 80 bzw. 87 Prozent zu erhöhen – allerdings erst nach sieben Monaten in Kurzarbeit. Das reiche nicht aus, denn viele Geringverdienende blieben außen vor, so Breitenbach. Wichtig sei auch, "Kurzarbeitende und Arbeitslose jetzt gezielt mit Qualifizierungen zu unterstützen", so die Linke-Politikerin.

Auch der Regierende Bürgermeister und Berliner SPD-Chef Michael Müller fordert Nachbesserungen beim Kurzarbeitergeld: "Die Erhöhung beim Kurzarbeitergeld auf 80 bzw. 87 Prozent ist richtig - und zwar ab dem ersten Tag und nicht erst nach mehreren Monaten", teilte Müller am Donnerstag mit.

Die Berliner CDU rief den Senat dazu auf, angesichts der aktuellen Arbeitslosenzahlen mehr für den Mittelstand zu unternehmen. "Mittelständler erhalten noch immer nicht die zielgerichtete Unterstützung, die sie verdienen. Der Senat muss schnelle und unbürokratische Soforthilfen in Form nicht rückführbarer Zuschüsse für den Mittelstand beschließen", forderte CDU-Landeschef Kai Wegner. Der deutliche Anstieg der Zahl der Arbeitslosen sei "ein Weckruf an den Senat". Rot-Rot-Grün müsse Hemmnisse für die Wirtschaft entschlossen aus dem Weg räumen, so Wegner.

Steinbach fordert Fokus auf Auszubildende

Brandenburgs Wirtschaftsminister Jörg Steinbach (SPD) appellierte an die Unternehmen, trotz der derzeitigen schwierigen Situation den Fachkräftenachwuchs nicht aus dem Blick zu verlieren. Wer das tue, werde es schwerer haben, nach der Krise wieder durchzustarten, betonte Steinbach am Donnerstag in einer Mitteilung.

Er sei beeindruckt, welche Lösungen viele Betriebe gefunden hätten, Auszubildende in der Zeit der Schließung der Berufsschulen eng zu begleiten. Gemeinsam würden sie mit ihnen zielgerichtet auf den Ausbildungsabschluss hinarbeiten. Brandenburg biete Jugendlichen auch in der aktuellen Situation vielfältige Möglichkeiten, eine berufliche Ausbildung zu beginnen, betonte der Minister.

Starker Einbruch bei der Personalnachfrage

Bereits am Mittwoch hatte die Regionaldirektion der Arbeitsagentur Zahlen für Berlin und Brandenburg veröffentlicht, die einen Vorgeschmack auf die aktuellen Erwerbslosenzahlen gaben. In Berlin wurden im April so wenige Arbeitskräfte gesucht wie seit 2015 nicht mehr. Das machte sich vor allem im Gastgewerbe bemerkbar, das besonders stark von den Corona-Einschränkungen betroffen ist. Bei Hotels und in der Gastronomie ist der Personalbedarf im Vergleich zum April 2019 um die Hälfte eingebrochen. In der Zeitarbeit sank die Nachfrage um rund 27 Prozent. Auch in anderen Wirtschaftszweigen wie dem Baugewerbe (-24), Industrie und Handwerk (-23) sowie dem Handel (-17) liegt der Rückgang jeweils im zweistelligen Prozentbereich.

Trotz der Corona-Maßnahmen verzeichnen einige Berliner Branchen im April 2020 im Vergleich zum Vorjahr allerdings einen erhöhten Arbeitskräftebedarf. Laut Agentur für Arbeit ist der Personalbedarf im Bereich der öffentlichen Verwaltung (+13 Prozent), dem Grundstücks- und Wohnungswesen (+8) und dem Gesundheits- und Sozialwesen (+3) im Vergleich zum April 2019 gestiegen. 

Auch in Brandenburg sank im April die Nachfrage nach Personal, allerdings bei weitem nicht so stark wie in Berlin.

Sendung: Inforadio, 30.04.2020, 10:20 Uhr

Was Sie jetzt wissen müssen

21 Kommentare

Wir schließen die Kommentarfunktion, wenn die Zahl der Kommentare so groß ist, dass sie nicht mehr zeitnah moderiert werden können. Weiter schließen wir die Kommentarfunktion, wenn die Kommentare sich nicht mehr auf das Thema beziehen oder eine Vielzahl der Kommentare die Regeln unserer Kommentarrichtlinien verletzt. Bei älteren Beiträgen wird die Kommentarfunktion automatisch geschlossen.

  1. 21.

    Ok ist kein Problem, schreiben kann man manchmal falsch verstehen, deshalb ist reden auch wichtig, wenn auch grad unerwünscht....Kontaktverbot...

  2. 20.

    ich hatte das auch etwas anders gemeint, hat was mit dem grossen T zu tun.

  3. 19.

    Bis dahin werden 50% oder mehr der jetzigen Kurzarbeiter arbeitslos sein, möglicherweise werden dann auch wieder ein paar Arbeitskräfte zum Mindestlohn gesucht, ein toller Aufschwung!

  4. 18.

    Ab dem Sommer 2021 werden sich alle vor Stellenangeboten kaum retten können.

  5. 16.

    Es werden noch mehr arbeitslos werden, wenn Berlin nicht langsam den Mittelstand unterstützten. Wir haben ab 21 Mitarbeiter noch immer keinerlei Hilfe bekommen. Nächsten Monat bleiben auch bei uns nur noch Kündigen übrig. Ohne Geld kann ich keine Mitarbeiter halten.
    Im Gegenzug gibt es natürlich auch weniger Ausbildungsplätze da der Mittelstsnd schliessen muss.

  6. 15.

    „Wirtschaft ist nicht alles, aber ohne Wirtschaft ist alles nichts“
    Schön wäre, wenn unsere Politiker mal ihre Arbeit machen würden und nicht nur Ph(r)asen entwerfen sondern mit genauen Daten und Terminen bekanntgegeben wann was wie unter welchen Voraussetzungen geöffnet bzw. gelockert werden kann...
    Dieses „wir stehen noch ganz am Anfang“ kann doch kaum einer mehr hören...

  7. 14.

    Glücklicherweise können wir es uns leisten so viel Kurzarbeitergeld zu zahlen. Ein Riesenvorteil, weil nur wenige ihren Job verlieren und hinterher wieder durchstarten können. Etwas den Gürtel enger schnallen, kann nicht schaden. Wenn man dagegen die Zahlen der vielen neuen Arbeitslosen in den USA vergleicht, wo es derartige soziale Vorteil nicht gibt....

  8. 13.

    aber auch die Mehrheit hier im Forum plädiert immer wieder für weniger Lockerungen. Die Folgen werden denen erst klar, wenn die Arbeitslosigkeit steigt, dass Steueraufkommen sinkt und eine Insolvenzwelle rollt. Arm, aber gesund heisst es bei vielen. Wir müssen zügig die Wirtschaft in Schwung bringen. Und nicht wegen der Reichen, sondern wegen der arbeitenden Bevölkerung. Ohne Arbeitsplätze läuft nichts mehr.

  9. 12.

    Wenn man mutwillig alles platt trampelt ohne zu überlegen, wie man in welchen Bereichen mit entsprechenden Schutzmaßnahmen weiterarbeiten kann, muss man sich nicht wundern.
    Die Generation die wir dadurch schützen, wird von den massiven Auswirkungen vermutlich nicht viel mitbekommen, die Renten sollten relativ sicher sein.
    Ausbaden werden es ihre Kinder und Enkel, ich weiß nicht ob das so gewollt ist.

    Bin gespannt wo das noch alles hinführt...

  10. 10.

    So konnte man aber den reset Knopf drücken und dem unsichtbaren Feind den Schwarzen Peter zuschieben. Und da die Masse nichts hinterfragt, ging das so einfach. An den Folgen werden viele zerbrechen.

  11. 9.

    Ich sehe das genauso, guter Kommentar von Ihnen.
    Man kann nur hoffen das die Politiker den Schaden begreifen und nun mal eine eigene Meinung haben als die von Viriologen.

  12. 8.

    10 Millionen sind in Kurzarbeit. Der ganze Aufschwung ist weg, künstlich und mutwillig kaputt gemacht und zerstört, aus nichtigem Grund. Wegen eines Virus, der eine Krankenzahl der Gesamtbevölkerung im Promillebereich erreicht hat. Und dafür hat man unser gesamtes Leben, wirtschaftlich, sozial und gesellschaftlich geopfert. Ob es diesen hohen Preis wert war? Ich zweifle daran entschieden. Die wirklichen Folgen werden wir erst im nächsten Jahr richtig erfassen können, wenn die Steuereinnahmen wegbrechen werden. Dieser ganze Corona-Quatsch wird uns teuer zu stehen kommen und die wirtschaftlichen Folgen können durchaus so gravierend werden wie 1929-1932. Ich hoffe inständig dass es nicht so kommen wird, aber angesichts der Planlosigkeit unserer Regierung sehe ich absolut schwarz.

  13. 7.

    Ich bin auch der Meinung, das man den Virus und seine gesundheitlichen Auswirkungen akzeptieren sollte, statt im Kampf um möglichst wenig Belastung des Gesundheitssystems, die Wirtschaft in Grund und Boden zu stampfen, aber Bundesregierung und Senat haben andere Pläne.

  14. 6.

    Ich habe da so einen gewissen Herrn Altmeier sagen gehört, das es keinen Verlust von Arbeitsplätzen geben würde... So ein bedauerlicher Irrtum.

  15. 5.

    Und das ist erst der kleine Anfang, aber ihr wollt das ja so!

  16. 4.

    Überraschung...dies ist leider noch lange nicht das Ende der Fahnenstange.
    Mit der Rezession werden die Bürger ihren Focus wieder auf die wirklich wichtigen Dinge im Leben richten.

  17. 3.

    Das ist leider keine Überraschung, war zu erwarten.
    Wenn wir nicht bald zu „Normalität“ zurückkehren und nicht lernen mit dem Corona-Virus zu leben, dann wird es noch schlimmer.

  18. 2.

    Das geht wieder zurück, erstmal spricht der neue "Bundeskanzler" vom RKI live. Es geht wieder bergauf

Das könnte Sie auch interessieren