Corona-Lockerungen - Geschäfte in Berlin und Brandenburg dürfen jetzt wieder öffnen

Auf den Berliner und Brandenburger Einkaufsstraßen ist am Mittwoch ein wenig Normalität zurückgekehrt: Viele Geschäfte durften öffnen, mussten sich allerdings an Regeln halten. Restaurants und Cafés bleiben derweil geschlossen, was dort großes Unbehagen auslöst.
Was in anderen Bundesländern in der Corona-Krise schon seit Montag möglich ist, tritt nun auch in Berlin und Brandenburg in Kraft: Seit Mittwoch können Verbraucher auch in zahlreichen Geschäften jenseits des Lebensmittelhandels wieder einkaufen. Die Regelung gilt in beiden Bundesländern für Läden mit einer Verkaufsfläche von bis zu 800 Quadratmetern. Auch Kauf- und Warenhäuser dürfen öffnen, solange sie mit einer entsprechend verkleinerten Verkaufsfläche an den Start gehen. Die Vorgaben gelten auch für einzelne Geschäfte in Shopping-Centern.
Auf ihre Kunden müssen die Ladenbesitzer und Beschäftigten derweil ein noch schärferes Auge werfen: Pro 20 Quadratmeter darf nur ein Kunde in den Laden gelassen werden. Daran orientiert sich auch die Anzahl der Menschen, die sich in den Einkaufszentren aufhalten dürfen. Aber auch vor den Malls darf es keinen Stau geben: "In den Wartebereichen von Einkaufszentren dürfen sich nicht mehr als zehn Personen gleichzeitig aufhalten", heißt es in der Berliner Verordnung, die der Senat am Dienstag beschlossen hatte.
"Wir befinden uns weiter in einer Krisensituation"
"Das ist weder der Startschuss noch die Einladung zum entspannten Bummeln und Flanieren", betonte Wirtschaftssenatorin Ramona Pop (Grüne) am Dienstag. Die Maßnahmen dienten dazu, dass Verbraucher sich wieder mit dem Nötigsten versorgen können. "Wir befinden uns weiter in einer Krisensituation. Jede Lockerung muss angesichts der epidemiologischen Lage verantwortbar sein und nicht zu einer zweiten Welle der Infektionen führen."
Maskentragen ist weiter freiwillig
Laut der neuen Verordnung ist in Berlin das Tragen von Mundschutzmasken in Geschäften nach wie vor freiwillig - in Brandenburg soll sich das bald ändern. Wie Regierungssprecher Florian Engels am Mittwoch sagte, will die Landesregierung beschließen, dass eine Maskenpflicht auch in Brandenburger Geschäften gilt. Nur die Landeshauptstadt Potsdam hatte bereits vorher angekündigt, das Tragen von Atemschutzmasken in Geschäften zur Pflicht zu machen.
In Berlin müssen die Masken ab Montag lediglich im öffentlichen Personennahverkehr getragen werden. Die BVG kündigte allerdings schon an, dass sie die Einhaltung der Pflicht nicht kontrollieren werde.
Kalayci bittet Gastronomen um Geduld
Restaurants und Kneipen bleiben ebenso wie Diskotheken weiterhin geschlossen - in Berlin wie in Brandenburg. Die von der Corona-Krise schwer getroffenen Berliner Gastronomen zeigten sich enttäuscht darüber. Der Senat habe der Branche keinerlei Perspektive gegeben, es gebe keinen Hinweis auf einen "Soft-Opening-Termin", kritisierte der Hauptgeschäftsführer des Berliner Hotel- und Gaststättenverbands Dehoga, Thomas Lengfelder. "Die andauernden Corona-Beschränkungen werden zu einer noch nie da gewesenen Pleitewelle in unserer Branche führen." Sollte es nicht schnell zu weiteren umfangreichen Soforthilfen kommen, die nicht zurückzuzahlen seien, "wird es zu einer Flut von Arbeitslosen kommen".
Im rbb sagte Lengfelder am Mittwoch, der Gastroverband habe der Senatsverwaltung beschrieben, wie die geltenden Abstandsregeln auch in Restaurants oder in Biergärten eingehalten werden könnten. Darauf sei die Verwaltung aber nicht eingegangen. Es sei nicht einzusehen, weshalb Geschäften die Öffnung unter Auflagen erlaubt werde, die Gastronomie aber außen vor bleibe, so Lengfelder in der Abendschau.
Vor einem Kneipensterben warnte auch die Präsidentin der Berliner Industrie- und Handelskammer (IHK), Beatrice Kramm. Die Abstandsregeln seien nicht nur im Einzelhandel richtig, sagte sie: "Wenn man Hygienebestimmungen und Abstandsbestimmungen auf gastronomische Betriebe anwendet, kann man durchaus Öffnungsperspektiven eröffnen. Und ich glaube auch, dass man sich intensiv damit auseinandersetzen muss, wie wir den Gastronomen bis dahin helfen können."
Hilfen seien möglich durch Zuschüsse durch den Bund, aber auch durch den Berliner Senat, forderte die IHK. Die bisher gefassten Beschlüsse seien richtig, reichten aber nicht aus, ergänzt der Hauptgeschäftsführer der Unternehmensverbände, Christian Amsinck. Auch in Hotels und in der Tourismuswirtschaft stünden viele Arbeitsplätze auf dem Spiel.
Die Berliner Gesundheitssenatorin Dilek Kalayci (SPD) wies die Kritik der Gastronomen zurück. In der rbb-Sendung "Wir müssen reden" sagte sie am Dienstagabend, zunächst müsse abgewartet werden, wie sich die Corona-Fallzahlen entwickeln. Die ersten Lockerungen gebe es unter strengen Hygiene-Regeln. Heute könne aber noch niemand sagen, was dies für die Fallzahlen bedeute - ob diese auf niedrigem Niveau bleiben oder wieder rasant nach oben gehen, so Kalayci. Erst wenn das bekannt sei, könne über weitere Lockerungen geredet werden.
Museen und Zoos in Brandenburg wieder offen
Museen, Gedenkstätten und Bibliotheken in Berlin dürfen erst ab dem 4. Mai wieder öffnen, in Brandenburg ist dies schon seit diesem Mittwoch der Fall. Allerdings stehen trotzdem nicht alle Kultureinrichtungen wieder zur Verfügung. Insbesondere Theater und Opern sollen noch bis mindestens 31. Juli geschlossen bleiben. Auch die städtischen Museen in Potsdam öffnen noch nicht.
Auch bei den Tierparks und Zoos kehrt Brandenburg schneller als Berlin zurück zum Normalbetrieb: Der Zoo in Eberswalde und die vielen Wildtierparks im Land können ab Mittwoch wieder aufgesucht werden. Ausgenommen sind begehbare Tierhäuser. Die beiden Zoos in Berlin öffnen erst am kommenden Dienstag (28. April) wieder für ihre Besucher. Sowohl für den Zoo als auch für den Tierpark müssen Besucher ihre Tickets vorab im Internet kaufen.