Nur noch ein Anbieter in Berlin aktiv - Corona-Pandemie bremst E-Scooter-Branche kräftig aus

Mi 08.04.20 | 14:43 Uhr | Von Frank Preiss
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Umgefallene und verlassene E-Scooter auf der Museumsinsel in Berlin Mitte. (Quelle: dpa)
Bild: dpa

Nur "aus triftigen Gründen" darf man in Berlin noch die Wohnung verlassen - auf E-Scooter greifen dabei die wenigsten zurück. Die meisten Anbieter haben sich vorerst aus der Stadt zurückgezogen. Nur ein Berliner Start-up versucht durchzuhalten. Von Frank Preiss

Was Sie jetzt wissen müssen

Seit Wochen sind sie auf den Straßen Berlins kaum noch zu sehen: die vielen Tausend E-Scooter, die so manchem seit jeher ein Dorn im Auge waren. Jetzt hat die Corona-Pandemie zu einer zumindest vorübergehend starken Dezimierung dieser Geräte geführt. In Berlin aktive Anbieter wie die US-Unternehmen Bird, Lime und Jump haben schon Mitte März ihre E-Scooter eingesammelt, die Nachfrage brach bei allen dramatisch ein.

Auch Voi zog sich zurück

Mit den ausbleibenden Touristen und den strengen Ausgangs- und Kontaktbeschränkungen in Berlin blieben E-Tretroller und E-Roller zuletzt meist ungenutzt, die Nachfrage sank in Richtung Nullpunkt. Zunächst blieben noch zwei Anbieter in Berlin aktiv, von denen einer jedoch nur wenige Tage später seine erste Entscheidung revidierte: Der schwedische Anbieter Voi beklagte Ende März in einer Mitteilung, wegen der Verbreitung des Coronavirus arbeiteten die Menschen zunehmend zu Hause und besuchten keine Restaurants, Kneipen, Theater und Freunde mehr. Daher würden E-Tretroller kaum noch genutzt. "Zum Schutz seiner Nutzer"  werde Voi "den regulären Betrieb in Berlin vorübergehend pausieren". Wenn es die Lage wieder zulasse, werde Voi seinen Dienst wieder aufnehmen, hieß es.

Inzwischen sind nur noch die E-Scooter des Berliner Start-ups Tier Mobility auf den Straßen unterwegs. Bei einer Online-Veranstaltung von KPMG und dem Start-up-Verband erklärte Tier-Chef Lawrence Leuschner Ende März: "Wir haben uns als einziger Anbieter in Berlin dazu entschieden, weiterzumachen." Dem Online-Wirtschaftsmagazin "Business Insider" sagte Leuschner, von den zuvor rund 2.000 E-Scootern seien derzeit noch etwa 700 im Berliner Stadtgebiet verteilt.

Start-up Tier hat Kurzarbeit beantragt

Er habe beobachtet, dass Beschäftigte in systemrelevanten Berufen nach wie vor noch zur Arbeit kommen müssten und dabei aber zunehmend den öffentlichen Nahverkehr meiden würden. Tier stellt deswegen Menschen, die in systemrelevanten Berufen tätig sind - etwa medizinischem Personal, Supermarkt-Angestellten oder Polizisten -, die E-Scooter noch bis nach Ostern kostenlos zur Verfügung, wie Leuschner ankündigte.

Intern hat das Start-up unterdessen bereits Sparmaßnahmen eingeleitet, wie Leuschner dem "Business Insider" weiter sagte. Für einen Großteil der rund 200 Mitarbeiter in Berlin sei Kurzarbeit beantragt worden. Zuvor sei die Nachfrage nach E-Scootern in Berlin um 80 Prozent eingebrochen.

Lime orientiert sich auch an Südkorea

Wie und ob es derweil für die übrigen E-Scooter-Anbieter in Berlin weitergehen wird, ist noch völlig offen. Der US-Anbieter Lime hat seine Zusammenarbeit mit Partnerunternehmen und Logistikdienstleistern vorerst auf Eis gelegt, um Kosten zu sparen, wie Sprecher Florian Anders auf rbb|24-Nachfrage sagte. Einige Partnerunternehmen hätten für Mitarbeiter Kurzarbeit beantragt. "Wir erwarten aber keine direkten Auswirkungen auf die festangestellten Mitarbeiter von Lime in Deutschland", betonte Anders. Derzeit werde überprüft, ob staatliche Finanzhilfen in Anspruch genommen werden könnten.

Mit Blick auf die Hauptsaison, die eigentlich jetzt mit dem warmen Frühlingswetter beginnen sollte, gab sich der Lime-Sprecher optimistisch: "Unsere aktuellen Erfahrungen aus Südkorea zeigen, dass der Bedarf nach Individualmobilität dort gestiegen ist und wieder mehr Menschen mit dem E-Scooter unterwegs sind. Wir behalten die Entwicklungen aber laufend im Blick und können uns gut vorstellen, dass wir mit einer kleinen Flotte schrittweise wieder unseren Betrieb aufnehmen, sobald sich die Lage bessert."

Beitrag von Frank Preiss

24 Kommentare

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  1. 24.

    Ich finde alles wird ausgebremst, manches ist für mich angenehmer, und manches unangenehmer.
    Für mich persönlich, muss ich echt sagen, gefällts mir immer besser. Schön ruhig.

  2. 23.

    Herrlich, wenn die Leihscooter verschwinden (würden). Diese "Lösung" für die letzte Meile. Hallo!? Das sind gute 1600 Meter, kann Mensch die vielleicht einfach laufen?!!!?!!! Und statt Fahrdienstleistern können sich korrekt bezahlte Taxi Fahrer*innen die freien Airbnb Wohnungen leisten. Ein Träumchen.

  3. 22.

    Endlich weg, der Dreck.

  4. 21.

    Einsammeln und auf den Sondermüll. Auch wenn die Krise vorbei ist.

  5. 20.

    Die E-Roller auf dem Foto sehen aus wie Sperrmüll. Bei den Zaunspenden war die BSR mit der Entfernung der Spenden auch sehr schnell. (Warum werden die E-Roller von den Anbietern nicht eingesammelt?)

  6. 19.

    Wie haben wir das eigentlich früher gemacht? Zu Fuß. Kein Wunder, dass die Menschen so ein schlappes Immunsystem haben, die sind nichts mehr gewohnt. Bewegung bedeutet nicht, sich passiv auf einen E- Scooter zu stellen. Meinetwegen auch: weg mit dem Quatsch. Sie haben völlig Recht. Jetzt sollte jedem bewusst werden, was im Leben WIRKLICH relevant ist.

  7. 18.

    genau, alles was ich nicht mag und brauche gehört weg. "Die ganze Welt dreht sich um mich ..."

  8. 17.

    Na das sind doch mal erfreuliche Nachrichten! :-D Schön, dass die Dinger nicht mehr überall auf den Gehwegen rumstehen und -liegen. Hoffentlich bleibt es so!

  9. 16.

    Auf jeden Fall ein geiles Bild zum Artikel, welches bestens wiedergibt wie chaotisch die Zustände in Teilen Berlins wegen dieser Dinger sind. Und das Bild ist fast noch harmlos im Vergleich zur Realität.

  10. 15.

    E-Scooter sind sowieso eine Schande und Gefahrenquelle auf den Gehwegen.

    Meine Güte, muss diese Stadt wirklich zum touristischen Disneyland verkommen? Kein Wunder, dass Berlin im ganzen Land einen so schlechten Ruf hat. Und dies liegt nicht an den einheimischen Berlinerinnen und Berlinern, diese Verallgemeinerungen verbitte ich mir.

  11. 14.

    Lol, und das sagt ausgerechnet jemand aus Fürstenwalde.
    Und nein Rebecca mit Sicherheit sind da nicht alle gegen, das sind hier meist nur ein paar oldschool verbitterte Leute, jeder moderne Mensch weiß die Dinger zu schätzen und weiß sich auch zu benehmen im Straßenverkehr.
    Idioten gibt's halt immer, egal mit welchem Verkehrsmittel.
    Hoffe so und so das bald der ganze Verkehr autonom wird, dann haben sich hier endlich sämtliche Diskussion erledigt.

  12. 13.

    E-Scooter waren schon immer eine Lösung für ein Problem was niemand hat. Verzichtbar auch nach Corona.

  13. 12.

    Mag ja sein das dir Scooter im Privatbesitz nützlich sein könnten.
    Aber die zum vermieten und ubetall rumliegen sind nur lästig.

  14. 11.

    die E-Scooter- waren und sind überflüssig wie ein Kropf

  15. 10.

    Wer wollte diese Dinger eigentiich? Ein Minister alleine reicht da nicht. Waren diese Roller doch für den Stadtrand geplant mangels vorhandener Anbindungen.

  16. 8.

    Einer der wenigen Beiträge, wo scheinbar alle Kommentatoren einer Meinung sind. Es gibt auch positives durch Corona.

  17. 7.

    Was für Texte.... die Dinger kommen wieder. Genießt die Zeit ohne, den irgendwann ist Corona vorbei und das hoffentlich normale Leben beginnt wieder.

  18. 6.

    Warum tut mir das so überhaupt nicht leid? Als Fußgänger, Rad- und Autofahrer finde ich, dass die Mistdinger gleich ganz verschwinden dürfen

  19. 5.

    Genau wie Uber, Clever Shuttle, Free Now und der Berlkönig (Sorry lieber RBB) überflüssig !

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