Berlin und Brandenburg - Warum Brokkoli und Blumenkohl immer teurer werden

Mo 20.04.20 | 11:21 Uhr | Von Susett Kleine
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Einkäufe liegen an einer Supermarktkasse auf dem Band. (Quelle: imago-images/Eibner Europa)
Video: Abendschau | 20.04.2020 | Ute Stormhoebel | Bild: imago-images/Eibner Europa

Viele Lebensmittel sind teurer geworden: Im Vergleich zum März 2019 mussten Brandenburger für Nahrungsmittel 4,5 Prozent mehr zahlen, Berliner 3,4 Prozent. Das liegt auch an der Corona-Krise. Aber nicht nur. Von Susett Kleine

Wer derzeit in den Supermarkt geht, hat vor allem ein Ziel: schnell wieder raus. Dabei wird oft nicht so genau auf die Preise geachtet. Und wenn doch, fällt auf, dass vieles teurer geworden ist.

Blumenkohl etwa. Der kostete im März vergangenen Jahres durchschnittlich 1,19 Euro, im März 2020 lag der Preis im Durchschnitt beireits bei 1,91 Euro - ein Anstieg um 60 Prozent. Diese Werte hat die Agrarmarkt-Informations-Gesellschaft (AMI) berechnet. Bei einer Stichprobe des rbb-Verbrauchermagazins SUPER.MARKT wurden sogar Preiserhöhungen von bis zu 210 Prozent gefunden.

Auch die Preise für Brokkoli und Eisbergsalat sind im demnach um 182 Prozent beziehungsweise 63 Prozent gestiegen.

Erntehelfer und Lkw-Fahrer fehlen

Hans-Christoph Behr von der AMI erklärt, was zu diesen hohen Preisen führt: "Bei Produkten wie Brokkoli, Eissalat oder Paprika hat es tatsächlich mit Corona zu tun - und zwar mit der Verfügbarkeit von Erntehelfern in Spanien. Auch die Logistik ist etwas schwieriger geworden, weil Lastwagenfahrer fehlen." 

Der Blumenkohl sei hingegen so viel teurer, weil im Erzeugerland Frankreich durch den warmen Winter die Ernte extrem früh eingeholt wurde. Aktuell hätten wir "jetzt fast ein Ernteloch", so Behr. Nicht an allen Preiserhöhungen ist also das Coronavirus schuld.

Aber doch an vielem: Drei Viertel des Obstes und zwei Drittel des in Deutschland konsumierten Gemüses werden importiert. Im vergangenen Jahr waren das 14,8 Millionen Tonnen. Das meiste kommt aus Italien und Spanien, gerade den Ländern also, die besonders von der Corona-Pandemie betroffen sind. Daher steigen derzeit zum Beispiel die Preise für Orangen und Zitronen.

Käse und Butter sind deutlich günstiger

Auch Fleisch ist teurer geworden. Schweinegulasch beispielsweise um 16 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Das liegt zwar auch an einem Virus, allerdings nicht am Coronavirus: Die Ausbreitung der Afrikanischen Schweinepest erschwert in China derzeit die Eigenversorgung, mehr Ware aus Europa wird dorthin exportiert. Die Versorgung in Europa ist also knapper geworden, und "wenn es knapper wird, wirkt sich das auf die Preise aus", so Behr.

Im Gegenzug sind heimische Produkte durch die Corona-Krise teilweise günstiger geworden, Milchprodukte etwa. Hier gibt es einen massiven Preis-Abwärtstrend: Käse kostet im Vergleich zum Vorjahr 11 Prozent weniger, Butter 13 Prozent. Der Hintergrund: Eine Überproduktion drückt die Preise. Zwar ist die Nachfrage der Konsumenten höher als sonst, das kann aber den wegbrechenden Absatz in Gastronomie, Hotellerie und Kantinen nicht kompensieren.

Supermärkte schweigen zu Umsätzen

Die Gewinner der Krise sind trotzdem die Supermärkte und Discounter. Wie viel Umsatzplus sie durch diese Krise gerade verzeichnen, wollte keiner gegenüber Super.Markt preisgeben. Allerdings ist allein die Zahl der Großeinkäufe laut Einzelhandelsverband oft doppelt so hoch wie vor Weihnachten. Durch diesen hohen Bedarf könnte es jetzt zu Engpässen bei Obst und Gemüse kommen.

Eine mögliche Lösung: Reifes heimisches Obst und Gemüse muss jetzt geerntet werden. So könnte der Nachschub aus Deutschland die Lage etwas beruhigen. Dafür reisen gerade 80.000 ausländische Erntehelfer nach Deutschland. Ob diese Aktion tatsächlich hilft, die Preise zu senken, wird sich in den nächsten Monaten zeigen.

Sendung: Super.Markt, 20.04.2020, 20:30 Uhr

Beitrag von Susett Kleine

23 Kommentare

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  1. 22.

    Ja, ne ist klar - aus Italien, absolut Bio der Energieaufwand für den Transport. So wie Tomaten aus Marokko, Kartoffeln aus Ägypten, Salz aus dem Himalja, Honig aus Peru, etc.

    Gruß
    Hajakon

  2. 21.

    Sie verwechseln Überangebot und eine imperiale Lebensweise samt externalisierten Problemen mit "vollwertig". Natürlich lässt sich die Bevölkerung mit lokaler Mischkultur vollwertig ernähren. Das belegen auch Studien (einfach mal recherchieren). Zudem wäre diese Anbauweise resilienter bezüglich der Klimakrise, die derzeit gerne vergessen wird, und das ganz ohne Chemie. Bei der Temperaturentwicklung müssen Sie demnächst auch nicht auf - dann regionale - Südfrüchte verzichten.
    Ich weiß nicht welches "Massenmedium" Sie meinen, das sie in die Irre führt. Schreiben Sie doch gleich "Lügenpresse". Sie enttarnen sich selbst.

  3. 20.

    Regional allein wird die Menschen auf Dauer nicht vollwertig versorgen können. Ohne Global/isierung wird dies nicht funktionieren. Ein schöner Irrglaube, der uns auch regelmäßig durch die Massenmedien suggeriert wird. Und jetzt wird auf einmal schon gestöhnt, wenn der Blumenkohl und Brokkoli teurer wird ?!

  4. 19.

    Blumenkohl war letzte Woche bei einem grossen deutschen Discounter 2,99EUR da guckt man und staunt ..

  5. 18.

    Ja und ich finde für alle die diesen ganzen Maßnahmen toll finden, sollte es auch noch viel teurer werden...

  6. 17.

    Ich weiß ja nicht, wo Sie einkaufen. Aber bei den Discountern A., L. und N. sowie dem Drogeriemarkt R. ist weder das von mir stets erworbene Toilettenpapier teurer geworden noch sind es die Küchenrollen.

    Die Verteuerung von Fleisch und Wurst begann schon Ende letzten Jahres, in dem Artikel wird erklärt, dass sie mit Corona nichts zu tun hat.

    Und Markenbutter bekommen Sie derzeit, in den Sonderangeboten, die verschiedene Ketten ständig machen, für 1,30 bis 1,50 Euro, was recht preiswert ist. In diesem Zusammenhang möchte ich Sie auf die Möglichkeit hinweisen, Butter einzufrieren. Sie können sich jetzt also günstig mit Ihrem Bedarf für die kommenden Monate eindecken.

    Apropos: Sind die Preise für Blumenkohl oder Broccoli aus der Tiefkühltruhe auch (schon?) gestiegen?

  7. 16.

    Habe selbst ordentlich Gartenland in Brandenburg, und glaube daher nicht dass etwas billiger wird, es ist nämlich teuer Acker- oder Gartenland zu bewässern.

  8. 15.

    Ja genau, Inanna - und ansonsten werden die nahezu unbezahlbaren Lebensmittelpreise in Deutschland unter einem anderen Deckmäntelchen gerechtfertigt, ne?! In welcher Welt leben Sie eigentlich, wenn ich mal fragen darf?

  9. 14.

    Ist doch klar, sind die Lager voll bis unters Dach dann wird das Zeug verramscht, anders rum wird an der Preisschraube gedreht. Bringt beides nichts mehr für die Geldbörse, dann wird das zeug vernichtet!

  10. 13.

    Der Klimawandel macht keine Preise, die Preise werden durch Menschen gemacht. Kennen Sie Begriffe wie zum Beispiel: Agrarindustrie ??? Und die Agrarindustrie hat eine hervorragende Lobby in der Agrarpolitik. Und Lobby und Politik, arbeiten zusammen und freuen sich gemeinsam über hohe Preise und damit über hohe Gewinne und über hohe Steuereinnahmen.

  11. 11.

    Naja, zum Teil. Es liegt aber halt auch daran dass Leute wie ich nicht mehr fünf Tage die Woche in die Kantine gehen. Macht bei 3 Mahlzeiten täglich 5 / 21 Essen die Woche,also rund 30% plus die ich aus dem Supermarkt bekomme. Klar, die Kantine musste vorher auch einkaufen, aber eben im Großmarkt und nicht bei Aldi nebenan.

  12. 10.

    Ich kann henny behms Ansicht (Kommentar Nr. 5: "Für das Geld gibt es teilweise Bioware")
    nur bestätigen. Am vergangenen Samstag gab es das Kilo Bergkäse bei mir in B-Schöneberg auf dem Winterfeldtmarkt für schlappe 35 Euro. Frau muss ja trotz Krise nicht jede Unverschämtheit mitmachen, dachte ich mir da, und bin in den kleinen Bio-Laden meines Vertrauens, wo ich übrigens die einzige Kundin war. Dort gab es Bergkäse in Bio-Qualität zum Kilopreis von 15,90 Euro. Und im Gegensatz zum Winterfeldtmarkt steht den Verkäufer*innen im Laden fließendes Wasser zur Verfügung ...

  13. 9.

    Naja, ob die Supermärkte so große Gewinner sind wird sich noch zeigen. Irgendwann werden die angehamsterten Vorräte ja auch verbraucht werden. Dann fällt der Umsatz entsprechend.

  14. 8.

    Der Staat wird also die ganzen "Wuchergewinne" nicht einziehen,weil er sonst auf einen Teil davon in Form von Steuern verzichten muss. Was ist das bitte für eine Logik?

  15. 7.

    Nur so kommt die von der ezb gewünschte Inflation in Gang. Endlich mal eine Knappheit an Gütern und nicht nur an Immobilien.

  16. 6.

    Irgendein Sündenbock wird sich schon finden. Diesmal ist es Corona.

  17. 5.

    Für das Geld gibt es teilweise Bioware, ebenfalls aus Italie. Zeit umzusteigen für Alle, die noch skeptisch sind!

  18. 4.

    Die Lebensmittel werden dieses Jahr und die nächsten Jahre noch teurer, Klimawandel lässt Grüßen.

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