Potsdam - Bergmann-Klinikum warnt vor neuen Kosten durch Tarifvertrag

Do 07.05.20 | 10:49 Uhr
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Der Eingansbereich des Ernst von Bergmann Klinikum. (Quelle: dpa/Fabian Sommer)
Audio: Inforadio | 07.05.2020 | Karsten Steinmetz | Bild: dpa/Fabian Sommer

An städtischen Bergmann-Klinikum in Potsdam soll wieder der Tarifvertrag des öffentlichen Dienstes eingeführt werden. Das Krankenhaus erwartet dadurch höhere Kosten in Höhe von 14,5 Millionen Euro.

Am Ernst-von-Bergmann-Klinikum soll  ab dem 1. Juni wieder der Tarifvertrag des öffentlichen Dienstes gelten. Das hat die Stadtverordnetenversammlung Potsdam am späten Mittwochabend
entschieden.

Nach dieser Entscheidung rechnet das Klinikum nach eigenen Angaben mit einer Mehrbelastung von 14,5 Millionen Euro, wie am Donnerstag bekannt wurde. Die Summe müsse schon im ersten Jahr ausgeglichen werden, um die Leistungsfähigkeit der Klinik-Gruppe zu erhalten, erklärte eine Sprecherin des Klinikums. Sie zeigte gleichzeitig Verständnis für die Mitarbeiter. Eine faire und attraktive Bezahlung sei auch aus Sicht des Klinikums nötig. "Wir sind überzeugt, dass die Stadtverordnetenversammlung sich ihrer Verantwortung bewusst ist", ergänzte sie.

Stadtverordnete Potsdam haben entschieden

Linken-Fraktionschef Stefan Wollenberg begründete die Entscheidung laut Deutscher Presse-Agentur: "Potsdam nimmt mit dieser Entscheidung seine Verantwortung wahr. Nötig wäre sie auch ohne Corona-Krise gewesen." Nun müsse es darum gehen, dass die Gesundheit der Patienten und nicht die Wirtschaftlichkeit im Vordergrund stehe.

Das Bergmann-Klinikum brauche motivierte Mitarbeiter, und zwar nicht nur in der Krise, sagte Grünen-Fraktionschefin Armbruster. SPD-Oberbürgermeister Schubert betonte, Potsdam müsse bereit sein, Zuschüsse für das Krankenhaus zu zahlen.

Götz Friedrich von der CDU sagte, er könne im Haushalt nicht die Möglichkeit erkennen, das Krankenhaus in dieser Höhe zu unterstützen.
 

Wegen Corona-Ausbruch in die Schlagzeilen geraten

Derzeit bestehen nach Angaben der Gewerkschaft Verdi in der Bergmann-Klinikgruppe Haustarifverträge mit unterschiedlicher Qualität. Die Entscheidung für die Tarifanbindung geht auf einen Vorstoß der drei Potsdamer Stadtverordnetenfraktionen SPD, Linke und Grüne zurück. Sie haben in der Stadtverordnetenversammlung eine Mehrheit.

Das Bergmann-Klinikum war wegen eines Corona-Ausbruchs in die Schlagzeilen geraten. Seit dem ersten April nimmt es nur in Ausnahmefällen neue Patienten auf.

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10 Kommentare

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  1. 10.

    @Ausführbar: Genau, auch das ist von mir damit gemeint! Schön zu lesen, dass Sie den gleichen Gedankenweg aufzeigen.

  2. 9.

    Warnen Sie besser vor gesellschaftlichen Umständen, die derartige Entwicklungen zulassen. Bildung, Sicherheit und Gesundheit gehören ausnahmslos und voll umfänglich in staatliche Hand. Staatliche, nicht Länderhand! DANN zeigt sich die Leistungsfähigkeit eines Gemeinwesens und nicht im Hätscheln heiliger Kühe.

  3. 8.

    Leider kann ich aus eigener Erfahrung sagen, dass es in den Kommunen egal ist, welcher Partei die Verantwortlichen angehören. In Cottbus sind sich alle Parteien von Die Linke bis AfD einig, dass die kommunalen Betriebe den Arbeitgeberverband zu verlassen haben und unter Tarif bezahlen. Jeder Arbeitnehmer soll im "Idealfall" allein um seinen Arbeitsvertrag kämpfen müssen. Dass das Ernst-von-Bergmann-Klinikum vor einer angemessenen Bezahlung seiner Angestellten "warnt" sagt alles und kommentiert sich selbst.

  4. 7.

    Tja da werden sich noch einige wundern, was hier alles an Mehrkosten auf uns zukommt.
    Vor allem die lockdown Befürworter werden sich noch richtig quer umgucken.
    Am Ende muss das nämlich durch irgendwas finanziert werden, auch ein überbordendes Gesundheitssystem.
    Viel Spaß dann in der sozialen Armut für viele.

  5. 6.

    ... und ich warne vor dem Bergmann-Klinikum!

  6. 4.

    Sie haben es mit Sicherheit nicht freiwillig gezahlt. Der wahre Grund dürfte vermutlich der sein, das wichtiges Personal Richtung Vivantes, Charite, Bundeswehrkrankenhaus, etc. abgewandert sind, wo TVÖD Bund bzw. TVÖD-VKA gezahlt wird.

  7. 3.

    Gute Leistung kostet halt immer ein bisschen mehr als geiler Geiz...

  8. 2.

    Ich finde diese Diskussion um eine faire Bezahlung der Mitarbeiter absolut unwürdig. Es wird für soviel unwichtiger Geld ausgegeben. Gesundheit und Sicherheit ist doch das höchste Gut der Menschen und auf Kosten derer sparen, die diese Berufe wählen, ist unverständlich. Das, wenn es keine vernünftige Bezahlung der Krankenhäuser durch fragwürdige Abrechnungsmodalitaten gibt, die Kommunen einstehen müssen, ist für mich doch klar.. Ich hoffe alle die gegen eine Rückkehr in den TVöD waren, benötigen keine hochmotivierte und einfühlsame Krankenschwester.

  9. 1.

    Es macht mich schon traurig,wie Tarifverträge durch rosarote Stadtchefs Jahrelang ausgehebelt wurden. Tarifverträge sind das A und O der sozialen Marktwirtschaft. In der Pflege, beim ÖPNV sollte es nur der des öffentlichen Dienstes sein. Das schreibe ich als CDU Mitglied. Dieses Untertarifliche bezahlen ist widerlich.

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