Einbußen durch Corona-Lockdown - Bus-Unternehmer fordern mit Korso in Berlin Soforthilfen

Mi 27.05.20 | 15:07 Uhr
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Buskorso-Demonstration am 26.05.2020 in der Masurenalle Berlin-Charlottenburg. (Quelle: rbb|24/Steinberg)
Video: rbb|24 | 27.05.2020 | Material: ARD aktuell, Helena Daehler | Bild: rbb|24/Steinberg

Hunderte Reisebusse sind am Mittwoch durch die Berliner Innenstadt gefahren. Die Busunternehmen wollen so auf ihre miserable Lage in der Corona-Krise hinweisen. Sie fordern unter anderem eine Gleichstellung zum Flugverkehr.

Die Reisebusbranche hat am Mittwoch eine große Protestfahrt durch die Berliner Innenstadt veranstaltet. Mehrere Hundert Busse waren unterwegs. Wie die Polizei dem rbb mitteilte, wollten die Fahrzeuge auf insgesamt sechs Routen unterwegs sein - unter anderem rund um das Olympiastadion, die Siegessäule, die Leipziger Straße und den Flughafen Tegel. Im Regierungsviertel trafen sich Vertreter mehrerer Verbände mit Bundestagsabgeordneten, um über die schwierige Situation zu diskutieren.

Die Verkehrsinformationszentrale hatte auf Twitter über mehrere kurze Straßensperrungen und Staus in Berlin Mitte und Tiergarten informiert.

Buskorso an der Masurenallee in Berlin-Charlottenburg. | Bild: rbb|24/Lisa Schwesig

Mit der Aktion wollten die Busunternehmen auf die nach ihrer Aussage dramatische Lage der Branche aufmerksam machen. Wegen der Reisebeschränkungen und des Verbots von Klassen- und Vereinsfahrten stünden viele Unternehmen vor dem Aus, hieß es in der Ankündigung der teilnehmenden Busverbände. Gefordert werden staatliche Zuschüsse und eine bundesweit einheitliche Freigabe des Reiseverkehrs.

Scheuer will Bus-Unternehmen "schnell helfen"

Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) kündigte derweil an, den Bus-Unternehmen in Deutschland mit einem Hilfspaket unter die Arme greifen zu wollen. Die Bundesregierung wolle "schnell helfen, mit insgesamt 170 Millionen Euro", sagte Scheuer am Mittwoch. Mit Bundesfinanzminister Olaf Scholz (SPD) sei er hierzu "in sehr guten Gesprächen." Die Hilfe soll Scheuer zufolge "Teil unseres Konjunkturpakets sein, das wir nächste Woche in der Koalition besprechen". Mit dem Geld sollen die Unternehmen demnach ihre Fixkosten zum Vorhalten der Busse oder für ihre Vorleistungen decken können.

Jedes Jahr ein Einfamilienhaus

Der Präsident des Bundesverbandes Deutscher Omnibusunternehmen, Karl Hülsmann, sagte zur Lage der Busunternehmen dem rbb: "Ein Reisebus kostet ähnlich viel wie ein Einfamilienhaus. Wenn ein Busunternehmer zehn Reisebusse hat, muss er jedes Jahr ein komplettes Einfamilienhaus abbezahlen." Im Winter habe es keine Einnahmen gegeben, weshalb nun die Sommermonate blieben, um alles abzubezahlen. Zudem sei ein Bus nach zehn Jahren wertlos, so Hülsmann am Mittwochmorgen auf Radioeins.

Die Branche erwarte, von den Fixkosten entlastet zu werden. Man habe zuletzt viel Geld investieren müssen, um der Diesel-Abgasnorm zu entsprechen und weiterhin in den Städten fahren zu können. "Die Unternehmen sind höchst verschuldet", sagte Hülsmann. Man brauche keine Kredite, um Raten abzuzahlen zu können, sondern tatsächlich Geld, forderte der Verbandspräsident.

Bus-Unternehmer fordern mit Korso in Berlin Soforthilfen (Quelle: mappa.pro)

Gleichstellung zum Flugverkehr gefordert

Seit Montag sind viele Unterkünfte im Inland zwar wieder für Reisende geöffnet, für das Ausland gilt allerdings bis mindestens 14. Juni eine Reisewarnung des Auswärtigen Amtes. Verschiedene Branchenverbände setzen sich daher für eine schnelle Aufhebung der Reisebeschränkungen ein. "Es hängt sehr viel von der Politik ab", sagte Hülsmann. Sie müsse dazu beitragen, dass Busreisen von den Menschen wieder als gut angesehen werden.

Eventuelle Bedenken zu einem erhöhten Infektionsrisiko wies Hülsmann zurück. Die Luft in Reisebussen werde ebenso wie in Flugzeugen regelmäßig von oben nach unten ausgetauscht und abgesogen. Eine Benachteiligung gegenüber dem Flugverkehr könne er daher nicht verstehen.

Sendung: Radioeins, 27.05.2020, 6:40 Uhr

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26 Kommentare

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  1. 26.

    Können die nicht wie Menschen demonstrieren? Zu Fuß oder mit Bahn zum Rathaus und ne Demo abhalten?
    NEEIIIN, mit dem Spielzeug wie Kleinkinder einen auf bockig machen und Unbeteiligte blockieren.
    btw. Die Busunternehmen haben sich die Krise selbst geschaffen und sich in den Markt gequetscht bzw. die Bahn geschlampt hat. Busreisen für Senioren ja, Busfernlinien nein. Die Bahn fährt komischerweise noch trotz Corona.

  2. 24.

    Schon mal was vom Ostseeticket gehört ? Auf der Insel kassiert man überall reichlich Parkgebüren. In Binz steht fast in jeder Straße ein Parkautomat. Dann gibt es noch andere Familienmitglieder; mal fährt man gemeinsam hin-mal zurück. Umsteigen geht mit 2x-oft aber 3x und nicht mehr. Abends in der NIXE-wunderschön. Die Alfreds wissen alles besser.

  3. 23.

    Sie hätten nur mit JA oder NEIN zu antworten brauchen. Der Stasimann ist zwar schon verstorben aber das Unternehmen soll es noch geben. Hier vom Rande Berlins hat man eine bessere Übersicht.

  4. 22.

    Ich gehöre zu denen, die eher Menschen beim BND kennen. Gut möglich aber, dass unter meinen Bekannten auch jemand ist, der für Ihr Geburtsland geheimdienstlich tätig gewesen ist. Von denen hat mir aber keiner verraten, dass Sie gerne Kurz-Prosa verfassen.

  5. 21.

    Wer etwas fürs Klima tun will: am 2.6. 12 Uhr zwischen Kanzleramt und Autolobby VDA soll eine Menschenkette entstehen: Schluss mit den Coronamilliarden für bereits Milliarden verdienende Aktionäre der Autoindustrie. Muss man sich allerdings bei FFF anmelden, wegen Coronaabstand.

  6. 19.

    Ja das kommt davon wenn man den Hals nicht voll bekommt

  7. 18.

    Wenn die An- und Abreise schon Kosten in Höhe von 200 Euro aufwärts laut ADAC-Kostentabelle verursachen, muss halt an anderer Stelle gespart werden.

  8. 17.

    Neulich hatten Sie noch berichtet, dass Sie bei -20 °C mit dem Auto an die Ostsee fahren. Verständlich, da es von Rüdersdorf bis Binz mit den Öffies fast 6h dauert und Sie um die 4x umsteigen müssten. Wenn man Freunde hat, kann man sich mit denen aber auch zusammen tun und einen Bus mieten. Es soll sogar Reiseveranstalter geben, die so etwas anbieten. In Ihrer Region soll die Nachfrage aber gering sein, so dass sich so mancher Anbieter zurückgezogen hat.

  9. 16.

    Der Aufsichtsrat hat den staatl.Hilfen noch nicht zugesagt. Man wartet erst EU Entscheidung/Zustimmung ab. Da Air France schon Zusage hat, konnte Lufthansa Wettbwerbsnachteile bekommen wenn Ablehnung. Lufthansa und Busunternehmen kann schon auf Grund der Beschäftigungszahlen nicht vergleichen. Eine Insolvenz der Lufthansa kommt teurer als die Unterstützung.

  10. 15.

    Welchen Aspekt der Klimadiskussion meinen Sie? Den CO2-Ausstoß? U.a. laut folgender, m.E. seriöser Quelle liegt der bei Fernbussen sogar noch unter dem von Hochgeschwindigkeits-Zügen!
    https://www.quarks.de/umwelt/klimawandel/co2-rechner-fuer-auto-flugzeug-und-co/
    Verstehen Sie die Vergünstigungen nun besser?

  11. 14.

    Sie schreiben: "... Wir übernachten für 60€ für 2 Personen-teuer genug. Dann noch Selbstverpflegung."
    Das mag ihnen ja gefallen, aber Andere machen vielleicht lieber einen Urlaub im guten Hotel und essen gerne in entsprechenden Restaurants.
    Vielleicht möchte auch nicht jeder in Bussen und Bahnen fahren sondern, je nach Ziel, lieber im eigenen Auto oder mit dem Flugzeug anreisen.
    Ihr: "Teuer genug" ist eben nur eine persönliche Wahrnehmung!

  12. 13.

    "Nur wer sich zeigt wird wahr genommen. Die Branche hat auch seit mehr als 2 Monaten 0€ Umsatz gemacht."

    Und vorher hat man den Umsatz auf dem Rücken der Busfahrer gemacht. Es ist schon erstaunlich wer hier alles gepampert werden will. Die Autoindustrie, die trotz Steuergeldern in Milliardenhöhe Dividenden ausschüttet (von den exorbitanten Managergehältern mal abgesehen), die Lufthansa, die den Steuerzahler durch Steuertricks betrügt...

  13. 12.

    Jonas, glatte 100 Punkte. Die Vergünstigungen für FLIX-bus kannte ich bis soeben nicht.

  14. 11.

    "Wegen der Reisebeschränkungen und des Verbotes von Klassen- und Vereinsfahrten stünden viele Firmen vor dem Aus"

    Warum Unternehmen wie "Flixbus" steuerbegünstigt und mautbefreit auf bundesdeutschen Straßen und Autobahnen unterwegs sind, erschließt sich mir vor dem Hintergrund der Klimadiskussionen grundsätzlich nicht. Es gibt kein Menschenrecht, das da sagt, dass Touristen bis in die Innenstädte dieses Landes gekarrt werden müssen.
    Dessen ungeachtet sollten Busse, wo zwingend notwendig, weiter eingesetzt werden, um einen Anschluss von z.B. ländlichen Regionen an den "Weltverkehr" zu gewährleisten.

    Eine Insolvenz diverser Bustouristik-Unternehmen als Folge der Pandemie halte ich als unternehmerisches Risiko für absolut hinnehmbar.

    Und in die "Herzen der Menschen" fahren sich diese Bus-Unternehmer mit kilometerlangen Prozessionen in der Stadt vermutlich eher nicht.

  15. 10.

    An FLIX u. co. habe ich nicht gedacht. In Binz Nähe ICE-Bahnhof stehen jeden Tag im Sommer Reisebusse aus ganz Deutschland. Luxusbusse. Die "popelige Bahn" mögen die betuchten Besucher nicht. Oft sind die aber ein paar Tage in den teuren Hotels. Man kann es sich ja leisten. Wir übernachten für 60€ für 2 Personen-teuer genug. Dann noch Selbstverpflegung. Da gibt es am Schmachtersee einen tollen Kiosk. Sonja macht die besten Bratkartoffeln.

  16. 9.

    nur weil Sie vieleicht nicht betroffen sind müssen Sie es nicht anderen schlecht reden wenn Sie für den Erhalt Ihrer Existenz auf die Straße gehen

  17. 8.

    Nahverkehr (ÖPNV) funktioniert so nicht, aber bei Fernbussen und LKWs ist die Verlegung auf die Schiene sehr sinnvoll. Wichtig ist nur, dass diese bei Sonnenschein und einer Schneeflocke auch weiterhin tadellos funktioniert.

  18. 7.

    Sie sind offensichtlich noch nicht oft mit der Bahn gerade in die Provinz gefahren oder bei -20 °C an die Ostsee gefahren. Berücksichtigen Sie bitte auch, dass die Reisebusse typischerweise gut ausgelastet sind, Könnte es sein, dass Sie die mit den Fernilinenbussen verwechseln?

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