Corona-Fälle in Niederlehme - Land Brandenburg empfiehlt Testungen in allen Fleischbetrieben

Do 02.07.20 | 17:31 Uhr
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Symbolbild: Zwei Arbeiter in einem Geflügel-Betrieb. (Quelle: imago images/K. Hessland)
Video: Brandenburg Aktuell | 02.07.2020 | Mona Ruzicka | Bild: imago images/K. Hessland

Der massive Ausbruch des Coronavirus in der Tönnies-Fleischfabrik im Kreis Gütersloh hat ganz Deutschland aufgeschreckt. Jetzt meldet auch ein brandenburgischer Geflügelbetrieb Fälle. Dort scheint das Krisenmanagement allerdings besser zu funktionieren.

Nach zwei nachgewiesenen Corona-Fällen in einem Geflügelhof in Niederlehme (Dahme-Spreewald) empfiehlt das Gesundheitsministerium allen Schlachtbetrieben in Brandenburg, Testungen bei der Belegschaft durchzuführen. "Wir begrüßen, dass der betroffene Betrieb selbst aktiv geworden ist und so die Positivfälle aufgedeckt werden konnten. Damit können wir gemeinsam frühzeitig größeren Ausbrüchen, wie wir sie in Gütersloh erlebt haben, wirksam begegnen", teilte Gesundheitsstaatssekretär Michael Ranft (parteilos) am Donnerstag mit. Diesem Vorbild sollten die anderen Fleischbetriebe in Brandenburg folgen.

In dem Betrieb mit rund 660 Beschäftigten wurde seit einer Woche täglich ein Teil der Mitarbeiter getestet, seit Donnerstag werden alle Beschäftigten getestet. Unter den bislang rund 160 durchgeführten Tests meldete der Geflügelbetrieb am Mittwoch zwei positive Ergebnisse. Bei den beiden Personen handelt es sich um eine Festangestellte und um eine Werkvertragsbeschäftigte, wie der betroffene Geflügelhof “Märkische Geflügelhof Spezialitäten“ (MGS) auf rbb-Nachfrage mitteilte.

Unterbringungen werden intensiv überprüft

Beide Personen sowie deren direkte Kontaktpersonen befinden sich den Angaben zufolge in häuslicher Quarantäne. Ob weitere Fälle hinzukommen, wisse man am Montagabend, teilte MGS-Geschäftsführer Gerhard Heil am Donnerstag mit. Bis dahin rechne er mit den Ergebnissen der Tests an allen rund 700 Beschäftigten, die seit Donnerstag durchgeführt würden.

Das zuständige Gesundheitsamt habe alle notwendigen Maßnahmen eingeleitet und begleite das Geschehen und die Überprüfung der Hygienestandards "engmaschig", so Gesundheitsstaatssekretär Ranft. Vor allem im Bereich der Unterbringung würden mögliche Infektionswege nachverfolgt.

MGS verweist auf "strenge Hygienevorschriften"

Eine der beiden jetzt positiv getesteten Personen, die Werkvertragsbeschäftigte, habe in einer Gemeinschaftsunterkunft gelebt, teilte der Geflügelbetrieb mit. Auch diese Unterkunft sei unangekündigt Ende Mai kontrolliert worden, es seien keinerlei Beanstandungen festgestellt worden. Das bestätigte auch Staatssekretär Ranft.

Vor drei Jahren sei die Gemeinschaftsunterkunft vollständig saniert worden, höchstens zwei Personen teilten sich ein Zimmer, so der Betrieb weiter.

Geschäftsführer Heil verwies in seiner Antwort auf eine rbb-Anfrage auf ein umfassendes Maßnahmenpaket, das die PHW-Gruppe, zu der auch die MGS gehört, zur Corona-Krise auf den Weg gebracht habe. Dabei gehe es um "strenge Hygienevorschriften" und Maßnahmen wie eine intensive Schulung aller Beschäftigten, zusätzliche Pausenräumen zur Einhaltung der Abstandregelungen, komplette Trennungen der unterschiedlichen Arbeitsschichten und vor Arbeitsaufnahme eine vierzehntägige vorsorgliche Quarantäne-Pflicht für alle Beschäftigten, die aus einem Risikogebiet zurückkehren, teilte der Geflügelhof MGS mit.

Mehr als 130 Schlachtbetriebe in Brandenburg

Die PHW-Gruppe, zu der auch die Marke Wiesenhof gehört, hat nach eigenen Angaben rund 20 Prozent der Mitarbeiter über ein Werkvertragsunternehmen beschäftigt. Im Juni teilte das Unternehmen mit, es wolle diese Mitarbeiter in den für die Geflügelfleischerzeugung maßgeblichen Bereichen in ein festes Anstellungsverhältnis übernehmen.

In Brandenburg gibt es landesweit 138 behördlich zugelassene Schlachtbetriebe, darunter nur wenige große Betriebe, wie das Brandenburger Gesundheitsministerium mitteilte. Von den insgesamt 47 Betrieben mit mehr als 20 Beschäftigten haben 32 Betriebe zwischen 20 und 49 Beschäftigte, sechs Betriebe zwischen 50 und 99, weitere sechs Betriebe zwischen 100 und 249 und drei Betriebe eine Beschäftigtenzahl mit 250 und mehr Beschäftigen.

Sendung: Brandenburg aktuell, 2.7.2020, 19:30 Uhr

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4 Kommentare

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  1. 3.

    Testen und Prüfen ist gut und wichtig, aber nicht in Eigenregie. Das jeweilige Unternehmen, hier Wiesenhof verfolgt doch ganz andere Interessen! Aufrechterhaltung des Business bis es irgendwann nicht mehr anders geht. Siege was bei Tönnies passiert ist! Staatliche Kontrollen können das weit im Vorfeld verhindern, und den Schutz der Gemeinde/Landkreis/... besser absichern. Nehmt diese Verantwortung für die Bevölkerung ohne Wenn und Aber wahr!

  2. 1.

    Warum nennt man diese Betriebe nicht beim wirklichen Namen? Tötungsbetrieb, Massenvernichtungsbetrieb, Tierqualanstalt, Menschenausbeuterbetrieb, Seelenverkäufer?
    Komisch. Vielen Dinge und Arten von Ausübung von Tätigkeiten, die andere beeinträchtigen oder diskriminieren, sind verboten. Warum darf dieser Irrsinn so betrieben werden?

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