Reaktion auf steigende Corona-Zahlen - Seit Mitternacht gilt in Berlin für Gastronomen eine Sperrstunde

Sa 10.10.20 | 10:18 Uhr
  13
Menschen gehen gegen Mitternacht nahe dem Rosenthaler Platz an einem Lokal vorbei, Archivbild (Quelle: DPA/Paul Zinken)
Bild: DPA/Paul Zinken

Nachtschwärmer und Kneipengänger müssen sich am Freitag in Berlin auf die neue Sperrstunde einstellen. Der Senat hatte am vergangenen Dienstag vor dem Hintergrund der gestiegenen Infektionszahlen beschlossen, dass Restaurants, Bars, Kneipen und die meisten Geschäfte künftig zwischen 23 und 6 Uhr geschlossen sein müssen. Tankstellen dürfen in dem Zeitraum zwar offen bleiben, aber nachts keinen Alkohol verkaufen.

Die neue Regelung, die bei der Eindämmung der Corona-Pandemie helfen soll, gilt nach Senatsangaben ab Samstag, 00.00 Uhr. Das bedeutet, dass Gastwirte am Freitag um Mitternacht schließen müssen - bis zum Samstagmorgen um 6 Uhr. Ab Samstagabend gilt die Sperrstunde dann entsprechend bereits ab 23 Uhr.

Berlin nach RKI-Kriterien Corona-Risikogebiet

Die Berliner Gastronomie hatte die neuen Regeln, die vor allem auf illegale Partys mit viel Alkohol und ohne Abstand abzielen, scharf kritisiert. Eine Sperrstunde war in der Hauptstadt bisher unbekannt, nur in wenigen Städten weltweit ging es ähnlich freizügig zu. Daher ist die neue Regelung nicht nur ein harter Einschnitt, sondern eine Art Kulturrevolution.

Schon seit geraumer Zeit steigen die Corona-Zahlen in Berlin. Die Behörden führen das nicht zuletzt auf illegale Partys etwa in Parks zurück, aber auch auf private Feiern drinnen. Am Donnerstag nun überschritt die Zahl der gemeldeten Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner innerhalb der vergangenen sieben Tage erstmals den wichtigen Warnwert 50. Sie stieg auf 52,8, wie aus dem Corona- Lagebericht der Gesundheitsverwaltung hervorgeht.

Berlin gilt nun nach den Kriterien des Robert Koch-Instituts als Risikogebiet. Folge sind zunächst Reisebeschränkungen für Berliner in anderen Bundesländern.

Sendung: Abendschau, 09.10.2020, 19:30 Uhr

Was Sie jetzt wissen müssen

13 Kommentare

Wir schließen die Kommentarfunktion, wenn die Zahl der Kommentare so groß ist, dass sie nicht mehr zeitnah moderiert werden können. Weiter schließen wir die Kommentarfunktion, wenn die Kommentare sich nicht mehr auf das Thema beziehen oder eine Vielzahl der Kommentare die Regeln unserer Kommentarrichtlinien verletzt. Bei älteren Beiträgen wird die Kommentarfunktion automatisch geschlossen.

  1. 13.

    Hallo, ich habe gerade ihren Beitrag gelesen und finde ihre Gedanken gut, insbesondere den ersten Satz. Ich habe aber Bedenken, was die Umsetzung anbelangt. Ein Schließen könnte an unserem Rechtssystem scheitern. Wenn der sich einen Anwalt nimmt und diese Einzelverfügung anficht, kann sich das bis ewig hinziehen und die Situation hat sich dann schon entkrampft. Unser Rechtssystem ist nun mal so gestrickt. Deswegen haben auch viele Polizisten die Schn..e voll. Der Dealer den sie früh um 10:00 aus dem Verkehr ziehen ist abends schon wieder auf freiem Fuß und dealt weiter. Und dann chatten die darüber, anstatt sich mit ihrer Ohnmacht abzufinden, so wie wir auch.

  2. 12.

    Richtig, Kuscheljustiz statt klare Kante herrscht in Berlin! Mehr Befugnisse für die Polizei müssen dringend her, u. a. der schnellere Einsatz von Wasserwerfern, Reizgas und Gummigeschossen. Vielleicht merken diese renitenten Jünglinge dann endlich, was die Stunde geschlagen hat.

  3. 11.

    Dann bleibt nur zu hoffen, dass die Nachbarn dieser Neunmalklugen die Polizei informieren. Flüsterleise werden die wohl kaum feiern.

  4. 10.

    Nachtrag: Gestern gegen 20 Uhr vor Kaufland versammelte sich eine größere Gruppe junger Menschen. Was werden die da wohl getan haben? Richtig, Alkohol kaufen und dann irgendwo in räumlicher Enge feiern. Mit nicht nachvollziehbaren Verboten wird man wohl kaum gegen Unvernunft angehen können.

  5. 9.

    Punktuelle Sanktionen, z.B. Schließung für 30 Tage, gegen Gaststätten, deren Besitzer sich nicht an die Regeln gehakten haben, wären doch sinnvoller. So kämen nicht diejenigen in Not, die alles richtig gemacht haben. Sanktionen per Gießkanne tragen eher nicht zu einer Akzeptanz bei. Sperrstunde für Parks macht da schon eher Sinn. In dieser Jahreszeit und bei diesem Wetter hält man sich normalerweise dort abends nicht mehr auf.

  6. 8.

    Das hat nichts mit Großstadt zu tun. Berlin hat bisher nichts geregelt bekommen.
    Seit Monaten finden diese illegalen Partys in Parks statt - die Orte sind bekannt - und was passiert? Man löst auf und redet. Keine Konsequenzen, nichts. In Mitte wurden in den Monaten Juli bis September NULL Euro an Bußgeldern verhängt, egal wie groß und offensichtlich bei einer Kontrolle die Verstöße waren. Wer soll da noch was ernst nehmen?
    Dabei sind die lieben Behörden doch sonst so megaschnell, wenn sie Geld einnehmen können

  7. 7.

    Das System setzt auf die Freuden der "Pflicht". Spitzel, IM, Nachbar

  8. 6.

    " Wer will das alles kontrollieren? "

    in einer Millionenstadt ist das flächendeckend nicht zu kontrollieren, in privaten Räumen schon gar nicht

  9. 5.

    " das eine ganze Stadt in Sippenhaft genommen wird, "

    aber nur deshalb, weil in allen Bezirken die Kritische Zahl überschritten oder erreicht wurde. Warum uns weshalb ist eine andere Frage, die wurde ja auch mehrfach bantwortet. In anderen Großstädten , Madrid, Paris , Rom gehen die Zahlen ja auch durch die Decke

  10. 4.

    "Die Behörden führen das nicht zuletzt auf illegale Partys etwa in Parks zurück, aber auch auf private Feiern drinnen." heißt es im Artikel. Dass deshalb nun eine ganze Branche bestraft wird, die nichts mit illegalen Partys und selten etwas mit privaten Feiern zu tun haben, ist nicht nachvollziehbar. Ich bin durchaus für sinnvolle Maßnahmen, um Ansteckung zu verhindern, aber ich sehe keinen Sinn darin, Kneipen und Bars um 23 zu schließen. Dann drängeln sich eben zwischen 20 bis 23 Uhr mehr Leute in einem Raum oder feiern zu Hause. Wer will das alles kontrollieren?

  11. 3.

    Ich frage mich wieso nicht gleich ab Mittwoch diese Maßnahmen durchgeführt wurden hatte der Senat mal wieder kein Mut dazu. Vielleicht wären Wir nicht über den Grenzwert von 50 über 100000 gekommen. Durch Gerede und Nichts Tun bringt uns nicht weiter.
    Hochachtungsvoll Stoll Karl-Heinz

  12. 2.

    Dem schließe ich mich an, schön das eine ganze Stadt in Sippenhaft genommen wird, nur weil einige Leute ihre Megahochzeiten und Partys feiern müssen. Man freut sich seit Wochen auf seinen Herbsturlaub der natürlich in Deutschland stattfinden sollte, ackert das ganze Jahr trotz Corona durch, hält sich an Regeln und nun?! Danke auch an die Behörden, die es nicht schaffen dem Einhalt zu gebieten und solche Mitbürger hart zu sanktionieren.

  13. 1.

    Mir tun die Gastronomen leid, die wirklich alles für den Schutz der Gaste und des Personals tun und auch die Anwesenheitslisten korrekt führen. Die müssen den Egoismus der Leute, die falsche Angaben und der Gastronomen, die sich an keine Regeln halten, ausbaden.
    Es geht nicht um irgendein "Bashing" es geht ums Große und Ganze, was wohl einige Vollhorste einfach nicht kapieren wollten und wollen.
    Und es geht auch ein Dank an die Feierwütigen, die Egomanen, die aus dem ganzen Bundesgebiet angereisten Demonstrantenbüttel und auch den Senat, der es nicht zustande bringt, die Kontrollmaßnahmen auch durchzusetzen und entsprechend genügend Personal vorzuhalten. Das ist das Ergebnis dessen, warum jetzt ganz Berlin zum Risikogebiet wurde und Berliner in anderen Bundesländern wieder gemieden werden.
    Nochmal ein großes DANKESCHÖN an alle Idioten.

Nächster Artikel

Das könnte Sie auch interessieren