BER-Flughafen im Stillstand - FBB-Aufsichtsrat berät über finanzielle Corona-Folgen

Mo 25.01.21 | 07:26 Uhr | Von Thomas Rautenberg
  25
Am Flughafen Berlin Brandenburg Willy Brandt läuft am 04.11.2020. (Quelle: dpa/Marc Vorwerk) der Betrieb.
Bild: dpa/Marc Vorwerk

Leere Terminals, kaum noch Starts und Landungen: Die Corona-Pandemie hat den Betrieb am BER nahezu zum Erliegen gebracht. Die finanzielle Situation der Flughafengesellschaft spitzt sich damit weiter zu. Am Montag berät der Aufsichtsrat. Von Thomas Rautenberg

Der Aufsichtsrat der Flughafengesellschaft FBB tagt wieder einmal im Krisenmodus. Flugreisen in den Urlaub sind im Moment passé, auch auf viele Dienstreisen wird verzichtet. Der neue Flughafen BER befindet sich nahezu im Stillstand. Viele Geschäfte, die Ende Oktober des vergangenen Jahres im Hauptterminal eröffnet hatten, sind inzwischen wieder geschlossen.

Corona-Krise letztlich schlimmer als erwartet

Die Flughafengesellschaft hatte Mitte des vergangenen Jahres mit einem Rückgang der Passagierzahlen auf durchschnittlich rund 35 Prozent gerechnet. Doch am 7. November platzte die Hoffnung: Easyjet als größte Airline am BER kündigte an, den Flugbetrieb weitgehend einzustellen. "Das war der Punkt, an dem wir merkten, dass uns Corona noch viel härter treffen wird", sagte Betriebsleiter Patrick Muller.

Inzwischen haben sich die Passagierzahlen bei mageren fünf bis zehn Prozent eingependelt. Sind vor Corona an einem durchschnittlichen Tag also etwa 100.000 Passagiere von und nach Berlin geflogen, sind es derzeit nur noch zwischen 5.000 und 10.000 Reisenden täglich.

Kosten laufen aus dem Ruder

Mit jedem Tag fährt, oder treffender gesagt fliegt die FBB ein Minus von rund einer Million Euro ein. Die Infrastruktur muss in Gang gehalten werden, ob die Leute fliegen oder nicht - und das kostet Geld. Im vergangenen Jahr hat die FBB rund 300 Millionen Euro staatliche Corona-Hilfen bekommen. Für 2021 schätzt Flughafenchef Engelbert Lütke-Daldrup den coronabedingten Finanzbedarf auf 660 Millionen Euro. Wo das Geld herkommen soll, darüber muss sich der Aufsichtsrat verständigen.

Sparpotentiale weitgehend ausgereizt

Die Flughafengesellschaft versucht, die Betriebskosten am BER zu senken. Die Zahl der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wird um etwa 500 auf künftig noch 1.700 Angestellte reduziert. Auf betriebsbedingte Kündigungen will die FBB nach Möglichkeit verzichten. Im neuen Hauptterminal wurden das Pier Süd und Pier Nord geschlossen. Das neu gebaute Billigflieger-Terminal T2 ist mit der BER-Eröffnung gar nicht erst ans Netz gegangen. In den kommenden Wochen soll auch das BER-Terminal 5, der frühere Flughafen Schönefeld Alt, eingemottet werden. "Wir sind mit den Nutzern in Gesprächen, vielleicht ist schon Ende Februar Schluss", bestätigte BER-Betriebschef Muller.

Krisensitzung statt Finanzklausur

Eigentlich wollte der Aufsichtsrat der Flughafengesellschaft in einer zweitägigen Klausur über die Finanzprobleme der FBB insgesamt beraten. Die Gesellschaft hat keinerlei Finanzpuffer mehr. Die Flughafeneigentümer Berlin, Brandenburg und Bund müssen in absehbarer Zeit mit weiteren Steuer-Millionen aus der Klemme helfen. Käme es möglicherweise noch zu einer so genannten Bilanzberichtigung, weil der Flughafenbau in Schönefeld die Kosten von über sechs Milliarden Euro nicht widerspiegelt, stünden die Eigentümer noch vor viel höheren Forderungen.

Der Bund als Miteigentümer der Flughafengesellschaft könnte sich offenbar vorstellen, private Investoren mit ins Boot zu holen, um die Kosten zu teilen. Berlin ist bislang dagegen. Mit Privatisierungen öffentlicher Infrastruktur hat man in der Vergangenheit keine guten Erfahrungen gemacht.

Die grundsätzlichen Entscheidungen zur weiteren Flughafenfinanzierung werden Eigentümer und Aufsichtsrat zu einem späteren Zeitpunkt treffen. Am Montag wird es erst einmal darum gehen, den Betrieb an einem Flughafen ohne Passagiere aufrecht zu erhalten.

Sendung: Inforadio, 23.01.2021, 9:25 Uhr

Was Sie jetzt wissen müssen

Beitrag von Thomas Rautenberg

25 Kommentare

Wir schließen die Kommentarfunktion, wenn die Zahl der Kommentare so groß ist, dass sie nicht mehr zeitnah moderiert werden können. Weiter schließen wir die Kommentarfunktion, wenn die Kommentare sich nicht mehr auf das Thema beziehen oder eine Vielzahl der Kommentare die Regeln unserer Kommentarrichtlinien verletzt. Bei älteren Beiträgen wird die Kommentarfunktion automatisch geschlossen.

  1. 25.

    Die Zeiten sind leider lange vorbei - da bleiben nur noch die rund um Berlin liegenden Verkehrslandeplätze, angefangen bei Strausberg über Schönhagen, Finow und Bienenfarm. Wobei letzterer eher für die Quaxe als Homebase ideal ist, ebenso wie Eggersdorf. Saarmund für die Trikes und Friedersdorf für den Segelflug sind durch den BER ja ziemlich eingeschränkt nutzbar.
    Aber die FBB hat durch ihre Entgeltstruktur bewiesen, was sie von der allg. Lutftfahrt hält. Selbst für UL sollte eine Landung inkl. Handling u. GAT an den letzten Betriebstagen von EDDT an Wochentagen fast 1000€ kosten- was eine Farce. Diese Entgelte gelten ebenso für EDDB, was viele vom BER abhält, wobei die Masse der GA durch niedrigere Landeentgelte für EInnahmen sorgen würde, schon durch die Anbindung. Aber das ist Berlin Brandenburg: die wollen nur großes Geld kassieren und treten denen in den Ar..., die Einnahmen brächten. Was aktuell dazu führt, dass der BER faktisch pleite ist und nur durch Zwangsbeamtmung lebt.

  2. 24.

    Ihre Absicht, die Viren in aller Welt weiterzuverbreiten, wenn Fliegen wieder machbar ist, sagt doch alles über Ihre EInstellung zu Allem aus: egoistisch, respektlos und einfältig. Wer hat die Coronakeule ausgegraben? Das mein Lieber, das waren Sie - und damit endgültig: Tschüß, leben Sie lange und gesund.
    Übrigens kann der BER gerne heruntergefahren werden, dass nicht sinnlos Geld in sinnlos am Leben erhaltene Infrastruktur verpulvert wird, welches bei Kultur, Gastro und Einzelhandel besser verwendet werden muss. TUI, LH und Flughäfen sind in dieser Situation, bis auf Fracht, nicht systemrelevant. Aber wer auf seine persönliche Freiheit pocht, der braucht auch nicht über die Pandemie zu heulen. Ich möchte auch wieder unbeschwert leben dürfen - aber es gibt nunmal diese virusbedingten Einschränkungen; da muss man halt die Füße stillhalten. Und wer meint, als "geimpfte Person" alle Freiheiten zu beanspruchen, ist eingeladen, den Ausführungen der führenden Mediziner zu lauschen.

  3. 23.

    " Ich verbreite da gerne die Viren auf der Welt ..." und "aber ihr holt immer gleich die Corona Keule raus." ...
    Wie passt das zusammen? Erst die Meute "anfixen" und dann den Betroffenheitsmodus rauslassen ;-).

    Klar geht es nur um den Flughafen - vom Bahnhof kann man auch schlecht abheben.

  4. 22.

    Wer erfolgreich Flugschulen und die allgemeine Luftfahrt vergrault, muss sich nicht wundern wenn in Schönefeld nichts mehr läuft. Auch Kleinvieh macht Mist. Wie wäre es mal mit Rabatten, die nur die Billigflieger bekommen? Früher als ich meine Privatpilotenlizenz in Schönefeld gemacht habe war ein Nebeneinander zwischen Cessnas und den Linienfliegern möglich. Jetzt gehen die Landegebühren woanders hin. Jede Million beginnt mit einem Cent...

  5. 21.

    Oh, wie krass, deine Meinung. Gerade am Flughafen hängen doch viele kleinere Unternehmen, wie Cafes, Restaurants, Läden, Sicherheitsfirmen und Verkehrsdienstleister und viele mehr. Alles einstampfen? 40.000 Jobs oder mehr aufgeben? Schau doch mal über den Tellerrand...

  6. 20.

    Sie wissen schon das jeden Bürger ein impfangebot zusteht. Sie sollten auch wissen das Krankenversicherung eine Versicherung ist. Soll heißen wer einzahlt hat auch Anspruch auf Leistungen. Also warum soll ich auf irgendwelche Behandlungen verzichten. Solche Forderungen die sie hier aufstellen gab es schon einmal vor 85 Jahren in diesem Land.
    Erklären Sie mir bitte mal mit Fakten was ich auf Kosten anderer erhalte oder lebe. Dann hauen Sie mal rein in die Tadten. Bin gespannt. Übrigens der Beitrag ging nur um den Flughafen aber ihr holt immer gleich die Corona Keule raus.

  7. 19.

    Kieck an, aber impfen lassen. Ziemlich egoistisch, aber das beweisen Sie ja immer wieder mit ihren Kommentaren. Tschüß und ein langes Leben, aber nicht auf Kosten anderer bitte :-P

  8. 18.

    Was für Solidarität. Spenden sie regelmäßig Geld für die Hunderttausenden Bürger die seit März Berufsverbot haben oder dessen Läden geschlossen sind. Was denken Sie was für eine sogenannte Solidarität noch vorhanden ist wenn Corona vorbei ist. Warum soll man nicht durch die welt fliegen wenn man geimpft ist. Wahrscheinlich Impfung jedes Jahr zuzüglich der normalen Grippeimpfung. Wollen Sie mir mein Leben für die nächsten Jahre vorschreiben. Ich glaube das steht ihnen nicht zu. Sobald der Flugverkehr wieder funktioniert bin ich am checkin am besten mindestens 4 x im Jahr. Man muss ja eine Menge nachholen

  9. 16.

    Genau - diesen Egoismus verbreiten Sie auch in anderen Kommentaren - aber nichts für Ungut: Sie können ja gerne auf jedwede Behandlung verzichten - zugunsten derer, die sich an die Beschränkungen halten und den Begriff Solidarität kennen; auch wenn es denen auch wie vielen anderen, schwer fällt.

  10. 15.

    Noch was: Nach meinem Kenntnisstand wurden im Frühjahr 2020 nur solchen Firmen Corona Soforthilfen gewährt, welche nicht schon vorher finanziell angeschlagen waren.

    Aus welchem Grund erdreistet sich die FBB nun, derartige "coronabedingte" Finanzhilfen zu bekommen? Ist die FBB "gleicher" (Orwell lässt grüßen!) als andere Gewerbetreibende?

  11. 14.

    Oh man sie gehen ja extrem pessimistisch durch leben. Ich nicht. Für mich haben Flughäfen nicht ausgedient im Gegenteil sobald es wieder möglich ist wird das alles wieder nachgeholt. Ich verbreite da gerne die Viren auf der Welt und fühle mich dabei auch nicht schuldig. Sie können natürlich sich im nächsten Winter wieder einschließen.

  12. 13.

    Nicht einen staatlichen Zuschuss, den das Gesundheits- und Bildungssystem sowie Gastronomie und Kultur nötiger hätte, sollte der BER bekommen, sondern endlich den allerlösenden Gnadenschuss!

  13. 12.

    Ist doch kein Problem, einfach mal die Parkgebühren für die Flieger deutlich erhöhen, nicht immer nur für die Autofahrer.

  14. 11.

    Natürlich ist die nächste Milliarde fällig um den Stehhafen am Leben zu erhalten.

  15. 10.

    Die Nachteile durch Corona sind angesichts der gravierenden finanziellen Schieflage eher zu vernachlässigen. Man darf auf die Reaktion des AR gespannt sein. Der scheinbar willkommene Grund "Corona" sollte nicht dazu führen, die berechtigten Forderungen der Mittelständler nicht zu bedienen. Gibt es überhaupt noch einen Lieferanten der nicht Vorkasse haben will? Wenn ja, wäre das wohl "Harakiri".

  16. 9.

    Wer den Lichtschalter vergisst, der kann ein Gebäude auch nicht stilllegen, das ist korrekt. Dennoch ist vom "Strom trennen" und nur den benötigten Teil betreiben günstiger, als alles auf Stand-By für zu halten. Es wird sich bis zum Sommer keinesfalls entspannen und im Winter wieder losgehen.Impfung wirkt nur 6 Monate maximal (lt. Hersteller), wenn überhaupt gesichert!
    Falls nicht Sars-CoV-2 kommt H3N2 wieder als Mutant in Betracht oder Yamagata zeigt wieder,was er kann! Es wird also auch im Winter 2021/2022 vermutlich so weitergehen müssen, wenn uns die Grippetoten und ein kollabierendes Gesundheitssystem dann nicht wieder egal sein sollten,wie bis 2020 üblich war!Flughäfen haben ausgedient! Wo sonst kann man sich so schön anstecken und Keime weltweit verbreiten,wie auf einem Langstreckenflug mit 500 Passagieren über 6 - 20 Stunden Flug?Der Umwelt und Gesundheit zuliebe,weiterhin verzichten,es geht um unser aller Leben!

  17. 8.

    Bei diesen Kosten ist ein normaler Flugbetrieb ohne Billigflieger und Kurzstrecken überhaupt nicht möglich. Darum kann keiner an eine Verbesserung der Umweltverträglich glauben. Die Fluggäste sollten ab sofort die wirklichen Kosten tragen.
    Eine der größten Coronalügen war, dass es hier zu keiner erhöhten Ansteckung kommen kann.

  18. 7.

    Hat man denn schon den Finanzbedarf, der kurz vor der Insolvenz stehenden Gaststätten errechnet?

  19. 6.

    Ich bin der Meinung nur noch Schönefeld alt geöffnet lassen und den neuen BBR schließen alles runter fahren um Kosten zu sparen. Es kann nicht sein was hier für Steuer Millionen verbrannt werden. Die Verantwortlichen müsste man vor Gericht stellen wegen Insolvenz Verschleppung. Dieser Flughafen ist für unsere Region ein Millionen Grab wobei die Gelder die dort reingepumpt werden für soziale Zwecke verwendet werden können(Schule Bekämpfung der Armut u.s.w)dieses sollten sich unsere verantwortlichen Politiker mal überlegen.

  20. 5.

    Was soll das Gejammer? Wenn man mit Sperr- und Hygienemaßnahmen internationale Reisen und Tourismus mehr oder minder zum Erliegen bringt, darf man sich nicht wundern, wenn kein Geld einkommt. Die paar Geschäftsreisenden machen den Kohl nicht fett. Es geht dem Flugverkehr halt nicht anders als Friseuren, dem Hotelerie- und Gaststättengwerbe, den Clubs, den Fitnesstudios und vielen anderen Kleinbetrieben, die teilweise seit einem Jahr nicht arbeiten dürfen und alleine zusehen müssen, wie sie einen Konkurs abwenden. Die dürften für Rufe der Flughafengesellschaft nach Finanzspritzen kein Verständnis haben.

  21. 4.

    Wäre der Flughafen vor Jahren pünktlich eröffnet worden, wären genug Rücklagen da, um diese Corona-Zeit zu überbrücken! Und dann bräuchte man jetzt nicht rumjammern! Problem ist also hausgemacht!

  22. 3.

    Ein Desaster ohne Ende!

  23. 2.

    Absoluter blödsinn und Polemik. Trotzdem bräuchte die Flughafengesellschaft Geld und ein geschlossenes Gebäude kostet trotzdem Geld. Gebt den Flughafen doch erst mal eine Chance nach Corona. Ist das so schwer zu verstehen

  24. 1.

    Die sollen alle zurücktreten und auf ihr Gehalt verzichten , das wäre konsequent und gut für den BER. Man könnte den BER dichtmachten und nur Terminal 5 laufen lassen vom alten Schönefeld und den Rest in Kurzarbeit...

Nächster Artikel

Das könnte Sie auch interessieren