BBU-Marktmonitor - Kaum Mietstundungen durch Pandemie in Berlin und Brandenburg

Do 04.02.21 | 18:33 Uhr | Von Ute Schuhmacher
Passanten laufen am 09.02.2019 an einem Wohnhaus in Potsdam, Brandenburg vorbei. (Quelle: dpa/Karl-Heinz Spremberg)
Audio: Inforadio | 04.02.2021 | Ute Schuhmacher | Bild: dpa/Karl-Heinz Spremberg

Stundungen wegen der Pandemie haben im vergangen Jahr bei Mietern in der Region offenbar keine große Rolle gespielt. Der Verband BBU hat jedenfalls nur wenige Anträge registriert. Ein bisschen anders sieht es dagegen bei den Gewerbemieten aus. Von Ute Schuhmacher

In Berlin und Brandenburg wollten im vergangenen Jahr nur sehr wenige Mieter ihre Miete stunden lassen. Jedenfalls ist das bei den Wohnungsunternehmen, die der Verband Berlin-Brandenburgischer Wohnungsunternehmen (BBU) vertritt, so.

Den am Donnerstag veröffentlichten neuesten Zahlen zufolge verzeichnete der BBU im April vergangenen Jahres in Berlin nur bei 0,34 Prozent der vermieteten Wohnungen Anträge auf Mietstundung. in Brandenburg waren es zum gleichen Zeitpunkt 0,36 Prozent.

Dieser niedrige Wert fiel dann noch weiter. In Berlin hatten im Januar 2021 lediglich 0,03 Prozent der Mieter eine Mietstundung beantragt, in Brandenburg waren es 0,08 Prozent.

Mietstundungen Berlin (Quelle: BBU)
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Mietstundungen in Brandenburg (Quelle: BBU)
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Mehr Mietstundungsanträge beim Gewerbe

Schwieriger ist die Situation bei Gewerbevermietungen, aber auch hier bewegt sich der Wert im niedrigen einstelligen Bereich. In Berlin bekamen die Mitgliedsunternehmen des BBU im Januar bei 2 Prozent der Mietverhältnisse Anträge auf Mietstundungen geschickt, in Brandenburg waren es 5,5 Prozent.

Friedrichshain-Kreuzberg mit den höchsten Neuvermietungspreisen

Was die Mietpreise angeht lässt der BBU-Marktmonitor noch keine Aussagen daüber zu, wie sich der Mietendeckel auswirkt. Die Studie betrachtet ausschließlich die Mieten des Jahres 2019, also dem Jahr, bevor der Mietendeckel in der Hauptstadt in Kraft trat. Die teuersten neuen Mietverträge wurden 2019 danach in Friedrichshain-Kreuzberg ausgestellt. Im Schnitt kostete der neu vermietete Quadratmeter Wohnraum in dem Bezirk bei den Verbandsmitgliedern des BBU 9,43 Euro. Alle Preise beziehen sich auf die Nettokaltmiete.

Getoppt wird der Wert aus Friedrichshain-Kreuzberg beim BBU nur durch den Durchschnittspreis bei Neubaumieten. Der lag 2019 auf ganz Berlin gerechnet bei 10,58 Euro pro Quadratmeter. Wie teuer der Quadratmeter einer Neubauwohnung in den einzelnen Bezirken ist, führt der Marktmonitor nicht im Einzelnen auf.

All diese Zahlen sind Durchschnittswerte, sie sagen also nicht viel darüber aus, wieviel konkret eine Wohnung kostet. Nach der Erhebung des BBU kann man bei seinen Mitgliedsunternehmen die günstigste Wohnung in Pankow mieten. Hier gibt der Marktmonitor den günstigsten Quadratmeterpreis einer neu vermieteten Wohnung mit 3,96 Euro für die Nettokaltmiete an. Die teuerste neu vermietete Wohnung liegt beim BBU in Mitte (16,12 Euro pro Quadratmeter Nettokaltmiete).

BBU-Neuvertragsmieten (Quelle: BBU)
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Wohnen in Steglitz-Zehlendorf teurer als in Mitte

Bei den Bestandsmietwohnungen waren die teuersten Wohnbezirke 2019 in Berlin weiterhin Steglitz-Zehlendorf und Charlottenburg-Wilmersdorf. Auf Platz drei liegt inzwischen aber Friedrichshain-Kreuzberg und nicht mehr Mitte. Im Bezirk Mitte war 2019 die Nettokaltmiete im Schnitt etwas günstiger (6,46 Euro/qm) als in Friedrichshain-Kreuzberg (6,49 Euro/qm). Das liegt nach Angaben des BBU allerdings vor allem daran, dass zum Bezirk Mitte auch Wedding und Tiergarten gehören. Dort sind die Mieten gewöhnlich deutlich günstiger als im Regierungsviertel. Am günstigsten wohnt es sich in Berlin weiterhin in Marzahn-Hellersdorf, gefolgt von Lichtenberg und Reinickendorf.

BBU-Bestandsmieten (Quelle: BBU)
| Bild: BBU

Brandenburger Mieten: Einen Euro billiger

Dass es, mal abgesehen von Potsdam, gewöhnlich günstiger ist in Brandenburg zu wohnen, ist weiter so geblieben. Im Durchschnitt kosten die Wohnungen in der Region außerhalb von Berlin netto kalt 5,26 Euro pro Quadratmeter. Weil in diesen Durchschnittswert aber auch Potsdam mit eingerechnet ist, ist die Spanne über Brandenburg gerechnet sehr groß, auch das ist so geblieben.

In Potsdam lagen die Durchschnittsmietpreise 2019 mit 6,17 Euro/qm Nettokalt nur knapp unter dem Berliner Schnitt (6,29 Euro/qm). Fast genauso teuer wie in Potsdam ist es im angrenzenden Potsdam-Mittelmark (5,86 Euro/qm Nettokalt) am günstigsten sind die Wohnungen in Brandenburg im Schnitt weiterhin in der Prignitz (4,50 Euro/qm) und in Elbe-Elster (4,71 Euro/qm). Elbe-Elster hat damit Oberspreewald-Lausitz vom vorletzten Platz vertrieben was die Bestandsmietpreise angeht, wenn auch nur knapp. In Oberspreewald-Lausitz zahlten Mieter 2019 im Schnitt inzwischen 4,72 Euro Nettokaltmiete für den Quadratmeter Wohnraum.

Bestandsmieten der Mitgliedunternehmen des BBU (Quelle: BBU)
| Bild: BBU

Mietendeckel und Investitionen

Seit die Diskussion um den Mietendeckel in Berlin begann, warnte der BBU vor den Folgen. Bevor das Gesetz in Kraft trat, erklärte die Verbandsvorsitzende Maren Kern, die im Verband organisierten Unternehmen erwarten, dass sie deshalb 1,1 Milliarden Euro weniger investieren werden. Jetzt schränkte Kern diese Prognose etwas ein: Aktuell gehen die Unternehmen davon aus, dass sie 900 Millionen Euro weniger in ihre Häuser investieren werden in den 5 Jahren die der Mietendeckel gelten soll.

Um herauszufinden, wo konkret die Unternehmen glauben oder planen weniger zu investieren, hat der BBU eine Abfrage gemacht. Die ergab, dass vor allem weniger Geld in Wohnungsmodernisierungen investiert werden wird. Der Neubau und die Instandhaltungen werden wohl am wenigsten betroffen sein. Guckt man sich das Ergebnis der Umfrage noch ein bisschen genauer an, geben die Wohnungsunternehmen an, vor allem bei den Wohnungsmodernisierungen sparen zu wollen, die sie sonst veranlassen, nachdem ein Mieter ausgezogen ist. Knapp 60 Prozent gehen davon aus, dass sie an der Stelle in Zukunft deutlich weniger Geld investieren werden.

Bei allgemeinen Modernisierungsinvestitionen wollen die befragten Wohnungsunternehmen noch in knapp 50 Prozent der Fälle deutlich weniger oder gar nichts mehr investieren. Deutlich weniger Kürzungen sind bei der Instandhaltung von Wohnhäusern geplant. Hier planen lediglich 13 Prozent der Unternehmen größere Einschnitte, 82 Prozent wollen hier kein oder fast kein Geld streichen. 14 Prozent der Mitgliedsunternehmen wollen wegen des Mietendeckels keine neuen Wohnungen mehr bauen. 62 Prozent der Unternehmen dagegen planen genau so viel zu bauen wie bislang geplant oder fast genau so viel.

Auswirkungen Mietendeckel auf Unternehmen. (Quelle: BBU)
| Bild: BBU

Wer ist der BBU

Im Verband Berlin-Brandenburgischer Wohnungsunternehmen sind von privaten über öffentliche, genossenschaftliche bis zu kirchlichen viele Wohnungsunternehmen organisiert. Der Verband ist ihre Interessensvertretung. Nach Angaben des BBU selbst halten seine Mitgliedsunternehmen in Berlin dabei rund 44 Prozent der existierenden Mietwohnungen, in Brandenburg etwa 42 Prozent.

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