rbb|24-Blog | Inflation - Vegan statt vegetarisch, das macht einen Preisunterschied – oder?

Die Statistik liefert harte Fakten - außer bei Tofuwurst. Denn für Fleisch-Ersatzprodukte ist die Datenlage bescheiden. Trotzdem gibt es ein paar Zahlen zu veganer und vegetarischer Ernährung. Wer teuert mehr? Von Wanda Bleckmann, Sophia Mersmann, Haluka Maier-Borst
Tief durchschnaufen an der Supermarktkasse, so geht es vielen in Zeiten der Inflation. Aber wie viel teurer der Einkauf ist, hängt auch davon ab, wer man ist und was man isst. rbb|24 begleitet darum drei Menschen aus Berlin und Brandenburg, die kaum unterschiedlicher einkaufen könnten. Und schaut sich an, wie und wieso die Inflation bei jedem einzelnen und damit auch mitunter bei ihren Familien so unterschiedlich ist.
Hafermilch, Soja-Joghurt, veganes Hackfleisch – in den Supermärkten sind vegane Alternativen Alltag geworden. Doch das Statistische Bundesamt weist zum Beispiel die Preissteigerung für Hafermilch, Sojahack und andere Alternativen zu Fleisch- und Milchprodukten nicht gesondert aus. Entsprechend lässt sich nur näherungsweise sagen, inwiefern es einen Unterschied zwischen veganem und vegetarischem Einkaufen gibt.
Das Statistische Bundesamt schlägt auf Nachfrage vor, als ersten Indikator einfach Milchprodukte und Eier aus dem Warenkorb zu nehmen und dann zu schauen, wie sich die Inflation verändert. Wenn wir das tatsächlich zum Beispiel für Julia machen, die Vegetarierin unter unseren drei Einkäufer:innen, dann sieht man recht deutlich, dass Milchprodukte mit die höchste Inflationsrate in ihrem Warenkorb haben. Übertroffen wird das nur von der Kategorie "Sonstiges", in die auch Mayonaise mit Ei fällt.
"Dass das so einen Unterschied macht, war mir gar nicht klar", sagt Julia. "Ich dachte, dass einfach alles teurer geworden ist." Wie realistisch die vom Statistischen Bundesamt vorgeschlagene Methode zur Berechnung der Inflation für Veganer:innen ist, darf bezweifelt werden. Denn die meisten werden nicht die Milchprodukte aus einem vegetarischen Einkauf aussortieren und damit zufrieden sein.
rbb|24 hat darum mithilfe der Onlineshops von Aldi und Kaufland und den archivierten Kopien dieser Seiten für ein paar vegane und nicht-vegane Produkte nachvollziehen können, wie viel sie Anfang des Jahres gekostet haben und wie viel jetzt. Dabei zeigt sich: Nur ein veganes Produkt von vieren ist teurer geworden.
Auf der anderen Seite sind aber alle Milchprodukte teurer geworden und auch beim Fleisch konnte nur eine Wurstsorte den Preis halten. Zugegeben: Vier Produkte pro Kategorie sind keine gute Datenbasis für Analyse. Aber es bestätigt, was auch andere Medien beschreiben [zeit.de]. Nämlich dass die Preislücke zwischen Fleisch, Fisch, Käse und Co. und veganen Produkten kleiner wird oder gar einzelne Ersatzprodukte schon billiger sind.
Das ist zum Beispiel laut der Ernährungsorganisation "ProVeg" bereits bei Sahne der Fall [proveg.com]. Auch bei unserer kleinen Recherche zeigt sich, dass die Kilopreise von Fleisch und Fleischersatzprodukten sich kaum unterscheiden.
Trotzdem muss das nicht heißen, dass jetzt vegane Produkte den nächsten Boom erleben werden. Unsere Vegetarierin Julia sagt zum Beispiel: "Ich würde wahrscheinlich an vielen Stellschrauben drehen, um unseren Einkauf billiger zu machen. Aber vegan ist schlicht keine Option, dazu liebe ich Milch und Käse zu sehr." Und so bleibt ihr Einkauf für den Moment einer der teureren.
Grundsätzlich scheint aber die Entscheidung, sich vegan oder vegetarisch zu ernähren, keine reine Preisfrage zu sein. Denn die Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) kann keinen verstärkten Run auf Fleischalternativen feststellen. Dazu sind Tofuwurst und Co. wahrscheinlich doch noch, trotz geringerer Inflation, zu teuer.
Die GfK verzeichnet aber auch nicht, dass massenweise Veganer oder Vegetarierinnen ihre Überzeugungen bei der Ernährung aufgeben. Stattdessen würden sie wie auch Nicht-Veganerinnen und Veganer schlicht vermehrt zu den Discounterprodukten [gfk.com] zurückgreifen.