rbb|24-Blog | Inflation - "Statt der Bio-Eier kaufe ich jetzt herkömmliche Eier"

Lange hat die vegetarische rbb|24-Einkäuferin Julia die Inflation weggesteckt. Aber das ist inzwischen nicht mehr so leicht. Sie passt ihr Verhalten jetzt an – im Supermarkt und anderswo. Von Wanda Bleckmann, Sophia Mersmann, Haluka Maier-Borst
Tief durchschnaufen an der Supermarktkasse, so geht es vielen in Zeiten der Inflation. Aber wie viel teurer der Einkauf ist, hängt auch davon ab, wer man ist und was man isst. rbb|24 begleitet darum drei Menschen aus Berlin und Brandenburg, die kaum unterschiedlicher einkaufen könnten. Wir schauen uns an, wie und wieso die Inflation bei jedem einzelnen so unterschiedlich ist. Und wir reden und analysieren mit Expert:innen Inflationstrends und was sie bedeuten.
rbb|24: Julia, Du bist aktuell die von unseren Einkäufer:innen mit der stärksten Inflation. Ganz lange hast Du gesagt, dass Ihr das als Familie mit zwei Gutverdienern eher hinnehmt und Eucht 'leistet', dass es alles etwas teurer ist. Ist das immer noch so?
Julia: Nein, das würde ich nicht mehr so sagen. Letztens war ich für uns beim Aldi einkaufen und normalerweise kostet unser Wocheneinkauf so 100 oder 120 Euro. Jetzt waren es über 160 Euro und der Wagen war noch nicht mal voll. Das tut schon weh.
Kannst Du denn festmachen, woran das liegt?
Ich gehe davon aus, dass es vor allem die frischen Sachen sind, einfach weil jetzt Winter ist. Zum Beispiel hat die Gurke im Sommer mal 60 Cent gekostet und jetzt waren es 1,09 Euro. Oder auch die Äpfel sind teurer geworden.
Aber laut unseren Daten müssten es eigentlich noch mehr die Saucen und die Milchprodukte bei dir sein, die den Preisanstieg ausmachen. Wenn man mal vom Fleisch absieht, dass Du für Deinen Freund und Deine Tochter kaufst.
Wie gesagt, das ist nur mein Gefühl, dass Obst und Gemüse teuer geworden sind. Aber ehrlich gesagt bei Milch und Käse, da schaue ich nicht genau auf den Preis. Schlicht weil ich mir nicht vorstellen kann, darauf zu verzichten. Dafür schmeckt mir das zu gut und dafür bin ich auch zu faul beim Kochen. Ich will nicht rumprobieren, was ein veganer Ersatz dafür sein könnte.
Gibt es sonst noch etwas, wo Du den Preisanstieg im Supermarkt merkst?
Mein Freund und meine Tochter essen ja beide Fleisch, und da merke ich es deutlich. Das Hackfleisch hat früher fünf Euro gekostet, jetzt sind es sieben Euro. Anfangs dachte ich mir, komm egal, zwei Packungen im Monat, was soll’s. Aber es wird nicht nur das Hack teurer oder das Gemüse. Sondern alles und entsprechend sparen wir uns jetzt gewisse Sachen.
Wo spart Ihr denn zum Beispiel beim Essen?
Das erste ist sicher, dass wir nun öfter das einfachere Produkt nehmen. Also statt der Bio-Eier jetzt herkömmliche Eier kaufen. Oder dasselbe bei der Milch. Dann sparen wir auch mehr an den Sachen, die lecker sind, aber nicht satt machen, Snacks für zwischendurch. Zum Beispiel sowas wie gefüllte Peperoni. Oder so kleine Shrimps, die haben wir, damit meine Tochter auch Fisch isst. Aber da wäge ich inzwischen ab, was ich kaufe.
Wäre es denn eine Option, dass Deine Tochter und Dein Mann sich auch vegetarisch ernähren? Das müsste günstiger sein.
Nee, das will ich nicht, schon gar nicht bei meiner Tochter. Aber meinem Mann packe ich jetzt eine Scheibe Wurst weniger auf sein Mittagsbrötchen. Gemerkt hat er das noch nicht.
Und wo spart Ihr abseits vom Einkauf?
Wir haben zwei Autos, wobei der eine davon so ein kleiner Cityhopser ist, den ich von meiner Mutter übernommen habe. Der stand bislang viel herum und wir sind meist mit dem großen Auto gefahren, weil es bequemer ist. Aber nun ist es andersrum. Wir haben am Kleinwagen in der Werkstatt einiges machen lassen und fahren vor allem mit ihm, weil er weniger Benzin schluckt. Ansonsten haben wir jetzt die Heizung von 20 auf 18 Grad runtergeregelt.
Macht Euch die aktuelle Entwicklung Sorgen?
Auf jeden Fall. Wir haben ein großes Haus, das wir renovieren und bislang haben wir 120 Euro pro Monat für unsere Energierechnung gezahlt. Nun haben wir im Sommer den Anbieter gewechselt und zahlen 250 Euro, um bis März eine Preisbindung zu haben. Als ich mich am Telefon erkundigt habe, was nach März passieren wird, wurde mir gesagt, dass es auch sein kann, dass wir dann 500 Euro zahlen müssen. Und das würde selbst uns den Boden unter den Füßen wegziehen.