Umstrittener Kartendienst - Google-Dienst Street-View zeigt ab sofort neue Bilder in Deutschland

Di 25.07.23 | 15:10 Uhr
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Archivbild: Ein Fahrzeug von Google-Street-View. (Quelle: dpa/V. Lefour)
Audio: rbb24 Inforadio | 22.07.2023 | Nachrichten | Bild: dpa/V. Lefour

Vor 13 Jahren hieß die Kanzlerin Merkel, der Papst Ratzinger, im Radio lief Unheilig und Google stellte Bilder von deutschen Straßen und Häusern online. Nach großem Protest wird nun erstmals das Material aktualisiert. Alte Widersprüche gelten nicht mehr.

Die Kartenanwendung Google Maps zeigt nach etwa 13 Jahren Aktualisierungspause wieder frische Panorama-Bilder aus Deutschland an. Der Internet-Konzern stellte am Dienstag neue virtuelle Ansichten von Straßen und Sehenswürdigkeiten der 20 größten deutschen Städte online. Zusätzlich seien weitere Regionen in ganz Deutschland hinzugekommen, die nun erstmals virtuell in Google Street View besucht werden könnten, teilte Google mit.

Bei der Einführung von Street View in Deutschland im Jahr 2010 war der Dienst auf zum Teil starken Widerstand in der Politik, bei Hauseigentümern und Datenschützern gestoßen. Fast eine Viertelmillion Menschen legten damals Widerspruch ein und zwangen Google, die Abbildung ihrer Häuser zu verpixeln, was die Qualität des Dienstes insgesamt beeinträchtigte. Daraufhin kündigte der Konzern an, keine weiteren Kamerafahrten mehr hierzulande zu unternehmen. Deshalb wurde in den Großstädten, etwa Berlin, seitdem der Stand von vor 2010 konserviert - Brandenburg war nahezu ein weißer Fleck bei dem Dienst.

Street-View-Fahrzeuge und Beschäftigte mit Kamerarucksack

Die nun veröffentlichen Bilder stammen aus dem vergangenen Jahr. Google ist zudem seit Juni erneut mit Fahrzeugen in Deutschland unterwegs, um weitere Regionen zu Street View hinzufügen zu können. Die Fahrzeuge werden noch bis Oktober durch Stadt und Land fahren, um Fotos aufzunehmen. Um bestimmte Sehenswürdigkeiten gut zu erfassen, sind auch Beschäftigte mit einem Kamerarucksack zu Fuß unterwegs.

Die Google-Autos filmen keine Videos, sondern erstellen alle paar Meter hoch auflösende 3D-Panoramabilder. Die werden später mit einer Software digital miteinander verknüpft, so dass sich die Anwenderinnen und Anwender virtuell in dem Straßenbild bewegen können. Die insgesamt neun Kameras befinden sich in 2,9 Metern Höhe und erfassen auch Straßenschilder und Schriftzüge von Geschäften. Auto-Kennzeichen und die Gesichter von Passanten werden automatisch verpixelt.

Alte Widerspruchsanträge nicht mehr gültig

Die neue Version von Street View wird nach und nach online gestellt. Prominente Straßenzüge wie der Berliner Kurfürstendamm standen bereits am Dienstagmorgen mit frischem Bildmaterial online. Möglich waren auch virtuelle Reisen zum wieder aufgebauten Stadtschloss in Berlin, in das neu entstandene Werksviertel in München mit seinem Umadum-Riesenrad oder ein virtueller Besuch der 2016 fertiggestellten Elbphilharmonie in Hamburg.

Google muss wie im Jahr 2010 jede Wohnung und jedes Haus vor der Veröffentlichung der neuen Bilder unkenntlich machen, wenn Mieter oder Eigentümer das wollen. Allerdings gelten die alten Widersprüche nicht mehr, sie müssen neu gestellt werden. Das kann per Mail, Formular oder Post erfolgen.

Bislang haben sich nur wenige Menschen in Deutschland gegen eine Veröffentlichung der neuen Panorama-Bilder ausgesprochen.

Der Widerspruch kann per Mail an die Adresse streetview_deutschland@google.com oder per Post an Google LLC, Betr.: Street View, PO Box 111607, 20416 Hamburg geschickt werden.

Sendung: rbb24 Inforadio, 22.07.2023, 15.03 Uhr

20 Kommentare

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  1. 20.

    Ich hatte damals Bilder mit Handy und Geodaten von den verpixelten Häusern unserer Straße gemacht und hochgeladen. Da konnte sich Street-View noch eine Scheibe abschneiden. Diese ewig gestrigen Nörgler gehen mir echt auf den Keks.. geht und schaut Rosamunde Pilcher...

  2. 19.

    Es ist nicht Ihr Haus, es ist nicht ihre Straße.. warum sollte also jemand mit Ihnen einen Vertrag schließen müssen? Haben Sie denn einen Vertrag, dass die Passanten Ihr "heruntergekommenes" (um das mangelnde Protzvermögen geht es doch da wohl)Haus ansehen müssen? Es ist mir auch nicht bekannt, das Busse, die durch eine Straße fahren zuerst die Erlaubnis bräuchten, dass die Fahrgäste aus dem Fenster gucken dürfen. Ganz schiefe Diskussion bei dem Thema. Reines Geltungsbedürfnis wo man sonst nichts zu melden hat.

  3. 18.

    Für diese Gesellschaft bezeichnend. Selber glotzen und alles nutzen aber dann den Menschen verbieten von der Straße aus auf ihr Haus zu sehen. Es ist ja meistens nichtmal ihr Haus. Einfach nur, weil sie endlich auch mal etwas im Leben bestimmen können. Bei Sattellitenbildern, die sogar hinter die Häuser, Mauern und Zäune blicken regt sich niemand auf. Bei Microsoft und Apple auch nicht.

  4. 17.

    ...irgendwie wie die Umkehr der Beweislast....oder Daten auf Krankenkarte, zum Glück musste ich bei meiner Grippe nicht Beweisen das ich kein Corona habe, im letzten Jahr wäre es wohl so gewesen, dieses Jahr nur eine Sommergrippe, sagt meine Arztin...

  5. 16.

    Ich finde es gut mich mit Streetview zu orientieren. Der deutsche Datenschutz Wahn ist absurd.

  6. 15.

    Tja, in einem Rechtsstaat wie der Bundesrepublik gilt zunächst die Panoramafreiheit, s. #5 vom Dienstag, 25.07.2023 | 16:12 Uhr.

  7. 14.

    Wird am Ende wieder Blurmany werden

  8. 13.

    sehr richtig!in einem Rechtsstaat ist es umgekehrt,wer auf Street View will kann sein Einverständnis geben und nicht umgekehrt

  9. 12.

    Nach so kurzer Zeit schon neue Bilder? Bei unserer Baugeschwindigkeit reicht es doch alle 50 Jahre mal durch die Straßen zu fahren.

  10. 11.

    Sie müssen ja nicht widersprechen.
    Mich würde interessieren warum wollen sie ggf. widersprechen ?

  11. 10.

    Richtig. Ich finde es auch albern, was die Leute veranstalten. Alles wird gefilmt und gewittert und und und aber eine Hauswand oder ein lumpiges Autonummernschild will man verbieten. Junge Junge

  12. 9.

    Google hat ja mit Ihnen auch kein Vertrag geschlossen.
    Selber Google nutzen aber nur meckern und nörgeln, typisch deutsch.

  13. 8.

    Ich habe mit Google keinen Vertrag geschlossen, warum muß ich dem widersprechen?

  14. 7.

    Und wieder meckern viele rum, aber nutzen GoogleMaps, die Bilder müssen ja schließlich auch irgendwie erstellt werden!
    Und das verpixeln verstehe ich sowieso nicht. Muss ich auch die Augen zu machen, wenn ich an einigen Häusern vorbei gehe?

  15. 6.

    Eine gute Reaktion von Google…. Deutschland hat Angst es könnte ja möglicherweise… naja sicher ist sicher…. Lieber so wenig wie möglich Bilder von Häusern usw.
    Dann lässt man in D. halt alles von vor 13 Jahren.
    Wovor man da Angst hatte/hat erschließt sich mir nicht. Naja scheint so als hat sich die Angst gelegt und diesmal wird erheblich weniger verpixelt.

  16. 5.

    § 59 UrhG – Werke an öffentlichen Plätzen
    (1) Zulässig ist, Werke, die sich bleibend an öffentlichen Wegen, Straßen oder Plätzen befinden, mit Mitteln der Malerei oder Grafik, durch Lichtbild oder durch Film zu vervielfältigen, zu verbreiten und öffentlich wiederzugeben. Bei Bauwerken erstrecken sich diese Befugnisse nur auf die äußere Ansicht.

  17. 4.

    "Frische Panoramabilder aus Deutschland".
    Ach du Schreck.
    Klingt wie: " Bitteschön, das neuste Röntgenbild Ihres Magens, Herr Meier".
    Na denn.
    Ich bin bereit!

  18. 3.

    "auch das ist widerrechtlich"

    Nein, ist es nicht. Sie widersprechen quasi einem "neuen Vertrag".

  19. 2.

    Google Streetview, Datenschutz? Au weia, voll schlimm. Aber wehe, ich bekomme meine Paybackpunkte nicht.

  20. 1.

    auch das ist widerrechtlich,wenn bei einem Widerspruch gegenüber einem Unternehmen dass sich an fremden Eigentum via Street View bereichert Daten erhoben werden.Ein Widerspruch anonym wird vermutlich nicht „angenommen „

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