Am 25. August 1983 wird in West-Berlin ein schwerer Terror-Anschlag verübt: In der "Maison de France", einem französischen Kulturzentrum am Kurfürstendamm in Berlin-Charlottenburg, explodieren 24 Kilogramm Sprengstoff.

23 Menschen werden durch die Explosion zum Teil schwer verletzt. Ein Mensch - der 26-jährige Michael Haritz - stirbt. Der Radsportler und Friedensaktivist hält sich zum Zeitpunkt des Anschlags in dem Gebäude auf, um dort eine Petition gegen französische Atomwaffentests abzugeben.

In der "Maison de France" sind neben dem französischen Generalkonsulat das "Cinema Paris", ein Restaurant, eine Buchhandlung und das "Institut Français" untergebracht. Die oberen beiden Stockwerke mit dem Konsulat werden beim Anschlag komplett zerstört.

Den Auftrag zu dem Anschlag gibt der Terrorist Johannes Weinrich (im Bild), ausgeführt wird die Tat durch den Libanesen Mustafa Ahmed el-Sibai. Weinrich ist als Student zunächst in der linken Szene aktiv und radikalisiert sich dann. Er ist an der Gründung der linksextremistischen Terrororganisation "Revolutionären Zellen" beteiligt und gilt als ehemalige rechte Hand des Terroristen Ilich Ramirez Sanchez, auch genannt "Carlos, der Schakal".

Der Venezolaner Ilich Ramirez Sanchez ("Carlos") ist Sohn eines überzeugten Marxisten. Als junger Mann unterstützt er palästinensische und linksrevolutionäre Gruppen und lässt sich im Umgang mit Waffen ausbildern. Vom Jahr 1973 an soll er Dutzende Terroranschläge mit vielen Toten und Verletzten verübt haben.

Als Motiv für den Anschlag auf das Maison de France gilt die Festnahme der Terroristin Magdalena Kopp in Paris im Jahr 1982. Kopp ist ebenfalls Mitglied der "Revolutionären Zellen", zuerst mit Weinrich liiert und ab 1979 Partnerin von "Carlos".

Nach Kopps Festnahme verüben "Carlos" und Weinrich Anschläge u.a. auf französische Einrichtungen - als Vergeltung und im Versuch, Kopp freizupressen.

Im August 1994 wird Sanchez im sudanischen Karthum festgenommen. In der Folge wird er in Frankreich drei Mal zu lebenslanger Haft verurteilt: 1997 für Ermordung von drei Menschen, 2011 wegen Mittäterschaft bei Anschlägen in den Jahren 1982/1983 und 2017 für ein Attentat auf ein Einkaufszentrum in Paris.

Johannes Weinrich wird im selben Jahr wie "Carlos", 1994, im Jemen festgenommen. Am 4. Juni 1995 liefern ihn die jeminitischen Behörden an Deutschland aus. Fast vier Jahre dauert die Hauptverhandlung im Landgericht Berlin.

Da Weinrich den Sprengstoffanschlag auf die "Maison de France" in Berlin geplant hat und ausführen ließ, verurteilt ihn das Landgericht Berlin im Januar 2000 zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe und stellt die "besondere Schwere der Schuld" fest. Nach einer Revision ist das Urteil 2001 rechtskräftig.

Aber auch das Ministerium für Staatssicherheit der DDR ist in das Attentat verstrickt - das wird nach Mauerfall bekannt. So soll die Stasi im Rahmen von Durchsuchungen in Ost-Berlin früh von den Plänen für die Tat gewusst haben. Als Johannes Weinrich 1982 in Schönefeld einreist, hat er einen gefälschten Diplomatenpass und 24 Kilogramm Sprengstoff im Gepäck. Der Sprengstoff wird zunächst beschlagnahmt - jedoch am 16. August 1983, also ein Jahr später, wieder ausgehändigt: durch Oberstleutnant Helmut Voigt (MfS).

Voigt setzt sich 1991 zunächst nach Griechenland ab, wird aber 1992 gefasst. In Berlin wird er dann im Jahr 1994 wegen Beihilfe zum Mordes zu vier Jahren Haft verurteilt.

2003 wird am Berliner Landgericht ein zweiter Prozess wegen Terroranschlägen gegen Weinrich geführt. Aus Mangel an Beweisen wird er jedoch freigesprochen. 2011 wird Johannes Weinrich allerdings in Paris für vier Anschläge mit elf Toten in Abwesenheit zu "lebenslänglich" verurteilt.

Die Terroristin Magdalena Kopp kommt 1985 aus dem Gefängnis frei. Zunächst lebt sie noch mit "Carlos" und der gemeinsamen Tochter zusammen. Nach seiner Verhaftung sagt sie sich aber 1995 von ihm los und sagt umfänglich aus. Beim zweiten Prozess gegen Johannes Weinrich 2003 am Berliner Landgericht verweigert Kopp allerdings die Aussage. 2015 stirbt sie in ihrer Heimatstadt Neu-Ulm.

Das bei dem Anschlag 1983 stark beschädigte "Maison de France" am Kurfürstendamm wird zunächst über zwei Jahre lang wieder instandgesetzt.

Zur Wiedereröffnung der "Maison de France", Ort der Begegnung und Symbol der deutsch-französischen Freundschaft, kommen am 10. Oktober 1985 die Staatsoberhäupter François Mitterand und Helmut Kohl.

In dem Gebäude befindet sich auch heute ein französisches Kulturzentrum.

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