Verändertes Zugverhalten - Immer mehr Weißstörche überwintern hier

Mi 01.11.23 | 15:48 Uhr
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Symbolbild:Ein Weißstorch in Brandenburg.(Quelle:dpa/P.Pleul)
Audio: rbb24 Inforadio | 01.11.2023 | Interview mit Bernd Petri | Bild: dpa/P.Pleul

Der Weißstorch zieht immer seltener in den warmen Süden. Das zeigen Beobachtungen des Nabu. Die Gründe sind vielfältig und noch nicht vollends erforscht. Wer ein Tier in Berlin und Brandenburg sichtet, sollte dies melden, bittet der Nabu.

Immer mehr Weißstörche verbringen den Winter in Deutschland, statt in Afrika zu überwintern. Diese Beobachtung teilt der Naturschutzbund Deutschland (Nabu) und ruft dazu auf, ab dem 1. November bis 31. Januar Storchsichtungen zu melden [nabu-naturgucker.de].

"Wir beobachten schon seit Jahren, dass sich das Zugverhalten ändert", erklärte Nabu-Storchenexperte Bernd Petri dazu. Ein entsprechendes Monitoring habe in den letzten Jahren mehrere hundert sogenannte Winterstörche verzeichnet.

Kälte setzt dem Storch wenig zu

Grund zur Sorge besteht laut Petri allerdings nicht: "Dem Storch als großem Vogel macht die Kälte kaum etwas aus, da er die Wärme wesentlich besser speichern kann als kleine Singvögel wie Meise und Spatz – und die überwintern schließlich auch bei uns."

Warum immer mehr Weißstörche hierzulande überwintern, ist noch unklar. Naheliegend ist dem Nabu zufolge ein Zusammenhang zum Klimawandel und immer weniger Schnee in Deutschland. Die Tiere finden in den mittlerweile milden Wintern auch hier ausreichend Mäuse, Würmer, Fische und Abfall.

Außerdem gebe es inzwischen auch viele Mischpaare aus Ost- und Weststörchen, erklärt Petri am Mittwoch beim rbb|24 Inforradio: "Also Papa kommt aus dem Westen, Mama kommt aus dem Osten und dann wird es spannend." Denn der Nachwuchs wisse nicht mehr, wohin er im Winter nun fliegen solle: Störche aus den alten Bundesländern ziehe es eher in Richtung Gibraltar, während Störche aus den neuen Bundesländern eher den Bospurus ansteuern würden, so Petri.

Zwei Storch-Hotspots in Brandenburg

Ein weiterer Grund könnten bessere Nistplätze sein, heißt es in einer Mitteilung des Nabu. Wer nicht erst aus dem Süden zurückkehren muss, könne sich den besten Nistplatz frühzeitig sichern. Möglicherweise spielen bei den Winterstörchen auch Zufütterung sowie Prägungen durch Wiederansiedlungsprogramme eine Rolle, schreibt der Nabu weiter.

In Brandenburg liegen beispielsweise das europäische Storchendorf Rühstädt (Prignitz) sowie das zweitgrößte Storchendorf Linum (Ostprignitz-Ruppin). In Rühstädt waren dem Nabu zufolge zu Jahresbeginn insgesamt 30 Paare ansässig, die 28 Jungstörche bis zu Zugreife großzogen. In Linum wurden 2023 zehn Paare und 16 Jungstörche gezählt.

Sendung: rbb24 Inforadio, 01.11.2023, 13:45 Uhr

4 Kommentare

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  1. 4.

    >"Hab gerade letztens einen gesehen. Und dachte: ich seh nicht richtig :). Also dann doch.
    Ok, beim nächsten Mal also melden."
    Ach das geht hier im Rhinland links und rechts der A24 von Neuruppin, Fehrbellin bis Kremmen schon seit paar Jahren so, dass einige Störche zu sehen sind den Winter über. So lange der Boden nicht Wochen lang gefrohren ist, gibts ja auch Futter auf den herbstfeuchten Wiesen hier im Rhinluch. Den Störchen gefällt der Klimawandel zusehens.

  2. 3.

    Kraniche sind auch sehr irritiert. Sie sind zum großen Teil noch hier. Immer wieder schön anzusehen!

  3. 2.

    ... wenn ich ein Weißstorch wäre, würde ich nicht Richtung Süden flattern.
    Diese lange Reise, viel zu anstrengend...
    ...bin ein fauler, wisch nicht mal Staub zu Haus (na ja, ab und zu schon, spätestens wenn ich auf den Möbeln mit den Finger Ottokar schreiben kann).

  4. 1.

    Hab gerade letztens einen gesehen. Und dachte: ich seh nicht richtig :). Also dann doch.
    Ok, beim nächsten Mal also melden.

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