Bildhauer Friedrichs-Friedlaender - Stolpersteine "nageln das Schicksal in den Kopf"

Fr 10.11.23 | 19:23 Uhr
Michael Friedrichs-Friedländer zeigt die Platte eines Stolpersteins, den er soeben geschmiedet hat (Quelle: rbb/Janek Kronsteiner)
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Video: rbb|24 | Bild: rbb/Janek Kronsteiner

Seine tägliche Arbeit, seine Werke sind gerade in Zeiten von wachsendem Antisemitismus auch in Berlin von ganz herausragender Bedeutung: Der 73-jährige gebürtige Münchner Michael Friedrichs-Friedlaender fertigt Stolpersteine an - Messingplatten auf Zement in Form von Pflastersteinen, auf denen Namen, Geburts- und Sterbedaten von Menschen stehen, die einst dort wohnten, wo die goldenen Steine liegen.

"Für mich ist es ganz essentiell, Bescheid zu wissen was war. Es geht nicht einfach nur darum, einen Text abzuschreiben und auf ein Blech zu übertragen. Das einzustempeln heißt, man nagelt sich das Schicksal auch in den Kopf", betont der Bildhauer mit ruhiger Stimme im Gespräch mit rbb24.

Bis zu 140 Stolpersteine pro Woche

Seit 18 Jahren verewigt Friedrichs-Friedlaender Namen und Daten von Holocaust-Opfern aus aller Welt. Seit damals unterstützt er das Projekt des Initiators Gunter Demnig. 88.000 Steine stammen aus Friedrichs-Friedlaenders Werkstatt am nördlichen Stadtrand von Berlin. Allein 8.000 der Stolpersteine liegen auf Berliner Pflaster. Pro Woche entstehen bis zu 140 Exemplare, sie sind schon in Dutzende verschiedene Länder exportiert worden. Derzeit arbeitet er an Stolpersteinen für NS-Opfer, die einst in Venedig, Florenz oder Siena lebten.

Und es werden noch viele tausend Gedenksteine hinzukommen, geht es nach dem Künstler, der seit 1978 in Berlin lebt und arbeitet: "Solange mich diese Arbeit emotional so berührt, mache ich sie auch. Verliere ich das Gefühl dafür, würde ich aufhören. Denn dann wäre es nur noch Routine, und das geht für mich nicht. Das muss man fühlen."

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