Vorwurf der Nötigung "nicht haltbar" - Freispruch für Neuruppiner Kita-Erzieherinnen

Mi 13.12.23 | 17:48 Uhr
Archivbild: Das Amtsgericht in der Karl-Marx-Straße in Neuruppin, Brandenburg. (Quelle: dpa/J. Kalaene)
Video: rbb24 Abendschau | 13.12.2023 | Franziska Tenner | | Bild: dpa/J. Kalaene

Die Vorwürfe machten bundesweit Schlagzeilen: Zwei Erzieherinnen aus Neuruppin sollen Kinder zum Essen gezwungen haben. Vor Gericht beteuerten sie ihre Unschuld, sprachen von einer Intrige - nun sind die beiden freigesprochen worden.

Nach Vorwürfen der Nötigung sind die frühere Leiterin der Neuruppiner Kita "Eichhörnchen" und ihre damalige Stellvertreterin vor dem Amtsgericht in Neuruppin (Ostprignitz-Ruppin) freigesprochen worden. Die Anschuldigungen seien nicht haltbar, hieß es zur Begründung am Mittwoch. Sowohl Staatsanwaltschaft als auch Verteidigung hatten zuvor für den Freispruch plädiert.

Den beiden Frauen - die 53 Jahre alte ehemalige Kita-Chefin und ihre 61 Jahre alte damalige Stellvertreterin - war vorgeworfen worden, Kinder mit Drohungen oder Gewalt zum Essen oder zum Mittagsschlaf gezwungen zu haben.

Zeugin: "Unterschiedliche Ansichten über Erziehung"

Am letzten Prozesstag hatten noch einmal sieben Zeuginnen das Wort. Drei sagten aus, sie hätten einmal gemeinsam beobachtet, wie die damalige Stellvertreterin einen Jungen zum Essen gezwungen habe. Widersprüchliche Angaben machten die Zeuginnen dazu, ob der Junge geweint habe oder nicht und ob es ein Frühstück oder Mittagessen war.

Eine 36 Jahre alte Zeugin, die heute den Kindergarten leitet, erklärte, es habe unterschiedliche Ansichten über Kindererziehung gegeben. Die Angeklagten hätten zu viel von den Kindern verlangt. Und der Druck auf das Team sei zu hoch gewesen.

Die beiden früheren Kita-Chefinnen, die im Sommer 2022 entlassen wurden, hatten im gesamten Prozess die Vorwürfe zurückgewiesen.

Frauen sahen sich als Opfer einer Intrige

Der Verdacht gegen die beiden Erzieherinnen der Kita hatte im Sommer 2022 bundesweit Schlagzeilen gemacht. Von Gewalt, blauen Flecken, eingesperrten Kindern und "schrecklichen Details" war die Rede, ein Medium schrieb von einer "Horror-Kita". Auch in den sozialen Netzwerken kochte die Stimmung hoch. Einige User hatten den Namen der Kita-Chefin herausgefunden und beleidigten sie.

Die beiden Angeklagten wiesen die Vorwürfe stets zurück. Die Anschuldigungen hätten sie "aus den Schuhen gehauen", sagte die ehemalige Kita-Chefin im Laufe des Prozesses. Beide angeklagten Frauen betonten, sie hätten nie Kinder zum Essen oder Schlafen gezwungen, sondern höchstens gefragt, ob die Kleinkinder nicht doch mal probieren wollen.

Beide sahen sich als Opfer einer Intrige. Nach Darstellung der Angeklagten gab es schon vor den mutmaßlichen Vorfällen monatelang Konflikte im Kollegium. Dabei aber sei es um Arbeitszeiten und Dienstpläne gegangen.

Zum Prozessauftakt im November hatte die Amtsrichterin eine Absprache vorgeschlagen: Geständnis gegen Strafrabatt. Doch die Angeklagten wehrten sich vehement - und letztlich erfolgreich.

Sendung: rbb24 Inforadio, 13.12.2023, 17:00 Uhr

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