Ostprignitz-Ruppin - Uniklinik Neuruppin schließt zwei Abteilungen

Mo 04.12.23 | 12:02 Uhr
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Archivbild: Ruppiner Kliniken in Neuruppin, aufgenommen am 16.05.2013. (Quelle: Imago Images/Rainer Weisflog)
Audio: Antenne Brandenburg | 04.12.2023 | Anke Arndt | Bild: Imago Images/Rainer Weisflog

Nach dem Elbe-Elster-Klinikum muss das nächste Krankenhaus in Brandenburg den Rotstift ansetzen. Das Uniklinikum in Neuruppin schließt zwei Fachabteilungen. Grund: Der Betreiber erwartet millionenschwere Verluste.

Das Universitätsklinikum Ruppin-Brandenburg in Neuruppin (Ostprignitz-Ruppin) schließt zum Jahresende zwei Fachabteilungen. Hintergrund sei die schwierige Finanzlage des Klinikbetreibers PRO Klinik Holding, sagte der Geschäftsführer der Holding, Gunnar Pietzner, am Montag dem rbb. Über die Schließungen hatte zunächst die "Märkische Allgemeine Zeitung" [maz.de/Bezahlinhalt] berichtet

Betroffen sind laut Pietzner die Kliniken für Hals-Nasen-Ohrenerkrankungen und für Mund-Kiefer-Gesichtschirurgie. Die Entscheidung sei allen Beteiligten unglaublich schwer gefallen, sagte der Geschäftsführer der Holding.

Betreiber verweist auf "unzureichende Finanzierung"

Für die zukünftige Stabilität des Krankenhauses sei keine andere Wahl geblieben, sagte Pietzner weiter. Für das laufende Jahr lägen die finanziellen Verluste des Klinikums bei 8,3 Millionen Euro. Ein ähnlich hoher Verlust werde für 2024 erwartet, hieß es.

Diese Fehlbeträge resultierten aus der unzureichenden Krankenhausfinanzierung, so die Begründung der Klinik. Die Folgen der betriebsbedingten Schließung würden zur Zeit mit den betroffenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern besprochen.

Das Universitätsklinikum in Neuruppin ist der größte Arbeitgeber im Landkreis Ostprignitz-Ruppin.

Einschnitte auch im Süden Brandenburgs

Die Uniklinik in Neuruppin ist nicht das erste Krankenhaus in Brandenburg, das seine Versorgung einschränken muss. Im November war bekanntgeworden, dass das in finanzielle Schwierigkeiten geratene Elbe-Elster-Klinikum mit Krankenhäusern in Herzberg, Elsterwerda und Finsterwalde einschneidenden Umstrukturierungen vornehmen muss.

Der Aufsichtsrat der Elbe-Elster-Klinikum GmbH hatte dafür gestimmt, die Versorgung an den Standorten einzuschränken oder zusammenzulegen. So soll die stationäre Versorgung ab Juni kommenden Jahres in Elsterwerda und Herzberg konzentriert werden. In Finsterwalde soll nur die psychiatrische Abteilung bleiben.

Ende November hatte zudem das Krankenhaus am Naemi-Wilke-Stift in Guben (Spree-Neiße) mitgeteilt, mit sofortiger Wirkung die Notfallversorgung einzuschränken. Von 20 Uhr am Abend bis zum Folgetag 8 Uhr soll demnach nur die gesetzliche Mindestbesetzung für Notfälle vorgehalten werden. In diesem Zeitraum seien die Fachärzte in Bereitschaft und könnten, so die Mitteilung, in dringenden Fällen per Telemedizin konsultiert werden. Auch hier wurden Finanzierungsprobleme als Grund angegeben.

Krankenhausgesellschaft befürchtet dutzende Insolvenzen

Unterdessen befürchtet der Chef der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG), Gerald Gaß, für das nächste Jahr nach eigenen Angaben bundesweit bis zu 80 Insolvenzen von Kliniken. Dieses Jahr hätten bereits 33 Klinikstandorte Insolvenz angemeldet, sagte Gaß am Samstag der "Rheinischen Post" [rp-online.de/Bezahlinhalt]. Bis Jahresende werde die Zahl noch steigen.

Mit Blick auf 2024 fuhr er fort: "Wir fürchten, dass dann weitere 60 bis 80 Häuser in die Insolvenz gehen." Als Gründe nannte er einen anstehenden Anstieg der Personalkosten um zehn Prozent sowie weiterhin höhere Energiepreise als vor Beginn des Krieges in der Ukraine. Gaß forderte vom Bund Soforthilfen.

Bund und Länder handeln aktuell eine Krankenhausreform aus. Pläne sehen vor, das Vergütungssystem der Kliniken mit Pauschalen für Behandlungsfälle zu ändern, um sie von finanziellem Druck zu immer mehr Fällen zu befreien. Künftig sollen sie 60 Prozent der Vergütung allein schon für das Vorhalten von Leistungsangeboten bekommen.

Sendung: rbb24 Brandenburg aktuell, 04.12.2023, 19:30 Uhr

35 Kommentare

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  1. 35.

    Sehen Sie, dass ist es was ich meine. Sie bekommen die gleiche BEHANDLUNG, die notwendig (!) und ausreichend ist wie alle. Eine Beruhigungsspritze ist nun wirklich nichts dergleichen.
    Die PKV ist notwendig, damit das System überhaupt stabilisiert werden kann. Das ist Ihr Profit, auch wenn Sie nicht Privatversichert sind, was auch Vorteile haben kann, im Laufe eines Versichertenleben lang. Vergessen Sie diese Vorteile nicht! Wenn Sie schon vergleichen.
    Ein Arzt wird Sie wirklich nicht schlechter behandeln. Das ist gegen den Ehrenkodex. Er braucht die Privatpatienten nicht, wenn Sie genug in das System einzahlen würden.
    „für mich stehen Menschenleben über dem goldenen Kalb.“ Hm, ohne das „goldene Kalb“ können Sie gar kein Menschenleben retten. Dann ist die Moral zwecklos bzw. kehrt sich um: In Unmoral.

  2. 34.

    Inga, übrigens braucht niemand bei einer Magenspiegelung eine Beruhigungsspritze. Eine lokale Betäubung des Rachens reicht aus.

    Vielleicht sollten Sie mal erkennen, dass niemand Pat aus reiner Nächstenliebe behandelt und für alles Verständnis hat.

    Pat bekommen die Versorgung, die sie zu zahlen bereit sind.

  3. 33.

    Unsinn. Auch gesetzlich Versicherte bekommen medizinische Hilfe. Auch eine Spritze bekommt man

    Sie vergessen, dass man für einen Privatpatienten mindestens 2,5 mal mehr bekommt.

    Seit Jahren fordern wir Ärzte, dass unser Honorar erhöht wird. Aber nichts passiert. Die Praxiskosten steigen ohne Ende

    Jedoch bekommt auch der Kassenpatient Zeitnah die nötige Versorgung

    Übrigens hat Maria die richtige Einstellung. Wir Ärzte sind Unternehmer und keine heiligen Samariter

  4. 32.

    Ich mache meinen Job gerne. Allerdings bin ich Unternehmerin und muss wirtschaftlich agieren.

    Natürlich sind längere Fahrzeiten zuzumuten und auch die vielen überzähligen Betten müssen abgebaut werden. Auch kann nicht jedes Haus alles vorhalten

    Kein Arzt ist der heilige Samariter. Das ist nun mal so.

    Und wieso sollte eine Ärztin nicht Veränderungen aufzählen und auf Missstände hinweisen?

    Kein Pat stirbt, weil ihm nicht geholfen wurde.

  5. 31.

    Ihre Einstellung gegenüber Patienten (Menschen!) erscheint mir doch etwas fragwürdig. Kranke können weite Wege in Kauf nehmen, Patienten werfen Geld zum Fenster raus, Krankenhäuser, die aus finanziellen Gründen nicht voll ausgerüstet sind, sind zu akzeptieren usw. Eine Notaufnahme, die dann Ihrer Meinung nach nichtmal einen Defi einsetzten können muß- muss der Mensch eben verstehen, auch wenn er deshalb stirbt. Sorry - bei allem Verständnis für die Kapitalgesellschaft - für mich stehen Menschenleben über dem goldenen Kalb.

  6. 30.

    Mit der Terminvergabe fängt es an. Viele Ärzte behandeln nur noch privat Versicherte. Damit verringern sich die Chancen für gesetzlich Versicherte, überhaupt medizinische Hilfe zu bekommen. Eine Freundin von mir ist privat versichert. Wir waren - nur als Beispiel - in der gleichen Praxis zur Magenspieglung. Sie brauchte garnicht nach einer Beruhigungsspritze fragen - sie bekam sie - mir wurde sie verwehrt.

  7. 29.

    Jetzt muss ich Maria mal Recht geben. Sie hat mit allem Recht. Auch ich habe eine Hausarztpraxis mit Bestellsystem.

    Wenn unsere Vergütung durch die Kassen nicht endlich sehr deutlich erhöht werden, wird die Versorgung noch schlechter.

    Ich bekomme pro Quartal und Pat 39 Eur. Egal wie oft der Pat kommt.

    Hausbesuche mache ich schon lange nicht mehr, denn bei jedem Hausbesuch zahle ich drauf. Unsere Vergütung muss mindestens um 250 % steigen. Für alles.

    Aber das wollen Pat nicht sehen.

  8. 28.

    Die Medizin in der DDR hinkte dem internationalen Standart um mehr als 20 Jahre hinterher. Ebenso für die Ausstattung der Kliniken und die Geräte. Ebenso gab es noch größere Versorgungslücken mit Medikamenten.

    Letztlich bekommen heute die Pat die Versorgung, die sie zu zahlen bereit sind.

    Natürlich kann man keine Betten unbelegt verhalten. Ebenso keine Betten auf ITS.

  9. 27.

    Ob Sie es nachvollziehen können oder nicht - es ist halt so. Komisch, dass ich für meine Pat immer und sofort ein Bett bekomme.

    Übrigens irren Krankenwagen nur durch die Gegend, da nicht jedes Haus alle Abteilungen vorhalten kann.

    Wieso ist es für Pat nicht nachvollziehbar, dass sich Klinken und Ärzte Unternehmen sind, die wirtschaftlich agieren müssen ?

    Pat. werfen unnütz Geld zum Fenster raus.

    Eine Klinik, die nicht ständig zu mehr als 95 % ausgelastet ist, ist nicht wirtschaftlich.

  10. 26.

    Ist i.O.
    Aber Sie haben eine unterschiedliche Behandlung unterstellt. Nun stellt sich raus, es ist die Terminvergabe.

  11. 25.

    Dieses nennt man eine bessere Krankenversorgung der Patienten.

  12. 24.

    Vielleicht liegt es aber auch einfach an dem schlechten Ruf, der sich allzu oft bewahrheitet!?!?!? Da kannst de nich ma zum Sterben hin!

  13. 23.

    Der Kapitalismus muss wohl für alles hinhalten!
    Nur mal ein kleines Beispiel: Meine Grßtante war zu damaligen Zeit in der DDR im alten Nauener Krankenhaus, ich kann nur sagen, das war das letzte!
    Irgendwann hat uns die Diensthabene Ärztin um zwei Medikamente gebeten, die wir auch besorgten und geschmuggelt haben.
    Es kann jeder meckern, aber vielleicht ist es ja woanders besser?


  14. 22.

    Danke - ja man kann klagen, aber das Ergebnis werde ich altersbedingt nichtmehr erleben ;-)
    Unterschiede für die Behandlung von GKV und PKV Patienten sieht man ganz einfach schon bei doctolib. Man muss nur versuchen, einen Facharzttermin zu buchen . Mit der Frage zu Anfang nach GKV oder PKV hat sich eine Anfrage für GKV oft schon erledigt.
    Weitere private Beweise möchte ich hier jetzt nicht angeben - das verstehen Sie sicherlich.

  15. 21.

    Zu viele ?
    Rettungswagen irren durch die Landschaft weil sie ihre Kranken nicht in einer Klinik unterbringen können.
    Operationen werden ständig verschoben , von der Pandemie Mal ganz zu schweigen.
    Also ihren Kommentar kann ich nicht nachvollziehen.

  16. 20.

    GKV versicherte können von der Krankenkasse eine sog. Patientenquittung anfordern. Da steht genau drin was die Ärzte abgerechnet haben.

  17. 19.

    „gab die unterschiedliche Behandlung von PKV und GKV Patienten nicht“
    Ärzte arbeiten unter Eid. Sie behandeln gleich. Haben Sie Belegbares? Dann hätten Klagen Erfolg.
    Die private Eigentumsform schafft effektivere Strukturen. Die staatliche Hand muss keine übergroßen Gewinne machen. Mein Vorschlag ist, dies als Prozess so gestalten, dass private und staatliche Strukturen sich über Zeiträume X ablösen. Ähnlich einer Sinuskurve. Diese ständig wandelnden Prozesse (so muss das begriffen werden) hören nie auf und beginnen immer wieder neu. Nur mal so als Idee.

  18. 18.

    Wo ist denn der hauptsächliche Kostentreiber für die Verluste? Die zu erwartenden Einnahmen werden aufgrund der großteils pauschalierten Leistungssätze doch wohl etwas abschätzbar gewesen sein, ich vermute also einen oder mehrere wesentliche Kostentreiber auf der AUsgabenseite.

  19. 17.

    Ich kann Sie schon sehr gut verstehen, denn Sie haben ja Ihre praktische Erfahrung.
    Meine praktischen Erfahrungen sehen teilweise anders aus. In den DDR- Polikliniken habe ich keinerlei schlechte Erfahrungen gemacht, auch meine Mutter und meine Kinder nicht. Heute bin ich selbst etwas älter und die von Ihnen als machbar bezeichneten langen Wege werden beschwerlicher.
    Die zunehmenden Einschränkungen in der Gesundheitsversorgung hat mein Mann mit seinem Leben bezahlt - Termin beim Kardiologen 4 Monate Wartezeit, mit RTW und Herzinfarkt in die Notaufnahme - wo der RTW abgewiesen wurde. In der nächsten Notaufnahme war es zu spät. Tod durch Herzinfarkt gab es auch zu DDR-Zeiten, allerdings waren da die technisch/medizinischen Möglichkeiten noch geringer und es gab die unterschiedliche Behandlung von PKV und GKV Patienten nicht.

  20. 16.

    Dann muss man aber auch höhere Beiträge akzeptieren, wenn man solche Dinge fordert

    Der Besuch ist reine Privatsache und kann auch etwas fahren.

    Auch eine Versorgung im ländlichen Raum muss kostendeckend und voll sein. Außerdem müssen auch Betten auf dem Land voll und ständig ausgelastet sein.

    Letztlich muss alles noch bezahlbar sein.

    Was Sie fordern ist aber nicht mehr bezahlbar. Und Wartezeiten sind immer zu akzeptieren.

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