Großbombe mit chemischem Langzeitzünder - 4.300 Menschen müssen am Mittwoch in Oranienburg ihre Wohnungen verlassen

Di 12.03.24 | 11:15 Uhr
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Symbolbild: Der Schriftzug «Kampfmittelräumdienst» ist an einem Einsatzfahrzeug angebracht. (Quelle: dpa/Frank Molter)
Audio: Antenne Brandenburg | 08.03.2024 | O-Ton: Eike-Kristin Fehlauer | Bild: dpa/Frank Molter

Im Oranienburger Stadtteil Lehnitz wurde am Freitag ein metallener Gegenstand gefunden. Nun steht fest: Es ist eine Großbombe mit chemischem Langzeitzünder. Sie soll am Mittwoch entschärft werden – mindestens 4.300 Anwohner sind betroffen.

Der im Oranienburger Ortsteil Lehnitz (Oberhavel) entdeckte metallische Gegenstand ist wirklich ein Bombenblindgänger. Das teilte die Stadt am Dienstagmorgen mit. Zuvor war die Bombe freigelegt worden.

Laut Kampfmittelbeseitigungsdienst des Landes Brandenburg (KMBD) ist es eine Großbombe mit chemischem Langzeitzünder. Die Bombe befindet sich auf einem Privatgrundstück und liegt in mehr als fünf Metern Tiefe.

Wie Stadtsprecher Sebastian Welzel dem rbb sagte, ist es der mittlerweile 231. Blindgänger, der in Oranienburg gefunden wurde.

Sperrkreis mit 1.000 Meter Durchmesser

Wie bereits beim Fund am Freitag angekündigt, soll die Bombe nun am Mittwoch entschärft werden.

Rund um den Fundort am Inselweg müsse daher ein Sperrkreis mit einem Durchmesser von 1.000 Metern eingerichtet werden, hieß es. 4.300 Menschen müssten ihre Wohnungen verlassen. Als Anlaufstelle für betroffene Bürgerinnen und Bürger stehen laut Stadt das Bürgerzentrum in der Albert-Buchmann-Straße sowie das Regine-Hildebrandt-Haus in der Sachsenhausener Straße zur Verfügung. Es werde ein Bus-Shuttle-Service von Lehnitz zur Anlaufstelle im Bürgerzentrum angeboten.

Die Kontrolle des Sperrkreises startet den Angaben zufolge um 8 Uhr und wird voraussichtlich einige Stunden in Anspruch nehmen. "Erst wenn sichergestellt ist, dass sich niemand mehr im Sperrkreis aufhält, kann das Entschärfer-Team seine eigentliche Arbeit aufnehmen", teilte die Stadt weiter mit: "Sollte alles reibungslos vonstattengehen, könnte die Entschärfung der Bombe am frühen Nachmittag abgeschlossen sein."

Für Fragen hat die Stadt ein Bürgertelefon (03301 600 900) eingerichtet.

Karte des Sperrkreis der Bombenentschärfung Oranienburg.(Quelle:Stadt Oranienburg)Karte des Sperrkreis der Bombenentschärfung Oranienburg.

Bürgertelefon eingerichtet

Die Entschärfung bringt laut Stadt außerdem Einschränkungen des Bahnverkehrs mit sich, weil die Gleise zwischen den Bahnhöfen Lehnitz und Borgsdorf im Sperrkreis liegen: Der S1-Ersatzverkehr fährt den S-Bahnhof Lehnitz zuletzt um 7:50 Uhr an. Die RB 12 nach Templin rollt zuletzt um 10:22 Uhr los, in Richtung Ostkreuz geht der letzte Zug um 9:30 Uhr. Die Flughafenlinie RB32 startet bis maximal 10:45 Uhr nach Schönefeld. Der RE5 kommt aus Richtung Rostock zuletzt um 10:40 Uhr in Oranienburg an und fährt weiter nach Berlin. Um 10:44 Uhr ist die letzte Abfahrt nach Rostock angesetzt.

Oranienburg wurde im Zweiten Weltkrieg besonders stark bombardiert, weil die Alliierten gezielt die Waffen- und Chemiefabriken in der Stadt beschossen. Nach Schätzungen liegen dort noch rund 250 Blindgänger aus dieser Zeit im Boden, viele mit chemischen Langzeitzündern, die noch immer explodieren könnten.

Sendung: Antenne Brandenburg, 08.03.2024, 13:30 Uhr

16 Kommentare

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  1. 16.

    Das ist ein Irrtum. Es gab schon Selbstdetonierer. Zum Beispiel im Lehnitzsee. Und ab und an kommen leider auch Kollegen bei dieser Arbeit zu Schaden oder ums Leben.

  2. 15.

    Nein, das nicht, nur das heute alles in allen Medien bis ins kleinste Detail Ausgebreitet wird.
    Es reicht doch, eine Bombe gefunden, Sperrkreiss, Bombe entschärft, Alle wieder nach Hause, fertig.

  3. 12.

    @ Herr Schulz, wat für'n sinnloser Beitrag von ihnen. Was soll der denn nun bezwecken. Ich kann mich schon erinnern dass auch zu DDR-Zeiten gerade in Oranienburg geräumt werden musste.

  4. 11.

    Nicht zu vergessen, Speziaisten der NVA mussten auch oft Bomben auf zivilen Grundstücken entschärfen. Aber wie schon beschrieben, die Möglichkeiten in der BRD waren besser. Auch der Zeitdruck war grösser, ab 15:00 musste der Berufsverkehr wieder rollen. Da wurde schon eine Menge gleistet.

  5. 10.

    Ja, wer weiß was für noch viel viel ältere Bomben man im Boden finden wird!

  6. 9.

    In Berlin hat man beim Umbau des Molkenmarktes eine mehr als 700 Jahre alte Straße gefunden - dagegen ist ne 80 Jahre alte Bombe recht jung.
    Wer weiß, was noch so alles unter unseren Füßen schlummert.

  7. 8.

    In der DDR wurden auch Bomben geborgen, leider haben unsere amerikanischen Freunde die Luftbilder zu Geld gemacht und erst der BRD verkauft. Die DDR hatte also, vom technischen Stand, nicht so viele Möglichkeiten .Die Behauptung, es sei noch keine Bombe unkontrolliert explodiert stimmt nicht, sicher eine im Lehnitzee und eine unmittelbar an meinem Haus in Lehnitz, ein Mädchen wurde schwer verletzt und es gab doch einige Sachschäden.

  8. 7.

    Jan, die gleichen Gedanken hatte ich sprunghaft im Kopf über diese Nachricht.
    Seit 1945 werden Bomben in der Erde noch gefunden, ab wann wird die Ukraine bombensicher sein in Zukunft?
    Der Ukrainekrieg ist noch nicht zu Ende und der Ruf nach Nachschub an Bomben hört nicht auf.


  9. 6.

    Unglaublich ist m.E. nicht, dass man so lange nach dem 2. WK/Bombenabwurf noch welche findet, sondern der Umstand, dass bisher kein dieser Bomben unkontrolliert los- / hochgegangen ist. Egal ob Chemischer Langzeitzünder oder mechanischer Aufschlagzünder... das Zeug liegt (nicht nur da / in ORB)rund 75-78 Jahre im Boden und korrodiert vor sich hin...
    Wünsche Gutes Gelingen den am Entschärfungsprozess beteiligten Einsatzkräften...

  10. 5.

    Nun ja, ganz so ist es dort nicht, da keine Flächenbombardierung erfolgt. Wenn dem so wäre , würden die Nachrichtenportale das berichten. Arm ist auch relativ.

  11. 4.

    "Was wurde eigentlich zu Zeiten der DDR in Oranienburg gegen Blindgänger unternommen?
    Einfach nur blind darüber Erde geschüttet?" ...

    Deswegen heißt ditt vielleicht auch BLINDgänger ;-)

  12. 3.

    Eigentlich unglaublich, dass man so lange danach noch Bomben findet.
    Da kann man sich vorstellen, was der armen Ukraine blüht, wenn der Krieg irgendwann vorbei ist.

  13. 2.

    Sie werden es nicht glauben, aber auch in der Zeit der DDR wurden Bomben und Minen gefunden und entschärft. Die systematische Suche konnte erst nach Freigabe von Luftbilder der Alliierten erfolgen.

  14. 1.

    Was wurde eigentlich zu Zeiten der DDR in Oranienburg gegen Blindgänger unternommen?
    Einfach nur blind darüber Erde geschüttet?

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