Proteste an Silvester - Slowik und Hikel verteidigen Demo-Verbot in Neukölln

Sa 30.12.23 | 16:19 Uhr
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Archivbild: Barbara Slowik, Polizeipräsidentin in Berlin. (Quelle: dpa/Soeder)
Audio: Radioeins | 30.12.2023 | Philipp Boerger | Bild: dpa/Soeder

Die Lage zu Silvester ist angespannt in Berlin. Zusätzlich angemeldete Demonstrationen für Palästina und Israel in Neukölln am 31. Dezember bergen weiteres Konfliktpotential. Die Politik begrüßt das Verbot einer der Demonstrationen.

Die Berliner Polizeipräsidentin Barbara Slowik hat das Verbot einer für den Silvesterabend angemeldeten pro-palästinensischen Demonstration in Berlin-Neukölln mit befürchteten Straftaten begründet. "Es ist mit Straftaten zu rechnen - im Umfeld oder aus dieser Versammlung heraus", sagte Slowik am Samstag im rbb24-Inforadio.

Die Lage sei emotional. Es sei mit einem Zulauf von Randalierern zu rechnen, die die Versammlung nutzen könnten, um Straftaten zu begehen. Solch eine Entwicklung könne kein Versammlungsleiter im Griff behalten. Darum habe die Polizei die Demonstration untersagt.

Neuköllner Bezirksbürgermeister unterstützt Demo-Verbot

Auch der Bezirksbürgermeister von Berlin-Neukölln, Martin Hikel (SPD), hat das Verbot der pro-palästinensischen Demonstration am Silvesterabend verteidigt.

Hikel sagte dem rbb am Samstag, viele Demonstrationen hätten nicht den Sinn gehabt, Solidarität mit Gaza auszudrücken, sondern seien genutzt worden, um Randale zu machen. Da sei es nachvollziehbar, dass man zu einem ähnlich Schluss komme, wenn eine Demonstration in der Silvesternacht zu einer sehr späten Uhrzeit über die Sonnenallee ziehen soll. Das sei ein sehr hohes Sicherheitsrisiko, so Hikel. Deswegen sei es nachvollziehbar, die Kundgebung zu verbieten.

Pro-palästinensische Demo in Neukölln am Freitag verboten

Nach Angaben der Versammlungsbehörde war der Beginn der Demonstration unter dem Titel "No Celebration During Genocide" ("Keine Feiern während eines Genozids") für Sonntagabend um 22 Uhr am Richardplatz in Neukölln geplant. Enden sollte die Versammlung um 1 Uhr an der Sonnenallee und am Hermannplatz. Angekündigt waren 100 Teilnehmer, die Polizei ging aber von einem viel höheren Zustrom aus.

Für den Silvestertag wurden laut Polizei zwei weitere Versammlungen in Neukölln angemeldet: eine pro-palästinensische von 13:00 bis 17:30 Uhr (1.000 Teilnehmer) sowie eine pro-israelische von 22 bis 2 Uhr (500 Teilnehmer angemeldet).

Faeser kündigt hartes Durchgreifen an Silvester an

Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) kündigte auch mit Blick auf die Krawallen in der Silvesternacht vor einem Jahr in Berlin und anderen Städten ein hartes Durchgreifen an. Dem "Tagesspiegel" sagte Faeser, die Berliner Polizei könne an Silvester auf die Unterstützung des Bundes zählen. An den Bahnhöfen würden vier Einsatzhundertschaften und weiteren Einheiten zusätzlich im Dienst sein. Zusammen seien das 500 Einsatzkräfte.

Die Berliner Polizei werde außerdem mit weiteren 300 Bundespolizistinnen und -polizisten unterstützt. Man werde die Sicherheitslage zum Jahreswechsel genau im Blick haben, so Faeser. Die Einsatzkräfte hätten "immer wieder erleben müssen, dass blinde Wut auf ihrem Rücken ausgetragen wird. Die Antwort darauf muss ein hartes Durchgreifen der Polizei, aber auch der Justiz sein."

Polizei geht von angespannter Lage in Neukölln aus

Bereits für den Nachmittag ist eine weitere pro-palästinensische Demonstration angekündigt. Angesichts der ohnehin schon brisanten Lage in der Silvesternacht, der aufgeheizten Stimmung in Neukölln und des meist am frühen Abend beginnenden Feuerwerks bat die Polizei die Veranstalter, die Demonstrationen an anderen Orten und zu anderen Zeiten anzumelden.

Seit dem Terroranschlag der islamistischen Hamas auf Israel am 7. Oktober gibt es in Berlin ständig Demonstrationen im Zusammenhang mit dem Gaza-Krieg. Dabei kam es in der Vergangenheit auch zu Ausschreitungen.

Sendung: rbb24 Inforadio, 30.12.2023, 10:30 Uhr

76 Kommentare

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  1. 76.

    Wenn nur eine von drei Demonstrationen verboten wurde, so ist das sehr inkonsequent und ebenso bedauerlich

  2. 75.

    Lesen Sie Ihre Kommentare oder nur mal so die politische Einstellung in den Äther gerufen? Ja, es gibt Antisemiten und mit großen Worten, aufgebauscht mit Fehlinformationen oder fehlenden Realitäten, versucht man einseitig etwas zu vermitteln. Mache Ihnen einen Vorschlag, versuchen Sie doch einfach gegen die Terrororganisation Hamas zu demonstrieren, denn das sind die Täter, deren Opfer Juden und Palästinenser sind.
    Sie vergessen immer die Ursache, die Opfer und den Antisemitismus mit in Ihre Ausführungen einzubeziehen. Gäbe es keinen Antisemitismus, keinen Hass, gäbe es auch keinen Terror gegen Juden. Der Terror bedroht zunehmend die westliche Welt. Es geht nicht nur um Israel, einfach mal im Iran nachfragen. Nie wieder ist jetzt.

  3. 74.

    Erstens saugt sich soetwas, wie die Vereinten Nationen nicht aus den Fingern und unabhängige Hilfsorganisationen bestätigen ebenfalls den Trend und die Vorgehensweise.
    Zivile Opfer dürfen in keinem Fall höher als die militärischen Verluste sein.
    Sowas lässt sich mit dem Völkerrecht überhaupt nicht in Einklang bringen, egal wie gerechtfertigt die Vernichtung der Hamas auch ist.

  4. 73.

    Sie verwechseln da eine Menge, die Hamas verstecken sich hinter Zivilisten, nachdem sie feige friedliche Menschen gemetzelt haben. Können Sie dem folgen? Israel soll vernichtet werden, der einzige Schutzraum für Juden. Unfassbar, oder? Israel wird übrigens von anderen Terroristischen Gruppierungen beschossen. Genau, nennt man Vernichtung. Da Israel ein Recht auf Verteidigung hat, sollten wir einer Demokratie zugestehen, sich verteidigen zu dürfen, ähnlich in der Ukraine, die auch vernichtet werden soll. Also, Demokratien im Visier von Hass, Terror und Größenwahn. Ich bin Demokrat und kann nichts dafür, wenn sich meuchelnde Terroristen hinter Zivilisten verstecken, niemand auf der Welt käme auf den Gedanken, sich hinter Menschen zu verstecken, jeder würde Menschen sicher wissen wollen. Für die freie Welt ist es wohl besser, den Terror zu vernichten. Antisemitismus und Terror gehören nämlich nicht zu uns. Wann gedenken wir der deutschen Opfer der Hamas? Kinder, Alte, Frauen, Tanzende?

  5. 72.

    Morena, Sie haben jede Objektivität verloren. Sie sind nicht interessiert, fair und sachlich zu diskutieren. Mia Schem, eine Geisel, hören Sie diese an. Die Hamas sind keine Befreier, es sind barbarische und böse Menschen, die Hass verbreiten, Palästinensern die Freiheit nehmen, Israel verteidigt sich übrigens gegen Vernichtung. Geisel sind noch in der Gewalt jener. Jedoch Terroristen verstecken sich hinter Zivilisten, wie erbärmlich. Ihre Wut sollte sich gegen die Hamas richten, warum wird in Ihnen nicht der Impuls ausgelöst, die Hamas für das unaussprechliche Grauen gegen Menschen verantwortlich zu machen? Was lässt Sie das Geschehen so verdreht erkennen? Diese Eiseskälte den Opfern gegenüber ist erschreckend, wenigstens das hätte ich von Ihnen erwartet. Ich schäme mich für Deutsche, die antisemitische Kommentare schreiben und dabei noch denken, sie wären Menschenfreunde. Für die freie Welt ist es existenziell, wenn die Hamas vernichtet werden. Einfach mal darüber nachdenken.

  6. 71.

    Moment mal. "sie" (dort) und "ihr" hier. Was soll das?
    Und was ist mit Friedens- und Kommunikationsaufrufen an "sie dort" und "sie hier", Juden und Palästinenser, um gemeinsam einen, ihren Weg zu suchen?

    Einmischung aus dem Westen ist nicht die Lösung. Es ist eher nicht erkennbar, dass die verfeindeten Gruppen eine Lösung suchen würden.

  7. 70.

    Ich habe ein mögliches Beispiel angeführt, ebenso, dass die Hamas die Zahlen manipulieren könnte, um Hass gegen und Unverständnis für Israels Militäreinsatz zu schüren. Noch mal: Wir beide, aber auch alle anderen hier kennen nicht die konkreten Gefechts- und Gefahrensituationen, die zu hohen Opferzahlen unter Zivilisten geführt haben. Das kann hier niemand mit Gewissheit beurteilen.

  8. 69.

    Das Unterscheidungsprinzip kann nie ins Wanken geraten. Sie können nur das Notwendigkeitsprinzip ins Feld führen. Aber, alle drei Prinzipien haben eines gemein, sie sollen das Maß an zivilen Opfern auf das Notwendigste, Unvermeidbare beschränken.
    Zugegeben, im asymmetrischen Krieg (Terrorismus) wiegt das Notwendigkeitsprinzip, also die Rechtfertigung für die Notwendigkeit militärischer Operationen trotz ziviler Opfer, schwer. Denn es gibt kein geeigneteres Mittel.
    Wie kann aber eine militärische Auseinandersetzung in der 100-200 mal soviele Zivilisten militärischen Opfern gegenüberstehen, grundsätzlich irgendeines dieser Prinzipien genügen?

  9. 68.

    Allein von den Opferzahlen auf eine Unverhältnismäßigkeit zu schließen, ist ein Trugschluss, denn weder Sie noch ich wissen, was konkret zu diesen Zahlen geführt hat. Nur ein Beispiel: Nehmen wir mal an, dass ein ganzer Bezirk voll mit MG-Nestern und Hamas-Terroristen, darunter auch Heckenschützen, ist, die zahlreiche Zivilisten festhalten, aber die israelische Armee genau durch diesen Bezirk aus taktischen Gründen muss. Dann kann der Einsatz tödlicher Gewalt durchaus verhältnismäßig sein, weil vollkommen klar ist, dass die Hamas-Terroristen einen haushohen Vorteil haben und zahlreiche israelische Soldaten ihr Leben lassen werden, wenn dieses Gebiet nicht bombardiert wird. Das Unterscheidungsprinzip kann dann durchaus ins Wanken geraten, weil somit aus den zivilen Einrichtungen ganz schnell militärisch relevante Ziele werden. Die Hamas nutzt genau das aus. Ob die Zahlen tatsächlich so hoch sind, ist übrigens fraglich, da das Gesundheitsministerium von ihr kontrolliert wird.

  10. 67.

    " Es waren jedes Mal friedliche Demos. Uns zu kriminalisieren und unter Generalversacht zu stellen und mit betrunkenen Böllerwerfern in einen Topf zu werfen ist eine bodenlose Unverschämtheit. "

    Das mag ja sein das Sie zufällig bei der ein oder anderen friedlich verlaufenden Pro - Palästina - Demo dabei waren aber viele andere waren es eben nicht sondern im Gegenteil straff organisiert & zum Teil von langer Hand vorbereitet für Krawalle & Hetze nicht nur gegen Israel sondern gegen Demokratische Werte im allgemeinen und das auch in der Regel nicht von " betrunkenen Böllerwerfern " sondern von sehr nüchternen Bürgern die genau wussten was sie tun !!!

  11. 66.

    Die Unverhältnismäßigkeit lässt sich bereits an dem Verhältnis der zivilen zu den militärischen Opferzahlen ablesen. Sowas kann nicht mal dem Notwendigkeits- geschweige denn dem Verhältnismäßigkeitsprinzip genügen. Das Unterscheidungsprinzip steht ihrer Aussage sowieso immer entgegen.
    Sie mögen ja ansonsten mit allem Recht haben, aber sie werden mit ihrer Meinung, Israel agiere völkerrechtskonform, immer zu einer qualifizierten Minderheit gehören.

  12. 64.

    " Eine Demo muss angemeldet, aber nicht genehmigt werden. Kennen Sie den Unterschied? "

    Ich versuche es .

    Wenn gegen eine angemeldete Demo KEIN Verbot verhängt wird ist diese auch automatisch genehmigt ??

  13. 63.

    Dagmar.
    Vollkommen richtig.

  14. 62.

    Auch ich würde gern protestieren. Gegen Böllern, gegen Feuerwerke überhaupt

    Aber was verboten ist, ist verboten!

  15. 61.

    Eine Demo muss angemeldet, aber nicht genehmigt werden. Kennen Sie den Unterschied?

  16. 60.

    Wo steht das meiner Aussage entgegen? Ich bin mir dieses Prinzips bewusst. Aber können wir aus der Distanz mit Sicherheit beurteilen, ob Kampfhandlungen mit zivilen Opfern stets unverhältnismäßig waren? Sind wir auf dem Schlachtfeld oder im Kommandoposten gewesen, um einzelne Handlungen sicher beurteilen zu können? Das sollte man sich nicht anmaßen. Wir sitzen hier gemütlich und sicher vor dem PC und Fernseher, weit weg vom Konflikt entfernt und meinen dennoch, das genauso gut beurteilen zu können wie Soldaten oder Generäle in der konkreten Gefechtssituation? Das bezweifle ich doch sehr stark. Und noch mal: Die Hamas nutzt genau das gezielt aus, um noch mehr Hass gegen Israel zu schüren. Die zivilen Opfer hat somit in den allermeisten Fällen die Hamas zu verantworten, weil sich israelische Soldaten nun mal nicht erschießen oder in die Luft jagen lassen wollen und laut Völkerrecht auch nicht lassen müssen.

  17. 59.

    Die Terrororganisation Hamas, welche am 7. Oktober 2023 das schlimmste Verbrechen am jüdischen Volk nach der Shoah begangen hat, soll also noch Rechte haben? Welche denn? Weiterhin Zivilisten und jüdische Geiseln als Schutzschilde zu missbrauchen? Weitherin Ziele in Israel mit Raketen azugreifen? Darauf, dass Israel sich zurückzieht, damit die Hamas an ihrem nächsten barbarischen Verbrechen gegen Israel feilen kann? Ein ganz entschiedenes Nein! Ja, es geht um einen Endsieg, aber nicht gegen Palästina, sondern gegen die Hamas. Solange sie dort das Sagen hat, wird Israel niemals sicher sein. Die Hamas hat den Krieg nach Gaza gebracht, nicht Israel einfach so ohne Grund. Die palästinensische Bevölkerung darf sich dafür bei der Hamas bedanken.

  18. 58.

    Ich bezahle Ihnen ein Flug nach Gaza. Ich zimmere Ihnen das Rednerpult. Ich stelle Ihnen einen Simultanübersetzer, der Ihre Rede vor Ort in Gaza übersetzt.

    Menschen sterben und ihr schweigt. Scheiben klirren und ihr schreit.

    Es steigt ein beissender Verwesungsgestank aus der scheinbaren Ruhe solcher Ordnung auf.

    Das Biedermeier aber vernimmt nur den Geruch illegaler Böller, hört nicht das Raketen und Atelleriefeuer. Noch sieht es auf die endlose Kette Toter und Verletzter.
    Es braucht Ruhe. Und wundert sich dann über die Gewaltexplosion die unter solchem Extremismus, solchem Anspruch auf Ruhe gärt.

  19. 57.

    Das Demo-Verbot ist richtig. Es braucht keine Rechtfertigung!
    Berlin und deren Bürger brauch Ruhe und kein Chaos.
    Dank an die Polizei-Einsatzkräfte und ein ruhiges Silvester (ohne Angriffe)!

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