Nachruf auf Kay Bernstein - Der Mann, der Hertha einte

Di 16.01.24 | 15:34 Uhr | Von Till Oppermann
  21
Kay Bernstein steht vor der Ostkurve im Berliner Olympiastadion (Quelle: IMAGO / camera4+)
IMAGO / camera4+
Video: rbb24 Abendschau | 16.01.2024 | Philipp Büchner | Bild: IMAGO / camera4+

Hertha-Präsident Kay Bernstein ist gestorben. In seiner kurzen Zeit an der Spitze von Hertha BSC hat er viel bewegt. Er stand für einen Berliner Weg und kämpfte dafür, die Fans hinter der Fahne des Klubs zu einen. Von Till Oppermann

Wie viel Energie von einem Fußballverein ausgehen kann, zeigte sich am 26. Juni 2022 im CityCube auf dem Berliner Messegelände. "Hertha BSC heißt unser Verein, Hertha BSC wird es immer sein", hallte es aus hunderten Kehlen durch die Halle.

Gerade hatte der Versammlungsleiter auf der außerordentlichen Mitgliederversammlung des Fußball-Bundesligisten Hertha BSC das Ergebnis der Wahl zum neuen Vereinspräsidenten verkündet. Kay Bernstein war der Sieger. Ein Mann, der in der Ostkurve groß wurde, stand nun an der Spitze des Klubs. Und Hertha BSC stand wieder auf den Beinen, die den Verein tragen.

Bernsteins Ziel war Einigkeit

Bernsteins Präsidentschaft begann in einer der turbulentesten Phasen der Vereinsgeschichte. In den drei Jahren, seit Lars Windhorst 2019 mit großen Versprechungen in Hertha investiert hatte, standen sieben Trainer an der Seitenlinie und der langjährige Sport-Geschäftsführer Michael Preetz wurde durch Fredi Bobic ersetzt.

Es verging kaum eine Woche, in der nicht Vereinsinterna in der Presse standen. Nicht das Wohl des Vereins, sondern persönliche Eitelkeiten standen im Vordergrund. Bernstein zeigte schon in seiner Antrittsrede, dass er es anders machen wollte - und wählte versöhnliche Worte in Richtung aller, die ihm nicht zutrauten, Hertha zu führen: "Lasst uns auf die Leute zugehen und mit ihnen reden. Darauf wird es ankommen", sagte er unter dem Applaus der Fans.

Für die Werte der Fanszene

Kay Bernstein stand für eine moderne Hertha, die ganz Berlin repräsentieren will. Er wurde am 8. September 1980 im sächsischen Erzgebirge geboren und wuchs dann in Ostberlin auf. 1998 gründete er die Hertha-Ultra-Gruppe Harlekins mit. Später stand er als Vorsänger vor der Ostkurve und engagierte sich in verschiedenen Faninitiativen. Diese Zeit prägte sein Bild des Fußballs, den er in erster Linie als Spiel der Fans betrachtete. Während seiner Zeit als Präsident setzte sich Berstein für das kontrollierte Abbrennen von Pyrotechnik und die 50+1-Regel ein und stimmte zweimal gegen Investoren in der Deutschen Fußball-Liga.

Seine klare Haltung für Faninteressen brachte ihm nicht nur bei Herthas Anhängern großen Respekt ein. Fanszenen in ganz Deutschland werteten Bernsteins Wahl und seine Arbeit als Signal für einen anderen Profifußball, in dem es weniger um Geld und mehr um Werte wie ausgeglichenen Wettbewerb, Gemeinschaft und Zusammenhalt gehen könnte.

Berliner Weg

Bernsteins Wirken als Präsident war aber weit mehr als nur symbolisch. "Wohlüberlegt" entließ er im Januar 2023 nach einer 0:2-Derby-Niederlage gegen Union Fredi Bobic und entschied sich dazu, ihn durch Benjamin Weber und Zecke Neuendorf zu ersetzen. Zwei Männer, die in den Jahren zuvor dazu beigetragen hatten, Herthas Jugendakademie zu einer der besten im Land zu machen. Die Personalentscheidungen sollten Teil eines "Berliner Wegs" sein, mit dem Hertha zurück zum Erfolg kommen wollte.

Mitarbeiter und junge Spieler aus der eigenen Stadt sollten Hertha wieder nach oben führen und dabei helfen, den finanziell stark angeschlagenen Verein zu stabilisieren. Mit diesem Weg konnten sich die Fans so gut identifizieren, dass selbst der Abstieg im Sommer 2023 und das Bangen um die Zweitliga-Lizenz nicht zu neuer Unruhe im Verein führten. Vor der Saison verkaufte Hertha so viele Dauerkarten wie noch nie. 13 Eigengewächse reisten mit ins Trainingslager.

Bernsteins Vermächtnis wird bleiben

Trotz zunächst durchwachsener Leistungen in der Liga war die Stimmung bei Hertha in der Hinrunde weiter positiv. "Wir erleben innerhalb der Hertha-Familie einen Zusammenhalt, der sich großartig anfühlt und der solche Erlebnisse, wie das Pokalspiel gegen den HSV, erst möglich macht", twitterte Bernstein deshalb zum Jahreswechsel in Anspielung auf Herthas Highlight-Sieg im DFB-Pokal-Achtelfinale gegen Hamburg.

Für diesen Zusammenhalt war der Familienvater maßgeblich verantwortlich, in seinen anderthalb Jahren als Präsident gewann Hertha insgesamt gut 10.000 neue Vereinsmitglieder für sich.

Dieses Vermächtnis wird dem Hauptstadtklub bleiben, der auch in den kommenden Jahren vor großen Herausforderungen steht. Projekte wie die finanzielle Sanierung, den mittelfristigen Umgang mit dem neuen Investor 777 Sports und ein vereinseigenes Stadion sowie natürlich die Rückkehr in die Fußball-Bundesliga wäre Bernstein gerne angegangen.

Kay Bernstein starb nun im Alter von 43 Jahren. Der Unternehmer hinterlässt eine Frau und zwei Töchter.

Sendung: rbb24 Abendschau, 16.01.2024, 19:30 Uhr

Beitrag von Till Oppermann

21 Kommentare

Wir schließen die Kommentarfunktion, wenn die Zahl der Kommentare so groß ist, dass sie nicht mehr zeitnah moderiert werden können. Weiter schließen wir die Kommentarfunktion, wenn die Kommentare sich nicht mehr auf das Thema beziehen oder eine Vielzahl der Kommentare die Regeln unserer Kommentarrichtlinien verletzt. Bei älteren Beiträgen wird die Kommentarfunktion automatisch geschlossen.

  1. 21.

    Respekt und Verneigung vor Kay! Er hat es geschafft die "Alte Dame" wieder zu einigen, und man kann nur hoffen, dass dieser Weg weitergegangen wird, und nicht wieder persönliche Ego´s die Oberhand bekommen.
    In den Farben getrennt, in der Sache vereint! Ruhe in Frieden!
    Eisern

  2. 20.

    Unfassbar traurig, das ist ein tragischer Verlust, nicht nur für die Angehörigen sondern auch für die gesamte Herthafamilie und den Verein.
    Mein aufrichtiges Beileid aus dem Süd-Osten Berlins
    In den Farben getrennt aber in der Trauer vereint.

  3. 18.

    Lieber Kay, in den vergangenen 569 Tagen prägte dein Stolz, deine Überzeugung und dein Engagement deine Rolle als Präsident. Du verkörpertest einen Neustart für Hertha BSC und hauchtest mit Leidenschaft unseren Werten und unserer Philosophie Leben ein. Dein unvergesslicher Einsatz für den Verein wird tief in unserer Geschichte verwurzelt bleiben. Die gesamte Hertha-Familie sendet in dieser schweren Zeit viel Kraft an deine Freunde und Angehörigen. Mögest du in Frieden ruhen, lieber Kay.

  4. 17.

    Danke für die Vereinigung von Mannschaft und Fans sowie der gesamten Herthafamilie. Erschrocken von der Nachricht des Todes von Kay. Mein Beileid der Familie und Freunden

  5. 16.

    Auch wenn ich nichts mit der alten Dame Hertha anfangen kann, ist es unfassbar. Mit ihm wurde ein guter Weg beschritten und vieles wäre noch möglich gewesen. Herzliches Beileid den Angehörigen und der Hertha-Familie von einem Eintracht Frankfurt Fan.

  6. 15.

    RIP Kay Bernstein. Warum müssen die Besten immer zuerst gehen? Er hatte Hertha BSC wieder auf den richtigen Weg gebracht. Mein Mitgefühl gilt seiner Familie. Hoffentlich gibt es einen würdigen Nachfolger.

  7. 14.

    Auch hier mein herzliches Beileid an seine Familie, der ich in dieser schweren Zeit viel Kraft wünsche.
    Nils.

  8. 13.

    (Ergänzung zum Vorkommentar:)Lasst uns lieber generell - nicht nur wenn jemand zu früh von uns geht, respektvoll und tolerant miteinander umgehen! Gerade im Fußball, aber auch in der heutigen Gesellschaft generell, mangelt es an der Fähigkeit einander zuzuhören und den Anderen überhaupt rnstzunehmen.

    Herr Bernstein, ich verneige mich vor Ihnen und wünsche all Ihren Hinterbliebenen viel Kraft und nur das Allerbeste!


  9. 12.

    Auch von mir mein herzliches Beileid. Ich war sogar bis ins Jahr 2000, als mein Vater gestorben ist, Hertha BSC Mitglied. Hertha ist heute noch mein Lieblingsverein.
    Ich war so froh, das nach dem Besitzer einer Putzfrirma, sls Präsident von Hertha BSC Berlin, endlich ein wahrer Hertha-Fan Präsident von Hertha BSC Berlin wird.
    Ich glaube das unser Präsident im Blau-Weissen Himmel über uns Alle wacht und das er dafür sorgt, daß wir wieder aufsteigen in die erste Liga. Da gehören wir hin.

  10. 11.

    Der Beitrag des rbb hat mich wirklich gepackt. Ein wunderbar leiser, letzter Gruß mit "Nur nach Hause..." vom Frank, nur als kleines Klaviersolo. Wer da nicht weint, dem ist nicht mehr zu helfen. Gott mit ihm. Glück Auf!

  11. 10.

    Mein herzliches beileid an alle herthaner und des Umfeld

  12. 9.

    Mein Beileid an seine Familie, Freunde und Angehörige sowie viel Kraft beim Verarbeiten des Verlustes eines lieben Menschen.
    Ganz Berlin trauert um einen Sportsmann Ruhe in Frieden.

  13. 8.

    Herzliches Beileid an die Familie, wir werden Dich nie vergessen. HA HO HE

  14. 7.

    Mach's gut, wir werden dich in guter
    Erinnerung behalten.

  15. 6.

    Ruhe in Frieden und bring den Engeln das Fußball spielen bei. LG von einem alten Unionfan .Wir halten zusammen wie der Wind und das Meer, die blau weisse Hertha und der FC UNION.

  16. 5.

    Auch an dieser Stelle noch einmal mein herzlicher Dank an Kay Bernstein, der viel zu früh gegangen ist, aber in der kurzen ihm vergönnten Zeit an der Spitze von Hertha BSC mehr bewegt hat als viele andere vor ihm. Wir werden sein Andenken wahren.

  17. 4.

    Ein schrecklicher Verlust für die Familie, den Verein und seine Fans... für Berlin!!!

  18. 3.

    R.I.P
    Er ist zu früh gegangen

  19. 2.

    Leider müssen manche früher gehen.Aber Blau Weißes Blut wird immer fließen!In Gedanken bin ich bei der Familie.

Nächster Artikel