Spree-Serie | Wasserhaushalt - Warum wir den Wasserpegel der Spree wieder ins Gleichgewicht bringen müssen
Die Idylle der Spree lädt jährlich viele Urlauber zum Paddeln ein. Erhalten wird diese jedoch mit Eingriffen in die Natur, die das Problem auf Dauer nicht lösen können. Der Wasserpegel sinkt. Ihn zu halten, könnte nach dem Kohleausstieg schwierig werden.
Die Spree ist der prägende Fluss unserer Region. In ihrem Verlauf weist sie etliche Besonderheiten auf. An manchen Stellen geht es ihr gut, an manchen Abschnitten kränkelt sie. Es gibt Passagen mit Neuigkeiten und Neuentwicklungen. Wie steht es um die Spree?
Etwa 35 Kilometer nördlich vom Unterspreewald fließt die Spree gemächlich durch Beeskow (Oder-Spree). Seit vier Tagen sind Nadja Neumann und Tom Dankert auf dem Wasser unterwegs. Ihr Ziel: Die Märkische Umfahrt, ein circa 180 Kilometer langer Wasserrundweg.
Dabei paddeln die Braunschweiger oftmals allein durch den Abschnitt zwischen dem Spreewald und Berlin, der danach in die Müggelspree und Dahme weiterfließt. Publikumsverkehr gebe es auf dem Gewässer derzeit wenig, sagt Dankert. "Es ist also sehr angenehm."
Stauwerke halten Idylle am Leben
Die Idylle ist auch verschiedenen Wehren und Stauwerken rund um Beeskow zu verdanken, welche den Pegelstand regulieren und auch im Sommer konstant halten. "Für Urlauber ist das von Vorteil, denn sie können problemlos in beide Richtungen paddeln", sagt Mike Dittrich, der in Beeskow einen Kajak- und Kanuverleih hat. "Doch es wäre schöner, wenn das Wasser etwas schneller fließen würde.”
Denn während Touristen in voller Fahrt weiter paddeln können, ist die langsame Fließgeschwindigkeit für das Ökosystem weniger optimal. Gerade in den heißen Sommermonaten begünstigt das langsame Fließgewässer das Vorkommen von Algenblüten, wie beispielsweise der Blaualge. Diese finden sich auch immer wieder aufgrund nährstoffreicher Gewässer in Berliner und Brandenburger Seen wieder. Bei Kontakt können sie zu Hautreizungen, Bindehautentzündungen und Ohrenschmerzen führen.
Blaualgenverdacht in der Beeskower Flussbadeanstalt
Erst vor Kurzem gab es einen Blaualgenverdacht an der Beeskower Flussbadeanstalt. Dieser habe sich dennoch nicht bestätigt. Die Flussbadeanstalt direkt am Spreepark der kleinen Kreisstadt darf nun wieder täglich öffnen. Sie lockt Badegäste mit ihrem historischen Flair, erklärt Roland Brunotte vom Verein Bumerang e.V. Der Verein betreibt die Badeanstalt seit 15 Jahren im Auftrag der Stadt. Doch schon seit dem Jahr 1849 ist der Ort als öffentliche Badestelle erwähnt. Im Jahr 1915 wurde das historische Gebäude eröffnet.
“Links und rechts gibt es noch die Umkleidekabinen für Männlein und Weiblein”, sagt Brunotte. Zudem gebe es neben dem historischen Gebäude ein Fitnessstudio. "Außerdem haben wir hier eine Wasserrutsche, die Einzige an der Spree, die ich kenne”, so der Betreiber weiter. Dabei kann man in der Flussbadeanstalt erst seit der Jahrtausendwende und einer umfassenden Sanierung des Areals wieder baden. Zu DDR-Zeiten wurde der Fluss wegen seiner Verschmutzung gemieden.
Fehlendes Grundwasser wird Pegel senken
Doch während sich die Wasserqualität inzwischen verbessert hat, gibt es auch andere Sorgen, die Anrainer in Beeskow umtreiben. Es stellt sich die Frage: Was wird aus dem bisher gut regulierten Abschnitt, wenn immer weniger Niederschlag fällt und das Grundwasser fehlt? Denn das wird bisher noch aus den Tagebauen in die Spree gepumpt. Spätestens also wenn Deutschland 2038 aus der Kohleverstromung aussteigen will, wird weniger Grubenwasser aus dem Betrieb der Tagebaue in die Spree geleitet.
Wie sehr der Pegel senken wird, hängt auch davon ab, welche Maßnahmen eingeleitet werden, so Christiane Schröder, Geschäftsführerin vom NABU Brandenburg. “Es wird in den Sommermonaten sicher etwas weniger Wasser sein." Das sei für den Fluss vor dem Kohleabbau der natürliche Lauf gewesen. Dennoch sehe der Naturschutzverband für die Spree viel Handlungsbedarf.
Weil in den Verlauf der Spree bereits für lange Zeit vom Menschen eingegriffen wurde, werde es auch nach dem Kohleausstieg nicht gehen, den Fluss ohne Maßnahmen sich selbst zu überlassen, so Schröder weiter. Technische Eingriffe, die Wasser von A nach B schieben, seien dennoch nicht die Lösung.
Aufgabe für die kommende Jahrzehnte
Vielmehr, so Schröder, müsse Wasserrückhalt in der Landschaft praktiziert werden. Außerdem müssten Unternehmen wie die Leag, die vom Braunkohleabbau in der Lausitz profitierten, stärker an den Kosten für die Maßnahmen beteiligt werden.
Den Naturschützern zufolge ist es eine Aufgabe für die kommenden Jahrzehnte, den Wasserhaushalt der Spree wieder ins Gleichgewicht zu bringen. Das werde früher oder später jeden Abschnitt des Flusses betreffen.
Sendung: Antenne Brandenburg, 09.08.2023, 16:12