Waldumbau in Brandenburg - 9.000 Hektar Kiefernwald bei Neuzelle sollen Mischwald werden

Mo 13.11.23 | 16:22 Uhr
  19
Symbolbild: Die Sonne scheint durch den Herbstwald auf dem Gelände des verlassenen Forsthauses Treppeln. (Quelle: dpa/P. Pleul)
Audio: Antenne Brandenburg | 13.11.2023 | O-Ton Norbert Kannowski | Bild: dpa/P. Pleul

Die Stiftung Stift Neuzelle will ihren Wald umbauen und für den Klimawandel wappnen. Ziel sei es, die rund 9.000 Hektar Wald in Neuzelle (Oder-Spree) dauerhaft zu erhalten, sagte Geschäftsführer Nobert Kannowski am Montag dem rbb.

Dafür sollen die bestehenden rund 200 Hektar Eichenwald ausgeweitet werden, da die Bäume besser mit der zunehmenden Trockenheit umgehen können. "Wir begründen unter den Kiefern neue Eichenbestände, die dann unter dem Schutz der Kiefer heranwachsen", sagte Kannowski. "Das ist ein langwieriges Projekt und keine Sache von fünf oder zehn Jahren.“

Das Saatgut komme aus den eigenen Beständen, so der Geschäftsführer. Die forstliche Behörde kontrolliere die Qualität des Saatguts, das später in die Baumschulen komme, wo die Eichen gezogen würden.

Vier von fünf Bäumen im Wald sind Kiefern

Zudem seien bereits Maßnahmen zum Schutz gegen Waldbrände eingeleitet worden: "Wir machen jetzt Waldbrandschutzriegeln, wir verbreiten unsere Wege und nehmen links und rechts die Kiefer zurück", sagte Kannowski weiter. "Wir nehmen das brennbare Material raus und säen dort Eichen ein."

Der Wald in Neuzelle besteht aktuell überwiegend aus Kiefern - nach Angaben der Stiftung gehören vier von fünf Bäumen dieser Art an. Nur jeder zehnte Baum im Neuzeller Wald ist eine Eiche. Birken und Fichten gibt es in noch kleineren Mengen.

Das Brandenburger Umweltministerium will bis zum Jahr 2050 große Waldflächen umbauen. Aus vielen reinen Kiefernwäldern sollen Mischwälder entstehen. Ab 2050 soll der Landesbetrieb Forst keine Nadelbäume mehr anbauen. Das geht aus einem Plan des Umweltministeriums hervor, aus dem nun nach einer Anfrage aus der Linksfraktion im Landtag erstmals Details genannt wurden.

Sendung: Antenne Brandenburg, 13.11.2023, 10:30 Uhr

19 Kommentare

Wir schließen die Kommentarfunktion, wenn die Zahl der Kommentare so groß ist, dass sie nicht mehr zeitnah moderiert werden können. Weiter schließen wir die Kommentarfunktion, wenn die Kommentare sich nicht mehr auf das Thema beziehen oder eine Vielzahl der Kommentare die Regeln unserer Kommentarrichtlinien verletzt. Bei älteren Beiträgen wird die Kommentarfunktion automatisch geschlossen.

  1. 19.

    Diesbezüglich kann man sich aber auf das "Vergessen" über Generationen verlassen.
    Mit dem Verständnis für die damalige Situation kann man für die heutigen Kiefernmonokulturen auch niemandem die "Schuld" geben. Holz war gefragt und sollte schnell und billig sein.
    In 100 Jahren wird irgendwer fluchen, weil wir kaum noch Nadelholz haben.

  2. 18.

    Mal wieder faktenbefreit rumposaunen, macht sich ja gut wenn es gegen die in Potsdam geht.
    Schade für Sie, dass Sie sich nun ausgerechnet eine vom Land Brandenburg finanzierte Stiftung als "privates" Vorbild herausgesucht haben und daraus ganz einfach auf 2/3 extrapolieren.
    Der Landesbetrieb Forst ist im übrigen sehr aktiv was den Waldumbau angeht und auch die Schulung für private Waldbesitzer und das nicht erst seit gestern Vormittag.

  3. 17.

    Manche mögen und wählen das."
    Und wieder andere finden zu jeder Nachricht den Dreh, daraus eine verschwurbelte Anklage gegen all diesen neumodischen Kram zu machen.
    Die aktuelle Hitliste der dabei angemaulten führen der Herr Woidke und so ziemlich jeder bekannte grüne Politiker an.
    Erinnert ein wenig an Waldorf und Statler aus der Muppet-Show. Ist nur nicht so lustig.

  4. 16.

    Der Artikel beschreibt gut wer umbaut und wer nicht. Und zwar schon lange. Der UM Herr Vogel baut gar nichts um. Die Privaten haben 2/3 des Waldes und bauten schon, bevor Herr Vogel wusste wie man Wald schreibt. Er moderiert. Er sagt „Andere sollen... und bezahlen“. Also das, wofür die Art bekannt ist. Manche mögen und wählen das.

  5. 15.

    Nichts für ungut, ich habe da auch nicht immer ein gutes Händchen beim Formulieren.
    "Ja es gibt auch Modelle die von einer Verbesserung des allgemeinen Wasserdargebots ausgehen." Auch auf diese Modelle würde ich nicht vertrauen. Das Problem bei Wald sind die riesigen Zeiträume von mehreren hundert Jahren. Niemand kann das modellieren oder vorhersagen. Das ist bei der halbwegs seriösen Modellierung der natürlichen System ein großes Problem und scheitert vollkommen bei der Vorhersage des menschlichen EInflusses und menschlicher Gegenmaßnahmen über mehrere Jahrhunderte.

  6. 14.

    Aber Stift Neuzelle ist schon ein Riese in dieser Region. Wer tausende Hektar Kiefernholz fällt hat schon was in der Börse. Und Stift steht auch für Förderung vom Land Brandenburg. Als Waldbesitzer von ca. 20ha Kiefernwald muss man schon überlegen, was man macht. Förderung ja, aber alles muss vorfinanziert werden. Für den bürokratischen Aufwand muss man schon ganz schon fast Förster sein. Wenn man so denkt wie unsere Grüne Umweltpartei, hat ja jeder 500000€ auf der Kante. Und wenn man die Einnahmeseite für den Holzverkauf sieht, fällt der Preis für den Holzverkauf als privater immer mehr. Da bekommt das Stift schon ganz andere Konditionen. Für die Ausbesserung der Waldwege und der Zufahrtsstraßen in der Region macht das Stift natürlich auch nichts. Es ist nicht alles Gold was glänzt

  7. 13.

    "Ich würde mich nicht so auf die Modellvorhersagen des IPCC versteifen bei einer Entwicklung eines zukunftsträchtigen Waldes."
    Vielleicht habe ich das etwas bipolar dargestellt. Eigentlich versuche ich sowas zu unterdrücken.
    Ja es gibt auch Modelle die von einer Verbesserung des allgemeinen Wasserdargebots ausgehen. Aber nur ein Ergebnis unter vielen anderen weniger positiven. Riskante Wette. Daher setzt man natürlich auf Mischung und Anpassungsstrategien. Das Wort Nachhaltigkeit wurde schließlich in der Forstwirtschaft Generationen zurück erfunden.
    Ziemlich sicher ist wohl nur das was wir heute zu 70% haben, hat kaum eine lange Zukunft. Dafür sind die Veränderungen zu dynamisch und die Folgen zu schnell sichtbar.

  8. 12.

    Ich dachte Sie hätten die Befürchtung, durch den Waldumbau gäbe es nicht mehr genug Holzproduktion (Kiefer)? Da denke ich dass es noch genügend private Forstwirtschaft geben wird, auch mit Kiefernproduktion.

  9. 11.

    "Ich würde mal sagen, dass es endlich Zeit wird, das Problem praktisch anzugehen. Wie viel Jahre wird nun schon derWaldumbau "gepredigt"? " Der Waldumbau findet bereits seit längerer Zeit statt in Brandenburg. Das ist aber eine Generationenaufgabe, das merkt man bei der Größe der Wälder und der bisher wenigen Zeit nicht gleich, was da schon alles gemacht wird.

  10. 10.

    Ich würde mal sagen, dass es endlich Zeit wird, das Problem praktisch anzugehen. Wie viel Jahre wird nun schon derWaldumbau "gepredigt"?
    Aber gut, auch spät anzufangen, ist ein Anfang. es bleibt zu hoffen, dass diese Aktivitäten nun endlich mal ins "Rennen kommen"!
    Sucht mal in euren Verwaltungen nach den Planungsdokumenten zur Entwicklung von Natur und Landschaft. Die "Kindergeburtstage" und die "Jugendweihe" dieser Planungen mit den entsprechenden Forderungen zum notwendigen Waldumbau sind schon längst vorbei!

  11. 9.

    "Das andere Problem ist die steigende Verdunstung auf Grund der höheren Temperaturen und erwartete Verlagerung der Niederschläge in die kürzere Vegetationspause. Daraus resultiert dann die Trockenheit. " Ich würde mich nicht so auf die Modellvorhersagen des IPCC versteifen bei einer Entwicklung eines zukunftsträchtigen Waldes. Die Modell gehen bis 2100 und haben eine große Spannweite. Selbst, wenn man die Entwicklung 100 Jahre weiterschreiben würde bis 2200, ist das noch nicht viel Zeit für einen Wald und sein ganzes Ökosystem. Dabei nicht vergessen, daß seit dem Ende der sog. kleinen Eiszeit erst 200 Jahre vergangen sind im Vergleich. Niemand kann solche zeiträume vorhersagen, nicht was das Klima machen wird in 200+ Jahren und nicht, was die Menschen bis dahin für Maßnahmen ergreifen. Ich würde auf eine möglichst hohe Mischung setzen, die sowohl wärmer bzw. kälter und trockner bzw. nasser abdeckt. Ich denke das soll es auch werden beim Umbau.

  12. 8.

    Toller Kommentar, danke! Unter einem geschlossenen Blätterdach wächst auch nicht soviel Gras, das Laub ergibt besseren Humus als die paar Striepsen, die von Nadelbäumen fallen und die Kühlfunktion von Laubwald ist besser als von Kiefernforsten. Sorgen machen allerdings die Pilzerkrankungen, die oft ursächlich für Totholz sind. Ehrlich gesagt, halte ich nicht viel von reinen Eichen-, Buchen- oder Kiefernkulturen. Bei einer Invasion nur eines bestimmten Schädlings ist der gesamte Bestand dahin, wie man es z.B. schon mit dem Buchsbaumzünsler erlebte.

  13. 7.

    Es geht nicht um private Forstwirtschaft, vor den Entwicklungen in Sachen Klimaveränderung machen Hitze, Wassermangel, Borkenkäfer... keinen Bogen um Privatwald. Man muss Wald schon als "Gesamtprojekt" betrachten, nicht als Splitterfläche von Eigentümer X oder Y oder reines Jagdgebiet. Es gibt auch unter den "Privaten" welche, die nicht nur an die Vermarktung von Holz denken, sondern auch an die Zukunft. Im Moment ist die Unsicherheit groß, ob die Wahl der Baumarten für Aufforstungen richtig ist und die ganze Arbeit Erfolg haben wird. Kostspielige Experimente mit teurem Pflanzmaterial kann sich der private Waldbesitzer nicht leisten. Also experimentiert er mit verschiedenen Eichelarten und selbstgezogenen Pflänzchen herum. Er nutzt den Herbst, weil die Erfolge bei feuchter Witterung besser sind als bei Pflanzung/Aussaat im Frühjahr.

  14. 6.

    "Das andere Problem ist die steigende Verdunstung auf Grund der höheren Temperaturen" Das sollte doch in einem geschlossenen Waldgebiet nicht so stark zu Buche schlagen wie auf offeneren Flächen - ein Wald macht sich ja sein eigenes Mikroklima und das ist im Sommer unter dem Blätterdach schon einiges kühler. Von Vorteil wäre bei vielen Pflanzen dann sogar ein steigender CO2-Gehalt der Luft, da dann die Spaltöffnungen mehr geschlossen sind und weniger Verdunstungsverluste auftreten - nebenei erhöht sich auch die Biomasseproduktion, der Wald wächst also schneller. Da greifen mehrere Parameter ineinander und gegeneinander, die man nicht so einfach über den Daumen schätzen kann.

  15. 5.

    "das Problem ist die Varianz dieses Mittelwertes."
    Ja und Nein.
    Das andere Problem ist die steigende Verdunstung auf Grund der höheren Temperaturen und erwartete Verlagerung der Niederschläge in die kürzere Vegetationspause. Daraus resultiert dann die Trockenheit.

  16. 4.

    Dem Land gehört ein Viertel des Waldes. Zwei Drittel sind in privater Hand. Genug für private Forstwirtschaft.

  17. 3.

    Es steht nicht im Beitrag, aber ab 2050 soll der Wald sich selbst verjüngen und das würde bedeuten, es gäbe keine Forstbaumschulen mehr. Was, wenn es nicht funktioniert? Schon jetzt sind viele Forstflächen so Licht, dass der Boden komplett mit Gräsern bedeckt ist und fallende Samen keinen Kontakt zum Erdboden haben. Selbst wenn Waldtiere herumwühlen oder scharren, wird es nicht reichen mit der Naturverjüngung. Ich halte den Zeitrahmen für zu knapp und Wald ist schließlich nicht nur ein Faktor für Klimaschutz, sondern auch Rohstofflieferant. Braucht man kein geradegewachsenes Holz mehr in der Zukunft? Der Waldumbau ist nötig und richtig, sollte jedoch mit Bedacht stattfinden. Holzauge sei wachsam.

  18. 2.

    Sehr sinnvolles Projekt.
    "Wir begründen unter den Kiefern neue Eichenbestände, die dann unter dem Schutz der Kiefer heranwachsen" Ist das nicht sowieso der natürliche Ablauf, da die Kiefer ein Pionierbaum ist, dem dann ein anderer Wald folgt?
    "und für den Klimawandel wappnen" Bei den Zeithorizonten bei Wald so eine Sache. Die Modelle des IPCC gehen mit großer Varianz gerade so bis 2100 als Klimaprogrnose, das ist fast nichts für einen Wald, da bräuchte es eine Prognoseweite eher im Bereich bis zu mehr als 300-500 Jahren.
    "besser mit der zunehmenden Trockenheit umgehen können." Ja und nein. Lt DWD steigt der mittlere Jahresniederschlag seit Beginn der Aufzeichnungen; das Problem ist die Varianz dieses Mittelwertes.

  19. 1.

    Mischwälder sind immer gut, dann haben sogar ein paar Kiefern die Chance, zu bleiben, da das Waldklima allen Bäumen und der Natur zu Gute kommt.

Nächster Artikel