Debatte im Landtag - Landesregierung weist Kritik an zu laxem Umgang mit Tesla zurück

Do 19.10.23 | 12:26 Uhr
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Archivbild: Mitarbeiter der Tesla Gigafactory Berlin Brandenburg arbeiten an einer Fertigungslinie eines Elektrofahrzeuges vom Typ Model Y. (Quelle: dpa/P. Pleul)
Audio: Antenne Brandenburg | 19.10.2023 | Torsten Sydow | Bild: dpa/P. Pleul

Überdurchschnittlich viele Arbeitsunfälle hat es in der Tesla-Fabrik in Grünheide zuletzt gegeben. Die Opposition im Brandenburger Landtag wirft der Regierung zu große Nähe zu dem US-Konzern vor. Diese verweist erneut auf ausreichende Kontrollen.

Opposition und rot-schwarz-grüne Landesregierung haben am Donnerstag in einer Aktuellen Stunde des Brandenburger Landtages ihre unterschiedlichen Positionen zum Arbeitsschutz in der Tesla-Autofabrik in Grünheide (Oder-Spree) deutlich gemacht.

Nonnemacher: "Kein Rabatt für Tesla"

Gesundheitsministerin Ursula Nonnemacher (Die Grünen) unterstrich die Kontrollen beim Automobilkonzern. "Es gab und es gibt für Tesla keinen Rabatt - im Gegenteil", sagte Nonnemacher in Potsdam. "Keine Baustelle, kein Betrieb wurde so ausführlich kontrolliert wie Tesla." Seit 2020 habe es mehr als 130 Kontrollen gegeben. Nonnemacher räumte ein, dass es bei Tesla vergleichsweise mehr Unfälle als bei etablierten Autoherstellern gebe, verwies aber auf die Parallelität von Großbaustelle und Produktion in Grünheide.

Das Brandenburger Gesundheitsministerium wolle die Teslafabrik weiter intensiv kontrollieren, um Arbeitsunfälle im Werk und Verunreinigungen des Grundwassers zu verhindern. "Wir beabsichtigen, die intensiven Kontrollen weiterzuführen und allen Dingen, die beklagt werden, lückenlos nachzugehen", so Nonnemacher weiter. Die Ministerin verweis zudem erneut auf telefonische Kontaktmöglichkeiten, wo Verstöße gegen den Arbeitsschutz gemeldet werden könnten.

Opposition kritisiert Nähe zu Elon Musk

Der Linken-Landtagsfraktionsvorsitzende Sebastian Walter unterstellte hingegen, dass die Rücksichtlosigkeit gegenüber den Arbeitnehmern das Konzept von Tesla sei. Walter warf der Regierung vor, zu wenig Konsequenzen von Arbeitsunfällen zu ziehen und mitzuhelfen, sie zu verschleiern. "Ihnen sind Arbeitsschutz und Umwelt egal, ihnen sind die Menschen egal", sagte Walter. "Sie rollen Elon Musk den roten Teppich aus."

Der Fraktionschef forderte die Landesregierung auf, mit den Gewerkschaften zu sprechen. Gewerkschafter würden über fehlende Arbeitsbelehrungen für Arbeiten an Schmelzöfen und Problemen mit Arbeitsschutzbekleidung berichten.

Auch die Fraktion von BVB/Freie Wähler schloss sich der Kritik an. Der Fraktionsvorsitzende Péter Vida sagte: "Viel zu lange haben viel zu viele in der Landesregierung eine infantile Nähe zum reichsten Mann der Welt gesucht" und warf der Regierung "Problemlösung durch Vertuschung" vor. Die Landesregierung habe nicht alle Möglichkeiten genutzt, den Arbeitsschutz in der Fabrik durchzusetzen, so Vida weiter.

Die AfD deutete an, dass es nach der Landtagswahl einen Untersuchungsausschuss zu Tesla geben könnte. "Die Landesregierung hat gegen alle Skandale, gegen alle Fehlermeldungen immer die Augen verschlossen", warf AfD-Fraktionschef Hans-Christoph Berndt der Koalition vor. "Aufgeschoben ist nicht aufgehoben", sagte er über die Frage eines Untersuchungsausschusses.

Überdurchschnittlich viele Unfälle bei Tesla gemeldet

In der Tesla-Fabrik in Grünheide ereigneten sich seit dem Jahr 2021 nach Angaben des Sozialministeriums bisher sieben schwere Arbeitsunfälle. Das Ministerium stufte die Zahlen nicht als ungewöhnlich ein und verwies auf regelmäßige Kontrollen. Der "Stern" berichtete von auffallend vielen meldepflichtigen Arbeitsunfällen - zwischen Juni und November 2022 waren es demnach 190. Die Ministerin bestätigte die Zahl.

Seit der Eröffnung im März 2022 gab es nach Angaben des Landesumweltamts außerdem 26 Umwelt-Havarien. Das Unternehmen hatte Bedenken zurückgewiesen und erklärt, die Arbeitssicherheit stehe obenan und bei keinem Umweltvorfall sei es zu Umweltschäden gekommen.

Steinbach verweist auf Gewinn für Brandenburgs Wirtschaft

Das Unternehmen hatte Bedenken zurückgewiesen und erklärt, die Arbeitssicherheit stehe obenan. Bei keinem Umweltvorfall sei es zu Umweltschäden gekommen.

Wirtschaftsminister Jörg Steinbach (SPD) sieht mit der Großansiedlung auch einen Gewinn für kleinere Betriebe. "Diese Industriepolitik - und das wird immer wieder verkannt - ist gleichzeitig auch Politik für die kleine und mittelständische Wirtschaft in Brandenburg", sagte Steinbach.

Die Wirtschaft war in keinem anderen Bundesland im ersten Halbjahr dieses Jahres so stark gewachsen wie in Brandenburg - nämlich um 6,0 Prozent. Steinbach sieht Tesla dabei als Zugpferd, aber nicht als alleinigen Grund.

Sendung: Antenne Brandenburg, 19.10.2023, 12 Uhr

30 Kommentare

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  1. 29.

    Experten, Standortexperten sogar! Sie haben also selber keine Ahnung von den Entgelten.

  2. 28.

    Da muß ich Ihnen ein bisschen Recht geben, keine Krähe hackt der anderen ein Auge aus …

  3. 27.

    Auch in Sperenberg wohnen Menschen, Wossi aber bestimmt nicht. Von der vorhanden Wohnbebauung bis zur alten sowjetischen Landebahn sind es 2,5km.

  4. 26.

    Meine Informationen beziehen sich auf Experten. Standortexperten...Ihre berechtigten Anmerkungen sind bei den Experten sicher eingeflossen.

  5. 25.

    Das teure Baudesaster hätte es ebenso in Sperenberg geben können. Dort wäre ein ähnliches Terminal gebaut worden. Haben Sie sich mal informiert, wie man dort hingekommen wäre? Militärflugplätze liegen weit abseits. Corona haben Sie vergessen zu erwähnen. Haben Sie sich mittlerweile über die Flughafenentgelte informiert?

  6. 24.

    Mit Sperenberg hätte man auf der Gewinnerseite stehen können. Und die anliegenden Regionen erst recht. Chance vertan. Jetzt Schulden, unerträgliche Flugrouten und eine Minientwicklung die hätte ganz anders ausfallen können. Es ist nicht nur finanziell ein Desaster.

  7. 23.

    Der BER wächst noch und beschäftigt mehr als 6000 Menschen, was ist daran falsch? Die Probleme die zur Zeit der BER hätte ein Flughafen Sperenberg auch wenn nicht sogar verstärkt.

  8. 22.

    Was ist denn das für eine primitive Frage.

    Die Mehrkosten BER wegen falschen Standort sind ausreichend bekannt. Bitte mal Jahre zurück googeln, da werden Sie fündig. Eine weitere Diskussion ist somit überflüssig.

  9. 21.

    Alles klar, deshalb hat Herr Woidke auch von einer Erfolgsgeschichte geredet...

  10. 20.

    Aha, deshalb hat Herr Woidke von einer Erfolgsgeschichte gesprochen...

  11. 19.

    Tja, ein einflußreicher und kapitalkräftiger Investor hat halt Sonderrechte.

  12. 18.

    Sie wissen aber das die erwähnten Gebühren am Flughafen München und Frankfurt höher sind? Diese Informationen sind in den jeweiligen Entgeltordnungen öffentlich einsehbar.

  13. 17.

    Blabla! Ich habe noch konkreten Zahlen gefragt. Warum der Standort zu höheren Kosten geführt haben soll, wissen Sie selber nicht.

  14. 16.

    Lt. rbb24 darf eine bestimmte Höhe der Gebühren nicht unterschritten werden. Das hat es in sich!
    Fehlplanungen UND die falsche Standortentscheidung führen zu höheren Kosten. Davon habe ich ganz viel Ahnung. Und auch wie man, mit demokratischen Prozessen, dies abstellen kann.

  15. 15.

    Nochmal, auch wenn es nicht genehm ist:
    Die Aussage von Nonnemacher "Kein Rabatt für Tesla"" ist ein gelungener Witz. Also scheint Nonnemacher auch für den Arbeitsschutz bei Tesla zuständig zu sein? Ich glaub es nicht.
    Übrigens Nonnemacher. War da im Zusammenhang mit Coronaimpfungen nicht was? Hat damals nicht Stübgen dann die Organisation übernommen? Mir tun jetzt schon die MA von Tesla leid.

  16. 14.

    Also haben Sie keine Ahnung von den Flughafengebühren, die nicht willkürlich vom Eigentümer festgelegt werden können und tun einfach nur so, als ob ein anderer Standort für den BER billiger zu haben gewesen wäre. Sie wissen nicht, dass die Kostenexplosion durch Fehl- und Umplanungen sowie einer mangelhaften Bauüberwachung hervor gerufen worden ist. Das war aber standortunabhängig. Eurowings kann mit den Gebühren leben, Ryanair hat den Standort Düsseldorf wegen zu hoher Gebühren geschlossen. Haben Sie einen Link zu einem RBB-Bericht, dass der Emirates die Gebühren am BER zu hoch sind?

  17. 13.

    Nochmal, auch wenn es nicht genehm ist:
    Die Aussage von Nonnemacher "Kein Rabatt für Tesla"" ist ein gelungener Witz. Also scheint Nonnemacher auch für den Arbeitsschutz bei Tesla zuständig zu sein? Ich glaub es nicht.
    Übrigens Nonnemacher. War da im Zusammenhang mit Coronaimpfungen nicht was? Hat damals nicht Stübgen dann die Organisation übernommen? Mir tun jetzt schon die MA von Tesla leid.

  18. 12.

    Die Gitex-Messe ist eine gute Wahl, weil es eine Verkaufsmesse ist.
    Keine gute Wahl war der BER Standort, sagen alle Experten. Der wird gemieden. Wenn Bayern München das tut, dann ist es kaufmännisch nicht so bedeutend als wenn Airlines BER Gebühren meiden. Der rbb hatte darüber mehrmals berichtet. Die Gebühren sind von den Eigentümern vorgegeben und alle zahlen die Zeche der Fehlplanungen. Wenn es ganz schlecht läuft folgt die Insolvenz.

  19. 11.

    Machen wir uns doch nichts vor, die Medien berichten doch nicht objektiv über Tesla. Niemand würde so über Mercedes oder BMW berichterstatten!

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