Amt für Statistik - Zwei Drittel der Brandenburger pendeln zur Arbeit in andere Gemeinde

Mi 08.11.23 | 13:35 Uhr
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Archivbild: Pendler verlassen am 19.05.2015 in Berlin im Bahnhof Potsdamer Platz eine Regionalbahn. (Quelle: dpa-Bildfunk/Kay Nietfeld)
Audio: Antenne Brandenburg | 08.11.2023 | Anette Kufner | Bild: dpa-Bildfunk/Kay Nietfeld

Immer mehr Menschen in Berlin und Brandenburg pendeln zur Arbeit. Das belegen Zahlen des Statistikamts für das Jahr 2022. Die Unterschiede zwischen Berlin und Brandenburg sind dabei allerdings groß.

  • 1,1 Millionen Menschen in Berlin und Brandenburg pendeln zur Arbeit
  • Grünheide in Oder-Spree verzeichnet 2022 den größten Pendlerzuwachs
  • Berliner und Berlinerinnen bleiben zumeist in der Stadt

Zwei Drittel der Arbeitnehmer in Brandenburg sind 2022 zur Arbeit in eine andere Gemeinde gependelt. In Berlin waren es 13 Prozent. Das geht aus Zahlen des Amts für Statistik Berlin-Brandenburg vom Mittwoch hervor.

Insgesamt waren es demnach rund 1,1 Millionen Menschen. Das entspricht einem Anteil von 34 Prozent der Erwerbstätigen. Im Vergleich zu 2021 stieg diese Quote laut Statistikamt in der Region um 2,4 Prozentpunkte.

Bundesweit pendelten im vergangenen Jahr 24,2 Millionen Personen vom Wohnort zur Arbeitsstelle und zurück. Das ist ein Plus von 1,8 Prozentpunkt im Vergleich zu 2021.

Grünheide und Großbeeren ziehen mehr Menschen an

Durch die Eröffnung des Tesla-Werks in Grünheide verzeichnete die Gemeinde in Oder-Spree den größten Zuwachs unter Pendlern. Hier stieg die Quote zum Stichtag (30.6.22) um 111 Prozent auf täglich 9.225 Menschen. In Großbeeren war der Zuwachs mit 1.055 Personen (plus zehn Prozent) ebenfalls vierstellig.

Generell wurden im Speckgürtel Berlins auch die stärksten Zunahmen bei den Pendelnden in andere Gemeinden erfasst. Von Schönefeld (Dahme-Spreewald) aus fuhren zusätzliche 982 Personen (plus zwölf Prozent), von Bernau (Barnim) 861 Personen (plus sechs Prozent) in eine andere Gemeinde zum Arbeiten wie Berlin.

Schwedt verzeichnete in Brandenburg die größten Einbrüche

Die größten Einbrüche bei den Pendlerzahlen musste die uckermärkische Stadt Schwedt im vergangenen Jahr verzeichnen. So nahm die Zahl der Pendelnden in die Oderstadt um 550 Personen ab. In die entgegengesetzte Richtung waren es 124 Personen weniger, die in anderen Gemeinden arbeiten.

Allerdings, und hierauf verweist das Statistikamt ausdrücklich, lag der Stichtag für die Pendlerrechnung nach einer Gebietsreform. Hier wurden zahlreiche Orte nach Schwedt eingemeindet. Durch die Verschiebung der Gemeindegrenzen fallen Wohnort und Arbeitsort somit häufiger zusammen.

Berlinerinnen und Berliner arbeiten zumeist in der eigenen Stadt

Auch Berlin verzeichnete 2022 einen Zuwachs bei den Pendlerzahlen. Insgesamt kamen im vergangenen Jahr 29.302 Menschen mehr zum Arbeiten in die Stadt. Die meisten kämen laut Statistikamt aus Potsdam (rund 23.400), Falkensee (rund 12.000) und Hamburg (rund 10.700) nach Berlin.

Knapp 17.000 Berlinerinnen und Berliner mehr nahmen eine Arbeitsstelle außerhalb der Bundeshauptstadt an. Rund 19.000 Menschen pendelten nach Potsdam. Dann folgen Hamburg und München mit jeweils rund 12.000 Menschen, die dorthin pendeln. Insgesamt verließen 2022 rund 246.000 Berlinerinnen und Berliner ihre Stadt, um zur Arbeit zu fahren. Die meisten Hauptstädterinnen und Hauptstädter jedoch arbeiten in Berlin. Ihre Quote lag bei 87 Prozent. Das ist laut Statistikamt der Topwert unter deutschen Städten.

Zur Einordnung

Das Statistikamt teilte zur Einordnung überdies mit, dass die Daten auf unterschiedlichen Angaben zu Wohn- und Arbeitsort beruhen und daher lediglich potenzielle erwerbsbedingte Mobilitätsströme wiedergegeben werden könnten. Zudem werden keine tatsächlichen, insbesondere keine täglichen, Pendelbewegungen abgebildet. Nach den Erstergebnissen des Mikrozensus 2022 gaben zudem 18 Prozent der Brandenburger und sogar 37 Prozent der Berliner Erwerbstätigen an, wenigstens teilweise Erwerbsarbeit zu Hause verrichtet zu haben.

Sendung: Antenne Brandenburg, 08.11.2023, 13:00 Uhr

21 Kommentare

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  1. 21.

    Ich finde diese Statistik auch nichts-sagend. Ich arbeite in einer anderen Gemeinde und hab nur 5 km zu fahren.
    Andere Kollegen aus der gleichen Gemeinde müssen weiter fahren. Wer is denn jetzt der Pendler?

  2. 20.

    Lustig, dass dann beim VBB Verspätungen oder sehr oft Totalausfall von Zügen an der Tagesordnung ist. So heißt es: mindestens 1 Zug früher nehmen, um bei Arbeit nicht unangenehm aufzufallen. 1 Zug früher im Speckgürtel heißt, eine halbe bis dreiviertel Stunde früher. Um 9 arbeiten um halb acht los und dann manchmal vor der Arbeit noch einen langen Spaziergang durch den Park ,weil man viel zu früh ist...

  3. 19.

    Dumme Statistik. Der Begriff Pendler muss offenkundig neu definiert werden. Es ist etwas anderes wenn ich zB in Wannsee wohne und dann entweder in Potsdam oder in Reinickendorf arbeite. Im erster Fall Pendler zwischen zwei Orten mit 20 min Fahrtzeit, im zweiten Fall kein Pendler, weil im selben Ort aber mit über einer Stunde Fahrtzeit, wo ist nun die Aussagekraft der Statistik?

  4. 18.

    Brandenburgbewohner und Berlin-Arbeiter, mit 16-35min/11km einfache Strecke weniger lange unterwegs als die etwa die Hälfte meiner Kollegen mit Wohnsitz in Berlin (die haben allerdings kürzere Strecken). Möglich dank lokal emissionsfreiem Motorzweirad und Arbeit im Randgebiet. Fahrrad ab 35, Öffis ab 50 min mit mind. 2x Umsteigen. Finanziell lohnt nicht mal ein Job-D-Ticket für 32 Euro.
    Aber ich bin ein böser böser Pendler für die Berliner. Kaum zu glauben welches dumme Zeugs man da so gesagt bekommt.

  5. 17.

    Hätte man für Berlin nicht wenigstens erfragen können, wie viele in in dem Bezirk arbeiten, in dem sie wohnen? Das wäre dann ein Pendant zum Pendler in Brandenburg, der in einer anderen Gemeinde arbeitet. So ist die Aussage, es gibt viel mehr Pendler in Brandenburg als in Berlin wirklich sehr dünn. Generell sollten auch Aussagen zu Zeit, Strecke udn Verkehrsmittel des Pendels auftauchen, um die Zahlen interessanter zu machen.

  6. 16.

    Klar, gibt es zahlreiche Jobs ohne HomeOffice-Möglichkeiten, aber ebenso auch zahlreiche Jobs mit HomeOffice-Möglichkeit (IT-ler, Steuerberater, Journalisten,...). Daher war ich über die Höhe erstaunt, die wirklich nie zuhause arbeiten sollen.

  7. 15.

    Muß ja nicht täglich sein. Montag früh hin, Freitag nachmittag zurück. Zweitwohnung in HH oder Umgebung. Bei einem Superjob mit entsprechender Vergütung nicht ungewöhnlich.

  8. 14.

    Richtig, ich wohne und arbeite auch in Berlin, brauche eine Stunde hin, eine Stunde zurück. Es wird wahrscheinlich davon ausgegangen, dass jeder Berliner in der Straße arbeitet in der er wohnt.

  9. 13.

    Gastronomie, Handel, Hotellerie, Gesundheitssektor, Frisöre - es gibt zahlreiche Jobs, die gar nicht im Homeoffice erledigt werden können.

  10. 12.

    82% in Brandenburg und 63% in Berlin arbeiten nie von zuhause aus? Diese Zahlen finde ich echt hoch. Ich hätte gedacht HomeOffice ist viel verbreiter. (Und es ist ja nicht nur HomeOffice. Lehrer:innen, die den Unterricht vorbereiten oder Handwerker:innen, die zuhause Rechnungen bearbeiten, arbeiten ja auch teilweise von zuhause aus.)

  11. 11.

    Hier zeigt sich wieder einmal die Grenze der Aussagefähigkeit und Sinnhaftigkeit von Statistik. man kann innerhalb von Berlin weiter und länger unterwegs sein, als wenn man in Brandenburg ins übernächste Nachbardorf zur Arbeit fährt. Was soll uns die Statistik hier beweisen oder erklären?

  12. 10.

    10700 pendeln von Hamburg nach Berlin?

  13. 9.

    Die Datenaufbreitung:
    https://www.rbb24.de/panorama/beitrag/2022/08/brandenburg-pendeln-distanzen-arbeit.html
    war auch recht anschaulich. Alerdings sind Landkreise als Basis in BRB ungeeignet wegen des exotischen Zuschnitts - so wäre dann ein Pendeln von Erkner nach Berlin gleich einem Pendeln von Eisehüttenstadt nach Berlin. Gemeinde (wenn damit nicht Landkreis gemeint ist) ist schon sinnvoller in Brandenburg - in Berlin wäre zumindest der Stadtbezirk zu unterscheiden.

  14. 8.

    Wäre eine Datenaufbereitung wie hier:
    https://www.rbb24.de/wirtschaft/thema/2016/pendleratlas/beitraege/pendleratlas.html
    möglich?

  15. 7.

    Die Verwendung der Gemeinde als maßgebende Größe zu verwenden macht in Berlin doch keinen Sinn. Hier stattdessen die Bezirke zu verwenden sollte doch kein großes Problem darstellen.

  16. 6.

    Schön wären einfach ein paar Listen:
    a) Pendelstrecken sortiert nach Länge
    b) Pendelstrecken nach Start und Endpunkten, sortiert I) nach Start, ii) nach Endpunkten
    bei allen Listenpunkten sollte dazu stehen, welcher Anteil mit ÖPNV und Individualverkehr diese Strecke zurückgelegt wird. Ich denke, daß diese Aufschlüssellung die statistische Datenbasis hergeben sollte. Bonus wäre eine graphische Darstellung in einem GIS (etwas ähnliches hatte der rbb schon einmal).

  17. 5.

    Pendlerströme sind wichtig zu erkennen. Damit richtig und bedarfsgerecht geplant werden kann. Ist jetzt die Stammbahn erledigt? Und statt dessen... Der wirkliche Bedarf ausschlaggebend? In Brandenburg hat man den Eindruck, wenn selbst bestellt und bezahlt (!) werden muss (z.B. RE1 u.a.) gespart wird und wenn der Bund zahlen muss, dann wird mit besonders lautem „nun ist mal der Bund dran“ agitiert.

  18. 4.

    "Zwei Drittel der Arbeitnehmer in Brandenburg sind 2022 zur Arbeit in eine andere Gemeinde gependelt." Wenig aussagekräftig. Damit würde ein Pendeln von Schönefeld nach Adlershof einem Pendeln von Cotbbsu nach Potsdam gleichgestellt - viel zu undifferenziert.
    "Hier wurden zahlreiche Orte nach Schwedt eingemeindet. Durch die Verschiebung der Gemeindegrenzen fallen Wohnort und Arbeitsort somit häufiger zusammen." Und damit wird die Pendlerstrecke dann plötzlich kürzer oder gar keine mehr? Sehr kreative Statistik.
    Sind nur Pendler mit Meldeadresse in D gezählt worden oder sind in den Statistiken auch Pendler aus Nachbarländern enthalten?

  19. 3.

    Ich finde Pendeln sehr relativ. Jeder Weg zur Arbeit, der länger als 30 Minuten dauert, ist bei mir Pendeln. Das hat nichts mit dem unterschiedlichen Ort von Wohnen und Arbeiten zu tun. Wenn hier festgestellt wird, dass 87% Berliner in ihrer Stadt arbeiten, dann haben viele von denen trotzdem einen Arbeitsweg von 30 Min. oder mehr.
    Wirklich interessant ist doch, wieviel von wertvoller Lebenszeit für den täglichen Arbeitsweg draufgeht.

  20. 2.

    Wahnsinn was so ein Amt für Statistik so alles rausfindet. Da pendeln doch tatsächlich Leute nach Grünheide, um bei Tesla zu arbeiten und die Brandenburger müssen weitere Strecken zurück legen als die Leute in Berlin, um zur Arbeit zu kommen. Das hätte so keiner erahnen können :-).

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