Insekten in der Landwirtschaft - Alles blüht, doch wo sind die Bienen?

Sa 20.04.24 | 09:32 Uhr
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Symbolbild:Eine Biene sitzt auf einer Rapsblüte.(Quelle:picture alliance/NurPhoto/S.Roy)
Audio: Antenne Brandenburg | 19.04.2024 | Sabine Tzitschke | Bild: picture alliance/NurPhoto/S.Roy

Nach dem sommerlichen Wetter Anfang April blühten viele Obstbäume - doch nun sind die Temperaturen gesunken. Für Bienen ist es draußen zu kalt. Obstbauer fürchten, dass die Blüte nicht bestäubt wird und Teil der Ernte verloren geht.

Imker in Brandenburg fürchten um die Obsterträge in der kommenden Erntesaison. Grund dafür sind die unsteten Wetterbedingungen und das daraus resultierende Verhalten von Pflanzen und Bienen, hießt es am Freitag vom Landesverband der Bienenzüchter gegenüber dem rbb.

Nach frühsommerlichen Temperaturen an Ostern blühen viele Pflanzen gleichzeitig. Damit ist die Natur Meteorologen, Gärtnern und Landwirten zufolge in diesem Jahr mehrere Wochen voraus. "Bei der Obstblüte ist das Problem, dass alles gleichzeitig geblüht hat", sagt Frank George, Vorsitzender des Brandenburgischen Imkerverbandes aus Werder (Havel). "Also nicht die Reihenfolge: Die Pflaume fängt an und zum Schluss sind es Apfel und Birne. Das war alles relativ zeitgleich innerhalb sehr kurzer Zeit." Allerdings sind ihm zufolge aktuell hauptsächlich Hummeln und andere Wildinsekten als Bestäuber unterwegs.

Bienen brauchen Temperaturen ab zehn bis 15 Grad

Mit dem Temperatursturz in dieser Woche mit Werten unter zehn Grad und Frösten in den Nächten sei es den Bienen derzeit zu ungemütlich. Sie bräuchten mindestens Werte ab zehn bis 15 Grad. "Wir haben also zurzeit die Situation, dass die Bienen kaum Sammeln gehen", so George. "Vielleicht mal mittags eine Stunde."

Hinzu kommt allerdings noch ein weiteres Problem. So steuerten viele der Tiere, wenn sie dann doch unterwegs sind, nicht die Obst-, sondern Laubbäume an. "Die Bienen gehen natürlich nicht dahin, wo wir sie hinhaben wollen, sondern denken viel ökonomischer", erklärt Imker Holger Ackermann aus Groß Schauen bei Storkow (Oder-Spree). "Die haben zum Beispiel den Ahorn bestäubt, obwohl auch der Apfel geblüht hat. Die Ahornblüten sind viel dichter zusammen und sehen aus wie kleine Sträußchen." Damit seien diese einträglicher.

Sogar noch verlockender ist Ackermann zufolge der Raps. Auch dieser leuchtet schon gelb auf den Feldern und verleitet die Insekten zu weiten Flügen. "Der Raps ist mindestens 14 Tage zu früh dran. Da gibt es natürlich eine riesige Konkurrenz." Was der wankelmütige April für die kommende Obsternte bedeutet? "Der Vorteil ist, wir müssen weniger Pflücken", sagt Imker-Chef Frank George. "Es ist ein zeitiges Frühjahr und die Blüh-Phase ist nur ein paar Tage. Wenn in diesen Tagen nicht bestäubt wird, dann werden wir unbefruchtete Blüten haben."

"Die Aussichten bleiben kühl"

Kollege Ackermann schließt sich der Einschätzung des Verbandsvorsitzenden an. Für Privatgrundstücke und Hobbygärtner könnten die Folgen geringer ausfallen. Düsterer sehe es dort aber für große Betriebe aus. "Der Apfelbaum im Vorgarten wird vielleicht noch Früchte tragen. Aber so richtig großen Plantagen kann das weh tun."

Viele haben zwar für die blütenreichen Tage Wagen mit Bienenvölkern zum Bestäuben gemietet. Aber aktuell gehe es in den Stöcken eher ruhig zu, wie es etwa von Obstbauern aus Müncheberg (Märkisch-Oderland) heißt. Denn trotz florierender Pflanzen sei es den Insekten zu nass und viel zu kalt. "Durch Kälte zieht sich Blühphase zwar hin, aber die Aussichten bleiben kühl", sagt Frank George.

Sendung: Antenne Brandenburg, 19.04.2024, 15:20 Uhr

Mit Material von Sabine Tzitschke

30 Kommentare

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  1. 30.

    Und ich dachte zuerst, das liegt daran, dass die alle sich auf den Berl. Dächern austoben, aber nee, die Natur besch.. sich selbst u. die Bienen fliegen zu den Laubbäumen, na das passt ja zu den störenden Bäumen an den Alleen - weg damit. Und noch blöder ist, dass sich alle, ob Biene (egal welche Sorte), Hornisse jedes Jahr über meiner DG-Terrasse im morschen Gebälk sich betätigen und an den Fensterrahmen ... - aber wir lieben ja die Natur - bis zum Preisschild im Bio-Laden - Fairtrade aus Brandenburg (garantiert - jede Biene geprüft)

  2. 29.

    Aber ja, die fallen, wie gesagt nicht nur der Holz her, sonder auch Mensch und Tier. Lesen Sie mal die Artikel darüber. Es gab schon tausende Opfer. Und es gibt noch kein Gegenmittel. Unsere Gartenmöbel sind im letzten Sommer völlig zerfressen.

  3. 28.

    Scheinen ja mal wieder viele Komiker oder Raucher hier unterwegs zu sein.

  4. 27.

    Ha, Geil. Hab mindestens geschmunzelt über Ihre Klarstellung! Sehr schön. Jede Biene ist mehr wert als dieser Romulus der große!

  5. 26.

    "Das sind fliegende Kühe."
    Also da fliegt so eine "Kuh" von Blüte zu Blüte, von Strauch zu Strauch und kleistert sich, mangels Euter, die gesammelten Pollen ans Leibchen. Weil die "Kuh" so ein kleines Schusselchen ist, verliert die auch mal so ein, zwei davon bei der nächsten Blüte, dem nächsten Strauch. Müssen sie sich wie einen Melkeimer mit einem kleinen Loch vorstellen. Irgendwann ist auch der voll und dann gehts ab nach Hause. Abladen, analog zum Eimer ausgießen, und das Spiel geht von vorn los und so ganz nebenbei gibts auch noch lecker Honig fürs Frühstücksbrötchen u.v.m. Verzeihen sie mir bitte diese einfache Darstellung - zur Wertigkeit in der Natur wollte ich mich nicht äußern.

  6. 25.

    Ok, das habe ich nicht gewußt. Und die breiten sich jetzt aus? Wieso fallen die auch Menschen an?

  7. 24.

    Die meisten Bienen sind Zuchtbienen, Honigbienen. Das sind fliegende Kühe. Die haben keinen Wert für die Natur.
    Fliegen, Wespen und Wildbienen bestäuben viel intensiver. Die klassische Fliege ist Bestäuber Nummer 1.
    Trotzdem sterben gerade viele Insekten. Sie sind im Nestbaumodus und haben ihre Winterquartiere verlassen.
    Insgesamt erleben wir seit geraumer Zeit ein immenses Artensterben. Das hat die Quantität des Aussterbens der Dinosaurier.
    Monanto hat Bestäubungsdrohnen gebaut… ..schon vor Jahren…

  8. 21.

    Und wenn das letzte Insekt den BayerMonsanto-Giftküchen zum Opfer gefallen ist, haben wir immer noch das Wetter, das letztlich der wahre Schuldige ist.

  9. 20.

    The same procedure as every year. What happens?

  10. 19.

    Meine Helden sind sowieso die Hummeln: Die bestäuben fleißig, was ihnen vor den Rüssel kommt. Bienen dagegen sind unglaublich zickig.

  11. 18.

    Habe mal Gegoogelt, das sind Gallische Feldwespen und laut dem Geschriebenen Friedlich.

  12. 17.

    Vielleicht Hornissen? Friedliche Tiere.
    Wespen naschen nur Süßes ab Ende August. Dann ist die Brut raus. Jetzt interessieren sie sich für Eiweißhaltiges und lassen uns in Ruhe.

    P.S. Schlechte Nachrichten für Veganer?

  13. 16.

    Auch glaube ich die Honigbienen haben sich organisiert und die Schnauze voll davon das, besonders die Europäer, sie feudalistisch ausbeuten.
    Unterbringung in schäbigen, überfüllten, ungeheizten Unterkünften und dann noch nach getaner Arbeit den Ertrag abschopfen.
    Da sind die bei weiten emsigeren Hummeln schlauer, kommen mit Massenunterkünften nicht klar und lassen keinen abschöpfbaren Ertrag zurück.

  14. 15.

    Wieso ein Verein für Handbesteuber? Einfach dafür sorgen, dass es den Insekten gut geht, statt ein weiter so wie bisher. Aber dann müsste man ja was ändern, damit die Insekten uns weiter versorgen, oder?

  15. 14.

    Ja, haben wir auch/Grunewald. Das sind die eingewanderten afrikanischen Holzheuschrecken. Breiten sich immer mehr in Europa aus, befallen alles aus Holz und sind giftig. In Afrika schon viele Menschen und Häuser, Tiere zum Opfer gefallen! Dort Massenbefall! Nicht zu bekämpfen.

  16. 13.

    Nicht nur für die Landwirte. Auch für die Aufstellplätze von Windrädern und Solarfeldern hat der "grüne" Wirtschaftsminister Habeck den Naturschutz aufgeweicht!

  17. 12.

    Sie könnten ja schon mal anfangen einen Verein der Handbestäuber zu gründen .Hoffentlich ist dass aber das Einzige von den chinesischen Bedingungen.

  18. 11.

    Statt sich immer nur auf die Honigbiene zu konzentrieren, sollten wir uns endlich mal um die robusteren und effektiven Wildbienen und Hummeln kümmern, die fliegen auch bei kälteren Temperaturen und sind nicht so verweichlicht wie die Honigbienen. Und das Wetter ist wohl auch nicht mehr so verlässlich, wir wissen schließlich nicht, wie der Rest des Jahres wird, und erst recht nicht was im nächsten Frühjahr kommt. Vielleicht sind das ja schon die Eisheiligen ;-)

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