Abgeordnete wollen keine "Ballermann-Atmosphäre" mehr - Opposition fordert neuen Masterplan für den Alexanderplatz

Do 08.05.14 | 22:18 Uhr
Alexanderplatz Berlin (Quelle: dpa)
Abendschau | 08.05.2014 | Heike Bettermann | Bild: dpa-Zentralbild

Als "Schmuddelkind" wird er bezeichnet, als "kein einfacher Ort" mit "Ballermann-Atmosphäre". Der Alexanderplatz kommt bei den Berliner Abgeordneten nicht gut weg - soweit sind sich alle einig. Doch wie wird der Platz künftig gestaltet? Hier fordert die Opposition ein komplettes Umdenken.

Die Opposition im Berliner Abgeordnetenhaus hat den Bezirk Mitte und den Senat aufgefordert, bei den Plänen für den Alexanderplatz komplett umzudenken. Hintergrund sind Probleme beim geplanten Hochhausbau.

Es müsse einen neuen städtebaulichen Wettbewerb geben, sagte die Linke-Abgeordnete Katrin Lompscher am Donnerstag. Auch Grünen-Fraktionschefin Antje Kapek verlangte einen neuen Masterplan für ein "zukunftsweisendes Zentrum". Darüberhinaus stehe infrage, ob der Platz wegen der U-Bahn-Tunnel überhaupt für Hochhäuser geeignet sei.

Selbstverständlich werde die 20 Jahre alte Planung überarbeitet, betonte Bausenator Michael Müller (SPD). "Es kann aber nicht darum gehen, den Alexanderplatz als Hochhausstandort infrage zu stellen." Kapek hatte zuvor Zweifel daran geäußert, dass der Platz wegen der unterirdischen Bahntunnel überhaupt für Hochhäuser geeignet sei.

Am Mittwoch war bekannt geworden, dass der Bau eines neuen Wohnhochhauses am Alex sich voraussichtlich weiter verzögert, weil am Rand des Grundstücks unterirdisch die U-Bahn-Linie 5 verläuft. Aufgrund der vorher offenbar zu wenig beachteten Bodenbedingungen muss der unmittelbar benachbarte Tunnel für die Bahn möglicherweise besonders gesichert werden.

"Schmuddelkind" mit "Ballermann-Atmosphäre"

Lompscher warf dem rot-schwarzen Senat vor, den Alexanderplatz im Vergleich zum Gebiet rund um dem Kudamm zu vernachlässigen. Dabei seien Alex und Fernsehturm herausragende öffentliche Orte. Auch Grüne und Piraten beschrieben den Platz als vernachlässigtes "Schmuddelkind" und wenig aufenthaltsfreundlich. Er sei "kein einfacher Ort", räumte Müller ein.

Linke, Grüne und Piraten wandten sich auch gegen die Buden, die neun Monate im Jahr auf dem Alexanderplatz stehen. Stadtentwicklungssenator Michael Müller (SPD) stimmte der Opposition zu, dass der Platz "nicht länger verrummelt und verramscht" werden dürfe. Es sei eine Schande, wie mit dem Ort umgegangen wird. Von "Budenzauber" sprach auch der CDU-Abgeordnete Stefan Evers. Der Bezirk Mitte sei offenbar mit dem Management überfordert. Lompscher, stadtentwicklungspolitische Sprecherin ihrer Partei, stört sich an der "Ballermann-Atmosphäre mit Buden, die neun Monate im Jahr dort stehen".

Für die zahlreichen Buden machte Müller auch den Bezirk Mitte verantwortlich. Er forderte alle Fraktionen auf, dem Bezirksamt klar zu machen, dass es restriktiver mit Genehmigungen umgehen solle.

Fernsehturm und Hotel Park Inn auf dem Alexanderplatz in Berlin (Bild: dpa)
125 Meter hoch ist das Park-Inn-Hotel. | Bild: dpa

Verdecken die Hochhäuser den Fernsehturm?

Linke und Grüne kritisierten auch, das am Einkaufszentrum Alexa geplante Hochhaus werde den Blick auf den Fernsehturm stören. Müller dagegen verteidigte die Hochhaus-Pläne: "Der Alexanderplatz ist kein Ort für Bungalows", sagte er. Auch die Koalition trat für Hochhäuser ein. Der Alexanderplatz werde durch die ungewöhnliche Formsprache des geplanten Gebäudes aufgewertet.

Auch die Wohnungen trügen zu einer Urbanisierung bei, sagte die SPD-Abgeordnete Ellen Haußdörfer. Der CDU-Abgeordnete Stefan Evers betonte, es könne nicht darum gehen, das städtebauliche Erbe der DDR zu konservieren und Investorenvertrauen zu zerstören. "Wir finden es gut, dass man nun endlich hoch hinaus will am Alex."

Wie hoch ist hoch?

In dem 1993 vorgelegten Masterplan für den Alexanderplatz war der Bau von zehn 150 Meter hohen Türmen vorgesehen, die teilweise auf Grundstücken entstehen sollten, auf denen sich bereits Gebäude befanden - darunter auch das ehemalige Interhotel Stadt Berlin, heute Park Inn. Die Gebäude können aufgrund der fortgesetzten Nutzung und meist umfassenden Sanierung nicht so einfach abgerissen werden. Hinzu kommen planungsrechtliche Hürden und Ansprüche von Alt-Eigentümern.

Opposition und Regierung streiten nun über ihre jeweiligen Pläne für das Areal. So haben die Linken einen Plan für die Alexbebauung und -nutzung eingebracht, ebenso wie Union und SPD. Dabei stößt insbesondere die Höchstbauhöhe von 125  Metern - dies ist die Höhe des heutigen Park Inn - im Linken-Plan auf Ablehnung bei Union und SPD. Die Regierungskoalition argumentiert unter anderem damit, dass beispielsweise am Breitscheidplatz auch Häuser entständen, die die Gedächtniskirche überragten, ohne dass dies abträglich für den städtbaulichen Eindruck des Areals sei.

Die Präsidentin der Architektenkammer Berlin, Christine Edmaier, fordert derweil, Politiker, Planer und Bürger zusammen zu bringen. "Das beste Mittel ist ein Wettbewerb, da kommen alle drei zusammen“, sagte sie dem rbb. Dabei solle ein langfristiger Plan entstehen. "Städtebau darf nicht parteipolitisch betrieben werden."

Die Projekte am Alexanderplatz im Überblick

  • 1) Das "Hines-Hochhaus"

  • 2) Das "Park Inn" Hotel (Blackstone Group)

  • 3) Kaufhaus Alea 101

  • 4) Haus des Reisens

  • 5) Die "2. Reihe" am Alex

  • 6) Neue Büros, Wohnungen und ein Hotel (BEGO Immobilien)

  • 7) Die Alexanderstraße

  • 8/9) Rund um das Gebäude der "Berliner Zeitung"

  • 10) "Hotel Barcelona" hinter dem Cubix-Kino

  • 11) "Alexa"... und mehr?

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