Bericht: Verstärkung zu spät angefordert - Berliner Polizei räumt Fehler im Fall Amri ein

Mo 25.09.17 | 16:28 Uhr
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Archivbild - Berlins Polizeipräsident Klaus Kandt springt während einer Pressekonferenz. (Quelle: imago/Jürgen Heinrich)
Video: Abendschau | 25.09.2017 | Bild: imago/Jürgen Heinrich

Nach dem Anschlag am Breitscheidplatz kann der Attentäter ungehindert aus Berlin flüchten. Erst Stunden später wird eine Großfahndung eingeleitet - ein Fehler, wie Polizeipräsident Kandt am Montag im Innenausschuss zugibt.

Die Berliner Polizei hat erneut eingeräumt, dass sie nach dem Terroranschlag auf dem Breitscheidplatz Fehler gemacht hat. Polizeipräsident Klaus Kandt sagte am Montag im Innenausschuss des Abgeordnetenhauses, vieles sei gut gelaufen - es habe aber auch Schwächen gegeben.

Kandt bestätigte einen internen Polizeibericht zum Ablauf nach dem Anschlag. Darin wird unter anderem bemängelt, dass erst nach mehr als drei Stunden eine Großfahndung eingeleitet wurde, wie sie bei Terroranschlägen vorgeschrieben ist. Die Polizeiführer forderten verspätet umfangreiche Verstärkung an, auch sei anfangs keine einheitliche Führung erkennbar gewesen, hieß es in dem Papier, über das der rbb exklusiv berichtete.

Die schnelle und sachliche Information der Öffentlichkeit besonders über das Internet wurde in dem internen Bericht hingegen ausdrücklich gelobt.

Kandt: "Offene Fehlerkultur bei der Polizei"

Innensenator Andreas Geisel (SPD) wies den Vorwurf der Opposition zurück, dass die Polizei den Bericht geheim gehalten habe. Der Bericht sei noch nicht fertiggestellt; er werde Ende Oktober veröffentlicht. Polizeipräsident Kandt betonte, die Polizei wolle nichts vertuschen, sondern umfangreich, offen und ehrlich über den Einsatz und auch über die Fehler berichten. "Das ist eine offene Fehlerkultur bei der Polizei, darauf kann ich eher stolz sein."

Der CDU-Abgeordnete Stephan Lenz monierte: "Sie hätten direkt sagen können, wir machen eine Nachbereitungskommission. Das wussten wir so nicht und das würde ich gerne ausdrücklich kritisieren." Der FDP-Innenpolitiker Marcel Luthe sagte: "Die Frage ist, ob Fehler vermieden werden können, wenn entsprechend geführt wird."

Bei dem Anschlag im vergangenen Dezember wurden zwölf Menschen getötet und fast 70 verletzt. Der Attentäter Anis Amri konnte ungehindert aus Berlin flüchten und wurde später in Italien erschossen.

1 Kommentar

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  1. 1.

    Gehört zur "Fehlerkultur" von Herrn Kant auch das Fälschen und Veränderung von Berichten? Außerdem nur ein klitzekleiner Teil der Polizei, die Fehler begangen hat und da in erster Linie Herr Kandt und seine Führungsetage sind zur Verantwortung zu ziehen , denn der Rest der Beamtinnen und Beamten machen einen tollen Job.

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